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1286 PAPIER-ZEITUNG Nr. 36 Kleine Mittheilungen aus der Abtheilung für Papierprüfung Im soeben erschienenen 5. und 6. Heft der »Mittheilungen aus den Königl. technischen Versuchsanstalten zu Berlin«, Jahrg. 1901, Verlag von Julius Springer in Berlin, schreibt der Vorsteher der Abtheilung, Herr W. Herzberg: Chlor- und säurefrei Von den Papieren, welche zum Umhüllen von Metallen Ver wendung finden, also zum Verpacken von Nähnadeln, Messern, Blatt metallen usw., verlangt der Verbraucher mit Recht, dass sie frei von Stoffen sind, die das in Frage kommende Metall angreifen. Von diesem Gesichtspunkt ausgehend wird bei der Bestellung derartiger Papiere dem Fabrikanten gewöhnlich vorgeschrieben, das Papier »chlor- und säurefrei« zu liefern. Mit dieser Bestimmung im Vertrag glaubt der Bezieher alles gethan zu haben, um seine Metallwaaren gegen schädliche Einflüsse durch das Papier geschützt zu wiesen. Es herrscht eben weit verbreitet die Ansicht, dass Papier, welches frei von Chlor und Säure ist, sich ohne Weiteres zum Einschlagen jedweder Metallwaaren eignet. Obwohl schon wiederholt, so ins besondere von Dr. Stockmeier in Nürnberg, der auf diesem Gebiet besonders erfahren ist, auf das Irrthümliche dieser Auffassung hin gewiesen worden ist, taucht sie immer wieder auf. Anträge, Papiere auf »Chlor- und Säurefreiheit« oder auf »Abwesenheit von freiem Chlor und freier Säure« zu prüfen, ferner Beschwerden über Korrosion von Metallen durch »chlor- und säurehaltige Papiere« kehren auch in der Versuchsanstalt immer wieder. Die Anstalt räth bei Stellung derartiger Anträge den Antrag- s eilern gewöhnlich, von der Ausführung einer chemischen Analyse, weil eie für diese Frage meist im Stich lässt, Abstand zu nehmen und praktische Versuche unter geeigneten Bedingungen ausführen zu lassen; der Rath fällt nicht immer auf fruchtbaren Boden; zu fest scheint die Annahme gewurzelt, dass es bei der Beurtheilung eines Papiers zu dem eingangs erwähnten Zweck lediglich darauf ankommt, ob es »chlor- und säurefrei« ist. Gemeint ist hiermit natürlich freies Chlor und freie Säure, denn Chlor und Säure in gebundenem Zustand sind wohl in jedem Papier vorhanden, das als Einschlagpapier für Metalle in den Handel kommt. Der Lieferant eines Papiers, das zum Umhüllen von Metallwaaren bestimmt ist, kann die Bedingung »chlor- und säurefrei« leicht ein gehen, namentlich wenn, wie dies sehr oft der Fall, die Papiere aus schliesslich aus ungebleichtem Natronzellstoff hergestellt wurden, denn selbst wenn ein Papier unmittelbar nach der Herstellung Spuren von freiem Chlor und freier Säure enthalten sollte, werden nach kurzer Zeit beide in gebundenen Zustand übergeführt sein; daher wird die Prüfung auf freies Chlor und freie Säure wohl meist zu einem negativen Ergebniss führen. Auf dieses Ergebniss fusst dann der Verbraucher, hält das Papier für geeignet und ist erstaunt, wenn es dennoch Metallgegenstände angreift. Derartige Fälle sind der Versuchsanstalt häufig unterbreitet worden. Es erscheint daher angebracht, wieder einmal darauf hinzuweisen, dass die Ursache der Einwirkung auf Metalle ganz verschiedenartig sein kann, und dass die Gewährleistung für die Güte des Papiers von einem anderen Gesichtspunkt aus gefordert und gegeben werden sollte, als es jetzt meist geschieht. Wird Blattsilber von dem zum Verpacken benutzten Papier an gegriffen, so werden meist Schwefel und Schwefelverbindungen die Ursache sein; dasselbe Papier zum Umhüllen blanker Stahlwaaren benutzt, könnte