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Lampe. Diese wurde wohl verbessert, aber sie vermeidet doch nicht jede Täuschung. Wenn man z. B. bei einer Anfertigung nachts etwas anders gefärbten Kollerstoff mit einträgt, bemerkt man die Abweichung erst bei Tageslicht. Auch ist das Färben mit diesem grellen Licht schädlich für Augen und Kopf. Man ist beim Anzünden dieser Lampe für den ersten Augenblick ganz geblendet, und das Auge muß sich erst an das grelle Licht gewöhnen. Nach solch einem Nachtdienst, besonders wenn man 3—5 Maschinen zu beaufsichtigen hat und viele kleine Posten laufen, schmerzen Augen und Kopf infolge des Magnesium lichts. Manche Papiermacher, die äußerst tüchtige und genaue Färber waren, sind durch jahrelanges Färben, bei Magnesiumlicht für manche Farben weniger empfindlich, gewissermaßen farbenblind geworden. Viele Vorteile brachte die Dufton-Gardner-Lampe, doch ist auch sie nicht fehlerfrei. Täuschungen kommen auch mit ihr öfter vor. So sind die Glaswände der Glocke durch Scharniere, in welche die einzelnen Scheiben ein gesetzt werden, unterbrochen, was störend wirkt, und dann ist die Lichtfläche infolge der unterbrochenen kleinen Scheiben viel zu klein, auch müssen die Kohlen von einem Milchglaszylinder umgeben sein, und diese zerbrechlichen Zylinder werden beim Kohleneinsetzen leicht beschädigt und müssen dann ausgewechselt werden. Jeder Zylinder kostet etwa 1 M. Die Lampe braucht auch viel Strom; das konnte man am besten daraus ersehen, daß, wenn sie ein geschaltet wurde, sämtliche Lampen des Holländersaales an Lichtstärke verloren. Sobald aber die Lampe wieder außer Tätigkeit gesetzt wurde, gaben die Lampen wieder normales Licht. Die Dufton-Gardner-Lampe kostet, soviel ich weiß, etwa 450 M. Wesentlichen Fortschritt in der so wichtigen Beleuch tungsfrage bedeutet die Hopfer- und Eisenstuck’sche Lampe, mit der ich schon seit zwei Jahren arbeite. Wir arbeiten so gerne mit dieser Lampe, daß wir an trüben Tagen ihr Licht dem natürlichen Licht vorziehen. Farbenabweichungen kommen seitdem nicht mehr vor. Diese Lampe ist eine Art Dauerbrandlampe; ihre lange Brenndauer hat auch den Vorteil, daß sie wenig Wartung verlangt. Ihre wichtigsten Bestandteile sind eingelegte Glasstreifen oder Scheiben, die das Licht streuen und alle diejenigen Strahlen verschlucken, die die Veränderung der Farben herbeiführen. Der Preis dieser Lampe beträgt 115—120 M. Sie wird an einen 1 mm starken Draht angeschlossen; der Stromverbrauch ist gering. Das Auge wird durch das Arbeiten bei dieser so genannten »Tageslicht«- oder »Ideal-Lampe« nicht müde, denn diese wirft ihre Lichtstrahlen von oben und beleuch tet mit genügender Helligkeit eine so große Fläche, daß 3—4 Personen gleichzeitig genau und bequem sehen und prüfen können. Papierer. Umgekehrte Schornsteine Auf die Entgegnung des Herrn Gustav Schacht in Nr. 46 bemerke ich folgendes: Warum man in einem Papierfachblatt nicht auch einmal etwas über Schornsteinbau bringen soll, wird sicher noch vielen Lesern außer mir unverständlich sein, da doch ohne Dampf anlage und ohne Schornstein heute kaum noch irgendwo eine kleine Papierfabrik zu finden sein wird, von Zellstoffabriken nun ganz zu schweigen, und zudem hat ... in Nr. 104 von 1907 damit »angefangen«! Wie Herr Gustav Schacht sagt, ist der im Jahre 1880 neu erbaute Schornstein »wegen vollständig mangelhaften Zuges« seit Jahren außer Betrieb gesetzt. Daß irgend ein alter Kessel, eine alte Maschine und sonstige Einrichtung nach und nach immer unvollkommener, leistungsunfähiger wird, liegt ja in der Natur der Sache, und daß man sie dann durch neue und bessere ersetzt, ist ganz richtig; daß aber ein Schornstein seinen früheren guten Zug mit einem Male vollständig einbüßen soll, erscheint ausgeschlossen; denn Höhe und Querschnitt bleiben unverändert. Nur darauf kommt es an, was man ihm nach und nach anhängt, und welche Leistung man ihm zumutet; am einfachsten ver gleicht man dann die Erzeugung der ursprünglichen Anlage mit der in den Jahren 1875, 1885 und jetzt. Je mehr der Querschnitt des Schornsteins sich nach oben hin verengert, umso größer wird die Reibung, welche die Gase auf ihrem Wege zu überwinden haben, und diese muß hemmend auf ihre Entweichung wirken, also auch den Zug dort ver ringern, wo er es nicht werden soll, nämlich auf den Rosten usw.; umgekehrt muß eine Erweiterung des Schornsteins die Reibung der Gase immer mehr verringern, den