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Nr. 48 PAPIER-ZEITUNG 1735 Ein volkstümliches Buch der Naturwissenschaft Prachtwerke sind unsererZeit nichts Besonderes — kein Monat ver geht, wo nicht ein oder mehrere Neuerscheinungen uns vorliegen. Sie behandeln aber meist Litteratur und Kunst, seltener die Wissen schaft, und wo dies wirklich der Fall, da sind es rein wissenschaftliche, teure Bücher. Der charakteristische Zug unserer Zeit, die Wissen schaften zum Gemeingut Aller zu machen, wurde bis jetzt noch nicht recht in gediegenen Werken berücksichtigt. Besonders über die Naturwissenschaften fehlte ein einheitliches, auf modernem Standpunkt stehendes Unternehmen, welches rein volkstümlich gehalten in der Lage wäre, das gerade diesen Wissenschaften entgegengebrachte grosse Interesse zu befriedigen. Mit Genugtuung müssen wir daher das Buch begrüssen, das jetzt imVerlage von Rich. Bong, Berlin, erscheint. Hans Krämer, schon bekannt durch Herausgabe des Werkes »Das XIX. Jahrhundert in Wort und Bild«, hat es unternommen, dem nach Bildung und Aufklärung strebenden Publikum ein neues, inhaltreiches Unternehmen vorzulegen, welches überall ungeteiltes Interesse finden , wird. Das neue Prachtwerk nennt sich »Weltall und Menschheit^ und wird im umfassendsten Maasse den Aufbau des Weltalls und die Entstehung der Menschheit schildern. Das ganze Werk baut sich auf den Fortschritten der Wissenschaft auf, wobei manches Neue, Ueberraschende den Leser erfreuen wird. Es ist ein rein volks tümlich geschriebenes Werk und beruht doch dabei ganz auf den Ergebnissen der neuesten Forschungen. Ein Kranz hervorragender Gelehrter Deutschlands wurde dem Unternehmen als Mitarbeiter gewonnen, wodurch dem neuen Prachtwerke der rein wissenschaftliche Charakter gewährleistet wird. Um »Weltall und Menschheit« recht zu einem Volkswerke zu machen, hat der Verlag dasselbe in Heften herausgegeben, deren etwa hundert geplant sind, die dann nach Abschluss fünf Bände in Gross-Oktav-Format bilden werden. Inhaltlich wird das Werk zuerst behandeln: Die Erforschung der Erde. Wir sehen dieselbe sich langsam bilden, die verschiedenen Entwicklungsstufen durchmachen — Pflanzen, Gesteine, Tiere und Menschen werden in ihrer stetigen Entwicklung in anziehenden Schilderungen vorgeführt. Das Meer, die Luft mit allen ihren Erscheinungen lernen wir kennen, wobei auch die Ansichten älterer Generationen hierüber gestreift werden, die sich dann oft genug recht sonderbar neben den Ergebnissen der Forschung ausnehmen. Dann lernen wir das unendliche Weltall kennen. Diesem wird sich die Erforschung der Naturkräfte und ihre praktische Verwendung im Dienste der Kultur anschliessen, wobei auch die Einwirkung der Naturkräfte auf das Menschengeschlecht eingehend behandelt wird. Wir sehen also ein Bild der Entwicklung vor uns aufgerollt, das von den Anfängen unseres Planeten bis auf unsere Tage reicht — Alles berührend und erschöpfend in Wort und Bild behandelnd. In dieser allgemein verständlichen Art wurde das gleiche Thema noch von keinem Werke behandelt. Da auch der illustrative Teil überaus reich und gut ist, so ist es schon angebracht, dieses neue Buch ein gehender zu besprechen. Von den Männern der Wissenschaft, die für »Weltall und Mensch heit« als Mitarbeiter wirken, seien genannt: der Direktor der Stern warte in Berlin, Prof. Dr. W. Förster, die Leipziger Universitäts professoren Dr. W. Marshall und Dr. Weule, letzterer bekannt durch seine Leitung des Museums für Völkerkunde in Leipzig, ferner