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Geschäftsnachrichten Wir b tten unsere geschätzten Bezieher uns von jeder Veränderung Kenntnisa zu geben, die für unsern Leserkreis von Interesse ist; wir werden dieselbe kostenfrei unter dieser Ueberschrift veröffentlichen Sebnitzer Papierfabrik, Aktiengesellschaft in Sebnitz, Sachsen. In der ausserordentlichen Generalversammlung am 28. Mai waren 32 Aktionäre mit 150 Aktien erschienen. Nach einem er läuternden Berichte des Vorsitzenden des Aufsichtsrats über den Gang der Sanirungsverhandlungen wurden die Anträge der Ver waltung mit überwiegender Stimmenmehrheit angenommen. Der wesentliche Inhalt der gefassten Beschlüsse ist folgender: Das Grund kapital wird um den Betrag von mindestens 1 800 000 M. bis höchstens 2 000 000 M. durch Ausgabe von Vorzugsaktien, welche auf den In haber und den Betrag von 1000 M. lauten, erhöht. Von dem nach Vornahme der Abschreibungen und der gesetzlichen Zuweisung an den Reservefonds verbleibenden Reingewinn erhalten die Vorzugs aktien auf die Zeit vom 1. Juli 1902 ab eine Vorzugsdividende von 5 pCt. (pro rata temporis). Von dem danach verbleibenden Rein gewinn erhalten die alten (Stamm-) Aktien eine Dividende von 5 pCt. Von dem Reste erhält der Aufsichtsrat äusser dem satzungs mässigen Gehalt 10 pCt. als Tantieme. Ein etwaiger Ueberschuss ist auf die Vorzugsaktien und alten (Stamm-) Aktien nach ihrem Nennwerte gleich zu verteilen. Die Generalversammlung kann jedoch beschliessen, dass dieser Ueberschuss ganz oder teilweise zur Auslosung von Vorzugsaktien zum Nennwerte oder zum An kauf von Vorzugsaktien verwendet wird. Im Falle der Liquidation haben nach Bezahlung der Schulden zunächst die Vorzugsaktien An spruch auf volle Zahlung des Nennwertes. Der Rest ist zur Zahlung des Nennwertes an die (Stamm-) Aktien zu verwenden. Ein etwaiger Ueberschuss ist unter die Vorzugsaktien und (Stamm-) Aktien nach Verhältnis des Nennwertes gleich zu verteilen. Es wurde festgestellt, dass bereits vor der Generalversammlung sich Gläubiger und Freunde der Gesellschaft zur Uebernahme von 1 875 000 M. Vorzugsaktien ver pflichtet hatten. Es wurde beschlossen, dass, soweit noch weitere Vorzugsaktien gezeichnet werden, der Nennwert baar zu zahlen ist. Nach Fassung dieser Beschlüsse wurden die gesetzlich erforderlichen Zeichnungsscheine von den Gläubigern, soweit sie anwesend waren, unterschrieben, worauf von der Generalversammlung festgestellt wurde, dass die Erhöhung des Grundkapitals zunächst um 1 360 000 M. durchgeführt ist. Endlich wurden die entsprechenden Statuten-Aenderungen von der Generalversammlung genehmigt. In den Aufsichtsrat wurden zugewählt die Herren Direktor Günzburger anstelle des freiwillig ausgeschiedenen Herrn Geh. Kommerzienrat Hahn, Herr Kommerzienrat Karl Lemmer für den seine Wiederwahl ablehnenden Herrn Rechtsanwalt Dr. Julius Bondi. Aus der Debatte, welche eich in sehr ruhigen Bahnen bewegte, ist bemerkenswert, dass Herr Rechtsanwalt Dr. Gaitzsch aus Chemnitz dem Aufsichtsrate die Einwände vorhält, welche in der Generalversammlung vom 29. März 1901 gegen den Bau von Kohlmühle und den Scherl’schen Vertrag seitens der Opposition gemacht wurden. Vom Vorsitzenden, Herrn Justizrat Georg Schubert, wurden die Angriffe in sehr