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1106 PAPIER-ZEITUNG Nr. 31 Nach Verlesung des Geschäftsberichts, der allen Mitgliedern schon im Abdruck zugegangen war, und der eine umfassende Uebersicht über die umfangreiche Thätigkeit des Verbandes im vorigen Jahr gewährte, erstattete der Kassirer, Herr H. Michaelis, Bericht über die Kassen-Verhältnisse, worauf ihm Decharge ertheilt wurde. Die Neuwahlen des Vorstandes hatten folgendes Ergebniss: Herr Walther Neumann, Berlin, 1. Vorsitzender Herr Gustav Kisow, Berlin, 2. Vorsitzender Herr E. Schönfelder, Berlin, 1. Schriftführer Herr J. Silberstein, in Firma Kutzner & Berger, Berlin, 2. Schriftführer Herr N. Michaelis, in FirmaP. Michaelis, Berlin, Schatzmeister. Die Genannten erklärten die Wahl annehmen zu wollen. Die Statuten-Aenderungen nahmen den weitaus grössten Theil des Abends in Anspruch. Es wurde zunächst beschlossen, den Namen des Verbandes von »Internationaler Schutzverband für den Postkarten-Grosshandel« auf »Schutzverband für die Postkarten - Industrie« abzuändern, dann wurden die Statuten mit geringen Aenderungen in der von der Kommission vorge schlagenen Form angenommen. Abdrücke der neuen Statuten gehen den Mitgliedern in den nächsten Tagen zu. Die Geschäftsstelle des Verbandes befindet sich bei dem I. Schriftführer, Herrn E. Schönfelder, Berlin S 53, Lehninerstr. 7. In Bezug auf neue postalische Verfügungen unternimmt der Vorstand geeignete Schritte zur Wahrung der Interessen der Postkarten-Industrie. Holzpappen in Oesterreich-Ungarn Am 24. März land im Sitzungssaale des Wiener Bank vereins die VII. Generalversammlung der Mitglieder der Ver einigung österreichisch-ungarischer Holzpappen-Fabriken statt, deren Zentral-Verkaufsbureau durch genannte Bank verwaltet wird. Dem Jahresbericht über die Absatzverhältnisse im In- und Ausland im Jahre 1901 entnehmen wir nach dem »Centralblatt für die österr.-ungarische Papier-Industrie« Folgendes: Das Geschäft nach Deutschland ist seit fünf Jahren fast um die Hälfte zurückgegangen. Diese bedauerliche Erscheinung beruht dar auf, dass Deutschland zollfrei österreichisches Holz bezieht, wogegen Pappen mit einem Einfuhrzoll von 1 M. auf 100 kg belegt sind, wo durch die Pappenfabrikation in Deutschland bei Verarbeitung öster reichischen Holzes sich zum Nachtheil namentlich der an den Grenz gebieten liegenden österreichischen Fabriken kräftig entwickeln konnte. Ebenso hat sich unter den gleichen Verhältnissen in Italien in jüngster Zeit eine selbständige Pappenindustrie entwickelt, welche zweifellos auf die Ausfuhr dorthin ungünstig einwirken wird. Das Inlandgeschäft und die Ausfuhr nach den übrigen Ländern verblieb in normalen Grenzen und wurde in den Preisverhältnissen dadurch günstig beeinflusst, dass ein strenger Winter und ein darauf folgender trockener Sommer verringerte Erzeugung zur Folge hatten. Die Versammlung beschloss, treu dem bisher bewährten Ver fahren, etwa sich ändernden Verhältnissen Rechnung zu tragen und es solcherart dem die Geschäfte führenden Wiener Bankverein zu ermöglichen, die Verbindung mit den bisherigen Kunden unverändert aufrecht zu erhalten. Auf Antrag des Vorstandes wurde Verlängerung des Ueberein kommens auf weitere vier Jahre einhellig beschlossen. Ausdauerfähigkeit der verschiedenen Papiersorten Vergl. Nr. 87 von 1901 Die Königliche mechanisch - technische Versuchsanstalt Berlin-Charlottenburg richtete an die Mitglieder der Kom mission, welche der Versuchsanstalt bei der Bearbeitung obiger Fragen berathend zur Seite stehen soll, folgende Zuschrift: Technische Hochschule Charlottenburg, 7. April 1902 Die Antworten auf den mit Schreiben vom 11. Oktober v. Js. (Brief Nr. 9581) gesandten Arbeitsplan sind nunmehr sämmtlich ein gegangen. Die Herren Wilhelm Ebart, Dr. L. Gottstein, Professor Ernst Kirchner, Carl Marggraff und Richard Brückner haben sich mit der Ausführung der Prüfung in vorgeschlagener Weise einverstanden er klärt. Die Herren Geh. Kommerzienrath Bausch, Kommerzienrath C. Haas, Geh. Regierungsrath Carl Hofmann und Direktor Willi Schacht haben noch einige besondere Wünsche zum Ausdruck ge bracht, die hiermit auszugsweise unterbreitet werden (s. Anlage). Für mündliche Berathung der Angelegenheit hat sich die Mehr zahl der Herren erklärt. Da die Anstalt aber Anfang des nächsten Jahres nach Gross- Lichterfelde verlegt werden wird, so wird es im Interesse der Sache für angebracht gehalten, dass die Beschaffung des Prüfungsmaterials erst später erfolgt. Bei dem Umzug würden die Papiere vielleicht leiden, und das muss vermieden werden. Die Anstalt wird daher erst nach ihrer Uebersiedelung Einladungen zu der Besprechung