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Nr. 38 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung Buchbinderei * * *** Buchhandel 1362 Sachliche Mittheilungen Die neue amtliche Rechtschreibung wurde endgiltig zwischen den deutschen Regierungen der deutschen Bundesstaaten sowie auch zwischen Deutschland, Oesterreich und der Schweiz vereinbart. Allerorten erscheinen Wörterbücher »nach den neuen amtlichen Regeln«. In Preussen ist das amtliche Regelbuch schon herausgekommen, und so werden denn demnächst wohl auch die entsprechenden Ein- und Durchführungs-Verordnungen erlassen werden. Bis zum 1. Januar wird voraussichtlich »dem un erträglichen Uebelstand ein Ende gemacht werden, dass die jungen Leute die Rechtschreibung, die sie haben lernen müssen, nicht an wenden dürfen, wenn sie in den Staatsdienst treten«. Für unsere Behörden und das Beamtenthum ist die neue Rechtschreibung that- sächlich etwas Neues; für die übrigen Menschen, zumal alle Jüngeren, die seit 1880 in der Schule die »neue Orthografie« gelernt haben, ist sie eine alte Bekannte, die sich nur wenig verändert hat. Die Berliner Konferenz vom Juni 1901 hat ihren Berathungen die sog. Puttkamer’sche Orthografie zu Grunde gelegt, nur wenig daran ge ändert, dafür alle zwischen den ein zelnen Bundes staaten noch be stehenden Ver schiedenheiten aus geglichen und volle Einheitlichkeit der Rechtschreibung erzielt. Das ist ein unleugbarer Fort schritt, wenn auch von einem Ab schluss der Ent wicklung keine Rede sein kann. Dass bei Fremd wörtern vielfach eine doppelte Schreibung für zu lässig erklärt wor den ist, weil ein Theil das c nicht preisgeben wollte, ist zu bedauern. Aber eines ist er reicht: der Zwie spalt zwischen Schul- und Behör- den-Orthografie ist beseitigt, der An archie auf diesem Gebiet ein Ende gemacht und damit die Voraussetzung für die allseitige Annahme der amt lichen Rechtschreibung geschaffen, auf die nicht zuletzt alle Verleger, Drucker, Korrektoren und Setzer hinarbeiten werden. Im Folgenden stellen wir die wenigen Aenderungen, die die »neue Orthografie« durch die neuesten Beschlüsse erlitten hat, zu Nutz und Frommen unserer Leser zusammen. 1. Das Th verschwindet aus allen ursprünglich deutschen Wörtern. Es werden also nicht nur Rat, Mut, Flut, Atem, Blüte, Tau, Teil usw. ohne h geschrieben, sondern auch die acht Wörter nebst ihren Zusammensetzungen und Ableitungen, die bisher eine Aus nahme gemacht haben. Also schreibt man forthin: Tal (Taler), Ton (tönern), Tor (töricht), Tor (Stadttor), Tran (tranig), Träne (tränen), tun (Tat, tätig, Untertan), Tür (Türpfosten). Auch der beliebte Thee hat sein h eingebüsst, wenigstens ist »Tee« so richtig wie das bis herige »Thee«. Von deutschen Eigennamen sollen Berta und Bertold ohne h geschrieben werden, dagegen ist die Schreibung mit und ohne h gleichberechtigt bei den Vornamen Günter und Walter. 2. Das ph ist aus dem einzigen deutschen Worte, in dem es noch vorkam, gestrichen worden; man schreibt: Efeu. (Rudolf, Westfalen). 3. Die vielgebrauchten Worte Litteratur, litterarisch, die bald mit zwei, bald mit einem t geschrieben wurden, werden nur noch mit einem t geschrieben. Also Literatur, literarisch. 4. Statt gieb, giebst, giebt ist nur noch gib, gibst, gibt gestattet. 