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2030 PAPIER-ZEITUNG Nr. 52 immer strenger vorgeschrieben wird, ist durch den Füllner- Filter wesentlich erleichtert und dadurch der Papierfabrikant von einer schweren Sorge entlastet worden, die wichtige Frage der Wiederverwendung des Fangstoffes ist aber nur in teilweise befriedigender Weise gelöst. Bei Zeitungsdruck und in ähn lichen Fällen kann ja der Fangstoff ohne weiteres in den Holländern, die mit annähernd stets der gleichen Stoffmischung arbeiten, sofort wieder verwendet werden, in fast allen andern Fällen aber erfährt er gegenüber seiner ursprünglichen Bestim mung eine Entwertung, weil er gestapelt nur als Beigabe zu niedrigeren Sorten und unter Arbeitsaufwand wieder Verwen dung finden kann. Eine wirtschaftlichere Wiederverwendung des Fang stoffes ist, wie auch R. in seinem Aufsatz erwähnt, durch die Max Erfurt’sche Stoffwasser-Reinigung ermöglicht. Der in stufenförmig angeordneten Trichtern bei vollständigster Klärung des Ueberlaufwassers sich absetzende Fangstoff aus Sieb-, Sauger und Gaulschwasser wird hier in entsprechender Verteilung zum größten Teile der Papiermaschine in der laufenden Fabrikation, der kleinere Teil den Holländern zugeführt, bis die Bütten voll ständig ausgearbeitet sind. Bei großen Posten gleichartiger Stoffmischungen oder Farben ist also der Betrieb ununter brochen bei erschöpfender sofortiger Ausnützung des Faser fanges, während bei Wechsel von Farben und Stoffen nur ein letzter geringer Rest übrig bleibt, der mit dem Wasch wasser den Abtropfkästen zugeführt werden kann. Auch die von R. empfohlene Aufstellung der Pappenmaschinen wird sich in größeren Betrieben lohnen, nur müßte darüber gewacht wer den, daß den Pappenmaschinen nicht zu viel von dem in kon tinuierlichem Betriebe unmittelbar verwertbaren Faserstoff zu geführt wird. Wenn R. die Stoffverluste mit 8 v. H. beweitet, so ist diese Ziffer gewiß nicht zu hoch gegriffen, in vielen Fällen wird sie noch weit höher sein. Jedenfalls ist das eine so beherzigens werte Zah', daß es eine schwere Unterlassungssünde ist, wenn ein Fachmann daran achtlos vorüber geht, während ihm Mittel zu Gebote stehen, sich mit verhältnismäßig geringen Kosten gegen Verlust zu schützen. Er darf sich nicht wundern, wenn der fortgeschrittene Mitbewerber trotz gedrückter Preise Gewinn erzielt. Im Ein- und Verkauf sind heute bei der alles gleich machenden Konkurrenz für den Fabrikanten, der sich nicht in Spekulationen einläßt, Kunststücke nicht mehr zu machen, das Heil muß einzig und allein in der Vervollkommnung des Be triebes gesucht werden. V. Verein der österr.-ungar. Papierfabrikanten Am 19. Juni fand in Wien die 35. Generalversammlung des Vereins statt, die der Präsident Kommerzialrat Hardegen mit einer stürmisch aufgenommenen Huldigungsrede auf den Kaiser eröffnete, worauf die Absendung eines Huldigungstelegramms an den Monarchen beschlossen wurde. Der vom Vereinskomitee erstattete Jahresbericht über das verflossene Vereinsjahr sagt u. a., daß die geschäftliche Lage der Papierindustrie in diesem Zeitraum, obwohl die allgemeine wirtschaftliche Lage im Rück gänge begriffen ist, infolge der eigenartigen Verhältnisse des Papierverbrauchs, welcher nicht wie der Verbrauch in anderen Waren fortgesetzten Schwankungen unterworfen ist, günstig war. Die Papier-Erzeugung ist infolge verschiedener Umstände gegen 1906 gefallen, die Erzeugung von Halbstoffen und Pappen jedoch gestiegen. In Oesterreich wurden in 1907 wenige Fabriken neu errichtet, während Ungarn kräftig vorschreitet und bereits be langreiche Mengen Papier nach Oesterreich einführt. Erfreulich sei die stete Zunahme der Ausfuhr, die sich im Laufe der letzten 13 Jahre verdoppelt und einen Wert von 70 Millionen Kronen im Jahre 1907 erreicht hat; allerdings sind die nächsten Aus sichten für die Ausfuhr nicht sehr günstig. Die Handelsverträge vom Jahre 1906 haben auf den Papier-Außenhandel der Monarchie keinen besonderen Einfluß genommen. Die Vereinstätigkeit im verflossenen Jahre war äußerst rege. Jahres- und Kassenbericht wurden zur Kenntnis genommen und der Vereinsleitung Entlastung erteilt. Der Bericht des Technologischen Gewerbemuseums über den 17. Spezialkurs für Papierindustrie wurde zur Kenntnis genommen und dem Tech nologischen Gewerbemuseum der jährliche Zuschuß für diesen Kurs neuerdings bewilligt. Ueber den Ausbau der sozialen Ver sicherung hielt Reichsrats-Abgeordneter Dr. Stephan Licht einen beifällig aufgenommenen Vortrag. Die Bestimmung des Ortes der nächsten Generalversammlung wurde dem Komitee überlassen. Nach Schluß der