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Nr. 46 PAPIER-ZEITUNG 1651 Papierfabriken machen eine Lieferzeit von 8 bis 10 Wochen zur Be dingung. Der Gang des Geschäftes hat im Allgemeinen befriedigt, für aus ländische Papiere war die Nachfrage lebhafter als seit langer Zeit. Gleich im Anfang des Monats liess sich erhöhte Kauflust bemerken, obgleich die Grosshändler mit ihren Einkäufen noch immer sehr vor sichtig zu Werk gehen und die kleinstmöglichen Mengen von jeder Sorte bestellen. Das Pfingstfest machte dieser Rührigkeit leider ein Ende, und in der Woche danach war von Bestellungen nur wenig zu spüren. Aber die Kauflust hat in den letzten Tagen wieder an gezogen, und wenn dieser neue Anstoss auch nur von kurzer Dauer sein mag, so ist man schon zufrieden, wenn im Durchschnitt ein leidliches Geschäft stattfindet. Wie aus Obigem erhellt, ist der Markt fest, d. h. in dem Sinne, dass an ein weiteres Weichen der Preise nicht zu denken ist. Die in Aussicht gestellte Preiserhöhung ist nicht eingetreten, und für Weiss Druck sind nun auch die deutschen Fabriken mit dem Preis von 11/4 pence weniger 171/2 pCt. frei Haus London für Stärken über 47 g/qm gefolgt. Dagegen haben der Druckpapier - Verband in Berlin sowie die Verkaufsstelle für Braunholzpapier dahin gewirkt, dass die sonst gewährte Vergütung der Frachtdifferenz von 17 sh auf 1000 kg für Lieferung fob Hamburg in Wegfall kommt, sofern es sich um Ausfuhrposten für die Kolonien handelt, d. h. obiger Nach lass wird nur gemacht, wenn die Bürgschaft für Verschiffung nach den Hafenplätzen Grossbritanniens beigebracht wird. Diese Maass- nähme muss als gerechtfertigt anerkannt werden. Dieser Fracht nachlass schlüge ja zum Schaden des Lieferanten aus, wenn er auch für überseeische Aufträge gewährt würde, denn dadurch würden diese von den deutschen Ausfuhrhäusern, die keine Frachtvergütung erhalten, abgelenkt und dem Londoner Grosshandel zugeführt. Die englischen Papierfabriken leiden, wie so viele andere Erwerbs zweige, unter den schlechten Zeitverhältnissen; dies hat sich in den letzten Wochen recht auffallend gezeigt, indem drei Fabriken in Konkurs geraten sind. Baldiger allgemeiner Aufschwung tut wirklich not. Von auswärtigen Papierfabrikanten war Herr Hermann Hamburger hier anwesend aus der Firma Emil Hamburger in Ternitz (Nieder Oesterreich); der Herr hat sich über die hiesige Marktlage und den Stand der Preise nicht sehr befriedigt ausgesprochen. Die Wellpappenfabrik von Max Flamme & Co. in Elberfeld hat hier einen Vertreter ernannt, desgleichen die Buntpapierfabrik von Hennessen & Jansen in M.-Gladbach. Es scheint mehr und mehr die Ansicht unter den deutschen Fabrikanten Fuss zu fassen, dass ihre Interessen am besten durch eine ständig hier anwesende Persönlich keit vertreten werden. Es steht äusser Zweifel, dass ein Vertreter sich für den Verkauf eines ihm anvertrauten Fabrikats nach besten Kräften bemühen wird und der Fabrik die ihm eingeräumte Provision durch zahlreichere Aufträge, als die Fabrik durch Briefschreiben erlangen könnte, wieder verdient. Es mag sich anders verhalten bei Fabriken, die sich in einer Reihe von Jahren eine eigene Kundschaft erworben haben und fürchten müssen, durch Ueber- tragung des Verkaufs an eine einzelne Firma bei ihren andern Abnehmern in Ungnade zu fallen. Es lassen sich hierüber eine ganze Reihe Für und Wider anführen; vielleicht wäre dies ein Gegenstand, der in der Papier-Zeitung eine Aussprache verdiente. N Papierholz Aus Thüringen