Volltext Seite (XML)
Wie bereits erwähnt, vom Material-Prüfungsamt, und nicht vom Verein. Eine kleine Erweiterung, die einzelne Vereinsmitglieder vorschlugen, wurde dem Material-Prüfungsamt noch mitgeteilt. Um die Frage erschöpfend zu behandeln, würden selbst die Erweiterungsvorschläge des Herrn Schacht nicht genügen, und wenn ich das Thema zu einer Doktorarbeit über diese Frage stellen sollte, so würde ich noch andere Versuchsreihen, die vielleicht noch von größerer Bedeutung als manche der bisher bekannt gewordenen Vorschläge sind, aufzugeben gehabt haben, ich muß aber offen gestehen, daß der Umfang meiner Tätigkeit und sonstige Fragen von größerem wissenschaftlichem und technischem Interesse mich derartig in Anspruch nehmen, daß ich keinen besonderen Wert darauf lege, mich mit dieser Angelegenheit eingehender zu befassen. Die Frage der Wasserentfernung aus dem Zellstoff ist vom Verein in seiner Anfrage garnicht berührt worden, da von meinem Standpunkt aus — ich glaube, dies dürfte auch der der Mehrzahl der Vereinsmitglieder sein — eine Herabsetzung der bisher üblichen Temperatur für die Trocknung der Zell stoffproben garnicht in Frage kommen kann. Wenn man später einmal den Verlauf dieser ganzen An gelegenheit in Ruhe verfolgen wird, so dürfte man vielleicht genötigt sein, an das schöne Wort »parturiunt montes . . .« zu denken. Breslau, 15. Juni 1908 Dr. L. Gottstein Verwendung von Laubholz zu Papier Im allgemeinen ist die Verwendung von Laubholz zur Papiererzeugung, soweit es sich um in Massen hergestellte Papiere handelt, ausgeschlossen, da diese Papiere in der Hauptsache Festigkeit und Härte verlangen, welche die Laubhölzer mit ihren meist kurzen Fasern nicht gewähren können. Außerdem ist ihr hoher Preis der größeren Ver wendung hinderlich. Soll ein Papierstoff hartes, festes Papier ergeben, so muß die Rohfaser desselben neben Widerstandsfähigkeit eine gewisse Länge haben, welche es ermöglicht mit Hilfe quetschenden Mahlverfahrens (Schmierigmahlen) die Ver- schlingungs- und Verfilzungsmöglichkeit d. h. das gegen seitige Aneinanderhaften der Fasern zu steigern. Beim Schmierigmahlen (Quetschen) tritt vorwiegend Längsteilung der Fasern ein, weil sie breitgequetscht und nicht zerrissen werden, es tritt also weniger eine Ver kürzung als vielmehr eine Oberflächenvermehrung und da mit eine vergrößerte Möglichkeit ein, aneinander zu haften und sich zu verschlingen. Ist die Faser aber von Natur kurz, so würde bei Quetschung sehr schnelles Totmahlen die Folge sein, und solcher Papierstoff könnte infolge seiner Brüchigkeit gar keinem Verwendungszwecke dienen und selbst als Füll stoff mehr schaden als nützen. Es kann daher bei Laub hölzern nur darauf ankommen, die Faser möglichst schonend bloszulegen und ohne weitere oder nur mit ganz geringer Mahlbehandlung zu verarbeiten. Mittels des Schleifverfahrens wird vorwiegend das Laubholz der Aspe verarbeitet und ergibt einen kurzen, röschen Stoff, der zu ordinären Löschpapieren recht brauch bar ist. Aber auch durch chemische Aufschließung erhält man daraus röschen, weichen Stoff, und Lösch-, Druck- und Prägekarton können daraus mit Vorteil erzeugt wer den. Wohl hindert, wie gesagt, der hohe Preis der Laub hölzer deren größere Verwendung, indessen gibt es Indu strien, welche in großen Mengen Laubholzabfälle hervor bringen. Diese werden meist als Brennstoff in untergeord neter Weise ausgenützt, meist als höchst feuergefährlich möglichst schnell bei Seite geschafft. Dieser Laubholzabfall kann dem großen Holzbedarf unserer Industrie zu Hilfe kommen. So hatte ich vor einiger Zeit Gelegenheit, Buchenholz abfälle einer Leistenfabrik sehr billig zu erstehen, da diese froh war, ihre Abfälle los zu werden. Diese bestanden aus Dreh-, Hobel- und groben Bohrspänen und waren bereits so genügend zerkleinert, daß sie ohne weiteres verarbeitet werden konnten. Durch fünfstündiges