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1220 PAPIER-ZEITUNG Nr. 34 Maasse angepasst zu haben, und wenn irgendwo, so gilt im geschäft lichen Leben der Satz, dass Stillstand Rückschritt ist. Als ein Fest der »Arbeit, der Intelligenz und der kaufmännischen Tüchtigkeit« wurde von einem Tafelredner die Ballfestlichkeit be zeichnet, welche von der Firma D. Guttmann, Buchdruckerei und Papierwaaren-Versandhaus, anlässlich ihres 26jährigen Bestehens, veranstaltet wurde. Sämmtliche Angestellte, sowie mehrere Ge schäftsfreunde der Firma, im Ganzen 60 Personen, nahmen an der Feier theil, welche zur vollsten Zufriedenheit aller Gäste verlief und diese bis zum Morgengrauen in frohester Stimmung zu sammenhielt. Der Verlag des Breslauer Adress- und Geschäftshandbuches, B. Morgen stern, ist durch Vertrag auf die Buchdruckereibesitzer Hermann Friedrich und Wilhelm Friedrich übergegangen. Es handelt sich hierbei um das sogenannte »alte« Adressbuch, welches früher im Morgenstern’schen Verlage erschien, seit mehreren Jahren aber bei Grass, Barth & Comp. verlegt wurde. Vor einigen Wochen erschien der erste Jahrgang eines »Adress- und Geschäfts-Handbuches für den Landkreis Breslau« im Verlage von P. Negwera und S. Weissmann. Da der Landkreis, welcher gegen 200 Ortschaften umfasst, stark be völkert und sehr industriereich ist, wurde mit dem neuen Adress buche einem längst gefühlten Bedürfnisse abgeholfen. Die hiesige Handwerkskammer hat seit dem 1. April d. Js. eine eigene Zeitschrift herausgegeben, welche den Titel »Das Handwerke führt und monatlich zweimal erscheinen soll. Auch die Handels kammer hat bereits den Beschluss gefasst, fortan ein eigenes Blatt herauszugeben. Der Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs hat einen Preis von 800 M. ausgeschrieben behufs Erlangung eines Plakate, welches als Aushang an fremden Bahnhöfen oder sonstigen geeigeten Stellen die Aufmerksamkeit der Beschauer auf unsere Stadt lenken und zu deren Besuch einladen soll Das Plakat soll, seinem Zwecke ent sprechend, Lokalfärbung tragen, jedoch keine rein äusserliche Zu sammenstellung einzelner besonders sehenswürdiger Punkte der Stadt enthalten. Der preisgekrönte Entwurf soll für den angegebenen Be trag mit allen Rechten in den Besitz des Vereins übergehen. Vor einigen Wochen sind hier, wie in Nr. 16, Seite 669 dieses Blattes berichtet, falsche Hundertmarkscheine aufgetaucht. Es war damals trotz eifrigster Bemühungen der Behörden nicht möglich, den Verbrecher oder dessen Werkstatt zu ermitteln. Nun wurde in Reichenbach u. E. der daselbst seit Jahren ansässige Architekt und Zimmermeister Daniel Schellhammer auf frischer That ertappt, als er in einem dortigen Bankhause einen gefälschten Tausendmarkschein zum Wechseln einreichte. Bei der alsbald bei Sch. vorgenommenen Haussuchung wurde noch eine grosse Anzahl von falschen Bank noten vorgefunden, von denen mehrere erst zum Theil fertig waren und deshalb die Art ihrer Herstellung deutlich erkennen liessen. Es zeigte sich, dass der Fälscher ohne Anwendung von Druckplatten die Scheine einzeln mit der Hand nachgezeichnet und alsdann auf’s Sorgfältigste ausgetuscht hatte. Die Fälschungen waren recht gut gelungen und von Laien schwer als solche zu erkennen. Allem Anschein nach ist Sch. der seinerzeit in Breslau aufgetretene Bank notenfälscher. Der Verband der Deutschen Buchdrucker (Bezirk Beuthen) hat un längst im Hotel »Zur Post« in Kattowitz seine erste diesjährige Be zirksversammlung abgehalten. Den Vorsitz