Einliegend übersende ich Nr. 13 des »Holzverkaufs-Anzeigers«, in dem auszugsweise ein Artikel über die grosse Bedeutung der Holz sehleiferei- und Zellstofffabrikation für die Bewirtschaftung der Waldungen enthalten ist. Der Nutzen, den unsere Papierfabrikation den Waldbesitzern und vornehmlich dem waldbesitzenden Staate bringt, kann nicht oft genug gebührend an’s Licht gezogen werden, umso mehr, als manche Behörden ausserhalb Sachsens geneigt sind, den Ausbau von Wasserkräften zu verhindern, um der Natur ihren Schmuck, »das von Fels zu Fels stürzende Wasser«, nicht zu nehmen. Diesen kurzsichtigen Bureaukraten soll der Artikel die Augen öffnen. Die hohe Blüte der Papierfabrikation in Sachsen ist zu bedeutendem Teil der Einsicht dortiger Behörden zu danken. Papierfabrikant Wir entnehmen dem erwähnten, vom Oberforstmeister Zschimmer im »Tharandter Forstlichen Jahrbuch« veröffent lichten Aufsatz Folgendes: Die etwa 600 Holzschleifereien Deutschlands haben nach den seinerzeit durch Umfrage tunlichst genau angestellten Ermittlungen einen jährlichen Schleifholz-Verbrauch von rund 1 Mill. Festmeter (fm) im Werte von etwa 14—15 Mill. M. ab Wald. Davon kommt auf Sachsen mit seinen zur Zeit etwa 260 Holzschleifereien der seinerzeit erfolgten Umfrage entsprechend ein Holzverbrauch von jährlich etwa 450 000 fm im Werte von rund 7 Mill. M. ab Wald, das sind etwa 55 pCt. des jährlichen Verschlage in den sächsischen Staatswaldungen, für welche Holzmasse, um dieselbe nachhaltig zu beschaffen, eine Waldfläche von etwa IGO 000 Hektar erforderlich sein würde. Diese Ziffern stempeln die Holzschleifereien zu holzkonsumirenden Betrieben ersten Ranges. Das in Sachsen gefertigte trockene Holzstoffquantum beträgt nach dem jetzigen Stande der Technik — (von 1 fm Holz 62/3 Zentner trockener Holzstoff) — dem obigen Holzverbrauche entsprechend gegenwärtig jährlich etwa rund 3 Mill. Zentner, und die Stärke der Wasserkräfte bei den sächsischen Holzschleifereien beträgt im Mittel etwa 35 000 Pferdekräfte. Die günstigen Wirkungen aller holzverbrau ebenden Industrie zweige auf die Waldrente sind ebenso bekannt wie die Tatsache, dass eine solche Industrie nicht selten gewisse Holzarten, beziehent lich gewisse Sortimente erst verwertbar macht, die vorher wenig beachtet oder schlecht bezahlt wurden. Bekannt ist ferner, dass zum grossen Teile die industrielle Tätigkeit es ist, die über den Ge brauchswert der Hölzer entscheidet, und die den nach Ort und Zeit veränderlichen Begriff »Nutzholz« näher feststellt. Gerade in dieser Beziehung verdient aber die Holzstofffabri kation eine hervorragende Beachtung; denn der günstige Einfluss auf Ausnutzung und Verwertung des Holzes liegt bei diesem Industrie zweige nicht allein in dem ganz erheblichen Jahresverbrauche, sondern hauptsächlich auch darin, dass die Holzstofffabrikation aus schliesslich schwache, ohne irgend welche Umtriebserhöhung in der Nebenbestandsmasse und beim Durchforstungsbetriebe ausfallende Sortimente beansprucht, für die sonst nur ein sehr beschränkter Absatz vorhanden zu sein pflegt. Die aussergewöhnlich günstige Verwertung der schwachen fichtenen Hölzer in den sächsischen Staatswaldungen (z. B. Stämme bis 15 cm Mittenstärke bis 14 M. für 1 fm, Klötzer bis 15 cm oberer Stärke bis 11,8 M. für 1 fm im Durchschnitt der 10 Jahre 1890/99), und die Möglichkeit eines Massenabsatzes für solche, ist einzig und allein auf die in Sachsen hochentwickelte Holzstoff-Industrie zurückzuführen. In den sächsischen Staatsforsten