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DAPIER-UERARBEIT UNG — Bu CH GEWERBE [ne.2952 Berliner Typographische Gesellschaft Am 31. März gab der Vorsitzende Herr Könitzer fol gende Eingänge bekannt: von Herrn Alfred Reiß eine An zahl Bücher fachlichen Inhalts, darunter je 1 Exemplar der »Friedrich Hesse’scben Chromolithographie« und des »Tech nischen Wörterverzeichnisses der graphischen Branchen in deutscher, englischer und französischer Sprache« von Max Pellnitz; von der Schriftgießerei Genzsch & Heyse in Ham burg Heft 2 des 3. Bandes der »Bunten Blätter«; durch den Verlag des »Deutschen Buch- und Steindruckers« aus der Kohlmann’schen Druckerei in Zürich (Züricher Post) eine Anzahl wirkungsvoller typographischer Schriftplakate sowie die von der Leipziger Typographischen Gesellschaft ge spendeten Drucksachen von ihrem 31. Stiftungsfest. Der Vorsitzende spricht den freundlichen Gebern den Dank der Gesellschaft aus und gibt einen Prospekt über das neu- erschienene Bändchen des Teubner’schen Verlages: A. W. Unger, »Wie ein Buch entsteht«, das zum Vorzugspreis von 75 Pf. bezw. 1 M. 25 Pf. zu haben ist, bei den Mit gliedern herum. Als Mitglieder wurden aufgenommen die Herren R. Klagemann (Buchdr. Haberlandt), Naunynstr. 38, Richard Gerlach (Wilh Wöllmer), Steglitz, Fregestr. 38a, Georg Bracht (Ullstein & Co.), Kochstr. 25, Willy Krämer (H. Berthold), Zossenerstr.37, Franz Miadowicz (Franz Weber), Waldemarstr. 30, Anton Müller (Richard Falk), Leipziger straße 115/116, und Karl Parutscb, Annenstr. 12. Zur Mit gliedschaft angemeldet werden die Herren August Klose, Mariendorf, Rathausstr 65, Ad. Reinhard (Paul & Co.), Kottbuserdamm 86/87, und W■ Klussendorf, Huttenstr. 36. Hierauf hielt Herr Dr. ing. Herbert Auerbach den an gekündigten Vortrag über Die Herstellung des Papiers und seine Anwendung im Druck Der Redner gab zunächst einen kurzen Ueberblick über die Geschichte der Papierfabrikation, deren erste Anfänge etwa 2000 Jahre zurückliegen und schilderte die Entwicklungsstufen, die durch die Erfindung der Papiermaschine am Anfang des 19. Jahr hunderts, die Einführung der Harzleimung durch den Papier fabrikanten Illig in Erbach, die Erfindung des Holzschliffs durch Gottlieb Keller, das Mitscherlich'sche Sulfitverfahren zur Gewinnung der reinen Holz-Zellulose gekennzeichnet werden. Er ging näher auf den unermeßlichen Schaden ein, den die Verwendung der stark holzhaltigen Papiere in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts den deutschen Literatur erzeugnissen zugefügt, indem selbst die wertvollsten Werke wegen der Brüchigkeit des Papiers schon jetzt der Ver nichtung anheimfallen und ihr Inhalt nur durch Neudrucke habe gerettet werden können. Welter schilderte er die einzelnen Arbeitstätigkeiten, welche bei der Hand- (Bütten-) Papier fabrikation und der Maschinenpapierfabrikation in Frage kommen, und die Ersatzmittel (Alpha, Jute, Stroh usw.), welche neben den Hadern für die Herstellung auch der besseren Papiere ver wendet werden. Von großem Einfluß auf die Haltbarkeit, Gleichmäßigkeit und darum auch die Zweckdienlichkeit zum Druck sei die Art der Zerkleinerung der Fasern, das sogenannte Mahlen, das im »Holländer« vor sich gehe und mit stumpfen Messern ausgeführt werden müsse, damit die Fasern nicht in der Längsrichtung zerrissen werden. In letzterem Falle werde das Papier wenig haltbar und nicht gleichmäßig sein, d. h. bei der Durchsicht Wolken zeigen, die auf die Druckfähigkeit besonders beim Illustrationsdruck von großem Einfluß seien. Die Druck fähigkeit werde durch Zusatz von Füllstoffen, welche die Poren schließen (Gips, Annaline, Kaolin, Barytweiß usw.) erhöht. Durch starke Satinage suche man die Ungleichheiten mangel haften Papiers auszugleichen, indessen sei solches Papier völlig ungeeignet zum besseren Druck, und es sei zu empfehlen, bei Anfertigungen von Papier zum Illustratlonsdruck zunächst eine Prüfung vorzunehmen in der Weise, daß man einen Bogen zerschneidet und durchweg mit helltonigen Autotypien ver suchsweise bedruckt. Auf diese Weise