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Frist nicht, so ist die vom Verleger getroffene Bestimmung maassgebend. Will Fragesteller diesen Weg nicht wählen, so kann er auch Schadenersatz in Höhe seines Gewinnentganges fordern. Dieser ergiebt sich aus dem Unterschied zwischen dem Anzeigenpreis und demjenigen Teil der Geschäftsunkosten, der auf den bestellten Raum der Zeitung entfällt. Zur Geschichte des Kunstdruck-Papiers. Hätte der Illustrations- druck und namentlich der Dreifarbendruck seine jetzige Ver breitung erlangt ohne das Kunstdruck-Papier, welches heut zutage in jeder besseren Druckerei zum eisernen Bestand gehört? Schwerlich; und deshalb mag daran erinnert werden, dass die Verwendung von Kunstdruck-Papier für Illustrationen jetzt gerade 25 Jahre alt ist. Erfindung kann man nicht gut sagen, da gestrichenes Papier lange vorher bekannt war und z. B. für Buchbinderei- und Kartonnagen-Arbeiten vielfach benutzt wurde. Es war kein Geringerer als unser berühmter amerikanischer Kollege Theo. L. De Vinne, der dazu den An stoss gab. Er hatte nämlich einen grösseren Auftrag erhalten, in welchem zahlreiche Zinkätzungen Verwendung finden sollten, deren Wiedergabe auf dem vorgesehenen satinirten Druck papier nicht befriedigte. De Vinne wandte sich durch die Vermittlung eines Herrn W. P. Dane an den Papiertechniker Charles M. Gage, der ohne Weiteres erklärte, dass Papier, mit einer feinen Kreideschicht bedeckt und satinirt, das erwünschte Ergebnis liefern würde. Gage fertigte in der ihm unterstellten Springfielder Papierfabrik einige Ries zur Probe an, und das Ergebnis war allseitig befriedigend: De Vinne konnte einen ersten Auftrag auf 100 Ries des Papiers erteilen, und sehr bald wurde das gestrichene Kunstdruckpapier (coated paper) ein Haupterzeugnis zahlreicher Papierfabriken. W. Deutscher Buchgewerbeverein. Im Buchgewerbemuseum (II. Ober geschoss) ist neu ausgestellt eine grosse Anzahl von modernen Bunt papieren zu Vorsatz und Ueberzug. Die Auswahl gibt eine nahezu vollständige Uebersicht über die Versuche, die in letzter Zeit angestellt worden sind, in dieses lang vernachlässigte Gebiet künst lerisches Leben zu bringen. Die Ausstellung von Halbfranz- und Halbleinenbänden, die das Baarsortiment F. Volckmar veranstaltet hat, gibt gleichzeitig einen Begriff, wie die modernen Papiere verständnis voll angewandt werden können. Weiter findet sich dort ausgestellt die Reihe der Lithografien, die Kolbe zu Illustrationen des Faust ge schaffen hat. In diesen Blättern fehlen die üblichen Reize des kultur geschichtlichen Details. Kostümwitze und alte Strassenbilder sucht man vergebens. Auch sonstige bloss gegenständliche Zutaten sind geflissentlich bei Seite gelassen. Dafür muss man dem Werk den Ernst nachrühmen, mit dem der Künstler versucht hat, seine grosse männliche Auffassung in Gestalten umzusetzen. Gewiss verraten mannigfache Mängel der Zeichnung den jungen Künstler. Aber dieser Faust ist doch endlich einmal wieder ein Versuch, über die kleine Stimmungsmache hinaus zu einer wirklichen Umdichtung des Stoffes in ein Werk bildender Kunst zu gelangen. Im Ecksaal endlich findet sich eine Kollektiv-Ausstellung der Buchbinderei Hübel & Denck in Leipzig. Neben guten, ja ausgezeichneten Ganzleinenbänden wie sie einzelne Verleger erfreulicherweise neuerdings für ihre Werke herstellen lassen, fehlt es nicht an Proben der alten, mit Bildern