Volltext Seite (XML)
1188 PAPIER-ZEITUNG Nr. 33 Wirkungen des Alkohols Goethe äusserte sich einmal seinem Sekretär Eckermann gegen über, Schiller sei zwar stets sehr mässig gewesen, aber er habe die Gewohnheit gehabt, namentlich wenn er sich sehr angegriffen fühlte, bei der Arbeit ein Gläschen Liqueur zu trinken. Diese Gewohnheit habe nach Goethes Ansicht sehr nachtheilig auf die dichterische Erzeugung Schillers gewirkt, und was gescheidte Köpfe an dessen Dramen aus- zusetzen hätten, führe er (Goethe) auf diese Quelle zurück. Also schon bei Goethe ist die ganz moderne Anschauung ver treten, dass selbst die kleinsten Mengen Alkohol — vorzüglich während geistiger Arbeit — die Thätigkeit des Gehirns so erheblich beeinträchtigen, dass die Folgen an den geistigen Erzeugnissen wahrnehmbar sind. Diese Behauptung wird durch die allerneuesten wissenschaftlichen Untersuchungen des Prof. Kraeplin in Heidelberg und der Gelehrten Dr. Smith und Dr. Fürer vollauf bestätigt. Eine andere scharfsinnige Erwägung und Beobachtung über die Wirkungen des Alkohols verräth eine kleine Novelle des vor einigen Jahren gestorbenen, genialen Franzosen Guy de Maupassant. Sie ist betitelt: »Le petit fut« d. h. »Das kleine Fässchen«. In dieser Erzählung gelingt es einem geizigen Bauern, eine Nachbarsfrau, mit welcher er einen gegenseitigen Erbvertrag abgeschlossen hatte, systematisch und mit klarer Ueberlegung zum Älkoholismus zu führen, sodass die Frau thatsächlich von einem frühen Tod ereilt wird. Die Sache ist sehr fein eingefädelt. Er lädt sie zunächst zu einem Früh stück ein, bietet ihr bei dieser Gelegenheit ein Gläschen besonders guten Liqueur an und nöthigt ihr — trotz ihres Widerstrebens — ein zweites und drittes auf, bis sie endlich Wohlgeschmack daran findet. Sodann macht er ihr ein kleines Fässchen von diesem ge fährlichen Trank zum Geschenk. Sie gewöhnt sich allmälig an den Genuss des Liqueurs, und er versorgt sie mit immer weiteren grösseren Mengen. Schliesslich erliegt die Frau der Trunksucht, und er ist der lachende Erbe. Diese Kenntniss von der Wirkung des Alkohols ist gewiss über raschend bei einem Mann, welcher der Enthaltsamkeitsbewegung gänzlich fernstand und wohl kaum etwas Wesentliches davon gehört hatte. Ein drittes Beispiel habe ich in einem Drama des Norwegers Henrik Ibsen gefunden. Es muss allerdings insofern gesondert be trachtet werden, als Norwegen ja das Land ist. in welchem die Ent- haltsamkeitsbewegung schon seit Jahren eminente Erfolge errungen hat, das Land, in dem freilich ehedem auch die Trunksucht mit am schrecklichsten grassirte. Ibsen, der selbst zwar nicht abstinent lebt, dürfte jedoch wohl in doppelter Hinsicht über die Alkoholfrage unterrichtet sein. Die Gelegenheit zu eigener Anschauung war zweifellos sehr reich. Ander seits ist es aber auch als sicher anzunehmen, dass der Dichter sich infolge der zunehmenden Enthaltsamkeitsbewegung gut über die Alkoholfrage unterrichtet hat. In dem Ibsen’schen Brama »Hedda Gabler« befreit sich ein hoch begabter Gelehrter von der Trunksucht, indem er sich zur Enthalt samkeit entschliesst. Die mannigfachen Versuchungen zu überwinden, hilft ihm eine befreundete Dame, auf die er sein ganzes Vertrauen setzt, bei der aber auch er wieder volles Vertrauen zu seiner Person und seiner erstarkenden Charakterfestigkeit erwartet. Solange das beiderseitige Vertrauen nicht getäuscht wird, hält er sich und ge winnt die frühere Arbeitskraft zurück. Da aber entdeckt er eines Tages, dass seine Freundin doch insgeheim für ihn fürchtet und ihn allzu ängstlich vor Versuchungen schützen will. Sein Glaube an die Freundin und sich selbst ist durch diese Entdeckung völlig erschüttert, er fällt zurück in die alte Leidenschaft und geht zu Grunde. Das ist ein Stück Lebensgeschichte, wie man sie bei den Agi tationsarbeiten fast täglich kennen lernt. Treuer konnte ein Dichter wahrlich nicht die traurigen Verhältnisse schildern, welche durch die Alkoholsucht hervorgerufen zu werden pflegen. Und dass gerade die Verwandten und Freunde eines Alkoholsüchtigen, seine nächste Um gebung, oft besonderer Erziehung bedürfen, dass sie die Pflicht haben, das allmälig wiedererwachende Ehr- und Selbstgefühl des Ge nesenden zu respektiren, ist eine Erkenntniss, zu der man erst in neuester Zeit infolge wissenschaftlicher Untersuchungen und Lebens- Erfahrungen gelangt ist. (Nach Dr. R. Kraut — Hamburg, in der Zeitschrift »Kaufmännische Abstinenz-Blätter«) Prima nordische Iolzpappe in Normal- und Extraformaten, prompt lleferbar, ständig grosses Lager in allen Stärken [134091 Theophil Krah Nachf. Düsseldorf Bopp S Reuther, Maschinenfabrik, Mannheim Missong’s Condenstopf D. R.-Patent mit continuirlichem Auslass Geräuschlos, Stossfrei Selbstregulirbar arbeitend [129091 Lieferbar ab Lager • Prospecte gratis R. Nyhla, Maschinenfabrik Papenburg, Hannover [188769 Automat. Tellermesser- Schleifmaschine einfachste Constr., nur mit einem Handgrif sind die Messer centrisch eingespannt. Vorteilet Die Messer können sehr hart sein, was das Schärfen in der Drehbank nicht gestattet, und folglich bedeutende Ersparnisse an Messern und Zeit. empfiehlt Häckselmaschinen CPatentl Unfallgefahr ausgeschlossen, Leistung pro Stunde 3000 nezw 9000 kg Häcksel. Querschneidemaschinen, prpktrmitoder Pappenma-chine verbunden, etc. etc. Holz - Entrindungs - Trommel Deutsches Reichs-Patent [127889 Diese Maschine hat ihren Einzug äusser In Deutsontand in Amerika, Frankreich, Oesterreich, Schweden und in die Schweiz gehalten. Alleinverfertigerin für Deutschland: Zeitzer Dampfkessel-Fabrik u. Spparate-Bau-Anstalt 6. Schumann, Zeitz, Prov. Sachsen Gegründet 1872 Gegründet 1872