könne man feststellen, ob das Papier gleichmäßig gearbeitet sei. Das auf der Lang siebmaschine hergestellte Papier sei zum Druck stets besser als das auf Zylindersiebmaschinen angefertigte. Für die Druck fähigkeit des Papiers komme zunächst in Frage, daß sich die Farbe leichter von den Walzen als von der Druckform, und wiederum leicht von der Druckform, aber nicht vom Papier ab nehmen lasse. Von großem Einfluß auf die Druckfähigkeit sei auch die Leimung. Darum sei es wünschenswert, bei Be stellungen zur Anfertigung von Papier stets den Verwendungs zweck anzugeben. Zu stark geleimtes Papier werde nach dem Druck leicht abschmutzen, zu schwach geleimtes aber bleibe rauh und werde die Druckfarbe schlecht annehmen. Der Vorsitzende dankte dem Vortragenden für seinen lehrreichen Vortrag, an den sich ein lebhafter Meinungs austausch anschloß. Die Frage, ob die jetzt erzeugten Papiere erheblich besser seien als die in früheren Jahr zehnten mit reichlicher Verwendung von Holzschliff her gestellten, beantwortete der Vortragende dahin, daß zwar das Zeitungspapier noch sehr holzhaltig sei, daß aber der Buchdrucker jetzt wohl stets das Papier bekomme, welches er verlange. Schlecht gebleichte und darum unansehnliche Papiere ließen in der Regel auf schlechten Stoff schließen. Um darüber hinwegzutäuschen, verwende man zur Färbung das sogenannte Königsblau. Als ein Mittel, den Wert ge strichener Papiere zu prüfen, bezeichnete der Vortragende den Versuch mit der Zunge; bei zu stark gestrichenem Papier, das beim Druck staube, werde die Zunge beim Lecken am Papier hängen bleiben. (Diese Prüfung er scheint nicht maßgebend. Näheres ist in Weichelts Buch »Buntpapier-Fabrikation« angegeben. Schriftleitung} Eine weitere Frage, ob Holzzellstoff ebenso gutes Papier abgäbe wie Lumpen, wurde dahin beantwortet, daß es an sich gleich sei, woraus der Zellstoff gewonnen werde. Der Unter schied bestehe darin, daß der Flachs inkrustierende Stoffe nach dem Rösten nicht mehr enthalte, während bei dem Holzzellstoff die inkrustierenden Teile erst auf chemischem Wege daraus entfernt werden müßten. Wenn dieser chemische Prozeß vollständig durchgeführt würde, dann sei es gleich, ob das Papier aus Fasern oder aus Zellstoff hergestellt werde. Indessen nehme man an, daß Hadern etwas festeres Papier ergeben, und darum verwende man in der Regel für gute Papiere 90 v. H. Zellstoff und 10 v. H. Hadern. (Auch diese Angabe ist anfechtbar. Lumpenhalbstoff ergibt besseres Druckpapier als Holz zellstoff, und die angebliche Regel für die Stoffmischung guter Papiere dürfte den meisten Papiermachern neu sein. Schriftleitung.) Eine andere Frage behandelte die Ursachen, warum auf mattgestrichenem Kunstdruckpapier zuweilen die Farben nachträglich eine andere Färbung annehmen. Dies wurde auf einen chemischen Vorgang zurückgeführt und empfohlen, vor dem Druck stets Proben mit neu angefertigtem Papier anzustellen. Ein anderes Mitglied berichtete über ein ähnliches Vorkommnis mit dem Unter schiede, daß hier die Farbe nach dem vollständigen Trockenwerden wieder ihre ursprüngliche Nüance an genommen habe. Dabei habe es sich um schwarze Farben gehandelt. Herr Werra bemerkte hierzu, daß die dicken teigartigen Farben unserer deutschen Fabriken nur ver dünnt verwendet werden dürfen, andernfalls leide ent weder der Autotypiedruck oder das Aussehen der damit zugleich gedruckten Schrift Im übrigen sei das glanzlose Kunstdruckpapier härter und weniger gut drucktähig als das glänzende und erfordere darum stärkeren Druck. Schließlich wurde noch darauf aufmerksam gemacht, daß Doppeltonfarben sehr lichtempfindlich und insofern un kontrollierbar seien, als sie je nach Art des verwendeten Papiers verschiedene Wirkung ergeben. Zum nächsten Punkt der Tagesordnung bemerkte Herr Geschäftsführer August Köhler, daß ihm von der Staats anwaltschaft seine Beweismittel in der Angelegenheit des Grzymski’schen Higgusverfahrens zurückgegeben worden seien mit dem Bemerken, daß das Verfahren gegen ihn eingestellt sei; er stelle dieses Material andern Mitgliedern