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1472 PAPIER-ZEITUNG Nr. 41 Satinirstreifen, und diese können sich durch die Feuchtigkeit des Steins ungleich dehnen, also Falten hervorbringen. 3. Einzelne zu leichte oder zu schwere Bogen berechtigen nicht zur Beanstandung der Ware, dagegen können Riese, bei denen der für Druckpapier gebräuchliche Spielraum von 21/2 pCt. des Sollgewichts auf oder ab überschritten ist, zurück gewiesen werden. 4. Dass die Satinirstreifen vorhanden und schädlich sind, haben wir unter 2. gesagt. Diese Streifen rühren nicht von einer defekten Glättwalze sondern daher, dass das Papier nicht gleichmässig an den Trockenzylinder gepresst wurde, der die einseitige Glätte hervorbrachte. Die Streifen sind so zahlreich und auffallend, dass sie die Zurückweisung des Papiers seitens des Fragestellers rechtfertigen. Wenn aber Etiketten darauf gedruckt werden sollen, und auf dem einzelnen Etikett, besonders nachdem es mit farbigem Druck versehen ist, die Streifen wenig in die Augen fallen, so könnte vielleicht Fragesteller, um dem Fabrikanten keinen zu grossen Schaden zu verursachen, das Papier gegen entsprechenden Nachlass übernehmen und verarbeiten. * * * n Wir sind mit einem unserer Kunden wegen einer Lieferung von 5608,5 kg einseitig glatt Etikettendruck in Differenz gekommen, tragen Ihnen den Fall zur Entscheidung vor, und erklären uns bereit, uns Ihrem Schiedspruche zu unterwerfen. Wir standen mit genannter Firma wegen Lieferung eines grösseren Auftrages einseitig glatt Etikettendruck in Unterhandlung. Wie aus den Briefen hervorgeht, wusste der Kunde, dass unsere einseitige Glätte nicht normal ist. Der Kunde verlangte ungefalzte Musterbogen, um Probedrucke vornehmen zu können. Wir sandten ihm solche am 81. Dezember zu. Muster jener Anfertigung liegen hier bei. Sowohl der Kunde als auch der Drucker konnten also aus diesen Mustern ganz genau ersehen, was wir liefern werden. Am 17. Januar erfolgte nun die Auftragserteilung sowie deren Bestätigung, aus welcher eben falls hervorgeht, dass wir nur zugesagt haben, das zu liefern, was wir bereits früher geliefert haben. Am 27. Februar beanstandete unser Kunde die Lieferung. Am 8. März schrieb er uns wieder, worauf wir am Tage darauf erwiderten, ebenso schrieben wir ihm am 6. März. Zu unserem letzterwähnten Brief fügen wir hinzu, dass wir die erbetenen zwölf gerollten Bogen nicht erhalten haben. Wir übersenden Ihnen noch Kopie der Rechnung und der Spezifikation zu derselben, woraus Sie ersehen werden, dass nicht nur das vorgeschriebene Gewicht eingehalten wurde, sondern auch die einzelnen Ballen keine wesentliche Abweichung zeigen, sodass wohl mit Sicherheit anzunehmen ist, dass die Lieferung im Grossen und Ganzen gleichmässig ausgefallen ist. Einzelne wesentlich im Gewicht abweichende Bogen dürfen ja nicht als Grundlage zu einem Anstande dienen. Papierfabrilt Q. Die oben unter I abgedruckte Frage bezieht sich auf den selben Geschäftsfall. Die Frage wurde jedoch dort nicht genau genug gestellt. Insbesondere war nicht erwähnt, dass der Käufer von derselben Fabrik Musterbogen von Etiketten-Papier erhalten und dass die Fabrik auf seinen Wunsch nach besserer ein seitiger Glätte geantwortet habe, sie könne keine wesentlich bessere einseitige Glätte herstellen als die bemusterte. Die Buch- und Steindruckerei wusste dies wahrscheinlich nicht, denn sie kaufte nicht von der Papierfabrik sondern von einem Grosshändler. Wir antworteten auf die Frage I, dass die Satinir streifen im gelieferten Papier den Käufer zur Annahme-Weigerung berechtigen. Die uns vorliegenden Muster beweisen jedoch, dass auch die Vorlagemuster der Fabrik Satinirstreifen hatten, wenn auch nicht so starke, wie die beanstandete Lieferung. Dieser Unterschied kommt daher, dass sich die Fabrik ihrem Ver sprechen gemäss bemühte schöne Glätte zu erzielen, und von dem glätteren Papier sich die matten Streifen lebhafter ab heben. Mit Rücksicht darauf, dass die Lieferung sonst allen Anforderungen entspricht und sich voraussichtlich auch trotz der Streifen ohne besondere Schwierigkeit zu Etiketten ver arbeiten lässt (vergleiche unsere Antwort zu I), entscheiden wir, dass der Verkäufer vom vereinbarten Kaufpreis nur 2 pCt. nachzulassen braucht. Lebensregel Wer rechter Zeit gebraucht das Wort, Der kommt im Leben trefflich fort; Doch weiter noch bringt’s in der Welt, Wer rechter Zeit den Schnabel hält. Aua Edwin Bormann's „Lebens-Komödien“ Tinte und Stahlfedern Zu Nrn. 30 und 35 Chemnitz, 5. Mai 1902 Die Anfrage »Tinte und Stahlfeder« in Nr. 30 der Papier-Zeitung kam mir leider erst heute, als ich in Nr. 35 die Antwort der Herren Carl Kuhn & Co. in Wien fand, zu Gesicht und ist durch diese Antwort und die redaktionelle Anmerkung zur Anfrage sehr zu treffend