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Nr. 29 PAPIER-ZEITUNG 1143 gesehen werden. Wie aus Tabellen 3 und 9 hervorgeht, lieferten diese 3 von mir zu den Versuchen herangezogenen Arten bald kleinere, bald größere Unterschiede sowohl in der Festigkeit des Papiers, wie in der Stärkeausbeute, je nachdem sie in rohem oder verkleistertem Zustand mit dem Stoff vermischt wurden. Die Erklärung dafür dürfte hauptsächlich in dem Unterschied hinsichtlich der Korngröße der 3 Stärkearten zu suchen sein. Die Kartoffelstärke hat mit 50—80 u die größten Korn abmessungen und liefert daher (bei Anwendung in rohem Zu stande) die höchste Ausbeute im Papier. Der Umstand, daß die Kartoffelstärke bei Anwendung in Kleisterform eine auffallend geringe Ausbeute gab, läßt darauf schließen, daß die des Ver gleichs wegen beim Verkleistern durchweg angewandte Siede temperatur für die Kartoffelstärke nicht angezeigt ist, da von ihr bei dieser Temperatur offenbar ein verhältnismäßig großer Anteil vollkommen in Lösung geht. Man wird daher, wenn man Kartoffelstärke verkleistern will, gut tun, die — von Lippmann mit 58,7—62,5° C. angegebene — Verkleisterungstemperatur nicht wesentlich zu überschreiten. Umgekehrt hat die Reisstärke vermöge ihres sehr kleinen Korns von 3—10 u Durchmesser in rohem Zustand eine ver- Tabelle 9. Einfluß der Stärkeart auf die Ausbeute Verwendete Faser: Gebleichter Zellstoff, wie in Tabellen I—4. Stärkeart Kartoffel stärke Weizen stärke Reis stärke I. e _ O N H + 0) • 7) k • do Dem Stoff zugesetzte Stärke menge inProzenten vom trocken gedachten Stoff 10,0 10,0 10,0 Vom Papier aufge nommene Stärkemenge in Prozenten des Papiers 7.36 7,17 5 34 t« □ 0 N der zu gesetzten Stärke 73,6 71,7 ' 53,4 11 Dem Stolt zugesetzte Stärke menge inProzenten vomtrocken gedachten Stoff 10,0 10,0 10,0 tärke leister Vom Papier aufge nommene Stärkemenge in Prozenten des Papiers 4,62 5,83 5,89 Q > der zu gesetzten Stärke 46,2 ■ 58,3 58,9 hältnismäßig geringe, bei Verkleisterung eine etwas bessere Ausbeute geliefert. Der letztere Umstand läßt vermuten, daß Dafert recht hat, wenn er die nach Lippmann 58,7—61,2° C. be tragende Verkleisterungstemperatur von Reisstärke mit 73“ C., also höher angibt als die von Kartoffelstärke, und daß von Reis stärke bei Siedetemperatur ein verhältnismäßig kleiner Anteil in Lösung geht, indem vorwiegend nur eine die Ausbeute för dernde starke Quellung eintritt. Parallel mit der Ausbeute geht hier die Reißlänge, die mit 5775 m bei roher Stärke den niedrigsten, mit 6500 m bei verkleisterter Stärke den höchsten Wert der 6 Versuche in Tabelle 3 zeigt. Das mit Weizenslärke geleimte Papier hielt sich in der Reiß länge, wie in der Stärkeausbeute sowohl bei roh, als auch bei verkleistert angewandter Stärke jeweils in der Nähe des höchsten Wertes. Ein ausgesprochener Unterschied zwischen den Stärkearten im Einfluß auf die Falzzahl ist nach Tabelle 3 nicht vorhanden. Maisstärke habe ich mir leider nicht verschaffen können; doch ist anzunehmen, daß sie in der Ausbeute und dem übrigen Verhalten der Weizenstärke entsprechen wird, der sie in der Korngröße nahekommt. Der Durchmesser des Maisstärkekorns bewegt sich nach Wiesner zwischen 8,4—31,5 u und beträgt meist 15—20/u. Maisstärke soll nach Wiesner ein etwas größeres Steifungsvermögen haben als Weizenstärke, jedoch Geweben nicht jene feine Appretur verleihen können, wie sie beste Weizenstärke gibt. Wie Tabelle 8 zeigt, ist die Zunahme an Reißlänge für die Gewichtseinheit der im Papier gebliebenen Stärke so ziemlich gleich für alle 3 verwendeten Stärkearten, ein Unterschied in der Bindekraft also nicht vorhanden. Einfluß des Stärkezusatzes bei beschwerten Papieren Reißlänge und Dehnung haben bei den beschwerten Papieren (siehe Tabelle 10) durch den Zusatz von 5 