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Nr. 41 PAPIER-ZEITUNG 1473 und Kosten nach sich, sondern würde vielleicht die Ware wertlos machen. Meinen Erfahrungen nach sind im Gegenteil die Zoll beamten in letzter Zeit ziemlich streng vorgegangen, so wurden in den letzten 14 Tagen Kisten mit Ansichtskarten beanstandet, einzig und allein weil ein verschwindend kleiner Teil den notwendigen Her kunftsvermerk nicht aufgedruckt enthielt. Dabei handelte es sich nur um ein Versehen bei einzelnen Dessins, der weitaus grösste Teil, Millionen von Karten, waren ordnungsgemäss mit dem vor geschriebenen Vermerk versehen, und es konnte nur ein Irrtum und keine Absicht vorliegen. Nach vielen Scherereien wurde die Ware freigegeben und gestattet, bei einem hiesigen Drucker den Vermerk nachträglich unter Aufsicht eines Zollbeamten anbringen zu lassen. Abgesehen von den Kosten bedeutet die Angelegenheit eine Kette von Unannehmlichkeiten und verursachte eine Verzögerung von 14 Tagen bis 8 Wochen, die unter Umständen eine Annahme-Weigerung seitens der Kunden, weitere Spesen und Nachteile nach sich ziehen kann. Es empfiehlt sich also, sich an die gesetzlich bestehenden, obwohl sehr hemmenden Vorschriften zu halten, solange derartige Bean standungen vorkommen können, denen natürlich Jedermann gerne aus dem Wege geht. A. Im Leitaufsatz der Frankfurter Zeitung vom 16. Mai wird die in Nr. 28 der Papier-Zeitung gebrachte Meldung in gleicher Weise berichtigt. Red. Papiermaschine auf der Düsseldorfer Ausstellung Die Firma F. H. Banning & Setz, Maschinenbau-Ges. m. b. H. in Büren, Rhld., stellt in Düsseldorf diejenigen Teile einer Papiermaschine aus, die sie anders ausführt als meist ge bräuchlich. Die Firma veröffentlicht in einem vornehm aus gestatteten reich illustrirten Heft eine Beschreibung der ausgestellten Maschinenteile. Zahlreiche, zum Teil fotografisch nachgebildete Anerkennungen von Beziehern ihrer Papier maschinen ergänzen das Heft, das die Firma auf Wunsch kostenlos abgibt. Die ausgestellte »pendelnde Siebpartie« wurde in Nr. 13 der Papier-Zeitung von 1902 beschrieben und abgebildet. Ueber die dort nur kurz erwähnten Gautsch- und Nasspressen bringt das Ausstellungs-Heft ausführliche Bilder und Erläute rungen, ebenso über den Seybold’schen Reibräder-Antrieb, den Seybold’schen Schüttelbock, die elektrische Treibkraft, die Saugerpumpe usw. Berliner Papier- und Schreibwaaren-Neuheiten Nachdruck verboten Die Neuheiten in Luxuspapier kommen und gehen oft, ehe man sie schildern konnte. Die verschiedenen Jahreszeiten und Feste geben in Bezug auf die Ausstattung immer das Grundmotiv an. So verhält es sich auch mit dem Briefpapier. Die Wiederbelebung der verschiedenen Arten des Sports hat Briefpapier-Neuheiten gezeitigt, welche die Bezeichnung »Lawn Tennis« und »Golf« führen. In diesem Papier sind die weissen buntstreifigen Kleiderstoffe der Sportsleute nachgeahmt. Die Umschläge sind so lang und schmal, dass die fast quadratischen Bogen nur einmal in der Länge geknifft zu werden brauchen, und erhalten ihren Schluss durch die weit Überschlagende Klappe der Schmalseite. Kartenbriefe sind ebenfalls in diesem Papier vorrätig. »Reves de jadis« ist ein ausserordentlich schmales weisses Papier von etwa 10 cm Breite bei einer Länge von vielleicht 30 cm. Die Ränder sind rauh, und oberhalb ist der Bogen mit jugendlichen Mädchengestalten in altdeutscher Tracht in Schwarzdrusk verziert. »L’art moderne« ist dagegen breit und kurz im Bogen, und in der linken oberen Ecke ist ein goldumrahmtes Bild angebracht, auf dem in modernem Stil ein Frauenkopf dargestellt ist. Verschiedene farbige Blumen und goldene Palmzweige überdecken zum Teil das Bild oder sehen hinter dem Rahmen hervor. In sehr zarten Tönen, Grau, Bian und Rosa, ist ein Papier gehalten, das sich »A toute volee« nennt und auf weissem Grund den Himmel mit Wolken, Sternen und Mondsichel veranschaulicht, zwischen welchen man Glocken und blühende Baumzweige bemerkt. Diese Be musterung bedeckt den fast quadratischen Doppelbogen nur auf der äusseren Seite, während die innere weiss ist. Das Papier »Marguerite« ist verschiedenfarbig marmorirt und unten in der rechten Ecke mit ein paar der weissen Sternblumen verziert, die dem Papier den Namen geben. Die »Veilchen briefe«, in Stoffmusterung gehalten, sind von hellem Ockerton und haben einen schmalen violetten Rand. Ein paar Veilchen, in der oberen linken Ecke angebracht, erscheinen zwanglos darüber bingestreut. Aehnlich verhält es sich auch mit den ”Maiglöckckenbriefen«, nur haben diese eine weisse Kante, während der Grund resedagrün ist. Das Papier »Louis XVI.