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Nr. 29 .C 1038 n Buchgewerbe Buchbinderei * * Buchdruck * * * * * * Buchhandel *** Steindruck E Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Buchdruck-Ausstellung im Krystall-Palast zu London Die »Internationale Maschinen- und Buchdruck-Ausstellung« ist nun seit Anfang März eröffnet, und die einzelnen Abthei- lungen werden allmälig mit den Ausstellungsgegenständen gefüllt, sodass das unerfreuliche Bild, welches sich in der ersten Woche den Besuchern bot, bald überwunden sein wird. Die Unfertigkeit bei der Eröffnung tritt bei vielen Ausstellungen auf, am meisten aber dort, wo schwere Maschinentheile aus weiten Entfernungen heranzuschaffen und aufzustellen sind. Das grosse Mittelschiff der Halle und einige der westlichen Galerien sind von der Ausstellung besetzt. Auffallend gering ist die Zahl ausgestellter englischer Maschinen. Deutsche Maschinen und Werkzeuge machen etwa die Hälfte der Aus stellung aus, mehr als ein Viertel kam aus Amerika, weniger als ein Viertel ist englischen Ursprungs. Die grösseren englischen Firmen des Druckmaschinenbaues sind der Aus stellung ferngeblieben. Die ausgestellten deutschen Maschinen und Werkzeuge zeichnen sich, wie das englische Fachblatt »The British and Colonial Printer« zugiebt, durch guten Bau und feine Ausführung aus. Geschichtlichen Werth hat eine Sammlung alter Zeitschriften und Zeitungen, nebst Briefen von berühmten Druckern, alten Holzschnitten sowie einer hölzernen Handpresse mit Farbballen. Der amtliche Katalog der Ausstellung ist noch nicht erschienen, man hat daher noch keinen endgiltigen Ueberblick. Von den deutschen Ausstellern sind u. A. zu nennen: Berger & Wirth-Dresden, welche äusser ihren Buch- und Stein druckfarben auch die Viktoria-Tiegeldruckpresse von Rockstroh & Schneider Nachf.-Dresden-Heidenau in Thätigkeit zeigen; Äug. Brehmer-Leipzig hat seine bekannten Draht und Fadenheft- masehinen, sowie eine sehr zweckmässige Liniirmaschine aus gestellt. Kampe & Co. zeigen die Maschinen der Firma Karl Krause-Leipzig in grosser, reichhaltiger Auswahl mit den letzten Verbesserungen, König & Ebhardt-Laxmo^er sind durch schöne Proben von Etikettendruck vertreten, Römmler & Jonas-Dresden haben sehr schöne Dreifarbendrucke gesandt. Die Tiegeldruck presse »Germania« von C. L. Lasch & Cie. in Leipzig wird durch die Firma Soldan & Co in London vorgeführt. Frankfurter Brief Frankfurt a. M., Ende März In einfachen und würdigen Formen hat am 25. März der Mittel deutsche Kunstgewerbe - Verein den Jahrestag seiner Gründung vor 25 Jahren begangen. Mit dem grossen Aufschwung des Frankfurter Kunstgewerbes, namentlich im grafischen Fach, ist das Wirken des Vereins aufs Engste verknüpft. Er war stets der Mittelpunkt aller fortschrittlichen kunstgewerblichen Bestrebungen. Die vornehm aus gestattete Festschrift (Eckmann-Schrift und Schmuck aus der Rud- hardt’schen Giesserei in Offenbach, Papier von Ferdinand Flinsch, Druck von August Osterrieth, beide in Frankfurt a. M.) nennt als die Aufgaben des Vereins: ein Kunstgewerbe-Museum als Sammlung alter und moderner Arbeiten; dauernde und vorübergehende Ausstellung neuer kunstgewerblicher Erzeugnisse; Kunstgewerbeschule; Bibliothek; Modellsammlung; praktisches Eingreifen in die kunstgewerbliche Arbeit durch Vermittlung von Entwürfen; Preisausschreiben; öffent liche Vorträge; kunstgewerbliche Veröffentlichungen. Unter den bis her veranstalteten Sonder-Ausstellungen nehmen Buchgewerbe und grafische Kunst eine hervorragende Stelle ein; so wurde im Jahre 1901 eine Ausstellung von Werken Walter Crane’s veranstaltet, welche zum erstenmal in Deutschland ein umfassendes Bild von dem Wirken des Künstlers bot. Die Vorlagen-Sammlung der Bibliothek birgt gegen wärtig in 426 Sammelkasten rund 50 000 Einzelblätter. Eine Plakat- Sammlung von über 400 Nummern wird in Rollen und grossen Mappen gesondert aufbewahrt. Im Jahre 1900, dem Jahre des Gutenberg- Jubiläums, konnten mit Hilfe einer aus Geschenken angesammelten Summe von 2000 M. die Abtheilungen für Buchdruck und Illustrations werke reichlich vermehrt werden. Der Jubiläums-Bericht zeigt, wie der Mitteldeutsche Kunstgewerbe-Verein während des ersten Viertel- Jahrhunderts seines Bestehens von kleinen Anfängen zu weitverzweigter Wirksamkeit gelangt ist, und wie seine Bildungsanstalten für das Frankfurter Kunstleben Bedeutung gewinnen. Die aus dem festlichen Anlass veranstaltete Jubiläums-Ausstellung wird bis Ende Mai ge öffnet sein. Auf der Düsseldorfer Ausstellung sollten auch die Frankfurter grafischen Künste in einer Gesammt-Gruppe vertreten sein. Wie jetzt unter Bedauern mitgetheilt wird, ist infolge verschiedener Umstände von der Betheiligung Abstand genommen worden. Die Frankfurter Societätsdruckerei hat wieder ein Jubelfest zu feiern. Vor 25 Jahren übernahm Ludwig Cohnstaedt, nachdem er bereits längere Zeit Mitarbeiter der »Frankf. Ztg.