Prof. Dr. Karl Sapper, Tübingen usw. Ganz neue Gesichtpunkte zeichnet Prof. Dr. Herm. Kaatsch aus Heidelberg bei seiner Entstehung des Menschengeschlechts. Er räumt mit einer Reihe veralteter Theorien auf, die Jahre lang die Köpfe verwirrten. Er knüpft wohl an Darwins Theorie an, kommt aber zu anderen Schlüssen als diese, und seine Anschauungen haben die Anerkennung der Gelehrten gefunden, sie wurden maassgebend für die moderne Antropogenie. Schon dieses Beispiel zeigt, wie die neuesten Forschungen zu dem Werk benutzt wurden. Der menschliche Geist beschäftigt sich gern mit der Vorzeit, und gerade in diesem Buche wird er aus führliche Belehrung und Aufklärung erhalten. Die letzten Jahrzehnte haben unzählige neue Funde zu Tage gefördert, deren Erforschung hier verwertet worden ist. Gerade dieses Werk gibt erst den richtigen Begriff der ungeheuren Entwicklung, die der Mensch durch eilte, gibt erst den richtigen Maassstab von der Arbeit, die das Menschengeschlecht in seiner Entwicklung geleistet. Ganz besonders wertvoll ist der bildliche Inhalt. Das was hier geboten wird, rechtfertigt die Bezeichnung »Prachtwerk«. Die Abbildungen hat natürlich zumeist die Chemigrafie hergestellt. Auch der Holzschnitt ist mit schönen Arbeiten recht gut ver treten. Die Illustrationen sind schwarz und bunt. Von den letzteren fallen besonders sogenannte »Klappenbeilagen« auf; das ist eine neue Methode der Zusammenfügung mehrerer Abbildungen zu einer einzigen mittels sinnreicher Klebungen. Man will dadurch dem Leser von Bild zu Bild einen bestimmten Naturvorgang ver anschaulichen. Da zu einer einzigen solchen Klappenbeilage sechs und mehr Bilder gehören, so sind diese ziemlich kostspielig in der Herstellung, umsomehr, da diese Abbildungen vorzügliche Arbeiten der „Chromo - Autotypie darstellen, welche zum Teil sogar mittels Stichels nachgearbeitet wurden. Das Werk sieht viele solcher zusammengestellten Bilderserien vor. So enthalten die ersten Hefte z. B. ein Gewitter, einen Vulkan-Ausbruch usw. Jedes einzelne Bild solcher Serie zeigt eine Entwicklungsfase dieser Naturereignisse, die sich ganz wie in der Natur aneinanderreihen und so die ganze Entwicklung treffend vor Augen führen. Auch transparente Darstellungen, z. B. der Mondfasen, geben eine vortreffliche Anschauung solcher Natur-Vorgänge. Dass diese Abbildungen alle in mehreren Farben hergestellt wurden, erhöht ihren Wert. So lehrreich ist bis jetzt kein populär gehaltenes Werk gewesen. Diese Art der Illustrirung wird überall Beifall finden. Ueberall ist bei den Illustrationen die grösste Sorgfalt angewandt. Alte wertvolle Faksimiles sind mittels Zinkografie vervielfältigt worden, und die Chemigrafien stammen von Brend’amour, Simhart & Co. Die Naturwunder der Welt werden im Buntdruck vorgeführt werden. Schon die ersten Hefte geben hiervon einen guten Begriff. Das grosse Blatt »Feuersee im Kilaua-Krater auf Hawai« ist sechs farbig und lässt erkennen, dass auch unsere Zeit noch Wunder besitzt. Hochinteressant ist das »Innere der Erde« usw. — alles hübsche Auf gaben für die Chromo-Autotypie und den Farbenholzschnitt. Neben vielen Faksimile-Beilagen, erklärenden Karten verschiedenen Inhalts usw. wird das Prachtwerk etwa 2000 Abbildungen enthalten. Die Herstellung derselben ist ohne Zweifel ein wichtiger Auftrag für die beteiligten Berufe. Doch nicht bloss dieser Umstand ist es, der uns diesem Unternehmen näher führen soll, sondern sein so überaus gediegener Inhalt in Wort und Bild, der Anerkennung und