Kochen mit rd. 18 v. H. Aetznatron (auf das Gewicht der trockenen Abfälle gerechnet) in einem Kugeldrehkocher bei 3 Atm. Dampfdruck wurde die Faser soweit aufgeschlossen, daß sich an das Auswaschen der Kochlauge, bei dem sich die Faserbündel aufschlugen, sofort das Bleichen anschließen konnte. Ich erzielte mit 10—12 v. H Chlorkalk hochweißen Stoff von außerordentlicher Lockerheit, Weichheit und sehr großer Saugfähigkeit. Hierbei ergab sich ein sehr lehr reicher Zusammenhang des Kochens und Bleichens: dieses stellte eine Fortsetzung von jenem dar, denn etwa noch vorhandene harte Stückchen zerbleichten nach einiger Zeit vollkommen; man hat es hierdurch in der Hand, je nach dem man halb- oder ungebleichten Stoff herstellen will, den Zusatz an Aetznatron oder die Kochdauer zu ändern. Verfeinern (Raffinieren) des Kochgutes vor dem Bleichen emp fiehlt sich sehr, auch sollte zweckentsprechendes Reinigen der Fasern stattfinden. Man kann dann durch Erfahrung ermitteln, mit welcher Menge Chlorkalk sich jeweils rein gebleichter, stippenfreier Stoff erzielen läßt. Mahlen im Holländer ist vollkommen überflüssig, wäre sogar schäd lich. Wäre das Auswaschen des Bleichwassers nicht zu zeitraubend und — wegen der Faserkürze — verlustreich gewesen, so hätte das Abtropfen in den Stoffkasten um gangen werden und der Stoff gleich in die Maschinenbütte geleert werden können. Infolge der Lockerheit des Stoffes ist aber auch die Nachbleiche sehr erfolgreich und chlor- sparend. Immerhin wäre es möglich, durch anderweites Ent chloren die Herstellung dieses Halbstoffes so zu verein fachen, daß nur Kocher und Bleichholländer, vielleicht noch Raffineur und Sortierung nötig sind. Dies würde eine wesentliche Ersparnis an Anlagekapital und Arbeits mannschaft bedeuten. Da feines Löschpapier und Druck- und Prägekarton hoch bezahlt werden, ist hohe Rentabilität gesichert. Ich ließ die Holzabfälle nicht sortieren, dies läßt sich aber leicht tun und ist notwendig, sofern die erhältlichen Abfälle nicht gleichförmig genug sind, oder — namentlich bei Buchenholz — wachsartige Einsprengungen von dunkel brauner Farbe häufiger vorkommen. Aber es ist auch bei Fichtenholz notwendig, das Kochgut vorher aufmerksam durchzusehen, und das Schälen und Schneiden der Stämme erfordert nennenswerten Kostenaufwand, abgesehen davon, daß der Preis von Neuholz sich wesentlich höher stellt als der der Abfälle. —Z— Untersuchungen über die Durchsichtigkeit von Papieren Ein Beitrag zur Papierprüfung Von Dr. Werner Schmidt, Elberfeld Die Papieruntersuchung besitzt eine Reihe wohlausge bildeter Prüfungsverfahren für die wichtigsten Eigenschaften des Papiers. Festigkeit, Dehnbarkeit, Dicke, stoffliche Zusammensetzung und andere Eigenschaften können nach vorbildlichen Verfahren ermittelt und in Zahlen ausgedrückt werden. Gleichwohl gibt es noch eine Reihe physikalischer und chemischer Eigenschaften des Papiers, für welche uns geeignete Untersuchungsmethoden fehlen. Zu diesen letz teren gehört die Durchsichtigkeit der Papiere. Es ist um so erstaunlicher, daß es hierfür noch kein ge eignetes Verfahren gibt, als der Durchsichtigkeitsgrad eines Papierstoffes für viele Industrien von erheblicher Bedeu tung ist. Erinnert sei nur an die Erzeugung von Diaphanien, Pauspapieren, Pergamynpapieren und neuerdings von Fensterbriefen. Die Reichspostverwaltung verlangt bei spielsweise bei diesem letzten Erzeugnis mit Recht sehr große Durchsichtigkeit des Fensters und lehnt die Beför derung minderwertiger Fabrikate ab, weil sich sonst Schwie rigkeiten in der Sortierung der Briefe auf den Aemtern er geben könnten. Wenn es bisher wegen unzureichender Beschaffenheit durchsichtiger Stoffe zwischen Lieferant und Empfänger zu einer Auseinandersetzung kam, so prüfte der Schiedsrichter mangels anderer geeigneter Verfahren das Papier meist in der Weise, daß er" soviel Blätter übereinanderschichtete,