« gewesen war, die ver antwortliche Redaktion des Handelstheils. In Wiesbaden ist am 31. März der frühere langjährige Chefredakteur des »Rheinischen Kurier«, Johannes Lahm, nach längerem Leiden ge storben. Er war 1835 in Bonn geboren. Zuerst Redakteur der »Mainzer Zeitung«, ging Lahm 1867 nach Wiesbaden, wo er bis zum Jahre 1899 mit hervorragendem Geschick als Leiter genannten Blattes thätig war. Die Stadtverordneten - Versammlung hat kürzlich wiederum den An trag, städtische Druckarbeiten nur an tariftreue Druckereien zu ver geben, abgelehnt, und zwar mit 25 gegen 16 Stimmen. Vom 1. April ab wird für den Regierungsbezirk Wiesbaden eine neue Gewerbe-Inspektion mit dem Amtssitz in Frankfurt a. M. und der Bezeichnung »Gewerbe-Inspektion Frankfurt a. M. II« errichtet. Die bisherige hiesige Inspektion führt künftig die Bezeichnung »Gewerbe- Inspektion Frankfurt a. M. I« und umfasst den Stadt- und Landkreis Frankfurt. Zur neuen Inspektion gehören die Kreise Höchst, Ober taunus und Usingen. Im Buchdruckgewerbe ist gegenwärtig ein erfreulich lebhafter Geschäftsgang zu verzeichnen. Claudius Ein betrügerischer Zeitungsverleger Wegen Betrugs und Urkundenfälschung musste sich dieser Tage vor einer Strafkammer des Königl. Landgerichts München I der Ver leger der in München erscheinenden deutschnationalen Zeitschrift »Odin«, Rudolf Lenzer aus Apolda, verantworten. Der Angeklagte gründete im Verein mit dem Kaufmann Hugo Stiebitz den Verlag »Odin«. Stiebitz steckte gegen 25000 M. in das Unternehmen, dieses gedieh jedoch nicht, und der Verlag, dessen Leitung Lenzer über nahm, während Stiebitz seiner angegriffenen Gesundheit wegen den Süden aufsuchen musste, kam bald in Geldverlegenheiten. Bei der Kunstanstalt Bruckmann hatte Lenzer eine Schuld von 2500 M., zu deren Zahlung er oft aufgefordert wurde, worauf er dem Prokuristen der Firma an Zahlungsstatt zunächst einen Bürgschaftsschein über gab. Als die Firma damit nicht zufrieden war, übergab er einen von ihm ausgestellten Primawechsel, welcher als Girantin die Gräfin Westarp, deren Unterschrift Lenzer täuschend nachahmte, aufwies. In gleicher Weise verfuhr Lenzer bei seiner Geschäftsverbindung mit der Mühlthaler'schen Buchdruckerei. Er schuldete ihr zuletzt 4100 M., zur Deckung übergab Lenzer dem Direktor Holzer der genannten Buchdruckerei einen mit der Unterschrift der Gräfin als Girantin versehenen Wechsel, nachdem eine Bürgschafts-Erklärung als unge nügend erachtet wurde. Sowohl die Bürgschaftsscheine als auch die Unterschriften der Gräfin auf den Wechseln waren von Lenzer ge fälscht. Dem Kunstanstaltsbesitzer Friedrich Goldenberg war Lenzer 397 M. schuldig geworden. Goldenberg erklärte sich auf Ansuchen be reit, dem L. einen Wechsel für einen höheren Betrag zu diskontiren, wenn eine zahlungsfähige Persönlichkeit denselben girire. Diese Anregung benützend gab Lenzer dem Goldenberg einen Wechsel über 2000 M., welcher ebenfalls die gefälschte Unterschrift der Gräfin trug. Ausserdem betrog er eine Reihe von Personen um höhere Beträge. Der schon mehrfach und schwer vorbestrafte Angeklagte wurde wegen neun Fällen des vollendeten und zwei des versuchten Betrugs zu einer Zuchthausstrafe von acht Jahren und zehnjährigem Ehrver lust verurtheilt. M. Der Verband der Deutschen Buchdruokergehilfen hält am 28. Juni in München seine Generalversammlung mit nachstehender Tagesordnung ab: Bericht des Vorstandes, Berathung der Abänderungsanträge zum Statut, Besprechung über den »Correspondent«, über die allgemeine und die tarifliche Lage, über die Beschlüsse des internationalen Buch drucker-Kongresses in Luzern, über die Beschlüsse des Gewerkschafts- Kongresses, soweit sie die Interessen des Verbandes der Deutschen Buchdrucker berühren, Festsetzung der Mitgliederbeiträge, sowie der Remuneration für die Vorstandsmitglieder, Wahl des »Correspondenta- Redakteurs, Beschlussfassung über weitere Anträge und Beschwerden usw. (Leipziger Tagebl.)