sich bewähren, weil eine Einwirkung von Schwefel oder Sulfiden auf Stahl weniger leicht vorkommen dürfte. Enthält ein Papier gleichzeitig Chloride und Alaun, so sind, worauf Dr. Wurster schon 1888 in der Papier-Zeitung hingewiesen hat, unter gewissen Umständen die Bedingungen für die Bildung von Salzsäure gegeben; in einem solchen Papier würden Stahlwaaren Rost ansetzen, und Dr. Stockmeier hat einzelne solcher Fälle in der Papier-Zeitung von 1893 S. 2584 bekannt gegeben und durch Analysenergebnisse belegt. Beim Verpacken von Blattsilber in solchem Papier hätte man schädliche Einflüsse viel weniger zu befürchten. Man wird also gut thun, dem Fabrikanten bei Bestellung von Papieren zum Umhüllen von Metallen stets anzugeben, um welche Metalle es sich handelt; er kann dann bei der Herstellung auf die jenigen Verbindungen besonders Rücksicht nehmen, die dem Metall schädlich werden können. Die Verbraucher solcher Papiere sollten sich aber die Frage vorlegen, ob die Papiersorten, die man infolge jahrelanger Gewohnheit zum Verpacken von Metallen verwendet, für diesen Zweck auch besonders geeignet sind. So kommen Stahlnadeln fast ausschliesslich in dem bekannten schwarzen Nadelpapier verpackt zum Verkauf; der Käufer ist an diese Verpackung gewöhnt, der Verkäufer ist daher bestrebt, sie beizubehalten, hält sie auch wohl für besonders geeignet. Dies scheint aber nicht der Fall zu sein. Bei einer Reihe von Vergleichsversuchen über das Verhalten blank polirter Stahl waaren in gewöhnlichem schwarzem Nadelpapier einerseits und ge wöhnlichem Schreib- und Filtrirpapier anderseits zeigte sich in den meisten Fällen, dass das Nadelpapier zum Verpacken am wenigsten geeignet war. Die bisher ausgeführten Versuche sind allerdings zu einem abschliessenden Urtheil nicht ausreichend; da sich die Er fahrungen aber stets in der gleichen Richtung bewegten, so läge es wohl im Interesse der Erzeuger und Verbraucher derartiger Papiere, wenn die Frage auf breiter Grundlage gründlich studirt würde. Wie schon vorhin erwähnt, gehören Alaun und Chloride zu denjenigen Stoffen, die unter Umständen Stahlwaaren angreifen können; man sollte also bei der Herstellung von Nadelpapier hinsichtlich der Ver wendung von Alaun sehr vorsichtig sein und nur ungebleichte Stoffe verarbeiten; auch das Färben sollte unterbleiben, wenigstens die jetzt übliche Färbung mit Blauholz, bei der die Fasern gebeizt werden. Von der Beize bleibt ein Theil im Stoff zurück, der unter geeigneten äusseren Bedingungen schädlich wirken kann. Gegenständen aus Silber, leonischen Fabrikaten usw. sind, wie schon erwähnt, Papiere, die Schwefel oder Schwefelverbindungen enthalten, besonders gefährlich; bei der Auswahl der Rohstoffe für die Erzeugung der Papiere sollte man hierauf gebührend Rücksicht nehmen. Schwefelhaltige Farbstoffe wie z. B. Ultramarin sollte man natürlich ganz ausschliessen. Die reine Faser greift Metalle nicht an; man sollte also dahin streben, Einschlagpapiere für Metalle lediglich aus reinem Faser material herzustellen und alle sonstigen Zusätze nach Möglichkeit vermeiden oder doch so weit es angeht beschränken. (Forts, folgt) Pappen-Sortirung Einsender des Aufsatzes unter obiger Ueberschrift in Nr. 29 der Papier-Zeitung berührt einen wunden Punkt der Pappenfabrikation und wünscht hierüber Aussprache. Mit Ausnahme von Stroh- und Rohdachpappen werden die meisten Pappen auf Rundsiebmaschinen mit einem oder mehreren Sieb-Zylindern hergestellt, weshalb ich auch nur auf diese näher ein gehen will. Die Ansicht des Herrn X., dass der Uebelstand