führte Herr Schöfer als Vorsteher des Kattowitzer Ortsvereins. Der gleichfalls anwesende Bezirksvorsteher, Herr Selzer aus Beuthen, erstattete den Bezirks- Jahres- und Kassenbericht, der einen günstigen Stand der Bezirks- Angelegenheiten nachwies. Ueber die Einführung des Tarifs konnten weitere Fortschritte verzeichnet werden. Die Mitglieder zahl beträgt zur Zeit 141. Es erfolgte sodann die Wahl eines für Oberschlesien vorzuschlagenden Vertreters für die im Juni d. Js. in München stattfindende Generalversammlung des Verbandes der Deutschen Buchdrucker. Die Wahl fiel auf Herrn Pannier in Katto witz. Auch für den im Herbst in Liegnitz stattfindenden Gautag wurden 4 Herren als Vertreter des Bezirks Beuthen, Oberschlesien, in Vorschlag gebracht. Das diesjährige Johannisfest soll in Königs hütte gefeiert werden. In Schweidnitz ist zu den bisher daselbst erscheinenden 2 Orts- Zeitungen seit dem 1. April eine Wochenschrift neu hinzugetreten. Dieselbe führt den Titel »Schweidnitzer Lokal-Zeitung« und erscheint in der Druckerei von Hermann Schunke, Redakteur ist Herr Willy Hanel. Es ist dies bereits der dritte Versuch, in Schweidnitz eine dritte Orts-Zeitung erscheinen zu lassen. Zum Schlüsse möchte ich noch eines stellungslosen Buchdruckers Erwähnung thun, der seine freie Zeit damit ausfüllte, dass er gut ge kleidete Damen hinterrücks mit Schwefelsäure begoss. Glücklicher weise gelang es jedoch sehr bald, den Mann dingfest zu machen. Sch. Wupperthaler Brief Barmen, 16. April 1902 Die Geschäftslage im Wupperthale hat sich erfreulicherweise seit einiger Zeit derart gebessert, dass sogar Mangel an jugendlichen Arbeitern und Arbeiterinnen herrscht. Besonders fehlen den Drucke reien geübte Einlegerinnen. Fast alle grafischen Betriebe sind voll beschärtigt. Die Düsseldorfer Gewerbe-Ausstellung, welche am 1. Mai eröffnet wird, hat zu diesem Umschwung der Geschäftslage wesentlich bei- getragen. Um den Fremdenverkehr während der Düsseldorfer Ausstellung auch im Wupperthale zu beleben, beabsichtigt der Barmer Verkehrs verein einen »Führer durch das Bergische Land« herauszugeben, der den Düsseldorfer Ausstellungsbesuchern umsonst überreicht werden soll und sonst für 80 Pf. käuflich sein wird. Um die Kosten dieses Buches zu decken, sollen Geschäftsinhaber zur Einrückung von Anzeigen oder zur Abnahme einer grösseren Anzahl zu Geschenken für ihre Kundschaft veranlasst werden. Der Barmer Verkehrsverein hat beschlossen, den mit dem ersten Preise ausgezeichneten Plakat-Entwurf (vergl. Nr. 28, Plakat-Wettbewerb in Barmen) zur Ausführung zu bringen, mit der Aenderung, dass die Silhouette des Bergischen Landes aus dem für 260 M. angekauften Entwürfe »Romrike Berge« in den auszuführenden Entwurf aufge nommen wird. Das Plakat soll nach Fertigstellung in sämmtlichen grösseren Bahnhöfen, Gasthöfen, Schulen, Rheindampfern usw. auf gehängt werden. Die Ausstellung der Plakat-Entwürfe wird noch immer viel besucht. Der Eintrittspreis ist auf 10 Pf. herabgesetzt. Der Verein zum Schutz von Handel und Gewerbe hielt kürzlich in Barmen eine ausserordentliche Sitzung ab. Um die Mitglieder gegen Verluste durch böswillige Zahler zu schützen, hat die letzte Generalversammlung den Vorstand beauftragt, eine vertrauliche Liste nicht empfehlenswerther Kunden anzulegen. Der wirthschaffliehe Verein für Rheinland und Westfalen veranstaltet innerhalb Rheinlands und Westfalens demnächst eine Umfrage über die Lohnzahlungsbücher. Die auch in Sachsen über die Lohnzahlungs bücher für minderjährige