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Papier-Industrie-Verein 25. Jahres-Versammlung in Nürnberg Sonnabend, 7. Juni, vormittags 91/ Uhr im Hotel Strauss Fortsetzung zu Nr. 50 und Schluss 8. Feuerversicherung gewerblicher Betriebe. Hofmann: Die deutschen Feuerversicherungs-Gesellschaften haben bekanntlich einen festen Ring geschlossen und erhöhen bei neuen Ab schlüssen nicht nur die Prämien, sondern schreiben auch viel strengere Bedingungen vor. Demgegenüber ist der Deutsche Feuerversicherungs-Schutzverband entstanden, welcher sich zur Aufgabe gestellt hat, die Interessen der Versicherten zu wahren. Der Geschäftsführer, Dr. 0. Prange, hat seine Wohnung in Berlin SW, Zimmerstr. 53, und ist damit be schäftigt, zunächst eine allgemeine Feuerversicherungs-Statistik zu schaffen, zu welcher er die Ausfüllung von Fragebogen erbittet, die allen Industriellen zugehen sollen. Jeder Verein und jeder einzelne Fabrikant kann als Mitglied beitreten und sich dann bei Neuabschlüssen und in anderen Fällen dort Rat holen. Weinberg: Wer in der unangenehmen Lage ist, seine Ver sicherung erneuern zu müssen, wird die Erfahrung machen, dass nicht allein die Prämien vielfach verdoppelt werden, sondern, dass die Gesellschaften Bedingungen vorschreiben, welche kaum zu erfüllen sind. Ein Juwelier, der in einem grossen Laden 4 Millionen versichert hat, sollte alle seine Waren in Spinden auf bewahren, was ihm aber unmöglich war, da er sie zur Schau stellen muss. Er musste sich allerlei lästige Vorschriften gefallen lassen, weil ihn sonst keine Gesellschaft genommen hätte, und er unversichert geblieben wäre. Foerster: Nachdem der Buchdrucker-Verein eine eigene gegenseitige Feuerversicherung eingerichtet hatte, nahmen alle Aktiengesellschaften Stellung gegen diese Gründung. Die grafischen Gewerbe sind gute Objekte, bei denen die wenigsten Brände vorkommen, und wir wollten deshalb den Nutzen, den die Feuerversicherungen bei uns machen, selbst verdienen. Unsere Absicht wurde aber dadurch vereitelt, dass wir keine Rückversicherung bekamen, da alle Gesellschaften im Ring waren. Sobald eine Fabrik frei wird, muss sie höhere Prämien bezahlen, und alle Gesellschaften werden davon benach richtigt. Ich bin für Anschluss an den Schutzverband. Heilmann: Meine Versicherung war voriges Jahr abgelaufen und ich wurde gefragt, ob ich mich neu versichern will. Nachdem ich bejaht hatte, wurde eine neue Prämie festgestellt, und als ich diese wegen ihrer Höhe ablehnte, wurde mir ge sagt: Sie können nicht anders, Sie müssen zu uns kommen. Schliesslich nahm man aber die Fabrik zur alten Prämie wieder auf. Nach weiterer Aussprache wird beschlossen, dass der Verein dem Schutzverband beitreten solle, wenn es für mässigen Beitrag geschehen kann. 9. Amtliche Briefumschläge und Gefängnissarbelt. Nohlbauer: Meines Wissens ist am 12. März eine Eingabe vom Vorstande der Briefumschlagfabrikanten an den Justiz minister gemacht worden, aber leider ohne Erfolg geblieben. Da der Referent, Herr Dr. Werner Schmidt-Elberfeld, ver lobungshalber nicht erschienen ist, und sich Niemand weiter zum Worte meldet, so wird der Gegenstand verlassen. 10. Postanweisungs Briefumschläge wie in Württemberg ein geführt. Nestmann: Jeder hat darüber zu klagen, dass man die zum Ausgleich von Zahlungen nötigen Beträge meistens in Marken und Wechseln bekommt. Ich beantrage, der Vorstand möge bei der Reichspostverwaltung dahin vorstellig werden, dass bei uns die in Württemberg benutzten Postanweisungs briefe eingeführt werden. Vielleicht ist einer der Herren in der Lage, dem noch etwas hinzuzufügen. (Zuruf: Sie haben sich bewährt; Beträge bis 8000 M., Briefgewicht bis 250 g.) Vors.: Wenn ich recht verstehe, so sind die Anweisungs briefe Umschläge, die zur Aufnahme schriftlicher Mitteilungen, von Wechseln, Anweisungen usw. dienen, deren Adressseite aber wie eine Postanweisung bedruckt ist und als solche dient. Man legt beispielsweise in den Umschlag den Brief und die Wechsel und zahlt auf die Postanweisung den weiter erforder lichen Betrag ein. Wenn Sie mir die Angelegenheit überlassen, werde ich die Sache an maassgebender Stelle anregen und erforderlichenfalls eine Eingabe machen. Die Versammlung beschliesst in diesem Sinne. (Zuruf: Bitte den Herren in Baiern von etwaigem Erfolge Mitteilung zu machen, damit Baiern auch etwas profitirt.) II. Erteilung von Diplomen für