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1511 2. .€ Buchgewerbe Buchdruck *** Buchbinderei * * * * * Buchhandel *** Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Berliner Typographische Gesellschaft Die nächste Sitzung findet am 27. Mai 1902, abends 9 Uhr, im Berliner Buchgewerbesaale, Friedrichstrasse 231, statt. Unter Hinweis auf die reiche Tagesordnung werden die verehr]. Mitglieder gebeten, zahlreich zu erscheinen. Tages-Ordnung: 1. Benachrichtigungen. Eingänge. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Besprechung ausgestellter Wettbewerbsarbeiten (drei Gruppen). 4. Vorführung der verbesserten »Allianz-Schliessstege« von Hans Goldzier in Wien. 5. Grafische Rundschau und Journal-Revue. 6. Technische Fragen. Verschiedenes. Von 8 Uhr ab ist der Saal geöffnet, und liegen die Fachzeitschriften aus. Gäste gleichfalls recht toillkommen. Der Vorstand Mängel an Stereotypplatten Nachdruck verboten Es gibt viele Mängel an Stereotypplatten, die dem Drucker Verdruss und Zeitverlust verursachen. Folgende Ausführungen sollen einige solcher Mängel beseitigen helfen. Ein recht wunder Punkt beim Plattendruck ist die Un gleichmässigkeit der Stereotypplatten. Beim Werkdruck ist es wichtig, dass die Druckplatten alle gleichmässig gross sind, denn sonst wird das Registermachen für den Drucker sehr umständlich. Der Stereotypeur achte also besonders darauf, dass sämtliche Platten eines Bogens, besser noch eines ganzen Werkes, genau gleichmässig behobelt werden, was durch Vergleich mit einer Maassplatte sehr gut erreichbar ist. Auch gleichmässige Stärke der Platten ist für schnelles Arbeiten an der Maschine wichtig, denn das Ausgleichen der Stereotypplatten durch Papier- und Kartonunterlagen nimmt viel Zeit in Anspruch. Beim Giessen der Platten muss des halb peinlichste Sauberkeit herrschen. Ein Stückchen Metall, das zwischen Instrument und Giesswinkel liegt, macht die Platten dieses Gusses schon viel stärker. Falls die Platten nach dem Gusse auf gleichmässige Stärke gehobelt werden, ist dies ohne Belang, andernfalls muss von vornherein darauf geachtet werden. Viele Stereotypplatten haben aut der Rückseite tiefe Rinnen, die stets entstehen, wenn der beim Guss verwendete Deckbogen zu dünn war. Ein solcher wirft sich durch die Hitze des Metalles in Falten, und diese bringen in der Platte die tiefen Rinnen hervor. Gewöhnlich legen die Stereotypeure diesem Umstande keine Bedeutung bei und überlassen dem Drucker die Kanäle auszufüllen. Müsste der Stereotypeur seine gegossenen Platten auch stets selber drucken, dann würde er bald merken, wieviel Scherereien solche Rinnen machen, da trotz sauberster Zurichtung diese Stellen immer wieder einfallen, und er würde beim nächsten Guss gut ge trocknete kräftige Pappen als Deckbogen verwenden. Der grösste Uebelstand an Stereotypplatten ist eine un gleichmässige Schriftbildfläche. Manchmal »kommen« ganze Partien garnicht, und andere brechen durch’s Papier. Auch Platten von Gedichtwerken, die viele Ausläufer und Ausgangs zeilen enthalten, machen beim Zurichten dadurch die grössten Schwierigkeiten, dass der Drucker nicht genug unterlegen und ausschneiden kann, um die Unterschiede der Ausläufer mit dem kompressen Text auszu gleichen. Der Stereotypeur vermag mit einiger Aufmerksamkeit derartige Ungleichheiten zu ver meiden. Vor allen Dingen sorge er für eine tadellose Klopf bürste mit guter, ebener Schlagfläche. Eine Klopfbürste mit verschieden hochstehenden Borstenbüscheln kann keine gleich mässige Matrize liefern. Zum Glätten der Schlagfläche braucht man nur eine gerade Eisenplatte zu erhitzen und hierüber mit den Haaren der Bürste unter leichtem Druck hin wegzu fahren. Die hervorstehenden Borsten werden hierbei versengt, und die Bürste erhält eine feine, glatte Fläche. Des Weitern gewöhne man sich daran, beim Klopfen der Matrize ein dünnes nasses Leinentuch zu verwenden, denn dadurch wird das Abschlagen der weichen