5. In Fällen, wo es zweifelhaft scheint, ob ein Wort gross oder klein geschrieben werden soll, ist im Allgemeinen der kleine Anfangs buchstabe vorzuziehen. 6. Bei der Silbentrennung sind drei Aenderungen beachtens- werth: ft kommt immer ungetrennt auf die folgende Zeile (Sa—fier); dt wird immer getrennt (Stäb—te), ebenso pf (Emp—fang). 7. In Betreff der Fremdwörter stellen die amtlichen Regelbücher nur allgemeine Grundsätze auf. 1. Die fremde Schreibweise wird in der Regel beibehalten, wenn die fremde Aussprache keine Aenderung erfahren hat, z. B. Chef, Chaise, Route, Logis, Jalousie. Doch werden vielfach ganz nach deutscher Weise, weil nur deutsche Laute enthaltend, geschrieben: Gips, Kristall, Bluse, Dublette, Sekretär, Rasse, Drogerie, Schokolade. Comit, Faade sind ebenso zulässig wie Komitee, Fassade. 2. Der K-Laut wird meist wie k, der Z-Laut wie z geschrieben. K wird stets geschrieben in den zahlreichen Wörtern mit der Vorsilbe Ko-, Kol-, Kom-, Kon, Korr- und in Verbindung mit t (faktisch, Kon fekt, Redakteur). Beispiele: Kollege, Kollekte, Kolpor teur, Kommandant, Kommission kom plett, Kompott, Konditor, Konfes sion, Konfirmation, konfiszieren, Kon flikt, Konkurrent, Konnexion, Kon sequenz, Konsisto rium, Konstruktion, Ko n trakt, Ko n trolle, Konvent, Konzept, Konzession, Konzil, Korrektur, Kor ¬ respondenz. In diesen Worten soll also kein c mehr geschrieben wer den. Mitk schreibt man auch Korps, Kompagnie,Karton, Kolportage. Z statt c schreibt man in allen geläufigen Fremdwörtern, zu mal, wenn schon ein c durch k er setzt worden ist (Konzert, Kruzifix). Also Medizin, Par zelle, Porzellan, exerzieren, musi zieren. Endlich kann an die Stelle von cc überall jetzt kk bezw. kz treten. Akkord, Akzent ist ebenso richtig wie Accord, Accent. Im Einzelnen ist stets das Wörterverzeichniss zu vergleichen, wo zwischen gleichberechtigten und nur zulässigen Schreibungen unterschieden ist. So ist z. B. die Schreibung mit c für zulässig erklärt neber der vorzuziehenden mit z in folgenden Wörtern: Zeder, Zement, Zensur, Zentner, Zentrum, Zeremonie, Zerve latwurst, Zitrone. Man hätte meinen sollen, dass man da auf das liebe c ganz hätte verzichten können! In weit mehr Fällen sind die Schreibungen mit k bezw. z oder c als gleichberechtigt erklärt worden. So kann man mit c so gut wie mit k oder z beispielsweise folgende Worte schreiben: Karriere, Kognak, Koks (Coaks), Kommis, Konto, Kulisse (Coulisse), kurant (courant), Kuvert (Couvert), Zeremonie, Zichorie, Zirkular (Circular), Zirkus, Zisterne, Zitadelle, Zölibat, Zyklus, Zylinder, Zypresse. Dagegen bleibt c in Wörtern wie Caf (Kaffeehaus), Coiffeur, Coup (Abtheil), Coupon, Courage, Cousin. Wer mit dem Fortschritt gehen will, wird überall da, wo es angängig ist, die Schreibung mit den deutschen Lautbezeichnungen k und z wählen. Der nächste Schritt wird uns die Beseitigung des c überall da, wo es jetzt noch für berechtigt oder zulässig erklärt ist, bringen. Doch wird er so rasch wohl nicht gethan werden. Wer sich über die neue Rechtschreibung unterrichten will, den verweisen wir auf die amtlichen »Regeln für die deutsche Recht schreibung«, die in der Weidmann’schen Buchhandlung in Berlin her- Kölner Stadtbibliothek: Aeussere Ansicht