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Buchgewerbe Buchbinderei * * Buchdruck *** *** Buchhandel *** Steindruck Eingesandte Werke finden Besprechung Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme Satz von Geschäfts-Zirkularen Von C. Kulbe Beispiel 1 zeigt die Anordnung eines Quart-Zirkulars, die in der Hauptsache als normal bezeichnet werden kann. Der Schmuck überragt das reine Schrift-Zirkular, das in schlichter Form auf weisses Papier in schwarzer Farbe gedruckt wird, anderseits ist auch der prospektmässige bunte Eindruck ver mieden. Gerade der letztere Umstand ist von so grosser Bedeutung, dass er von vornherein betont werden muss. Pro spekt und Zirkular sind ähnliche Drucksachen und doch grund verschieden in ihren Zwecken. Der Prospekt des Kaufmanns, Fabrikanten usw. wendet sich an die grosse Masse, und er wird Bild 1 in der Regel als Zeitungs ¬ beilage oder auf ähnlichem Wege ohne Wahl unter das Publikum geworfen. Nur selten wird ein Prospekt an ausgewählte Adressen ver sendet. Das Zirkular da gegen ist meist nur für einen begrenzten Kreis von Ge schäftsfreunden bestimmt oder dient zum Aufsuchen neuer Geschäftsverbindun gen in kleinerem Umfange. Im Allgemeinen vertritt das Zirkular die Stelle der brief lichen Mitteilung und trägt rein persönlichen Charakter trotz seines geschäftlichen Zweckes. Alles Markt ¬ schreierische muss im Zirku ¬ lar ebenso vermieden werden, wie es im Prospekt betont werden soll. Der Prospekt muss sich seinen Interessentenkreis suchen, daher muss er auffallen. Würde der Prospekt nicht mit Schlagwörtern, mit drucktechnischen Kontrasten in Schrift, Papier und Druck ¬ farbe erscheinen, so würde er häufig wirkungslos bleiben. Anders das Zirkular, welches einen ganz bestimmten per ¬ sönlichen Charakter bekommen Bild 2 H zrer PP —- 1 _ * I — — I I I ELRMLAI I 1 muss, entsprechend der Ge schmacksrichtung oder den Ansprüchen seines Em pfängerkreises. Man kann das Zirkular also charakteri- siren als eine Drucksache, die in ihrer Ausführung zu repräsentiren hat wie der Briefkopf und anderseits ebenso überzeugen muss wie der geschriebene Brief. In dem Beispiel 1 ist die Verteilung des Textes so erfolgt, dass man den ganzen Satz fast einfach nennen könnte. Die Vorschiebung der Firma an den Kopf des Ganzen, die Anordnung des Textes ist zwanglos und selbstverständlich. Das Orna ment, welches das Zirkular umgibt, verbindet zugleich Kopf und Text und bietet in der rechten unteren Ecke Ge legenheit zur eigenartigen Anbringung einer Schutzmarke. Dieses Zirkular kann als Beispiel dafür gelten, wie man zu gleich mit den einfachsten ornamentalen Mitteln die Fläche des Zirkulars bei wenig Text füllen und beleben kann, denn nicht bloss das Maass der Raumfüllung kommt für das Ornament in Frage, sondern fast noch mehr der Charakter desselben. Ein Ornament kann störend auf den Text des Zirkulars einwirken, wenn die Motive des Ornaments, das Spiel der Linien, die ge wählte Ausdrucksweise, die zeichnerische Technik zu auf fallend oder zu originell sind. In dem Beispiel 1 dürfte das Maass festgelegt sein, das bei einem Zirkular nicht über schritten werden sollte. Denkt man sich den Schmuck von dem gegebenen Beispiel fort, so dürfte der Text nicht in derselben Weise nackt und einseitig stehen bleiben. Aus Beispiel 2 ist zu ersehen, wie sich die Anordnungsweise der Schrift zu gestalten hat, wenn das Ornament fortfällt, weil es sich bei einem Schrift-Zirkular ebenfalls darum handelt, soweit möglich eine viereckig ge schlossene Füllung der Papierfläche zu erzielen, dass man aber doch bei geringem Text auf eine freie Anordnung des Ganzen im Raum achten muss, und dass man nicht immer in gezwungen vier eckiger Form arbeiten soll. Es gilt hier die logische An ordnung und die technische Erfahrung zu beachten. In den Beispielen 3 und 4 ist ein Mittelding zwischen Bei spielen 1 und 2 geboten. Dieselben zeigen das Orna ment auf einen geringen Raum beschränkt und in zwei zusammenhängenden Teilen. Durch Anfügung der Seitenleiste in Beispiel 4 erhält der sonst freiliegende Text Ruhe und Festigkeit, eine Entwicklung von links nach rechts, und das Ornament nötigt gewissermaassen das Auge zum aufmerksameren Lesen. In den Beispielen 1 bis 3 ist nicht berücksichtigt, dass bei vielen Zirkularen innerhalb des Textes einzelne Zeilen ausge zeichnet werden müssen. Diese Auszeichnung der Zeilen ist ein willkommenes Mittel, dem Textsatz einige Abwechslung zu geben. Deshalb wird man für die Praxis immer versuchen, aus dem Text eine Hauptzeile herauszunehmen (Beispiel 4) und diese entweder grösser zu drucken, oder auch in anderer Farbe hervorzu heben. Nichts gibt dem Text einen natürlicheren Reiz, als eine hübsch gewählte Auszeichnungszeile. Die Kunst des Akzidenzsetzers muss freilich dafür sorgen, dass diese Auszeichnungs zeile nicht aus dem Texte herausfällt. Die Auszeich nungszeile kann trotzdem das Ganze beherrschen, und wegen ihrer zentralen Stel lung im Text muss der Zirkularkopf wesentlich klei ner gesetzt werden als bei Fehlen derselben. An den Bild 8 Bild 4 Beispielen 1 bis 3 hat die Kopfzeilengruppe auf der ganzen Papier fläche kein Gegengewicht. Dies würde sich anders gestalten, wenn in dem Text jener Beispiele ein weiteres Wort als grössere Zeile gedruckt worden wäre. Dann würden sich für die ganze Anordnung zwei Hauptgruppen entwickeln, die das Auge hin und her ziehen und nicht zur Ruhe kommen lassen würden. In solchen Fällen ist es empfehlenswert, die Aus-