Zug also ver bessern. Nun meint Herr Schacht, in meinen Ausführungen einen schweren Vorwurf für alle Heizungstechniker zu finden. Da scheinen ihm ja gerade gleichlaufende Erklärungen von ersten Autoritäten in dieser Sache unbekannt geblieben zu sein. So hat Herr Prüsmann, meines Wissens Direktor der Leipzig-Magdeburger Eisenbahn, schon Ende { 7 der 60er oder Anfang der 70er Jahre nach genauen \ / Berechnungen eine Kurve entwickelt, nach welcher 1 I die Schornsteine der Lokomotiven gebaut wurden, I \ um ihren Zug zu verbessern; erst verengten sie / \ sich erheblich, dann wieder wurden sie weiter; wenn Ich nicht irre, waren beide Krümmungen Parabeln. Damals wurde die Prüsmann’sche Esse auf allen Bahnen eingeführt; inzwischen sind die Lokomotlvkessel immer höher geworden, sodaß die Essen immer kürzer werden mußten; und dann sind durch die Verbundmaschinen und Ueberhitzer auch die ganzen Verhältnisse wesentlich verändert worden, und dennoch kann man heute noch die Prüsmann’sche Esse vielfach auf Lokomotiven sehen. Nun aber noch ein anderer Fachmann, der gerade im Schorn steinbau bis dahin nicht wieder Erreichtes geleistet hat, das Ist Herr Heinicke In Chemnitz i. S., Erbauer des größten Schorn steins der Welt von 140 m Höhe in Halsbrücke bei Freiberg 1. S. In einem seiner früheren Heftchen geht er ausführlich auf die Konstruktion der Schornsteine ein und sagt darin, daß es das Richtigste wäre, den Schornstein Immer mehr nach oben zu erweitern; nur erforderte ein solcher dann ausnahmsweise viel Material, um ihn stabil zu erhalten; denn selbstredend muß sich das äußere Mauerwerk nach oben zu verjüngen; diesem »umgekehrten« Schornstein am nächsten kommt dann der, wel cher von unten bis oben gleich bleibenden Querschnitt hat, sich also nicht verengt, und auch hierdurch wird die Reibung der Heizgase im Schornstein möglichst verringert. Aber auch diese Form wird man leider nicht in allen Fällen durchführen können, sondern ab und zu doch gezwungen sein, zur Verengerung seine Zuflucht zu nehmen, well man doch vor allem auch den Schorn stein stabil bauen und nicht unsinnig viel Material hinein ver schwenden will. Wenn nun Herr Schacht die Erzeugungen zusammenstellen will, welche die alte Papierstoffabrik in Altdamm 1880 bis 1885 erzielte und die man jetzt dort hat, wird jedem ohne weiteres einleuchten, daß jene beiden kleinen Schornsteine, von etwa 31,5 m Höhe damals nur, bei den heutigen Leistungen über haupt kaum in Betracht kommen können. 1h. Knösel, Neustadt, Westpr. Spezial-Lehrkurs für Papier-Industrie am k. k. Technologischen Gewerbe-Museum in Wien Vom 1. Oktober 1907 bis 31. März 1908 wurde der XVIII. Spezial- Lehrkurs für Papierindustrie abgehalten. Der Kurs wurde von 11 Herren besucht, unter welchen sich 10 ordentliche Schüler und 1 Hospitant befanden. Am Schlüsse des Kurses legten alle ordentlichen Schüler die Abgangsprüfung mit gutem Erfolge ab: 5 erhielten ein Zeugnis der ersten Klasse mit Vorzug und 5 ein Zeugnis der ersten Klasse. Der theoretische Unterricht, sowie auch die Uebungen im chemischen Laboratorium und die praktischen Arbeiten in der Versuchsanstalt für Papierprüfung wurden außerordentlich fleißig besucht, und da alle Besucher dem Studium mit Ernst und besonderem Eifer oblagen, wurden vorzügliche Unterrichts erfolge erzielt. Eine nicht zu unterschätzende Belebung des Unterrichts erfolgte durch mehrere Ausflüge nach bedeutenden Papier fabriksanlagen. Diese Ausflüge, die durch das Entgegenkommen der Mitglieder des Vereins der österr.-ung. Papierfabrikanten er möglicht wurden, erstreckten sich unter der Führung des Leiters des Kurses, k. k. Regierungsrat, Direktor Georg Lauboeck und des Professors Hermann Schulte auf die nachfolgend angeführten Unternehmungen: Maschinenfabrik J. M. Voith in St. Pölten und die dortigen städtischen Elektrizitätswerke; Papierfabriken Schlöglmühl und Stuppach; Papierfabrik der Leykam-Josefsthaler Aktien-Gesell- schäft für Papier- und Druckindustrie in Gratwein; Papierfabriks anlagen von Ellissen, Roeder & Co. in Theresienthal und Kematen; die Fabrikanlagen der Kellner Partington Paper Pulp Co. in Hallein bei Salzburg. Ueberall erhielten die Aus flügler bereitwilligst die gewünschten fachlichen Erläuterungen. Für die mit Beginn des kommenden Schuljahres 1908/09 be vorstehende Eröffnung des XIX. Spezial-Lehrkurses für Papier industrie am 1. Oktober sind bereits wieder mehrere Herren angemeldet.