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1364 PAPIER-ZEITUNG Nr. 38 Lackirte und gekörnte Buntdrucke Beifolgend übersenden wir Ihnen einige Abdrücke von Chromo- plakaten zusammenhängend, auf deren Rückseite wir »gut« geschrieben haben, und fügen von beiden Dessins je zwei auf der Rückseite mit »schlecht« bezeichnete Einzelbilder bei. Sämmtliche Bilder ent stammen ein und derselben Auflage, wurden jedoch zu verschiedenen Zeiten lackirt. Nach dem Körnen der zuerst lackirten, mit »gut« be zeichneten Waaren stellten sich keine Mängel heraus, dagegen lässt sich bei den später lackirten und dann gekörnten Waaren, sei es der Lack oder die Kreide des Papiers, bei nicht zu starkem Reiben in auffälligster Weise herunterwischen. Ist der Grund dieses Uebelstandes darin zu suchen, dass der Strich des seinerzeit verwandten Papiers etwa ungleich war, oder im ungleichmässigen Lackiren, oder in theilweise zu starkem Körnen ? Wir glauben beinahe, dass die mangelhafte Waare zu stark lackirt wurde, sodass der Lack beim Körnen abplatzt. Luxuspapier^dbrik Antwort eines Fach-Mitarbeiters: Die Prüfung der uns eingesandten lackirten, mit Eier- schalen-Pressung (Gauffrirung) versehenen Plakat-Bilder ergab, dass der zu reichlich aufgetragene Lack (Spirituslack) die Hauptschuld an dem erwähnten Uebelstand trägt. Ferner er weist sich die Lackschicht auf den mit »gut« bezeichneten Bogen, die sich in der Lackirung von den mit »schlecht« be zeichneten kaum bemerkbar unterscheiden, ebenfalls als zu dick aufgetragen, da auch sie nicht viel besser haftet. Man darf annehmen, dass bei der Gauffrirung der ersten lackirten Auflage die Lackschicht nicht so trocken (erhärtet) war wie bei der zweiten, sonst hätte sich wahrscheinlich der Uebelstand schon bei dieser gezeigt. Weil alle Arten Spirituslacke (auch Etikettenlacke genannt) desto spröder sich zeigen, je dicker man sie aufträgt, ist es Bedingung den Lack so dünn als mög lich aufzutragen. (Um den Glanz bedeutend zu erhöhen, muss der Raum, in dem die Lackirung vorgenommen wird, gut er wärmt sein, damit der Lack sehr schnell trocknen kann.) Die Richtigkeit meiner Angaben ist an den Bogen selbst ersicht lich: die bedruckten dunklen Stellen, wo viele Farben über einander liegen, halten den Lack besser als die anderen Stellen, weil an diesen die Lackschicht viel dünner ist. Die erwähnten dunklen Stellen bilden nämlich durch das mehrfache Ueber einanderdrucken der verschiedenen Farben ein vor dem Lackiren ersichtliches Relief (Erhöhung). Wenn nun der Lack aufgetragen wird, so drängt der darin reichlich vorhandene Spiritus (Alkohol) denselben in die niedriger gelegenen Felder. Ferner hätte auch der mit Thierleim gebundene Ohromo strich für zu lackirendes Papier der beste sein müssen. Als Grundregel für zu lackirendes Chromopapier beachte man, je dicker die Chromoschicht aufgetragen wird, desto besser muss die Leimung sein. Eine Mischung von China-Clay (Kaolin) und Blancfixe (Baryt) ist einem Strich lediglich aus Blancfixe entschieden vorzuziehen, denn der letzterwähnte Strich ist zu brüchig. Ferner eignen sich auch die mit Kasein gebundenen Chromopapiere vorzüglich für Lackirzwecke. X. Druckleistung. Die Maschinenfabrik Rockstroh & Schneider Nachf. A.