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Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Buchdruck *** * * * Steindruck 7 Buchgewerbe Eingesandte Werke finden Besprechung Nr. 41 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Buchbinderei * * * * * Buchhandel Berliner Typographische Gesellschaft Die von ungefähr 60 Personen besuchte Sitzung vom 13. Mai gestaltete sich zu einem sehr anziehenden Vortrags- Abend. Der Vorsitzende, Herr Könitzer, berichtete zunächst über die Eingänge. Das Mitglied Herr Faktor Noack über sandte der Gesellschaft die vom Kommerzienrat Max Krause in Berlin anlässlich seines 50jährigen Berufsjubiläums heraus gegebene Festschrift: »50 Jahre im Dienste der Papier industrie«; die künstlerische Ausstattung des Buches wird vom Vorsitzenden besonders hervorgehoben. Ferner liegt das Probeheft eines neuen Wiener Verlagsunternehmens vor: »Die Fläche«. Es besteht aus ornamentalen Vorlageblättern in sezessionistischer Manier. Die Besprechung eines eingesandten neuen Stegematerials, welches das Ausbinden der Kolumnen mittels Bindfaden ersetzen soll, wird auf nächste Sitzung vertagt. Von dem Mitgliede Herren Gustav Paetz sind ein- gesandt und ausgestellt diverse Speisekarten sowie englische und japanische Drucksachen, welche anlässlich einer Reise nach Japan auf dem Dampfer »Kiautschau« von einem Freunde der Gesellschaft gesammelt wurden. Aus der k. k Versuchs- und Lehranstalt in Wien werden einige gleichzeitig mit Schriftsatz gedruckte »typografische« Lichtdrucke vorgelegt. Als Mitglied wurde aufgenommen Herr Adolf Tietze, Rotations- Maschinenmeister im Druckhause Scherl. Angemeldet zur Aufnahme werden: Herr Max Weinoldt, Illustrations-Maschinen meister in der »National-Zeitung« sowie Herr August Lindner, Akzidenzsetzer im »Deutschen Verlag«. Nach Erledigung dieses geschäftlichen Teiles der Tages- Ordnung erhält Herr Dr. Hans Brendicke das Wort zu seinem angekündigten Vortrage über »Berliner Exlibris-Zeichner und -Sammler« Der Vortragende unterstützte seine Ausführungen durch eine umfangreiche Ausstellung von Exlibris aus seiner eigenen, 7000 Blätter umfassenden Sammlung, sowie aus fremden Sammlungen, welche eine Stirnwand des Buchgewerbesaales, sowie einige Tische bedeckte. Redner schickt eine Erklärung des Begriffes »ex libris« = »aus der Bibliothek des —« (besser: »gehört zur Bibliothek des —«) voraus; er spricht über die Schreibweise des Wortes und empfiehlt, »Exlibris« stets in einem Wort zu schreiben, ähnlich, wie wir ohne Bedenken uns gewöhnt haben, zu sammengesetzte Worte wie Vademecum, Promemoria, Sinecure und dergl. in einem Wort zu schreiben. Als Verdeutschung ist Redner für das Wort »Bibliothekzeichen«. Bei solchen Verdeutschungen beachte man, dass sie nicht übereinstimmen mit den Begriffen »Buchzeichen« oder »Lesezeichen«, welche letztere beide einem ganz anderen Zwecke dienen. Das Exlibris ist ein Besitz- und Erinnerungszeichen, es soll den Eigentümer des Baches erkennen lassen und bei ver liehenen Büchern den Entleiher an den Besitzer und an die Zurückgabe erinnern. Adelige Kreise wählen gewöhnlich das Wappen als Besitzzeichen, für Bürgerliche muss dagegen meist erst ein Zeichen erfunden werden, weil bürgerliche Wappen in der Regel nicht mehr vorhanden sind. So gelangt das Symbol im Exlibris zur Geltung; viele Exlibris enthalten eine Eule, ein Buch, Minerva, ein Werkzeug aus dem Beruf und dergl. Um aber das Exlibris zu einem wirklichen Eigentümer zeichen zu machen, ist vor Allem Deutlichkeit nötig; es soll in der Regel den Namen des Besitzers enthalten, nicht blos ein Monogramm desselben; bei Adeligen, bei Fürsten und Regierenden genügt aber auch häufig das Allen bekannte Wappen. Für den praktischen Gebrauch ist es ferner von Wichtigkeit, dass das Exlibris kein zu grosses Format besitzt, sodass es auch für kleinere Bücher bequem anwendbar bleibt. Noch besser freilich ist es, sich Exlibris in verschiedenen Grössen anfertigen zu