bunt bedruckten Einbanddecken, die hoffentlich bald verschwinden werden. Dazu ist eine Anzahl von Kunsthandbänden ausgestellt, an denen man das wundervolle Material und die exakte Technik studiren mag. Die gesamte Ausstellung bietet somit ebenso dem Fachmann wie dem Laien Interessantes genug, sodass sich ein Besuch wohl lohnen dürfte. (Leipz. Neueste Nachr.) Innung Leipziger Buchdruckereibesitzer (Zwangsinnung). Unter Vorsitz des Herrn Ottomar Wittig wurde in der Gutenberghalle des Deutschen Buchgewerbehauses eine ausserordentliche Innungsversammlung ab gehalten, auf deren Tagesordnung drei, auf eine Statuten-Abänderung hinzielende Anträge standen. Da indessen die vorgeschriebene Zahl von ’ 4 aller stimmberechtigten Mitglieder nicht anwesend war, muss die Einberufung einer neuen Versammlung erfolgen. In unmittelbarem Anschluss an diese ausserordentliche Innungsversammlung fand die erste diesjährige ordentliche Generalversammlung statt, in welcher die Erschienenen zunächst den Bericht des Innungsvorstandes über das verflossene Geschäftsjahr entgegennahmen. Aus dem Berichte geht hervor, dass im verflossenen Jahre sich die Verhältnisse im Leipziger Buchdruckgewerbe weniger ruhig entwickelt haben, als dies in den vorangegangenen Jahren der Fall gewesen ist. Das reine Vermögen der Innung beträgt Ende 1901 nach Zurechnung des Ueber- schusses von 2713 M. 54 Pf. 73 713 M. 73 Pf. In dieser Summe ist das Brockhaus-Legat mit 900 M. enthalten. Hierzu kamen an Legaten die Weidemann’sche Stiftung mit 10 761 M. 13 Pf., Teubner’s Legat mit 1500 M., die Fr. Nies’sche Stiftung mit 9204 M. 81 Pf., das Heinr. Brockhaus-Legat mit 16 513 M. 19 Pf. und die Brnno Klinkhardt- Stiftung mit 5450 M. Endlich verfügte die Buchdrucker-Lehranstalt noch über ein Vermögen von 4989 M. S2 Pf. Bai dieser Ge legenheit wurde noch derjenigen Mitglieder gedacht, die im ver flossenen Jahre durch den Tod ausgeschieden. Es sind dies die Herren Hermann Josef Ramm, in Firma Ramm & Seemann, Hermann Trömel, in Firma Grimme & Trömel, und A. H. Payne. Bei Be sprechung des Jahresberichtes erwähnte der Vorsitzende, dass der Innungsvorstand eine Berechnungsstelle für Druckarbeiten eingerichtet habe, die für die Innungsmitglieder Berechnungen vornimmt, solche begutachtet und ihnen überhaupt in Bezug auf Preisstellungen zu Diensten steht. Carnegie’s Stiftungen und der Buchhandel. Infolge der grossartigen ■ Bibliotheksstiftungen Carnegie’s in Amerika ist die Frage aufgeworfen worden, ob diese zahlreichen neuentstandenen Bibliotheken nicht von nachteiliger Wirkung auf den nordamerikanischen Buchhandel sein würden, indem sie den Einzelverkauf der Bücher stark verringerten. Das Gegenteil ist eingetreten, wie die Frankfurter Zeitung der Times entnimmt. Dreihundert Bibliotheken wurden in den letzten zwei Jahren durch die Freigebigkeit des amerikanischen Mäzens eingerichtet, und drei Millionen Bücher wurden dafür angeschafft. Abgesehen von dem dadurch den amerikanischen Verlegern und Buchhändlern zu gewiesenen einmaligen grossen Geschäft hat die Benutzung dieser Bibliotheken die besser gestellte Bevölkerung zum Ankauf der in den öffentlichen Bibliotheken gelesenen Bücher veranlasst, sodass die Jahre 1900 und 1901 mit goldenen Lettern in die Geschichte des amerikanischen Buchhandels eingeschrieben sind. Einige Bücher sind in diesen Jahren in hunderttausenden von Exemplaren abgegangen, und ihr