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auftragt, der nächsten Jahresversammlung geeignete Vor schläge zur Abänderung der Satzungen zu machen. Nach Schluss der Versammlung wurden in der Vorstands- Sitzung die Kommerzienräte Krause und Blanke als Vor sitzende, Herr Weinberg als Schriftführer, Herr Abel als Kassirer wieder- und Kommerzienrat Nister als 2. stellvertretender Vorsitzender neu gewählt. 6. Postvorschriften. Vors.: In Nr. 45 der Papier-Zeitung sind die neuen Bestimmungen über Postkarten und Brief umschläge zusammengestellt, und der Verein hat sie auch be sonders drucken lassen. Dieser Sonderdruck ist allen Mit gliedern mit den vertraulichen Listen zugegangen. Ausserdem sind noch 3C00 Abdrücke gemacht, die für 10 Pf. das Stück vom Verein bezogen werden können. Abdrücke der Verfügung betreffs geprägter Postkarten werden zu 1 M. 50 Pf. das Hundert abgegeben. Mit diesen Bestimmungen sind die Wünsche der Industrie befriedigt, und es ist darin gesagt, was die Fabrikanten im Interesse der Post bei Herstellung von Briefumschlägen und Ansichtspostkarten beachten sollen. Im Postetat ist das Gewicht der Briefe, Karten usw. festgelegt, wenn aber z. B. die Postkarten schwerer sind als sie sein dürfen, so entsteht für die Post erheblicher Schaden, weil sie die Beförderung der Beutelbriefsendungen nach dem Gewichte bezahlen muss. Die amtliche Postkarte hat ein Gewicht von 3 g, nach den uns zugestandenen Grenzen dürfen aber Ansichts karten bis 6 g wiegen. Dieses Zugeständnis macht auf 1000 Postkarten 3 kg aus. Bei dem ungeheuren Verkehr sind 1000 Karten sehr wenig, und die Versendung grosser Mengen nach Frankreich, Spanien usw. verursacht bei grösserem Ge wicht erhebliche Mehrkosten. Die Post hat also recht, wenn sie sieh gegen unnötige Erhöhung des Gewichts wehrt. Es ist Aufgabe der Fabrikanten, darauf zu achten, dass die Be stimmungen eingehalten werden, weil die Post sonst genötigt wäre, einschränkende Vorschriften zu erlassen, welche die ganze Industrie schädigen. Nachdem die Verordnungen über geprägte Karten grosse Beunruhigung ins Publikum getragen und deren Verkauf bei nahe unmöglich gemacht hatten, muss die glatte Aufhebung der Verordnungen und die Zusammenstellung der Vorschriften und Verfügungen sehr erleichternd wirken und grossen Schaden abwenden. Ich schlage vor, dem Staatssekretär unsern Dank durch eine Depesche folgenden Inhalts auszudrücken: Excellenz Kraetke. Die Generalversammlung des Papier-Industrie-Vereins dankt für die Verfügung ge prägter Postkarten. Der Vorsitzende. Hofmann: Die Poslkartenindustrie beschäftigt zahlreiche Verleger und Händler sowie Papierfabriken und Druckanstalten, die sich gegenseitig mit Neuheiten überbieten. Vor einigen Jahren erschienen Postkarten, die auf der Rückseite geprägt, aber auf der Vorderseite durch Aufkleben von Papier glatt waren. Dann blieb das aufgeklebte Papier weg, die Prägung erschien auch auf der Adressseite, zuerst in bescheidenem Umfang, nach und nach immer mehr die Fläche einnehmend. In manchen Fällen war die Adressseite derart mit starken Prägungen bedeckt, dass man nur schwer die Marke aufkleben und darauf schreiben konnte. Die Adressen wurden infolge dessen noch viel undeutlicher als sie bei Postkarten ohnehin häufig sind und verursachten den Beamten viel Mehrarbeit. Die Post verfügte deshalb, dass solche übermässig bedruckten Karten nicht mehr befördert werden, das Publikum machte keine Unterscheidung und kaufte überhaupt keine geprägten Karten mehr. So wurden mit einem Schlage Millionen fertiger Postkarten unverkäuflich, und die Postkartenhändler be schwerten sich direkt sowie in Versammlungen über diese Massregel. Unser Vorsitzender hatte Gelegenheit, in persön licher Rücksprache dem Staatssekretär des Reichspostamts die Sache eingehend vorzutragen. Nach langen Verhandlungen, die er mit Excellenz Kraetke und dem Dezernenten im Reichs postamt führte, ist es ihm gelungen, die Herren zu überzeugen, dass die Postkartenindustrie durch Ausschluss geprägter Karten sehr geschädigt würde, und dass nur durch Zurücknahme der Verfügung die Beunruhigung des Publikums beseitigt und der Verkauf von Millionen geprägter Postkarten ermöglicht werden könne. Obwohl die Post infolge dieser Vorstellung und um Schädigung der Interessenten nach Möglichkeit fernzuhalten, ihr Verbot zur Zeit aufgehoben hat, so muss man ihr doch darin recht geben, dass die erwähnten Uebertreibungen nicht mehr vorkommen