energischer Weise zurückgewiesen. Dieselben würden nur vom Papierringe ge macht. Ferner wurde festgestellt, dass der Kredit der Dresdner Bank von 1 Mill. M. von dieser an drei Herren gewährt würde, und dass diese Herren erst der Gesellschaft wieder diesen Betrag zur Verfügung stellen. Wenn die Vorschläge der Verwaltung heute ab gelehnt werden, würde die Gesellschaft wieder in ihre schwierige finanzielle Lage zurückversinken. Weitere Anfragen seitens des Herrn Rechtsanwalts Dr. Gaitzsch über interne technische Fragen, über den Vertrag mit Aug. Scherl usw. wurden auf Beschluss abgelehnt. Sein weiterer Antrag, die Fabrik Kohlmühle den Gläubigern gegen Ver zicht aller ihrer Ansprüche auf Altsebnitz zu überlassen, wurde mit überwiegender Mehrheit abgelehnt. Auf Antrag des Rechtsanwalts J. Bondi wurde beschlossen, die Eintragung der Kapitalserhöhung in das Handelsregister schon vornehmen zu lassen, sobald die Summe von 1 8C0 000 M. angemeldet ist. g. (Dresdner Nachr.) Von der Verwaltung der Fabrik erhielten wir einen Bericht über die Generalversammlung, dem wir zur Ergänzung des Obigen Folgendes entnehmen: Die dem Anträge der Verwaltung Opponirenden waren zwei Papier fabrikanten mit 21 Aktien und der Rechtsanwalt Herr Dr. Gaitzsch aus Chemnitz mit 1 Aktie. Unter Bezugnahme auf die vorhergegangene Generalversammlung versuchte letztgenannter Herr darzulegen, dass die Verwaltung, namentlich der frühere Vorsitzende des Aufsichts rates, welcher in der Hauptsache die Geschäftsführung betreffs den Neubau in Kohlmühle an sich gerissen, einer herben Kritik zu unter ziehen sei. Der Vorsitzende Herr Justizrat Schubert gab zu, dass sich die früheren Beziehungen des geschäftsführenden Vorsitzenden des Aufsichtsrates nicht als ganz richtig erwiesen hätten, aber ein zu schwerer Vorwurf könne der jetzigen Verwaltung hieraus nicht ge macht werden, da diese ihr Möglichstes getan habe, um die Ge sellschaft wieder auf eine gesunde Grundlage zu stellen. Der Auf sichtsrat besteht nunmehr aus den Herren Justizrat Schubert-Dresden, Fabrikbesitzer Otto Hoesch-Dresden, Direktor Emil Günzburger-Nieder lössnitz, Kommerzienrat Carl Hemmer-Neidenfels. Die neue Bank verbindung ist die Dresdner Bank in Dresden. Nach Mitteilung des Vorsitzenden des Aufsichtsrates will die Firma August Scherl G. m. b. H., Berlin, den Papierlieferungs-Vertrag mit Sebnitz umstossen, da sie nach dem 15. Mai 1902 nur Papier aus der Neuanlage in Kohlmühle, welche erst dieser Tage fertiggestellt wird, nehmen will. Die Firma August Scherl berücksichtige aber nicht, dass nach § 326 des Bürger!. Gesetzbuches eine Nachfrist zur Fertigstellung der Fabrik gewährt werden muss. Der Vorsitzende erklärte sich bereit, namhaften Aktionären nach der Generalversammlung Aufschluss über den Vertrag mit der Firma Scherl zu gewähren. Bereits seit Anfang 1902 wird das Papier für genannte Firma von Sebnitz geliefert. Die Fabrik Sebnitz mit Filiale Kohlmühle kann jährlich über 21 Millionen kg Papier herstellen und wird dadurch die grösste Papierfabrik in Deutschland. Der Verein für Zellstoff-Industrie, A.