beantwortet worden. Ich kann nur bestätigen, dass die Tinten im Allgemeinen und die weitverbreiteten und mit Recht hochgeschätzten Eisengallus- Tinten im Besonderen, wenn ganz neutral, nicht haltbar sind. Ein gutes Fabrikat enthält von Säure allerdings nur das äusserste Minimum, ohne welches der Fabrikant nicht arbeiten kann. Die be klagten Uebelstände machen sich deshalb bei Benutzung einer guten Tinte und Beobachtung des Auswischens der Feder garnicht bemerkbar. Die Ursache für das schnelle Verderben der Stahlfeder ist, wie die Herren Carl Kuhn & Co. ganz richtig bemerken, in der gleich zeitigen Einwirkung von Luft und Feuchtigkeit auf die Stahlfeder zu suchen, weshalb sich das empfohlene Auswischen der Feder nach dem Gebrauch mit einem Stückchen Leinwand überreich be zahlt macht. Es ist überhaupt unglaublich, wie wenig Sorgfalt noch auf die Behandlung der Tinten und der Tintenzeuge verwendet wird. Wie Belten findet man ein äusser Gebrauch stehendes Tinten- Gefäss verschlossen, und wie selten wird überhaupt das Tintenzeug einmal ordentlich gereinigt? Selbst die adretteste Hausfrau und der sauberste Kontordiener, bei welchen sonst alles blitzt und blinkt, machen vor dem Tintenzeug Halt. Das beschmutzte Tintenglas ist für sie ein »noli me tangere!« Auch die Sparsamkeit mit Tinte und Feder ist geradezu rührend. Die Stahlfedern werden doch heutzutage in guter Qualität so billig hergestellt, dass es kaum in Betracht kommt, wenn man öfters einmal eine neue benutzt, falls man die kleine Mühe scheut, die Feder nach dem Gebrauch auszuwischen. Auch das Tintenbudget dürfte wohl kaum übermässig anschwellen, wenn man die alte, durch Verdunsten eingedickte und durch hinein gefallenen Staub unbrauchbar gewordene Tinte hin und wieder weg schüttet, dann das Glas so gründlich reinigen lässt, dass es wie neu aussieht, und erst dann frische Tinte einfüllt. Leider wird fast nie bedacht, dass bei Benutzung von Tinte und Feder die Reinlichkeit genau so nötig ist, wie bei anderen Gegen ständen, die man gebrauchsfähig erhalten will. Eduard Beyer ♦ ♦ ♦ Tinten, welche die Federn nicht angreifen, giebt es wohl (farbige Tinten), doch sind die damit geschriebenen Schriftstücke unbeständig, d. h. sie verblassen nach kurzer Zeit. Die die Stahlfedern angreifenden Bestandteile der Buchtinten sind Mineralsäuren, aber nicht Salz- oder Schwefelsäure. Es ist bisher nicht gelungen, eine gute Tinte ohne Mineralsäuren zu fabriziren; doch wäre selbst dann die Lebensdauer einer Stahlfeder kaum viel länger, denn wie sich jeder, der mit farbigen Tinten schreibt, leicht überzeugen kann, wird die Spitze der Feder mehr durch das Schleifen auf dem Papier zu Grunde gerichtet als durch die angreifenden Be standteile der Tinte. Wie schon gesagt, enthalten unsere Buch- Tinten sämmtlich freie Mineralsäuren. Kommt nun eine Stahlfeder — für den Chemiker »Eisen« — mit dieser Säure in Berührung, so wird sie langsam aufgelöst, d. h. die Feder wird geschädigt. Be kanntlich gibt es aber keine Wirkung ohne Gegenwirkung. Das Auflösen des Eisens bleibt daher nicht ohne Rückwirkung auf die Zusammensetzung der Tinte. Es wird nämlich beim Auflösen der Feder nicht nur diese selbst, sondern in viel stärkerem Maasse auch Säure aus der Tinte verbraucht, d. h. die Tinte wird säureärmer. Hierdurch verliert sie aber eine Reihe ihrer guten Eigenschaften, sie wird schlechter, verdirbt. Ein weiterer Umstand, welcher die Tinte schädigt, ist der beim Auflösen von Metall in Säure eich entwickelnde Wasserstoff, welcher die Farbstoffe der Tinte mehr oder weniger zerstören kann. Wie aus dem Gesagten zu ersehen, ist es nicht nur wichtig, keine Stahlfedern längere Zeit in der Tinte verweilen zu lassen, keine Tintenfässer zu verwenden, bei denen die Tinte irgendwie mit Metall in Berührung kommt, sondern man sollte auch seine Federn nach jedesmaligem Gebrauche gut auswischen. Versäumt man dies, so wird sowohl die Feder als auch die daran haftende Tinte ‘geschädigt. Auch werden durch die weitere Benutzung der Feder die daran sitzenden, veränderten Tintenreste in die gute Tinte im Tintenfass gelangen und so zum Verderben derselben beitragen. Tintenfabrik Made in Germany Aus London In Nr. 28 der Papier-Zeitung stand die Mitteilung, dass seit etwa zwei Jahren die englischen Zollbeamten angewiesen seien, Zuwider handlungen gegen die Merchandise Marks Act nicht zu beanstanden, Dies deckt sich mit meinen Erfahrungen in allerjüngster Zeit nicht, es scheint ein Missverständnis vorzuliegen. Es dürfte im Interesse der Leser liegen, dieses aufzuklären, denn solche könnten sich ver anlasst fühlen, den Aufdruck »Printed in Germany« dort, wo er den Zollvorschriften nach nötig ist, fortzulassen. Dies zöge nicht nur eine Menge Unannehmlichkeiten mit den Zollbeamten, Zeitverluste