Papierpaste am Besten verhütet. Bei Ausgangs zeilen ist nach dem Klopfen durch Aufkleben von Löschpapier nachzuhelfen. Randlinien bei einzelnen Satzkolumnen müssen ebenso behandelt werden. Vielen Zeitverlust für den Drucker verursachen ferner die »einzelnen« Stereotypplatten kleinen Formats, da das Zusammen setzen der Plattenfüsse, das Ausschiessen und Register machen hierbei äusserst langwierig ist. Bei derartigen Werken werden häufig vier Bogen und mehr zusammen eingehoben, und der Drucker hat demzufolge viermal 16 und mehr Platten füsse und dergleichen herzustellen. Auch der Stereotypeur braucht zur Bearbeitung kleiner Platten ebensoviel Zeit wie für grössere. Durch Zusammengiessen mehrerer Kolumnen zu einer Platte werden die Arbeiten für beide Abteilungen be deutend erleichtert. Werden die einzelnen Kolumnen mit dem entsprechenden Formatzwischenschlag geschlossen und stereo typ irt, so können vier, und bei sehr kleinen Formaten selbst acht Platten zu einer Stereotypplatte vereinigt werden. Ein derartiges Zusammengiessen bildet für den Drucker eine be deutende Erleichterung. Falls Abbildungen im Text eingefügt sind, vermeide man diese auf Holzfuss zu stereotypiren; tadellose Abgüsse lassen sich hierbei nicht einmal bei Trockenstereotypie erzielen, viel weniger bei Nassstereotypie. Man justire derartige Klischees auf Bleifuss. Noch besser lässt man die Stelle des Klischees im Satz durch glatte Stege ausfüllen, und hierauf werden die vom Fusse gelösten Galvanos oder Aetzungen, genau gleich hoch mit der Schrift, gelegt. Die Unterschiede in der Stärke der Klischees werden durch Unterlegen von entsprechenden Regletten ausgeglichen. Besonders zarte Klischees oder Auto typien werden am Besten entweder in die Platten eingelötet oder mit eingegossen. Beim Einlöten machen Aetzungen be sondere Schwierigkeiten, da sie dünner sind als die Stereotyp platte und von der Rückseite her ausgefüllt werden müssen. Galvanos haben meist Cicerostärke und lassen sich daher besser einlöten, in beiden Fällen ist aber das Eingiessen viel einfacher. Zu diesem Zwecke wird die Stelle für das Klischee im Text mit Stegen ausgefüllt, und hierauf wird in richtiger Höhe mit der Schrift das Galvano oder die Aetzung gelegt und gematert. Beim Giessen einer solchen Matrize werden dann die Klischee platten genau an den Stellen der Matrize aufgelegt und in Giesswinkelstärke justirt. Das Metall fliesst um die eingelegten Klischees herum, und man erhält eine Stereotypplatte mit ein gegossenen Originalklischees, -hr- Unbefugter Nachdruck eines Stadtplans Im Jahre 1898 hatte die Firma Schmersahl Nachfolger in Lübeck einen Führer »100 Ausflüge in Lübeck« mit einer Karte von Lübeck und Umgegend herausgegeben. Die Firma Sch. liess dann im Jahre 1896 von dem Steindruckereibesitzer Leo Kempner in Hamburg die Karte der Stadt Lübeck als Reklame anfertigen, und im Jahre 1899 liess sie weitere 600 Exemplare dieser Karte bei K. anfertigen. Im Januar 1900 liess der Inhaber der Firma Sch. sich von K. den zur Herstellung der Karte gelieferten Stein zurückgeben. Der Verlag der »Eisenbahn-Zeitung« in Lübeck bestellte sodann im März 1900 bei K. eine Reklamekarte, in deren Mitte sich eine Karte von Lübeck und Umgegend befinden sollte, und K. lieferte auch 1000 Exemplare. K. wird nun beschuldigt, die Stadtkarte der Firma Sch. nachgedruckt und sich dadurch des Vergehens gegen das Gesetz vom 11. Juni 1870 betreffend das Urheberrecht an Schriftwerken schuldig gemacht zu haben. K. bestritt vor Gericht sein Verschulden und erklärte, ein Vertreter des Verlags der »Eisenbahn-Zeitung« habe nach einer Vor lage die Karte von Lübeck bestellt; er habe annehmen müssen, dass der Zoitungsverlag die Befugnis zum Nachdruck besessen habe. Er habe sodann einen seiner Lithografen mit der Anfertigung der Karte beauftragt und aus technischen Gründen kleine Abänderungen ange- ordnet. Aus der Aussage des Oberdruckers des Angeklagten ergibt