erlassen. Um bis dahin die Zeit für die geplanten Versuche auszunutzen, sollen inzwischen etwa 100) Papiere, welche vor mehreren Jahren in der Versuchsanstalt bereits schon einmal geprüft worden sind, noch mals geprüft werden. gez. A. Martens Anlage: Geh. Kommerzienrath Bausch in Dömitz i. Meckl. weist darauf hin, dass für gewisse Gesichtspunkte, insbesondere über den Einfluss der Leimung, Mahlung, Bleichung, kein klares Ergebniss zu erreichen sein wird, wenn man nicht die Versuchspapiere aus gleichem Faser material herstellen lässt. Hinsichtlich der Stoffmischung könnte in der Weise eine Be schränkung stattfinden, dass man A f ganz wegfallen lässt, da die Dauerhaftigkeit dieser Papiere zu kennen, einen praktischen Werth nicht hat. Wenn man A d nicht ganz ausfallen lassen will, sollten die Versuche wenigstens auf ein möglichst geringes Maass beschränkt werden. Es ist dringend nothwendig, dass den heutigen Zeitverhältnissen entsprechend eine Stoffmischung aus zum Theil neuen Abschnitten berücksichtigt wird, da dieses Material, das durch die jetzt fabri kationsmässige Herstellung der Kleider und Wäsche immer mehr in grösseren Quantitäten auf dem Markte erscheint, das Beste ist, was in der Feinpapierfabrikation gebraucht werden kann, und heute schoi bei fast allen besseren Papieren verwendet wird. Es wäre von grossem Werth, den Einfluss der verschiedenen Arbeits weise, Leimung, Zusätze usw. an demselben Papier zu zu verfolgen. Man müsste sich natürlich dazu für besondere Anfertigung entschliessen. dr aumau e22 •- c-rrqcne. —mmETTmn. 2305 3-- Kommerzienrath C. Haas in WaWAof hält es für zweckmässiger, wenn eine und dieselbe Fabrik möglichst viele verschiedene, für die Dauerversuche bestimmte Sorten herstellte und nicht z. B. eine Fabrik nur Leinen-, eine zweite Fabrik nur Baumwoll-, eine dritte nur Zellstoffpapiere usw., sofern nicht eine Fabrik ausschliesslich auf einen bestimmten Rohstoff angewiesen ist. Dies Vorgehen empfiehlt sich, da die Fabrikationsverhältnisse, unter welchen ein im Allgemeinen gleiches Fabrikat zustande kommt, zu verschieden sind. Kaiserl. Geh. Regierungsrath Carl Hofmann in Berlin: Vor An stellung der Prüfungen müssten die Zellstofffasern oder die daraus angefertigten Papiere auf Abwesenheit von Chemikalien untersucht werden. Direktor Willi Schacht in Kötschenbroda (jetzt in Weissenfels): Das vorgesehene Probematerial ist nicht nur in Maschinenpapieren zu be schaffen, sondern möglichst viele Handpapiere ähnlicher Herstellungs art sind denselben anzureihen Hadern-Handpapiere, möglichst nach altem Modus erzeugt, sollten besonders mit zur Beobachtung und Prüfung kommen, da wahr scheinlich im Allgemeinen das heute verarbeitete Lumpenmaterial gegen die Rohstoffe alter Zeiten bedeutend zurücksteht. Verschiedene Papiere mit Stärke und sonstigen Appreturzu schlägen sind in das Probematerial aufzunehmen. Der Einfluss der Satinage und verschiedener Trocknung der Maschinen- und Handpapiere muss festgestellt werden. Hier wäre nicht nur Luft- und Zylindertrocknung zu unterscheiden, sondern vornehmlich auch bei letzterer die angewendete Heiztemperatur. Es würde gut sein, das Untersuchungsmaterial nicht zu sehr ver schiedenartig in der Erzeugung zu gestalten. Es wird sich sogar empfehlen, mit der Beschaffung der Stoffe vielleicht nur eine be schränkte Anzahl von Papierfabriken zu betrauen und diesen die Gleichförmigkeit des anzuliefernden Untersuchungs-Materials vor zuschreiben. Das Material einer Type mit 1000 Bogen sollte stets ein und derselben Stoffbütte entstammen; alle Bogen sollten maschinenglatt sein und ein und derselben Stelle an der Papiermaschine entnommen werden usw., damit ansehnliche Differenzen in der Papierfestigkeit, Güte usw. bei ein und derselben Papiersorte schon von Hause aus vermieden werden. Auch sollte während der Entnahme von 1000 Bogen einer Papiersorte an der Maschine nichts geändert werden. Lästige Eisbildung in Sulfitstofffabriken Beim Abtreiben der Sulfitkocher, d. h. beim Ablassen des überschüssigen SOa-Gases während und nach der Kochung, kann es sich manchmal ereignen, dass sich die Kühlschlange, durch die man das Abgas leitet, plötzlich verstopft, und bei Untersuchung solcher Fälle stellt es sich zuweilen heraus, dass sich in der Kühlschlange ein Eispfropfen befindet, obgleich das Wasser im Kühlbehälter nicht gefroren ist Ein Fach mann erklärt diese Erscheinung im Fachblatt »Svensk Pappers Tidning« wie folgt: S Oa-Gas lässt sich leicht zu einer Flüssigkeit verdichten. Bei dem Druck der Atmos färe genügt hierzu Abkühlung auf —10’ C., und bei gewöhnlicher Zimmer- Temperatur ein Druck von etwa 3 Atmosfären. Verdunstet