lassen, vielleicht auch in einigen ver schiedenen Farben, um mit Rücksicht auf farbige Vorsatz papiere einen möglichst harmonischen Eindruck zu erzielen. Alle Fragen der Ausstattung eines Exlibris werden aber am besten im Zusammenhänge mit dem vornehmsten Zweck desselben gelöst: das Eigentum zu sichern. Das war in den Zeiten vor Gutenberg noch wichtiger als heute, und wir finden auch in den Inkunabeln, namentlich von den Klöstern, Exlibris angewendet, die heute für den Sammler grossen Wert haben. Im Mittelalter standen — entsprechend der Kostbarkeit der Handschriften — oft hohe Strafen auf dem Bücher diebstahl. Redner zeigt ein altes Exlibris vor, auf dem eine allerdings humoristische Drohung mit dem Galgen ver zeichnet ist, die aber vielleicht auch ab und zu wahr gemacht sein mag. Die Ausführungstechnik der Exlibris war in alten Zeiten der Holzschnitt, der im 17. und 18. Jahrhundert vom Kupfer stich abgelöst wurde; in neuester Zeit werden ebenfalls viel fach Kupferstich, Radirung, aber auch Lichtdruck und zinko- grafische Verfahren angewendet. Das Neueste ist eine Schablonirung mittels geätzter Patronen. Schliesslich finden sich auch schon einige »gesetzte« Exlibris, und es würde sich nach Ansicht des Vortragenden lohnen, auf diesem Wege weitere Versuche zu machen. Mit Bezug auf die künstlerischen Motive der Exlibris erwähnt Redner noch die sogenannten redenden oder sprechenden Exlibris, die den Namen des Be sitzers durch eine leicht zu erratende bildliche Darstellung er setzen. Auffallend ist, dass wenig Exlibris mit dem Bildnis des Eigentümers versehen werden. Im zweiten Teile seines Vortrages ging der Vortragende unter besonderer Berücksichtigung Berlins auf die Zeichner und Sammler von Exlibris näher ein. Hier hat sich in einem Zeitraum von wenigen Jahren eine stattliche Zahl von Exlibris- Sammlern zu einem Verein zusammengeschlossen, der mit den Auswärtigen ungefähr 450 Mitglieder zählt. Die grösste Sammlung in Deutschland besitzt Graf Leiningen-Westerburg (etwa 24 000 Stücke). Unter den Berliner Exlibris-Zeichnern ragt besonders Prof. Emil Doepier d. J. hervor, der bis heute ungefähr 60 Exlibris gezeichnet hat, vorzugsweise solche für Behörden, auch für den Deutschen Kaiser und andere Fürst lichkeiten. Sein Hauptformengebiet für das Exlibris ist die Heraldik. Ebenfalls heraldisch und häufig archaisirend arbeitet Prof. Ad. Hildebrandt; auch Georg Otto, Georg Barlösius, Hirzel, Melchior Lechter, Franz Stassen und Paul Vogt sind bekannte Exlibris-Zeichner. Der Vortragende fand mit seinen Ausführungen den vollen Beifall der Versammlung. Die anschliessende kurze Aus sprache beschäftigte sich besonders mit den Aussichten für »gesetzte« Exlibris. Bei dieser Gelegenheit wird angeregt, für die Gesellschaft ein Exlibris auf dem Wege eines Preis ausschreibens zu erwerben. Nach einer Pause, welche der Besichtigung der ausge stellten Exlibris-Sammlung gewidmet war, erfolgt die Vor führung des verbesserten Amerikanischen Luftpinsels »Aerograph« durch die Herren Frederick W. King und Müller-Appenroth. Herr King führte den »Luftpinsel« praktisch vor durch Her stellung verschiedener ein- und mehrfarbiger Bilder, die den Beifall der Versammlung fanden. Der »Luftpinsel« ist ein hohler Metallstab, der vorn eine feine Düse als Austritts- Oeffnung für die nasse Farbe hat. Letztere wird durch Luft druck aus dem Griffel herausgeschleudert, ähnlich wie bei Wasserzerstäubern. Durch Annäherung oder Entfernung des Griffels von der Zeichnung gibt der herausgeblasene Farben strahl einen feinen dunklen Strich oder eine matte, kaum ge tönte Fläche. Die Farbenausspritzung kann ausserdem durch Druck des Zeigefingers auf ein Ventil verstärkt und ab geschwächt werden. Die für den Gebrauch des Aerograph nötige Druckluft wird durch eine mit dem Fusse in Bewegung gesetzte Luftpumpe und einen Druckluftkessel erzeugt, von dem aus der Verbindungsschlauch zum Griffel geht. Die Erfindung ergibt Bilder, die den Charakter fein ab-