treue Mitarbeit. Vors : Ich habe hier eine Liste der verlangten Diplome und bitte, dieselbe herum- und zurückzugeben. Im Jahre 1901—1902 wurden 332 Diplome von Mitgliedern für ihre Mitarbeiter verlangt, davon sind bereits 121 geliefert, noch zu liefern sind 211. Erfahrungsgemäss haben wir noch 30—40 Anmeldungen zu erwarten, sodass 360 Diplome im Laufe des Jahre abgegeben sein werden. Die Versammlung muss die Güte haben, zu beschliessen, dass diese Diplome verliehen werden sollen, weil die Verleihung nur durch Vereinsbeschluss erfolgen darf. (Einstimmig genehmigt.) In verschiedenen deutschen Staaten werden den Mit arbeitern auch staatliche Anerkennungen in Form von Denk münzen verliehen. Wir haben schon zweimal eine solche Ein richtung für Preussen beantragt, und ich habe bei der Gewerbe- Inspektion Erkundigungen eingezogen,. Der Gewerberat empfahl, dass der preussische Arbeitgeber nicht bei der Polizei, sondern beim Handelsminister die Auszeichnung seiner Mit arbeiter beantragen solle. Er tue auch gut, seinen Gewerbe rat davon zu verständigen, weil dieser zum Bericht aufgefordert werde. Nach SOjähriger, unter Umständen auch kürzerer Dienstzeit könne das Allgemeine Ehrenzeichen, für Beamte und höhere Angestellte auch der Kronenorden bewilligt werden. In der Regel werden solche Auszeichnungen durch die Ge werberäte überbracht. Wilisch: Nach 25jähriger Tätigkeit gibt die Gemeinde oder der Stadtrat in Sachsen ein Diplom, nach SOjähriger verleiht der Staat eine silberne Medaille mit grünweissem Bande. Salosehin wünscht, dass für 25 Jahre Dienst ein feiner aus gestattetes Diplom als das gewöhnliche erteilt werde, stellt aber keinen Antrag. Weinberg: Wir haben 25 Jahre unausgesetzter Arbeit hinter uns und sollten den Männern dafür Anerkennung zollen, die am meisten zu unseren Erfolgen beigetragen haben. Ich nenne Herrn Kommerzienrat Blanke, der stets mit Herz und Seele dabei war und durch seinen Humor manche Schwierigkeit aus glich, aber jetzt aus Gesundheitsrücksichten glaubt uns ver lassen zu müssen. Friedrich Wilhelm Abel-Magdeburg, Mit begründer des Vereins, verwaltet seit 17 Jahren unsere Finanzen in mustergiltiger Weise und wird uns hoffentlich noch weiter treu bleiben. Die Verdienste des Vorsitzenden, Herrn Kom merzienrat Krause, um den Verein brauche ich nicht zu schildern, wir kennen sie von heute und gestern und einer Reihe von Jahren. Als eines der älteren Mitglieder erlaube ich mir Ihnen gleichzeitig im Namen anderer Mitglieder des Vorstandes vorzuschlagen, diese drei Herren für immer an uns zu fesseln, indem wir sie zuEhrenmitgliedern ernennen. (Lebhafter Beifall.) Ich kann von dem Herrn Vorsitzenden nicht beanspruchen, dass er diese Frage zur Besprechung stellt, und bitte ihn, mir das Amt für einige Zeit zu übertragen. (Geschieht.) Salosehin: Ich möchte vorschlagen, Herrn Weinberg selbst, als einem der ältesten und regsten Mitarbeiter, die gleiche Würde zu verleihen. (Lebhafter Beifall.) Da Niemand widerspricht, so erfolgt die Ernennung der vorgeschlagenen vier Herren zu Ehrenmitgliedern einstimmig. Vors.: Ich schlage vor, Herrn Abel und Kommerzienrat Blanke diesen Beschluss telegrafisch mitzuteilen und sie um Fortführung ihrer Aemter zu ersuchen. Ich fühle mich durch diese Ernennung hoch geehrt und werde dem Verein gerne meine Kraft widmen, soweit es mir möglich ist. 12. Beitritt zum Zentralausschuss kaufmännischer, gewerbl. und industrieller Vereine in Berlin. Weinberg zieht den von ihm ge stellten Antrag für heute wegen vorgeschrittener Zeit zurück. 13. Deckung der Druckpapiere (Undurchsichtigkeit). Winkler erklärt sein Verfahren zur Ermittlung der Durchsicht (Trans parenz) von Papier. Da er im Wesentlichen das in Nr. 15 der Papier-Zeitung beschriebene Verfahren mitteilt, so ver weisen wir auf diesen Aufsatz. Der Vors. dankt dem Redner für seinen Vortrag. Hofmann verliest die Depeschen, welche nach Beschluss der Versammlung an Herrn Kommerzienrat Blanke und Abel gesandt werden sollen und schlägt eine dritte vor, die voraus sichtlich bei den älteren Mitgliedern sympatische Zustimmuug finden werde. Bei dem 25jäbrigen Bestehen des von Kom merzienrat Dessauer solange geleiteten Vereins sollte seinem einzigen überlebenden Kinde, der Baronin von Gorup in Aschaffenburg, ein Gruss gesandt werden. (Zuruf: sehr richtig.) Die Depesche lautet: »Der Verein Deutscher Buntpapier-Fabrikanten und