der Ungleichheit vom ungleichen Auflaufen (Aufnahme) herrührt, ist ohne Zweifel richtig, doch kann dies verschiedene Ursachen haben. Angenommen, die Rundsiebmaschine ist in Ordnung, so wird man die Ursache des Ungleichwerdens im Stoff zu suchen haben. Spröder und schlecht gemahlener Stoff rollt sich im Zylinderkasten, dadurch wird an einer beliebigen Stelle die Aufnahme stärker. Dagegen ist bei zu schmierigem Stoff die Aufnahme fast immer in der Mitte stärker als an den Enden. Ueberhaupt wird der Stoffzusammensetzung in Pappen fabriken viel zu wenig Beachtung geschenkt. Man nimmt das alte Papier wie es eben kommt. Das Holländer-Personal hat oft keine Ahnung davon, welche Art Stoff sich gut verarbeiten lässt. Erst wenn es mit der Maschine nicht gehen will, und das Maschinen-Personal am Verzweifeln ist, fängt man an die Fehler zu ergründen. Ist man sicher, dass die Stoffbehandlung in Ordnung ist, so thut man gut, sich ein wenig um die Maschine zu kümmern, hier ist vor allen Dingen Sauberkeit am Platze. Eine Einzylinder-Maschine sollte mindestens jeden zweiten Tag gereinigt werden. Der Aufnahme- Zylinder darf nicht verschmiert sein. Seine Reinigung geschieht am besten durch Auskochen oder — wo kein Dampf vorhanden — durch geeignete Behandlung mit Chlorkalk, was ebenso gut ist. Keinesfalls aber soll ein Sieb mit Säure gereinigt werden. Auch an der Maschine hat manche Fabrik, besonders an Ein zylinder-Maschinen, Leute von der Strasse, was nicht immer von Vor theil ist. Hat man die ganze Fabrikation in Ordnung, und giebt es doch noch ungleiche Pappen, so ist die Maschine schuld. Kann man sich nicht entschliessen diese ändern zu lassen oder eine neue anzuschaffen, so muss man langsam arbeiten. Ich sah alte Maschinen arbeiten, mit denen man in 12 Stunden 15 ja 18 Ztr. tadellose Pappen herstellen konnte, während andere Maschinen bei gleichem Format nicht über 8 Ztr. kommen. Dabei stammt fast die Hälfte aller Pappenmaschinen, auf denen heute in Deutschland Spezialitäten gemacht werden, aus einer Maschinenfabrik. Dass an Rundsieb-Maschinen sich noch Manches verbessern liesse, zeigen amerikanische Maschinen, die ohne Zweifel auch unseren besten überlegen sind. Für die Herren Pappenfabrikanten wird es gut sein, bei Neuanschaffung von Rundsieb-Maschinen etwas vorsichtig zu Werke zu gehen. Das Sortiren der Pappen geschieht heute wohl in den meisten besseren Fabriken mit Schopper’schen Pappenwaagen, was ebenso schnell geht und dabei genauer ist als Sortiren von Hand. Genau sortirte Pappen stimmen dann auch auf die gewünschte Stückzahl. Trifft es sich einmal, dass ein Pack etwas leichter ist, so ist dafür ein nächstes wieder schwerer. Auch kann man, wenn z. B. 18 Stück schwach 25 kg wiegen, jedem dritten oder vierten Pack einen Bogen zugeben, doch werden die meisten Buchbinder sich nicht ernst lich darüber beschweren, wenn ein Pack einmal zur Ausgleichung eine Fehlnummer hat. Wie mir bekannt ist, giebt es vereinzelte kleinere Fabriken, die jeden Bogen nummeriren, doch ist dies nicht zu empfehlen, schon weil die Nummerirung ebenso viel Zeit in Anspruch nimmt wie die Sortirung. Auch wird es dem Zwischenhandel kaum erwünscht sein. Wer aber noch zu viel Geld an seinen Pappen verdient, kann es thun. K. L., Werkführer Schreibmaschinen. Nach »The British and South Afrioan Export Gazette« herrscht zur Zeit in Südafrika rege Nachfrage nach Schreibmaschinen. Aus den Vereinigten Staaten von Amerika wurden im Jahre 1901 Schreibmaschinen im Werthe von 22012 Lstr, bezogen gegen 7533 Lstr. im Jahre 1900.