-G. in Dresden-Heidenau sandte uns ein Plakat, welches mit Blechstäben versehen, zum Aufhängen bestimmt ist. Dieses Plakat, in Grösse von 80X110 cm auf einer Schnellpresse Nr. 5 derselben Firma von Richard Petersen in Hannover gedruckt, stellt in fünf grossen Einzelbildern die Werkstätten der Maschinenfabrik dar, ausserdem bat eine Landschaft und ein Brustbild darauf Platz gefunden. Die Bilder lassen erkennen, dass die Maschinenfabrik sehr zweckmässig eingerichtet ist. Der vortrefflich ausgeführte Druck wird das Interesse der Fach leute erregen. Die grossen Autotypien sind mit gutem Verständ- niss zugeriehtet, ihre Tiefen und Lichter sind mit bewunderns- werther Meisterschaft zum Ausdruck gebracht. Dieser Druck legt ein ehrendes Zeugniss für das Können der ausführenden Druckfirma ab, wie auch für die Güte der zum Druck be nutzten Schnellpresse. Buchhandlungen in Russland Zur Förderung der Volksbildung hat sich das russische Ministerium der Volksaufklärung die Aufgabe gestellt, den Vertrieb von Lehr- Und Volksbüchern durch die Dorf- und Elementarschulen und durch die Volksschullehrer wesentlich zu steigern. Die »Moskowskija Wjedomosti« erachten diese Maassnahme des Kultusministeriums als eine der bedeutsamsten für die Hebung des Bildungsniveaus und führen dazu Folgendes aus: Nach einer Statistik vom Jahre 1897 be- sass das europäische und asiatische Russland insgesammt 2687 Ver kaufsstellen von Büchern. Eine jede dieser Verkaufsstellen kam durchschnittlich auf 46 000 Einwohner, wobei die territoriale Ver” theilung dieser Bücherzentren sich durch grosse Verschiedenheit auszeichnet. So kommt in Polen eine Buchhandlung auf 82 C00, im Kaukasus auf 88 000, im Steppengebiet auf 268 001 und in Sibirien auf 278 000 Einwohner. Hauptsächlich wird der Buchhandel in den grossen und Gouvernement-Städten betrieben. Das segens reiche Projekt des Kultusministeriums eröffnet die Aussicht auf etwa 30 001 neue Zentren des Buchhandels, da dem Ministerium 29 000 länd liche Volksschulen unterstellt sind. Es erschliesst sich somit den Volksmassen der Weg zur Bildung, nach der sie längst hungern. Dafür sprechen die Zahlen des Verlags von Volksbüchern in den letzten Jahrzehnten. Die Verlagsgesellschaft Sytin hat von 1896—1900 25 000 000 Volksbücher verlegt. Die Firma Posrednik verlegte von 1885—1900 400 verschiedene Volksbücher in einundeinhalb Millionen Exemplaren. Die billige Gogol-Ausgabe gelegentlich seines Jubiläums hat im Ganzen etwa 800 000 Exemplare seiner Werke in Umlauf ge setzt. Die Nachfrage nach guten Büchern ist also vorhanden, nur darf in Rücksicht der geringen Kaufkraft des Bauern der Bücherpreis durchschnittlich nicht mehr als 5 Kopeken (10 Pf.) betragen. Als höchst erspriesslich für die Verbreitung von Bücherverkaufs-Stellen hält die Zeitung das Handinhandgehen des Kultusministeriums mit den Semstwos (Bezirks-Landtagen). (Hamburger Correspondent) Grössere Schrift in den Schulbüchern Die Schuldeputation des Berliner Magistrats hat wie in Nr. 87 berichtet, beschlossen dahin zu wirken, dass die beim Unterricht in den Gemeindeschulen neu einzuführenden Bücher sowie die neuen Auflagen schon eingeführter Bücher so gedruckt sein müssen, dass die Augen der Kinder nicht geschädigt werden. Es soll für diese Bücher eine Schrifthöhe festgestellt werden, unter die nicht herunter