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Nr. 47 PAPIER-ZEITUNG 1695 denen das eine für den Werksatz, das zweite für den Akzidenz satz bestimmt ist. Von amerikanischen Firmen sind zu nennen: Bates Manu- facturing Co., Cummins and Co., Wetter Numbering Machine Co. Diese Häuser hatten Perforir-, Nummerir- und Liniir-Maschinen neuester Bauart und verschiedenster Grösse ausgestellt. Alle zeugten von amerikanischer Erfindungsgabe und dem Bestreben, soviel Arbeiten wie möglich durch einmalige Anstrengung auszuführen. Die zweite Gruppe der ausgestellten Gegenstände hatte manches Vortreffliche aufzuweisen. Berger & Wirth in Leipzig hatten eine schöne Sammlung von Druckerfärben ausgestellt. Die Acme Roller Co. zeigte ihren neuen Buchbinder-Leim, der den keineswegs wohllautenden Namen Gloophex führt. Ferner war die Masse, aus der die weltbekannten Walzen, die »Acme Rollers« hergestellt werden, in grossen Tafeln zu sehen. Binney and Smith hatten Proben ihrer tiefschwarzen Pigmente für Druckerschwärze gesandt. Bowater and Son zeigten alle möglichen Papierarten. Die dritte Gruppe bot eigentlich wenig Neues. Proben von modernem Buchwerk, Farbendrucke des Graphic, der Illustrated London News. Die Cyclostyle Company hatte Proben und Apparate ausgestellt, Griffin and Sons fotografische Apparate. Die Zeitungen Daily Telegraph und Sportsman hatten Druck papier-Rollen und Stereotyp - Platten gesandt. Auch waren einige schon auf früheren Ausstellungen zur Schau gestellte Riesen-Plakate zu sehen. Für den Laien war die vierte Gruppe am anziehendsten. Da waren Original-Briefe von Mazzini, Garibaldi, von Jack the Ripper zu sehen. Die Firma Unwin Brothers zeigte einige sehr schöne Nachbildungen alter Wiegendrucke und Holz schnitte. An den afrikanischen Krieg erinnerten die mit der Cyclostyle hergestellten Kriegsberichte der Buren, Kugelstücke und Fahnenfetzen. Auch der bekannte Kunstsatz, einen Säulen- Portikus aus Messingstücken darstellend, war von der Firma E. C. Parkes and Co. als besonderes Schaustück geliehen worden. Der von Herrn Lawton verfertigte Katalog der Ausstellung ist übersichtlich geordnet und enthält mehrere hübsche Illu strationen. Leider wurde der Katalog erst am 25. März fertig gedruckt, und die Besucher der Ausstellung waren während der vorhergehenden Zeit ohne dieses wichtige Hilfsmittel. Der schwache Besuch und das unbefriedigende finanzielle Ergebnis dieser buchgewerblichen Ausstellung lassen mit Recht befürchten, dass weitere Unternehmungen gleicher Art für längere Zeit in London unmöglich sind. Neuer Zierat für den Buchdruck Auf die technische Ausführung von Druckarbeiten wird allenthalben grosse Sorgfalt verwendet. Schrift und Ver zierungen wurden in neuerer Zeit schöner und vollkommener. Insonderheit gilt dies von dem Zierat, welcher bei allen grafischen Arbeiten jetzt eine grosse Rolle spielt. Neben anderen Stilarten hat auch die moderne Richtung in der typografischen Kunst ihren Einfluss geltend gemacht. Viel Schönes und Gutes ist im Laufe der Jahre geschaffen worden, aber es fehlte auch nicht an Leistungen von zweifelhaftem Werte, namentlich lässt sich die Anlehnung an natürliche Formen sehr oft vermissen. Es ist daher freudig zu begrüssen, dass auch in dieser Hinsicht eine »Rückkehr zur Natur« an gestrebt wird. Einen glücklichen Griff hat Herr Carl Bolhoevener in Leipzig-Oetzsch mit dem von ihm herausgegebenen »Herba rium typographicum« gemacht. Unter dieser Bezeichnung wird ein neues Verfahren dargeboten, welches sich die Auf gabe gestellt hat, Reproduktionen unmittelbar nach natürlichen Pflanzen als Buchschmuck und Zierat für Akzidenzen, Briefe, Karten usw. zu verwenden. Der Formenschatz, den die Natur für diesen Zweck bietet, ist unerschöpflich und von erhabener Schönheit. Das Bolhoevener’sche Verfahren ist folgendes: Pflanzen und Blumen werden getrocknet, dann zwischen Glas scheiben gepresst und hierauf fotografirt. Diese Fotografien werden auf Zinkplatten übertragen und dann hoch geätzt. Auf diese Weise gewinnt Bolhoevener prächtige Bilder aus dem Pflanzenreich. Die so hergestellten Zierstücke sind teils Schattenrisse, teils typografische Natur-Selbstdrucke, teils Verbindungen beider Arten. Auf Wunsch der Besteller können auch rechts- und linksseitige Bilder und — innerhalb gewisser Grenzen — Verkleinerungen und Vergrösserungen sowie Vig netten nach besonderen Angaben angefertigt werden. Das Bolhoevener’sche »Herbarium typographicum« hat die günstigste fachmännische Beurteilung gefunden. Ein Vorzug dieses neuen Zierats ist der, dass sie billiger sind als nach Zeichnungen ausgeführte Galvanos. Es kann nur gewünscht werden, dass der neugeschaffene Zierat in weitestem Maasse Verwendung findet, schon weil er geeignet ist, den Sinn für die Natur zu beleben. Die vorstehenden Proben des »Herbarium typographicum« sind vorzügliche Beweise für das oben Gesagte. Herr Bol hoevener stellte sie der Schriftleitung zur Verfügung. Auszeichnung. Der Prinzregent von Baiern verlieh dem Geh. Hofrat Joseph Kürschner in Eisenach die Ludwigsmedaille für Wissen schaft und Kunst Kürschner, welcher seine Laufbahn als Mechaniker begonnen, hat sich durch eisernen Fleiss emporgearbeitet und in Literaturkreisen einen geachteten Namen errungen. In Stuttgart war er längere Zeit bei der Firma Spemann und bei der Deutsche» Verlags-Anstalt tätig, —s—