« ist weiss und von einer farbigen gekrausten Zackenkante um geben, neben welcher rote Pünktchen hinlaufen, in zwei gegen überstehenden Ecken ist eine stilisirte Rose in Flachmalerei angebracht. • Dies Papier macht den Eindruck, als sei es ein gesticktes Battisttaschentuch. Einer Platte von feinem Porzellan gleichen Doppelkarten und Briefbogen, die gleich falls von gemusterter farbiger Kante umgeben, in der oberen rechten Ecke mit einem durchbrochenen und hoch gepressten Musehelornament im Rokokostil versehen sind. Diese Ver zierung ist auch an der schräg herabfallenden breiten Schluss klappe der Umschläge angebracht, ebenso die gekrauste Kante. »Vert du Lac Leman« ist ein Briefpapier von zartem Blaugrün mit wellenartiger Bemusterung. Sonst ist es ohne Zierat, und nur auf den dazugehörigen Karten bemerkt man noch eine goldene Sonne oder rote Boje. In »ciel nuageux« ist dieselbe Idee veranschaulicht, nur ist die blaue oder violette Bemusterung wolkig. Die Karten sind an der rechten unteren Ecke mit einem silbernen Stern und silbernen Stielwindungen verziert, zwischen welchen ein Vergissmeinnicht angebracht ist. Ein sehr hübsches Lesezeichen besteht in einem schmalen messerartigen Kartonstreifen, auf dessen oberem Ende ein Schmetterling mit beweglichen, zusammenlegbaren Flügeln sitzt. Schmetterlinge dienen neben anderen Frühlingsboten, wie Maikäfer, Libellen und Grashüpfer auch zur dekorativen Aus stattung der Pfingstlcarten. Da aber das Osterfest schon so reiche Frühlingsbilder gebracht hatte, scheint sich die Fantasie der Künstler einigermaassen erschöpft zu haben, sodass für das schönste Fest des Jahres nicht viel Ideen übrig blieben. Zu den blühenden Obstbäumen und blumigen Wiesen brauchte man nur eine andere Staffage zu schaffen. Maikäfer bilden hierbei, ein Hauptmotiv. Sie brauen den Maitrank, umtanzen den Maibaum oder einen Stengel Glücksklee und durch schwirren von Gnomen geritten die Luft. Die letzteren aber sind geschäftig den Birken den Saft zu entziehen, der in dem Ruf steht ein vorzügliches Schönheitsmittel zu sein und nach altem Glauben auch allerlei Gebreste heilt. Sie necken liebende Paare unter den Menschen und Elfen, die auf ein samen Waldwegen lustwandeln, und begleiten auf verschiedenen Instrumenten den Gesang der Vögel. Sie sind alle wieder zurückgekehrt, die leichtbeschwingten Gäste des Waldes, die des Winters Kälte vertrieben hatte, und auch der Storch hat wieder sein altes Nest aufgesucht. Es ist von Bedeutung, wie sich die alten Muhmen erzählen, ob man ihn im Frühjahr zuerst fliegend antrifft oder auf dem Lande umherstelzend. Im ersteren Falle zeigt das eine Reise an, die man im Laufe des Sommers machen wird, im letzteren aber bleibt man daheim. Aehnlich verhält es sich mit den Schmetterlingen. Sieht man zuerst den buntfarbigen »Fuchs«, so wird man an einer Hochzeit teilnehmen, und der erste Zitronenfalter gewähr leistet einen fröhlichen Sommer. So kann man auch die Karten, auf welchen diese Vorboten künftiger Ereignisse dargestellt sind, den Wünschen jedes Einzelnen anpassen. H. P. Schreibmaschinen werden bei der preussischen Justizverwaltung mehr und mehr in Gebrauch genommen. Versuche, welche im Jahre 1899 und zu Anfang des Jahres 1900 bei sämtlichen Justizbehörden in Berlin und in Frankfurt a. M. mit Schreibmaschinen der ver schiedensten Systeme angestellt worden sind, haben überzeugend ergeben, dass auch bei den Gerichten und Staatsanwaltschaften eine Verwendung von Schreibmaschinen sowohl im Interesse der Be schleunigung des Geschäftsbetriebs ratsam, als auch für die Staats kasse vorteilhaft ist. Auf die Höhe der Ersparnisse lässt sich aus dem erhöhten Arbeitspensum schliessen, welches von den Maschinen- Schreibern gefordert wird. Während für das Arbeitpensum eines mit Glattschrift beschäftigten Kanzleibeamten der Umfang einer Schreib seite auf 20 Zeilen zu je 12 Silben bemessen ist, muss die Maschinen schriftseite 80 Zeilen zu je 12 Silben, also das 1‘/2fache einer ge wöhnlichen Glattschriftseite enthalten. Sodann werden die sogen. Durchschlagsarbeiten nicht voll, sondern nur zu einem Viertel ange rechnet. Gerade in der ausgiebigen Ausnutzung der Schreibmaschinen zur Herstellung von Durchschlagsarbeiten, also von Schreibwerk, welches gleichzeitig in mehreren gleichlautenden Exemplaren (Urteils ausfertigungen, Anklageschriften, Benachrichtigungen u.dgl.)herzustellen ist, liegt aber der Hauptwert der Verwendung von Schreibmaschinen und die Höhe der zu erzielenden Ersparnisse. Neuerdings wurden die Justizbehörden nochmals darauf hingewiesen, Schreibmaschinen bei allen in zwei und mein - Exemplaren herzustellenden Schriftstücken zu verwenden. Vorläufig wurden nur die Oberlandesgerichte, die grösseren Landgerichte und Staatsanwaltschaften, sowie die Amts gerichte mit wenigstens zehn Richtern mit je einer Schreibmaschine ausgestattet. Die Maassnahme hat sich nach den jüngst er statteten Berichten der beteiligten Justizbehörden im I Allgemeinen bewährt, ^g. (Vogtl. Anz.)