Beachtung verdient. M. Otto Eckmann Am 11.Juni erlag Professor Otto Eckmann, der bedeutendste Förderer des Buchgewerbes unter den Künstlern, in Badenweiler einem Lungenleiden. Er war am 11. November 1865 in Ham burg geboren, studirte in München und wurde, wohl haupt sächlich in Rücksicht auf seine grossen Verdienste um die dekorative Kunst, an das Berliner Kunstgewerbe-Museum be rufen, wo er bald grossen Einfluss gewann. Als Maler hat er wenig selbständige Kunstwerke geschaffen, dafür ist die Zahl seiner Arbeiten aus dem Gebiet des Kunstgewerbes um so grösser. Sowohl sein Formenreichtum wie seine Energie waren unerschöpflich, und er war reich genug einen persön lichen Stil zu schaffen. Den Buchdruckern hat er äusser der von ihm entworfenen Schrift »Eckmann« viele Einfassungen, Zierat und sonstigen Buchschmuck hinterlassen. Alle Schöpfungen seiner Hand tragen den Stempel wuchtiger Einheitlichkeit. Er war neben Henri van de Velde der hervorragendste Vertreter des Fortschritts im norddeutschen Kunstgewerbe, und dieses ver liert durch seinen Tod einen seiner fähigsten und eigenartigsten Künstler. Vergebung der Druckarbeiten an tariftreue Buch druckereien Das Tarifamt der Deutschen Buchdrucker erhielt als Antwort auf die Uebersendung einer Petition von dem Königlichen Oberbergamt in Halle a. S. einen Brief, in welchem dieses erklärt, den in dieser Petition dargelegten Grundsätzen, insbesondere den Bestrebungen der Tarifgemeinschaft, eine friedliche Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer im deutschen Buchdruckgewerbe herbeizuführen, beizupflichten. Gleichzeitig verspricht das Oberbergamt, bei Vergebung amtlicher Druckarbeiten, soweit angängig, nur solche Buchdruckereien zu be rücksichtigen, welche den deutschen Buchdruckertarif bei dem Tarif amte unterschriftlich anerkannt haben. Gutenberg-Gesellschaft in Mainz. Die erste Generalversammlung der Gesellschaft, die bereits an 600 Mitglieder in allen Ländern gewonnen hat, findet am Johannistage, 24. Juni 1902, vormittags 11 Uhr, im Mainzer Stadthause mit folgender Tagesordnung statt: 1. Erstattung des Jahresberichts, 2. Vortrag des Herrn Prof. Dr. Velke: Die Gutenberg- Gesellschaft, ihre Aufgaben und Ziele, 8. Ablegung der Jahresrechnung und Feststellung des Voranschlages, 4. Wahl des Vorstandes, 5. Bericht über Gutenberg-Museum und Gutenberg-Bibliothek, 6. Sonstige Gesell schafts-Angelegenheiten. Die erste Veröffentlichung der Gutenberg- Gesellschaft, eine Beschreibung des neu aufgefundenen Kalenders für 1448 mit 18 Tafeln, kann in der Versammlung von den Mitgliedern in Empfang genommen werden; die Versendung der Schrift beginnt alsbald danach. Die nur für die Mitglieder hergestellten Veröffent lichungen werden unentgeltlich abgegeben. Der Jahresbeitrag beträgt 10 M. Volksbibliothek. In Köln fand dieser Tage die Eröffnung einer neuen Volksbibliothek und Lesehalle statt. Die hierzu nötigen Geld mittel in Höhe von 10 000 M. waren s. Zt. der Stadt von den Herren Gebrüder Stollwerck, den Besitzern der weltberühmten Fabrik, zum Geschenk überwiesen worden. Die Stadt Köln besitzt nunmehr sechs Volksbibliotheken ; bei drei derselben befinden sich eigene Lesehallen. Der Gesamt-Bücherbestand umfasst etwa 19 000 Bände und 172 Zeit schriften. Der neue Lesesaal bietet bequemen Platz für 70 Personen, ist dekorativ ausgestattet und mit zweckmässigen Beleuchtungsvorrich tungen versehen. Besonders verdient hervorgehoben zu werden, dass in den Bücherbestand der neuen Volksbibliothek eine Reihe von Werken