-G., beabsichtigt, für den Güterverkehr zwischen ihren am Bober gelegenen Zellstoff- und Papierfabriken Nieder- und Oberleschen einen Motorbootverkehr auf dem Bober einzurichten. Die Vor bereitungen hierzu sind bereits im Gange. Die beabsichtigte Errichtung einer Schwebebahn zwischen beiden Orten wurde fallen gelassen, da für die dazu nötigen Grundstücke zu hohe Abfindung verlangt wurde. Die Firma G. Abele, Hofbuchbinderei und Einrahme- Geschäft in Stuttgart errichtet im Laufe dieses Sommers ein Papier-, Schreib- und Zeichenwarengeschäft. f Der Senatsbuchdrucker J. C. W. Lütcke in Firma Lütcke & Wulff in Hamburg erlag am 23. Mai abends, von einer Reise zurückkehrend, einem Schlaganfall. K. f Herr G. E. Ernst, Verlagsbuchhändler und Inhaber der Firma Wilh. Ernst & Sohn in Berlin. K. Jubelfeste. Am 25. Mai waren es 25 Jahre, dass der Bohrer Herr Karl Rudolf in der Maschinenfabrik von Karl Krause, Leipzig, beschäftigt ist. Seitens des Fabrikherrn, der Be amten und Arbeiter wurden ihm mannigfache Ehrungen er wiesen. Der stattlichen Zahl von Jubilaren dieser Firma reiht sich Genannter als 39. an. Silberhochzeit-Stiftung. Herr Disponent V. Polin von der Sulfitstoff-Fabrik Storvik bei Hamarby, Schweden, und seine Ehefrau feierten zu Pfingsten ihre Silberhochzeit unter grosser Beteiligung der Fabrik-Beamten und -Arbeiter. Aus diesem Anlass stiftete Herr Polin 60 Aktien von Storviks Sulfit-Aktie- bolag im Betrage von 150 000 Kronen zu einem Fonds mit Namen »Victor und Lotten Folins Donationsfond«, dessen jähr licher Ertrag den Angestellten und Arbeitern sowie deren Wittwen und Kindern nach besonderen Bestimmungen zu fliesst. F. (Svensk Pappers-Tidning) Fabrikfest. Aus Anlass seines am 5. Mai begangenen 25jährigen Ehejubelfestes vereinigte Herr Kommerzienrat Hugo Hoesch, Be sitzer der gleichnamigen Papierfabrik in Königstein, Elbe, nebst Gemahlin am 25. Mai seine Beamten und Arbeiter im Saale des Gast hofs »Zum Bielathal« in Hütten bei Königstein zu einem Ballver gnügen um sich, das in der schönsten Weise verlief. Konzertstücke wechselten im Anfang mit Reden und Vorträgen mancherlei Art ab, bis ein von Mitgliedern der Fabrikfeuerwehr vorgeführter und sehr beifällig aufgenommener Burenreigen den Tanz eröffnete, der bis in die frühen Morgenstunden dauerte. Unfall. Heinr. Müller in Fröndenberg, Arbeiter in der dortigen Papierfabrik, erlitt einen schweren Unfall. Er war mit dem Aufziehen von Lumpen beschäftigt. Ein plötzlich herabsausender Fahrstuhl zersplitterte ihm den Oberschenkel des rechten Beines, auch wurde ihm der linke Unterarm ge brochen. Der Verletzte wurde zum Krankenhause gebracht, wo ihm das rechte Bein abgenommen wurde. Brand. In Themar, Sachsen-Meiningen, entstand am 21. Mai in der Wilh. Noa’schen Papierfabrik ein Schaden feuer, das vom Wind auf die anstossende Happe'sche Mühle übertragen wurde. Die Wohnhäuser der beiden Anlagen sowie Teile der Fabriken sind nebst ansehnlichen Warenvorräten den Flammen zum Opfer gefallen. Brand in der Barthel’schen Dampfbuchbinderei in Leipzig. Sonntag, 25. Mai, brannte in der fünften Morgenstunde ein Arbeitssaal dieser Grossbuchbinderei vollständig aus. Die Ursache dieses Feuers konnte nicht ermittelt werden; man führt es auf Selbstentzündung dort lagernder Stoffe zurück. Der Brand wütete in dem sogen. Fertig machersaal, in welchem die Bücher mit Decken versehen werden. Ueber 10000 Buchdecken wurden unbrauchbar. Das Gebäude erwies sich als feuersicher. M.