v. H. Stärkekleister trotz der gleichzeitigen Erhöhung des Aschengehalts eine größere Zunahme erfahren als bei unbeschwertem, mit 6 v. H. Stärkekleister gearbeitetem Papier. Die Falzzahl der beschwerten Papiere hat — wie nach den Ergebnissen in Tabelle 1 B vielleicht zu erwarten gewesen wäre — nicht abgenommen, sondern ist praktisch unverändert geblieben. Wenn von einem »Binden« der Füllstoffe durch Stärkezusatz gesprochen wird, so ist das wohl weniger so zu verstehen, daß durch die Stärke ein wesentlich höherer Prozentsatz an Füll stoffen im Papier zurückgehalten würde. Die Erhöhung des Aschengehalts von 11,0 auf 12,3 v. H., bezw. von 28,8 auf 31,5 v. H, entsprechend einer Mehrausbeute von rund 10 v. H. Füllstoff, würde an und für sich wohl kaum genügen, um einen Stärkezusatz von 5 v. H. zu rechtfertigen. Auch bei einem röscheren Stoff ist eine erhebliche Steigerung der Füllstoff ausbeute durch den Stärkezusatz kaum zu erwarten. Der Stoff muß für Herstellung eines 100—110 g/qm wiegenden Papiers so weit verdünnt werden, daß (bei 5 v. H. Stärkezusatz) die Wasser menge das 2000—2500fache Gewicht der trocken gedachten Stärke hat. Deshalb möchte ich den Wert des Kleisters als Mittel, bei der Bildung des Papierblattes Erdeteilchen zurück zuhalten, nicht allzuhoch veranschlagen. Seine Hauptwirkung geht vielmehr erst beim Trocknen des Papiers und der damit verbundenen Eindickung des Kleisters vor sich und macht sich dadurch bemerkbar, daß ein besserer Verband zwischen den Fasern und den dazwischen eingesprengten Füllstoffkörnern hergestellt wird. Dadurch arbeitet die Stärke ohne Zweifel dem lappig machenden Einfluß der Füllstoffe entgegen und bindet sie insofern, als bei Anwendung genügender Stärke mengen das Stauben und Rupfen bei Druckpapier verhindert wird. Der störende Einfluß der Stärke auf die Weiße des Papiers kommt auch bei beschwertem Papier deutlich zum Ausdruck. 5 ä Tabelle 10. Einfluß des Siärkesusatees bei beschwertem Papier Verwendeter Faserstoff: Gebleichter Zellstoff wie in Tabellen 1—5. Füllstoffzusatz ohne Stärke mit 5 v. H. Stärke*) (als Kleister) Aschengehalt v. H. E A 11,0 100 12,3 1 * N Bs Reißlänge in m m • 3050 103 3825 125 s s Dehnung v. H. 1 10 — . - 2,6 100 3,2 123 H Falzzahl 32 100 34 ic6 Aschengehalt v. H. ß 28,8 100 31,5 109 0 ü S « Reißlänge In m "E 2375 100 3025 127 • • ß <-a Dehnung v. H. " 0 0 . 2,4 100 2,9 121 10 Falzzahl 9 100 12 «33 Papierstoff in Frankreich Unter den französischen Papierfabrikanten hatte vor kurzem die aus dem Parlament stammende Nachricht einige Erregung hervorgerufen, daß auf Drängen der Zeitungsver leger der französische Zoll auf Papier und Papierstoff auf gehoben werden soll. Der Papierfabrikant und Abgeord nete Failliot widerlegt diese Gerüchte, meint aber, daß Auf hebung des Zolles auf Papierstoff berechtigt wäre und mit der Zeit auch erfolgen dürfte, weil voraussichtlich Frank reich nie imstande sein wird, seinen Papierstoffbedarf selbst herzustellen. Immerhin nehme die Papierstoff-Erzeugung in Frankreich von Jahr zu Jahr bedeutend zu und habe in 1907 bereits 98000 Tonnen trocknen Zellstoffs und 156000 Tonnen trocknen Holzschliffs betragen, während die Ein fuhr in derselben Zeit rund 123000 Tonnen trocknen Zell stoffs und rund 163000 Tonnen trocknen Holzschliffs be trug. Der Zoll beträgt heute für trocknen Schliff 10 Frank und für feuchten 5 Frank, für Zellstoff jedoch ohne Rück sicht auf den Wassergehalt 20 Frank die Tonne. Als man seinerzeit unterließ, für feuchten Zellstoff einen ermäßigten Zoll festzusetzen, nahm man allgemein an, daß die Fabriken nur trockenen Zellstoff beziehen würden . Dies hat sich je doch als falsch erwiesen, denn es zeigt sich, daß Papier aus feuchtem Zellstoff bedeutend fester wird als aus , ) Stärke und Kaolin wurden zusammen aufgekocht.