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1948 PAPIER-ZEITUNG Nr.50 erwähnt die Anlegung von Wasserbüchern, das Genehmigungs- und Verleihungsverfahren und kommt auch auf den § 30 zu sprechen, der auf die Bedürfnisse der Industrie so wenig Rück sicht nimmt In den wasserrechtlichen Fragen, besonders im Kampfe um das neue preußische Wassergesetz, hat der Wasserwirtschaft liche Verband für die westdeutsche Industrie, mit Herrn von Schenk an der Spitze, die Führung in Deutschland übernommen. Da dieser Verband zur Wahrung der industriellen Interessen gegenwärtig sehr große Opfer bringt, hält sich der Verein Schlesischer Papiertabrikanten für verpflichtet, diesen Verband soweit wie möglich zu unterstützen. Die Versammlung beschließt daher einstimmig, dem Wasserwirtschaftlichen Verbände für die westdeutsche Industrie mit einem Jahresbeiträge von 100 M. beizutreten. 8. Versicherungswesen Der deutsche Schutzversicherungs-Verband hat in letzter Zelt einen Aufruf zur Gründung einer deutschen Reform-Ver sichertenbank erlassen. Der Verein Schlesischer Papierfabri kanten erkennt die Nützlichkeit derartiger Bestrebungen an und genehmigt, daß der Aufruf vom Verein unterzeichnet wird. Der vorgerückten Zeit wegen konnten die übrigen Punkte nicht mehr erörtert werden, die Anwesenden erhalten jedoch noch eine Druckschrift über »Emscherbrunnen«, welche dazu dienen, Abwässer von festen Stoffen zu befreien und auch sonst zu klären. Zum Schluß der Sitzung dankt Herr Kleczewski dem Vor stande, insonderheit dem Vorsitzenden Herrn Dr. Gottstein, für seine Bemühungen und für die viele fruchtbringende Arbeit im Verein Schlesischer Papierfabrikanten, die auch im verflossenen Jahre geleistet worden ist, im Namen aller. Die Anwesenden schließen sich durch Erheben von den Plätzen diesen Worten des Dankes an. Nach der Sitzung fand In Verbindung mit der Sektion XI der Berufsgenossenschaft ein Mittagessen Im Hotel Monopol statt, welches durch launige Toaste verschönt wurde und die Teilnehmer mit ihren Damen noch einige Stunden zusammen hielt. Bei dem Essen war als Gast Herr Geo Staber aus New York zugegen, ein Deutscher, der schon über 40 Jahre in den Ver einigten Staaten im Dienste der Papier-Industrie arbeitet, aber dennoch in seltener Frische eine begeistert aufgenommene An sprache in wohlgesetzter deutscher Sprache hielt. Lage der deutschen Papierfabrikation Wohl in keinem Industriezweige dürften die Jahre der Hochkonjunktur so ruhig vorübergegangen sein wie in der Papier-Industrie. Während auf allen anderen industriellen Gebieten ein Aufflackern der Preise, zum Teil zu schwindel hafter Höhe, einsetzte, finden wir auf dem Papiermarkt kaum eine Aenderung zum Bessern, im Gegenteil sind die Preise bei einzelnen Papiersorten, aus Angst vor dem aus ländischen Mitbewerb, immer mehr und mehr abgebröckelt, sodaß beim Verkaufe dieser Papiere von Verdienst keine Rede mehr sein kann. Dies ist nachweislich der Fall, ob gleich die Papierfabriken, wie übrigens alle Industrie- Anlagen, über und über beschäftigt waren, und obgleich alle Rohstoffe, Lumpen, Zellstoff, wie auch Hilfsstoffe, ganz gewaltig, teilweise bis zu 100 v. H., in die Höhe gingen, ebenso die Kohlen, die bei der Berechnung der Herstellungs kosten der Papiere wesentlich mitsprechen. Durch das Syndikat der Kohlenzechen werden im Inlande Preise diktiert und durchgesetzt, die auf unserer ganzen Industrie schwer lasten. Wohl jeder fühlt mit mir, wie unrecht es ist, daß das Syndikat dem inländischen Markte höhere Kohlen preise stellt als dem Auslande und dadurch dem Auslande ermöglicht, auf dem inländischen Markte der heimischen Industrie niederdrückenden Wettbewerb zu bereiten. Das Syndikat unterstützt die ausländische Konkurrenz, die durch keine sozialpolitischen Abgaben gedrückt wird, und teilweise durch billige Arbeitslöhne, große Wasserkräfte und billiges Holz ohnehin der deutschen Industrie gegen über gewaltige Vorteile besitzt. Zu alledem kommen nun noch die unsere Industrie auf dem eigenen, heimischen Boden höchst drückenden Handelsverträge, die am grünen Tisch nach Anhörung