Generalversammlung fand ein gemeinsames Frühstück auf dem Konstantinhügei im Prater statt; der Abend vereinigte die Mitglieder und Gäste des Vereins Im Etablisse ment Sacher zu einem Festbankett. Hier hielten Ansprachen Herr Kommerzialrat Hardegen, Direktor Herz und Reichsrats- Abgeordneter Dr. Licht. Dann traten eine Reihe erster Wiener Künstler auf den Plan. Eine Ueberraschung bot die liebens würdige Mitwirkung des Direktors des Deutschen Schauspiel hauses zu Hamburg, Dr. Freiherrn v. Berger, der einen von ihm verfaßten Prolog »Wenn unser Kaiser könnte, wie er wollte«, selbst zum Vortrag brachte. Sodann trug dessen Gemahlin, Hofschauspieleria Stella Hohenfels, ein reizendes Gedicht ihres Gatten „Frühling in Wien" vor. Dann folgten Vorträge der Pianistin Frau Fanny Basch-Mahler, des Komikers Herrn Max Pallenberg von den Jarnoschen Bühnen, des Ehepaares Longo, der Herren Hermann John und Leopold Straßmeyer vom Bürgertheater. Den Schluß der gelungenen Veranstaltung bildete das Auftreten desSchlierseer Bauerntheaters, welches unter Führung des Direktors Terofal die einaktige Komödie „Die Medaille“ von Ludwig Thoma zur Darstellung brachte. Der Abend verlief in der angeregtesten Weise. Am Samstag, den 20. Juni, besichtigten die Teilnehmer des Kongresses vormittags die Hof- und Staatsdruckerei und ver einigten sich nachmittags zu einem gemeinschaftlichen Ausfluge auf den Kahlenberg. Zum Abschluß der Festlichkeiten fand am Abend ein ge meinschaftliches Festmahl im Römersaale des Etablissements Venedig in Wien statt, welches die Teilnehmer bis in die frühen Morgenstunden zusammenhielt. Druckpapier-Preise Durch die Tagespresse geht folgendes Telegramm: Leipzig, 23. Juni. Das deutsche Druckpapier-Syndikat beschloß, die Preise um 1/2 bis 1 Pf. pro Kilo für neue Schlüsse zu erhöhen. Hierzu wird uns von bestunterrichteter Seite mitgeteilt, daß die Nachricht in obiger Form unzutreffend ist. Der Verband deutscher Druckpapier-Fabriken hat nämlich jetzt die Preise nicht erhöht, wohl aber zu Beginn 1908 für 1909 Die Erhöhung sollte die sehr gestiegenen Holzpreise wenigstens zu kleinem Teil ausgleichen. Viele Zeitungs verleger merken aber die Erhöhung erst jetzt, da sie für 1909 abschließen wollen und der Verband bisher keine An gebote gemacht hat. Kampf gegen den amerikanischen Druckpapier-Trust Siehe Nr. 50 S. 1978 Der Verein amerikanischer Zeitungsverleger hat be schlossen, den Kampf gegen die Erhöhung der Papierpreise und für die Zollfreiheit für Papier und Papierstoff fortzu setzen. Da dieser Kampf durch Mitarbeiter im Nebenamte nicht kräftig genug geführt werden kann, so nahm der Verein den Geschäftsführer der New Yorker Times, Herrn John Norris, auf 2 Jahre in seine Dienste. Norris hatte schon bisher die Bewegung gegen die Papierfabriken ge leitet. Seine erste Tat ist folgende Anzeige im Fachblatt »The Paper Mill«: An Besitzer von Schleifereien Zeitungsverleger, die jährlich 151 000 Tonnen Zeitungspapier brauchen, haben den Unterzeichneten ermächtigt, für sie mit Besitzern von Schleifereien zu unterhandeln und mit diesen die Aufstellung von Papiermaschinen zu vereinbaren. Die Verleger wollen für das herzustellende Papier einen festen Preis ab Fabrik auf Jahre hinaus bewilligen. Die neuen Papiermaschinen müssen in Jahresfrist laufen. Die Verleger wollen die gesamte Erzeugung der neuen Maschinen zu dem festgesetzten Mindest preis übernehmen, soweit die Fabrikbesitzer sie nicht teurer verkaufen können. Außer dem Mindestpreis sollen Zuschläge gezahlt werden für Breiten, welche die Papiermaschinen nicht völlig ausnützen, für ungewöhnlich dünnes Papier, für Aufträge, die häufige Aenderungen oder Verschiebungen der Maschinen verursachen, sowie für alle Umstände, welche die Erzeugung vermindern oder die Kosten erhöhen. John Norris Vorsitzender im Papierausschuß des Vereins amerikanischer Zeitungsverleger Da zurzeit in Amerika das Papiergeschäft schlecht geht, und auch die bestehenden Papierfabriken nur mit be schränkter Kraft arbeiten, ist es wenig wahrscheinlich, daß dieser Aufruf zur Gründung neuer Papierfabriken führen wird. Es handelt sich vielmehr anscheinend um einen Schreckschuß, der die Papierfabriken veranlassen soll, den Zeitungsverlegern im Papierpreis entgegenzukommen. Da die gesetzgebenden Körperschaften nicht den Zeitungs verlegern genügend zu Willen waren, so scheinen sie es jetzt auf diesem Wege zu versuchen. Der Einfuhrhandel Chiles in 1907 (1906) betrug in Papier, Pappe und Waren daraus 6996458 (5470155) Pesos; auf Druck papier allein entfielen 1998564 (1792212) Pesos. (Bericht des Kais. Generalkonsulats In Valparaiso)