gegangen werden darf. Auch bei Beschaffung von Büchern für Schul bibliotheken sollen dieselben Anforderungen gestellt werden. Die Be theiligten sollten aber auch ganz besonders darauf achten, dass der Druck in den Schulbüchern deutlich zu lesen ist. Die Schulbücher werden gewöhnlich von Platten gedruckt, die sich durch die hohen Auflagen bald abnutzen. Den Kindern fällt es bei dem undeutlichen Druck oft schwer, in der Frakturschrift ein n von einem u und ein f von einem f zu unterscheiden. Der Leseunterricht wird dadurch sehr erschwert. Sonderbarerweise scheint gerade bei dem Druck der Lesefibeln eine sehr geringe Sorgfalt ausgeübt zu werden. Diese Schul bücher werden doch gerade von Kindern benutzt, denen die Geläufigkeit des Lesens noch gänzlich fehlt. Man sorge also auch für guten Druck durch rechtzeitiges Erneuern des Schriftmaterials. Die dadurch ent stehenden Mehrkosten könnten durch einen geringen Preisaufschlag auf die Lesefibeln ausgeglichen werden, Bei der einmaligen Anschaffung dieser Bücher und in Anbetracht des dadurch geschaffenen Nutzens spielen die wenigen Pfennige für den Käufer gar keine Rolle. Ein Vater Eine Versammlung von Journalisten In Hagen I. W. beschloss die Gründung eines »Vereins Westfälische Presse«. Als Vorort des Vereins wurde Hagen i. W. gewählt. Ihren Anschluss an den neuen Verein erklärten bisher die Redaktionen der »Hagener Zeitung«, des »West fälischen Tageblatts«, der »Westdeutschen Volkszeitung« und des »Lüdenscheider Wochenblatts«. Ausserdem sind mehrere Verleger dem Verein beigetreten. Auf Einladung des Komitees war zu der Versammlung auch eine grössere Anzahl von Redakteuren aus dem Wupperthai, Mitglieder des vor fünf Jahren begründeten Vereins »Wupperthaler Presse« erschienen, -t. Büchertisch Deutsches grammatisch-orthografisches Nachschlagebuch mit Einschluss der gebräuchlicheren Fremdwörter und Angabe der schwierigeren Silbentrennungen. Von Dr. A. Vogel, Herlin 1902, Langenscheidt,’sehe Verlagsbuchhandlung. Preis in Leinwand ge bunden 2 M. 80 Pf. Dies Buch will mit Rücksicht auf die Unsicherheit, die infolge verschiedener üblicher Rechtschreibungen auch bei gebildeten Er wachsenen Platz greift, ein bequemes Nachschlagewerk sein. Es enthält äusser der Angabe der Rechtschreibung auch die Deklination der Hauptworte und die Konjugation der Zeitworte. Ausserdem ist durch Beispiele die grammatische Anwendung im Satz bei jedem Zeitwort angegeben. Den zahlreich aufgenommenen Fremdworten ist ihre Bedeutung in deutscher Sprache beigesetzt, z. B. Tribut (die Steuer), Tratte (gezogener Wechsel) usw. Auch die Trennungen, die häufig einen Stein des Anstosses bilden, sind in vielen zweifelhaften Fällen neben den übrigen Formen angegeben. Vermöge dieser Reich haltigkeit wird das Buch, welches auch die Steigerung der Eigen schaftswörter und die Deklination von einigen Hundert männlichen und weiblichen Vornamen umfasst, in den meisten Fällen das um ständliche und zeitraubende Nachschlagen in der Grammatik ent behrlich machen. Die typografische Anordnung ist sehr geschickt und übersichtlich; die Stichworte sind durch halbfette Schrift aus. 1 gezeichnet, und das erste Wort der Seite steht links, das letzte rechts neben dem Kolumnentitel. Das Papier ist gut und der Leinenband hübsch verziert.