dürfen. Neue Postkarten sollten den Er fordernissen des Verkehrs angepasst werden. Alle Mitglieder sollten ihre Bemühungen darauf richten und in grösseren Kreisen dahin wirken, dass die Postkarten nur in vernünftigen Grenzen mit Prägung versehen werden. Foerster: Wir sind Herrn Kommerzienrath Krause dankbar, dass es ihm gelungen ist, das Reichspostamt zur Zurücknahme der Verfügung zu bestimmen, Als Zeichen unseres besonderen Dankes für die grosse Mühe, welche er damit gehabt hat, bitte ich Sie, sich von den Plätzen zu erheben. (Geschieht.) Ich möchte ferner an ihn die Bitte richten, dahin zu wirken, dass die Postverwaltung nicht plötzlich Bestimmungen erlässt, ohne mit den Interessenten vorher Fühlung zu nehmen. (Zuruf: Das ist ein frommer Wunsch!) Die Verfügungen der Post kommen zu plötzlich, die Druckereien werden beunruhigt, wie z. B. durch die Vorschrift, dass die Adressen links gedruckt werden sollen. Aebnlich gings mit den Packetadressen; die Post führte plötzlich ein neues Formular ein, und das Publikum verlangte dieses dann allgemein von den Druckereien, ohne auf die Bestände Rücksicht zu nehmen. Vors.: Die Forderung, welche Herr Förster eben stellte, ist seit Jahren geltend gemacht worden. Eine »Verordnung« wegen Linksdrucken ist niemals erlassen worden, die Post hat nur einen Wunsch ausgedrückt, der aber durch Verbreitung von Mund zu Mund häufig verdreht worden sein und Be unruhigung verursacht haben mag. Mit der erwähnten, allen Mitgliedern zugegangenen Zusammenstellung der Vorschriften ist jetzt die erwünschte Klarheit gegeben. Nach weiterer eingehender Besprechung wird die Ab sendung der vom Vors. beantragten Depesche beschlossen. Oesterreicher: Es ist erfreulich, dass der Papier-Industrie- Verein, der eine Interessen-Vertretung darstellt, in dem Fall der geprägten Karten, wo es sich um das Sein oder Nichtsein einer Anzahl unserer Mitglieder handelte, einen so schönen Erfolg erzielt hat. 7. Schulhefte. Einheitliche Vorschriften für Papier, Liniaturen, auch für gedruckte Bücher. Vors.: Dieser Punkt ist schon von verschiedenen Generalversammlungen behandelt worden und hat stets Ablehnung erfahren, weil Vorschriften betreffs Papier, Liniaturen usw. für Schulhefte vielleicht grösseren Schaden verursachen könnten, als die jetzige Regellosigkeit. Görisch: Bei uns in Spremberg herrscht auf diesem Gebiete reine Willkür, die Lehrer bestimmen Alles nach Belieben und ohne Frist für den Absatz der vorrätigen Hefte zu geben. In einer Schule wurden Bücher eingeführt, die ich alle nebst den gewünschten Etiketten angeschafft hatte, als nach vier Wochen ein neuer Lehrer kam und Alles anders haben wollte. Dies müsste unmöglich gemacht werden, und vor Allem sollten die Lehrer weder direkt noch indirekt Nutzen aus dem Handel ziehen. Steffen: In Fällen, wie der erwähnte, sollte man sich sofort an den Kreisschulinspektor wenden. Ich glaube nicht, dass wir eine Vereinheitlichung unserer Liniaturen erreichen werden, halte es auch nicht für wünschenswert, dagegen sollte der Zwischenhandel der Lehrer bekämpft werden. Der Minister hat diesen Handel verboten, und es würde sich empfehlen, den Minister zu ersuchen, dass er seiner Verfügung mehr Geltung verschaffe. Görisch: Ich führe 86 Sorten Schreibhefte und muss, da hiermit nicht für Alles gesorgt ist, für meine eigenen Kinder, die in der Realschule sind, von der Konkurrenz kaufen. Balz spicht sich gegen die Feststellung einheitlicher Liniaturen aus. Foerster: Als seinerzeit der Schulrat nach Zwickau kam, fand er arge Zustände und wollte diese dadurch bessern, dass die Lieferung einer Firma übertragen wurde. Die Liniatur und Papier mit 45 pCt. Lumpen wurde vorgeschrieben. Als die Sache uns übertragen war, beschwerten sich die Händler beim Ministerium auf Grund der Gewerbefreiheit. Dieses ent schied, dass Jeder liefern könne und dabei blieb es. Berberich: Wir haben für ganz Württemberg 7—8 Normal- Liniaturen und sowohl Händler wie Grossisten befinden sich gut dabei. Diese Einrichtung hat zur Folge, dass jeder Buch binder sich bemüht, gutes Papier zu verwenden. Zu einer Massenherstellung sind wir in den 25 Jahren noch nicht ge kommen. Die Hauptsache ist, dass von höherer Stelle die Liniaturen festgesetzt werden, sodass nicht an kleinen Orten, wie es heute erzählt worden ist, der Lehrer tun kann, was er will. Von anderer Seite wurde wiederholt betont, dass von den Lehrern kein Druck zu Gunsten bestimmter Fabrikate auf die