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Nr. 36 PAPIER-ZEITUNG 1287 Trockengehaltsbestimmung von Papierstoff Herr J. H. Lester berichtete kürzlich auf einer Versamm lung der Society of Chemical Industry, Bezirksverein Manchester, über seine Untersuchungen auf diesem Gebiet. Wir entnehmen der sehr ausführlichen Arbeit Folgendes: Im Handel mit Garnen herrschte in früheren Zeiten ähnliche Unsicherheit in Bezug auf die Bestimmung des Feuchtigkeitsgehalts, wie heute im Papierstoffhandel. Diese Unsicherheit hat aufgehört, seit in einzelnen Mittelpunkten des Garnhandels sogenannte »Konditionir-Anstalten« entstanden, deren Aufgabe in zuverlässiger Ermittlung des Feuchtigkeits gehalts von Garnen besteht. Das Seiden-Konditionirhaus in Lyon und ähnliche Anstalten für Garne in Bradford und Manchester haben sich durch ihre zweckmässige Einrichtung und genaue Arbeit das Vertrauen der Händler in so hohem Grade erworben, dass heute z. B. ein grosser Theil des euro päischen Seidenhandels nur auf Grund der Prüfungen im Lyoner Seidenbaus erfolgt, und im Bradforder Haus 120 Trocken- Bild 1 Bild 2 Bild 3 Öfen ununterbrochen thätigsind, um Trockengehaltsbestimmungen vorzunehmen. Redner giebt dann eine Uebersicht der bisherigen Arbeiten in Bezug auf den Trockengehalt von Papierstoff und bespricht auch die in Nr. 30 der Papier-Zeitung übersetzten Verkaufs bedingungen des britischen Papierstoff-Vereins. Nach seiner Ansicht sind die bisherigen Uebereinkommen in Bezug auf Probenahme nicht richtig. Besonders sei es nicht zutreffend, die Probestreifen aus den einzelnen Blättern der Breite nach (wie unter »Trockengehaltsbestimmungen usw.« in Nr. 30 der Papier-Zeitung empfohlen wird) oder diagonal zu schneiden, alle drei in Bild 4 gezeigten Arten des Streifenschneidens seien unzulässig. Sie wären richtig, wenn die Prüfung des Papier stoffs unmittelbar nachdem dieser von der Maschine kommt durchgeführt würde, der Feuchtigkeitsgehalt ändert sich aber bei längerem Lagern, und die Aenderung hängt davon ab, wie der Ballen gepackt und gepresst, sowie davon, ob die Luft des Lagerraums feucht oder trocken ist. Im ersteren Fall Werden die Ecken feuchter als die Mitte, im letzteren trocknet aber der Rand aus. Im Allgemeinen zeigen demnach Papier- stoffbogen in Ballen, die länger gelagert haben, solche Ver- theilung der Feuchtigkeit, wie sie in Bildern 1 bis 3 dargestellt W" wobei die Schraffirung die feuchteren Stellen andeutet. Während Bilder 1 bis 3 die Feuchtigkeits-Vertheilung in den einzelnen Bogen zeigen, ersieht man aus Bild 5, das einen schnitt durch einen Ballen darstellt, in welcher Weise im All- gemeinen die Feuchtigkeit innerhalb des Ballens vertheilt ist. Der Vortragende beweist nun an Hand geometrischer Er- "ägungen, dass man eine richtige Durohschnittsprobe des Feuchtigkeitsgehalts erhielte, wenn man, vom Mittelpunkt des galens ausgehend, einen keilförmigen Theil heraus schnitte. Die Grundfläche des Keils dürfte aber weder in einer Ecke noch in der Mitte einer Fläche des Ballens liegen, sondern halben Weges ■Wischen Ecke und Mitte, siehe Bild 6. Da bei der Natur der Zellstoffballen das Herausschneiden eines solchen Keils nicht möglich ist, muss man Näherungswerthe erlangen, indem man aus einzelnen Bogen Stücke schneidet, die einen Durchschnitt der Feuchtigkeit dieses Bogens darstellen, und die Grösse jeden Ausschnittes so wählt, dass die Flächen der Ausschnitte sich Bild 6 Bild 7 so verhalten wie die Rauminhalte der zugehörigen Ballentheile (Bedingung a). Bilder 7 und 8 zeigen, wie sich die Anwendung dieser Regel gestaltet. Die Höhe des Ballens, af im Schnitt Bild 7, wird in eine Anzahl gleicher Theile getheilt, z. B. in 24. Die halben Höhen des Ballens theile man in so viele Theile, als man Musterbogen ziehen will, und diese Theile sollen in einfachem Ver- hältniss zu einander stehen, z. B. a -.t: c = 1:2 •. 3 = fe: d. Aus der Mitte jedes Theils nehme man einen Muster- Bild 8 bogen, und schneide aus diesem ein dreieckiges Stück, dessen Fläche zu derjenigen der Stücke aus den anderen Bogen in dem selben Verhältniss (1:2:3) stehe. Dann ist der obigen Bedingung a Genüge ge- than. In Bild 8 ist ge zeigt, wie gross die Dreiecke im Verhältniss sein müssten, die man aus den Musterbögen der Theile a—f in Bild 7 schnitte. Der Vortragende weist geometrisch nach, dass jeder dreieckige Ausschnitt, dessen Spitze im Mittelpunkt und dessen Grundlinie in einer Seite des Bogens liegt, die Durchschnitts-Feuchtigkeit des Bogens be sitzt, aber zu noch grösserer Sicherheit empfiehlt er, wie Bild 8 zeigt, die Ausschnitte aus jedem Bogen an anderer Stelle zu nehmen. Die Grösse der Ausschnitte und die Zahl der Probebogen muss man so wählen, dass man mit den verfügbaren Trocken einrichtungen arbeiten kann. Zur genauen Bestimmung des Trockengehalts von Papierstoff empfiehlt der Verfasser Trocken räume, die ständig auf 100° 0. erhalten werden, und aus denen man den fertig getrockneten Stoff behufs Wägung nicht heraus zunehmen braucht, sondern an dem Zeiger des Waagebalkens, an dem der Stoff hängt, erkennt, wann das Gewicht nicht mehr abnimmt. Trockenvorrichtungen dieser Art sind in Hofmanns Handbuch S. 1362/68 beschrieben. Die lehrreiche Abhandlung, die äusser den von uns wieder gegebenen noch zahlreiche Abbildungen und Formeln bringt, wurde aus Nr 6 des »Journal of the Society of Chemical Industry«, Jahrg. 1902, in Nr. 9 der Londoner Fachzeitschrift »Paper and Pulp« vollinhaltlich übernommen. Kammgarn- oder Spinnpergament Eine Pergamentpapier-Fabrik fragte bei uns an, was Kamm garn- oder Spinnpergament ist. Wie uns eine befreundete Pergamentpapierfabrik, der wir diese Frage vorlegten, mit dankens werther Bereitwilligkeit mit- theilte, versteht man darunter von Kammgarnfabriken und Wollkämmereien verwandtes Pergamentpapier. An dieses werden die höchsten Anforderungen in Bezug auf Bruch festigkeit gestellt, denn es darf durch die Rippen der Riffel- wälzchen, zu deren Umkleidung es dient, nicht rasch be schädigt werden. Äusser Bruchfestigkeit wird besondere Zähigkeit und möglichst grosser Widerstand gegen seitliches Einreissen verlangt. Für Vor- und Feinspinnerei werden ver-