Arbeiter erhobenen Klagen hat übrigens die sächsische Regierung dem Reichskanzler unterbreitet und darauf von ihm die Nachricht erhalten, dass angesichts der auch von anderer Seite laut gewordenen Beschwerden die Abänderung der die Lohn bücher betreffenden Bestimmungen bei einer Revision der Gewerbe ordnung in Erwägung zu ziehen sein werde. Eine Versammlung von Handelskammern aus Rheinland-Westfalen und von Holland ist für Ende April oder Anfang Mai in Cleve oder Arnheim, der Ort ist noch nicht fest bestimmt, geplant. Es soll über Anträge der Handelskammern von Utrecht und Mülheim (Ruhr) berathen werden, die bezwecken, eine Postunion zwischen dem Deutschen Reiche und den Niederlanden herbeizuführen, wie sie schon lange zwischen Oesterreich-Ungarn und dem Deutschen Reiche besteht. Auf deutscher Seite werden die Handelskammern von Essen, Bochum, Dortmund, Mülheim (Ruhr), Ruhrort, Düsseldorf und Osnabrück Vertreter entsenden. —t. Berliner Buchdrucker-Invalidenkasse In Nr. 81 wurde mitgetheilt, dass die Mitglieder dieser Kasse, welche zugleich dem deutschen Buchdrucker-Verbände angehören, die Liquidation obiger Kasse beantragt und auch ihren Zweck erreicht haben. Demnach würden die gegenwärtigen Invaliden die Unter stützungen in bisheriger Höhe weiter erhalten, bis das vorhandene Vermögen erschöpft ist. Nachher hätten sie das Nachsehen, und ebenso alle die Mitglieder, welche 20, 80 und 40 Jahre Beiträge geleistet haben, um am Abend ihres Lebens vor der grössten Noth geschützt zu sein. Ausgenommen wären hiervon nur die Mitglieder, welche dem Verbände angehören oder ihm neu beitreten. Da eine grössere Anzahl diesen Beitritt nicht vornehmen kann, obwohl sie mit den Bestrebungen des Verbandes einverstanden ist, so bleibt für Viele der Liquidationsantrag des Verbandes unverständlich und erscheint herzlos. Denn der eigentliche Zweck, die Berliner Buch drucker-Invalidenkasse zu beseitigen und damit für weitere Beitritte zum Verbände zu sorgen, hätte auch ohne diese Art der Liquidation erreicht werden können. Es ist daher auch zu hoffen, dass für die Liquidation noch ein Modus gefunden wird, welcher dem Anträge das Herzlose nimmt. Man darf darauf umso eher rechnen, als allem Anschein nach der Beschluss der Generalversammlung vom 18. April ungiltig sein dürfte. Laut Statut (Art. 29) läuft das Geschäftsjahr der Kassenverwaltung vom 1. April bis 31. März. Am 21. März legten die Prinzipale Bernstein und Grunert ihre Aemter nieder, ohne dass eine Ersatzwahl vorgenommen wurde. Ferner lief die Amtsthätigkeit der Gehilfen Eifler und Müllner am 81. März ab, für welche keine Neuwahl vorgenommen wurde. Der Vorstand bestand also am 18. April nicht aus 9, sondern nur aus 6 Mitgliedern, konnte also keine rechtsgiltigen Beschlüsse herbeiführen. Wie wir hören, soll denn auch ein Protest gegen den Beschluss der Liquidation einge reicht werden. F... n. II. Verbandstag der Buch- u. Steindruckerei-Hilfsarbeiter und -Arbeiterinnen Deutschlands Dor seit 1898 bestehende Verband hielt vom 28. bis 31. März in Berlin einen Verbandstag ab, 18 Delegirte mit 26 Mandaten waren anwesend. Ausserdem waren 3 Mitglieder des Vorstandes vertreten. Weitere Vertreter entsandten: der deutsche Buchdruckerverband, der Verein der Lithografen und Steindrucker Deutschlands und die Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands. Die Mitglieder zahl stieg nach dem Rechenschaftsbericht des Vorstandes seit dem «raten Vereinsjahr von 1297 auf 2148. Der Hauptstamm der Mitglieder