Verkauf zeigt noch immer keine Abnahme. K. Die Städtische Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Elberfeld wurde, wie der Jahresbericht anführt, im vergangenen Jahre von 2271 Schülern besucht; davon entfallen auf das Sommerhalbjahr 644 und auf das Winterhalbjahr 828. Um den Unterricht für Setzer und Buchdrucker praktisch zu gestalten, wurde auf Stadtkosten eine Setzerei mit dem besten Schrift- und Schmuckmaterial an geschafft. Für diese Einrichtung bewilligte die Stadt 10 290 M. Seit April 1899 werden auch Damen zu dem Unterricht in der Tages schule und im Abend- und Sonntagskurse aufgenommen, welche sich für das Zeichenlehrerinnen-Examen vorbereiten oder als kunst gewerbliche Zeichnerinnen ausbilden wollen. (Rh.-W. Ztg.) Auflösung der Oberbalerischen Buchdrucker-Zwangsinnung in München. Die Oberbaierische Buchdrucker-Zwangsinnung hat nach 1‘/2jährigem Bestehen die Auflösung beschlossen. Aeusserlich knüpft dieser Be schluss daran an, dass die Regierung die Reglung des Lehrlings wesens, die Bekämpfung der Schmutzkonkurrenz, die Einführung des deutschen Buchdruckertarifs und den damit verbundenen Arbeits nachweis nicht in das Statut aufnehmen liess. Tatsächlich strebte die Innung vom Beginn ihrer Gründung an der Wiederauflösung zu. Die Ursache ist der Gegensatz zwischen Stadt und Land. Die Provinz buchdrucker fürchteten durch die Stadtgeschäfte verkürzt zu werden, namentlich wenn vorerwähnte Bestimmungen durchgeführt würden. Die Regierung erklärte, man dürfe die Lehrlingshaltung nicht be schränken und in die Lohnfrage nicht eingreifen. (Frankf. Ztg.) Der Verein Dänischer Buchdrucker hat auf einer dieser Tage ab gehaltenen Generalversammlung einstimmig beschlossen, sich dem »Dänischen Arbeitgeber- und Meisterverein« anzuschliessen. Hiernach zählt der Arbeitgeberverein etwa 70 verschiedene Vereine in Kopen hagen und den Provinzen. (Hamb. Nachr.) K. Statistik des österr.-ungar. Buchgewerbes. In Oesterreich-Ungarn zählt man zur Zeit 1649 Buchdruckereien, 476 lithografische Anstalten, 50 Schriftgiessereien, 53 xylografische und 46 chemigrafische An stalten; es bestehen 1982 Buchhandlungen, wovon 256 ausschliesslich den Verlagshandel betreiben. (Freie Künste) Die Setzerinnenschule des Lette-Vereins in Berlin hatte im ver flossenen Jahre bedeutende Aufträge und war vollauf beschäftigt. Die an die Setzerinnen gezahlten Löhne betrugen 20 700 M. Es waren täglich durchschnittlich 26 Setzerinnen beschäftigt, 1 gab den Beruf auf, 2 traten in andere Druckereien über. K. Stiftung. Die Witwe des im Dezember vorigen Jahres in Berlin verstorbenen Rentners und früheren Besitzers des »Geselligen« in Graudenz, Gustav Röthe, hat der Stadt Graudenz eine Stiftung von 60 000 M. überwiesen und zwar 25 000 M. für ein städtisches Altertums- Museum und 15 000 M. zur Schaffung einer Stadtbibliothek. 20 000 M werden kapitalisirt und die Zinsen zur Hälfte fürs Museum, zur. Hälfte für die Bibliothek verwendet, -s- Berufsjubelfest. Herr Heinrich Knipper, der fast 30 Jahre in der Buchdruckerei J. P. Bachem in Köln als Faktor tätig ist, konnte am 1. Mai auf eine 50jährige Tätigkeit im Dienste der schwarzen Kunst zurückblicken. Der Jubilar, der sich grosser Beliebtheit und Achtung erfreut, wurde an seinem Ehrentage von seinen Vorgesetzten und Kollegen aufs herzlichste beglückwünscht und durch Ueberreichung sinniger Geschenk« und Erinnerungszeichen erfreut, -o-