wurden in den 10 Jahren 1890/99 366 516 fm Stämme bis mit 15 cm Mittenstärke und 838 072 fm Klötzer bis mit 15 cm oberer Stärke, zusammen sonach 1 204 688 fm (jährlich 120 458 fm) schwache, fast ausschliesslich zur Holzstoff fabrikation Verwendung findende Hölzer aufbereitet und verkauft, wozu noch 110 106 fm Derbstangen von 10—15 cm unterer Stärke und 113 891 Raummeter Nutzknüppel zu 0,74 fm kommen, die zumeist auch obigem Zwecke dienten. Wie eine gute Verwertung gerade derartiger Hölzer den Rein ertrag des Waldes günstig beeinflusst, welchen hervorragenden Ein fluss die Möglichkeit eines zeitigen und intensiven Durchforstungs betriebes auf die Förderung des Zuwachses der Bestände auszuüben imstande ist, welchen Einfluss die Durchforstungserträge als früh zeitig eingehende Vornutzungen auf die Erhöhung der Bodenrente hervorzurufen vermögen, soll im Nachstehenden nur kurz angedeutet werden. Wenn im Jahre 1850 in dem Bärenfelser, Zschopauer und dem damaligen Annaberger Forstbezirke Durchforstungen garnicht, in den gesamten sächsischen Staatsforsten (ausschliesslich des Grimmaer Bezirks) im genannten Jahre aber nur 515 Hektar mit 4054 fm gegen 4829 Hektar mit 94 556 fm im Jahre 1889 zur Ausführung gelangt sind, so darf die Ursache für diese uns jetzt auffällige Erscheinung der Vernachlässigung der Bestandspflege in jener Zeit nicht allein in der damaligen mangelhaften Kenntnis der Lehre vom Lichtungs- zuwachse, oder in der zu grossen Besorgnis einer nachteiligen Ein wirkung der Durchforstungen auf den Bestandsschluss gesucht, son dern zum guten Teil auf den Mangel an Absatz für Durchforstungs- Sortimente in jener Zeit zurückgeführt werden. Die Holzschleifereien mit ihrer hauptsächlichen Verwendung von Holz in der geringen Stärke von 7—15 cm haben in dieser Beziehung Wandel geschaffen und auf die Verwertung der schwachen Sortimente, dadurch aber direkt auf die Entwicklung des Durchforstungsbetriebes und damit zugleich auf den forstlichen Reinertrag einen aussergewöhnlich günstigen Einfluss gehabt. Wenn in den sächsischen Staatsforsten jährlich im Jahrfünft 1850/54 nur 0,44 pCt. der Holzbodenfläche mit 7,5 fm Ertrag für 1 Hektar, im Jahre 1889 aber bei von Jahr zu Jahr systematisch fort schreitender Entwicklung 2,90 pCt der Holzbodenfläche mit 20 fm für 1 Hektar, im Jahre 1900 im Forstbezirke Zschopau sogar 6,5 pCt. der Holzbodenfläche mit 21,16 fm für 1 Hektar zur Durchforstung ge langten, wenn ferner der Brutto-Ertrag für 1 fm Derbholz in den sächsischen Staatsforsten von 11 M. 39 Pf. im Jahre 1862 auf 16 M. 86 Pf. im Jahre 1900, der Netto-Ertrag dementsprechend in dieser für 1 fm Derbholz von 8 M. 87 Pf. auf 11 M. 11 Pf. und der Rein- Ertrag für 1 Hektar Holzbodenfläche in derselben Zeit- von 29 M. 61 Pf. auf 53 M. 21 Pf. in die Höhe gegangen ist, wenn ferner das Nutzholzprozent vom Derbholzverschlag von 35 im Jahre 1850 auf 82 im Jahre 1900 gestiegen ist, so muss ein guter Teil dieser höchst günstigen Entwicklung in den Erträgnissen der sächischen Staats forsten zweifelsohne der in dieser Zeit entstandenen und zur Blüte gelangten Holzstofffabrikation mit ihrem bedeutenden Massenverbrauch von Hölzern zugeschrieben werden. Es folgt daraus ohne Weiteres, dass die Erhaltung, Pflege und Förderung dieser Fabrikation eine der vor nehmsten Aufgaben des Staates, als des grössten Wald besitzers in Sachsen, jederzeit umso mehr sein und bleiben muss, als für Holzschleifereien hauptsächlich die Fichte in Frage kommt, die in den sächsischen Staats-