Einzelner ausgearbeitet und abgeschlossen worden sind. So finden wir, daß z. B. einzelne Papiere doppelt so hohen Zollschutz genießen als andere Papiere, die den doppelten und dreifachen Wert haben. Dies dürfte in der Zollpolitik der ganzen Welt einzig dastehen! Wie nun in der Hochkonjunktur der Papiermarkt von den hochschlagenden Wellen der aufwärtsstrebenden In dustrien nicht mitgerissen worden ist, dürfen wir auch hoffen, daß bei der jetzt ruhigeren Marktlage, namentlich in der Eisen- und Textilindustrie, die Papier-Industrie ver schont bleiben wird. Und wirklich zeigt der heutige Markt in der Papier-Industrie ein noch recht freundliches Gesicht. Möchten nur nicht die Dividenden gewisser Gesellschaften die Finanzwelt bei dem heutigen leichteren Geldstande zu neuen kleineren oder größeren Unternehmungen in unserer Industrie verlocken! Möge man nicht vergessen, daß die gewiß zum Teil recht hohen Dividenden, namentlich der gemischten Fabriken, d. h. solcher, die Zellstoff und Papier herstellen, einer ganz andern Grundlage zu verdanken sind und bei Zergliederung der Bilanzen sich ein ganz anderes Bild vor unsern Augen aufrollt. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß die Zellstofferzeugung im Gegensatz zur Papiererzeugung besonders gute Jahre gehabt hat. Aber mit jedem Jahre wird auch für diese Industrie der Standpunkt immer schwieriger, hauptsächlich weil das für diese Industrie unentbehrliche Holz immer knapper wird. Schon längst kann der deutsche Markt den Bedarf an Zellstoffholz auch nur zum kleinen Teil nicht mehr decken, und die ganze Industrie ist zum Bezüge von Holz mehr oder minder auf das Ausland angewiesen. Da muß aber mit der schwerwiegenden Möglichkeit gerechnet werden, daß sich das Ausland durch Ausfuhrzölle abschließt und so die ausländische Zellstoffindustrie einen großen Vorsprung gegenüber unserer heimischen Industrie erhält. Wie aber der Herrgott noch stets dafür gesorgt hat, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen, so dürfen auch wir trotzdem ruhig der Zukunft entgegensehen, und diese unsere Zukunft liegt — zwar nicht auf dem Wasser, sondern in der sorgsamen, sparsamen Herstellung unserer Waren, die ja keinen Vergleich zu scheuen haben. In der bisherigen sorgfältigen, genauen Weise wollen und müssen wir weiter arbeiten, dann werden auch die Früchte nicht ausbleiben und unsere Industrie, auch wenn ruhigere Zeiten eintreten, vorwärts schreiten. Zur Begründung des eben Gesagten darf ich zu meiner Freude mitteilen, daß ich durch die übermäßig niedrigen Preise der skandinavischen Konkurrenz vom amerikanischen und namentlich englischen Markte zwei Jahre lang ganz verdrängt worden war; seit einem halben Jahre aberlaufen die Aufträge, besonders aus dem letztgenannten Lande, in solcher Fülle ein, wie kaum je in den besten Jahren. Dabei habe ich im Preise auch nicht das geringste nach gegeben. Hieraus darf man mit Beruhigung den Schluß ziehen, daß eine gute Ware auch zu höherem Preise das Feld behauptet, und unsere Industrie auch bei ruhigeren Zeiten, bei niedergehender Konjunktur ihr Absatzgebiet be halten wird. Ja, man darf der Hoffnung Raum geben, daß die Papierfabrikation, wenn die Rohstoffpreise fallen, wieder zu einem bescheidenen Verdienste, einem Verdienste, der der großen, sorgfältigen Arbeit einigermaßen entspricht, zurückkehren wird, während bei den hohen Rohstoffpreisen, denen die Preise der meisten Papiersorten nicht gefolgt waren, beim Verkauf vieler Papiere von Verdienst keine Rede sein konnte. Wir sehen ja daher auch, daß gerade in den lebhaften Geschäftsjahren Papierfabriken gezwungen wurden, ihren Betrieb einzustellen. So glaube ich, daß auch heute die gut arbeitenden Fabriken gut beschäftigt sind, und da namentlich in der allerletzten Zeit Amerika und besonders auch Japan als Käufer sich wieder einstellen, dürfen wir zuversichtlich der Zukunft entgegensehen. Besonders erfreulich ist es, daß das aulblühende Japan, das ganz vom deutschen Papier markte verschwunden war, sich zu neuem Leben aufrafft und als Käufer wieder auf unserem Markte erscheint. R. E.