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1142 PAPIER-ZEITUNG Nr. 29 der Kundschaft durch sofortige Lieferung und ballenweise je nach Wunsch zu befriedigen. Im hiesigen Ausfuhrgeschäft hat sich nichts Mitteilenswertes zugetragen, das Ausbleiben von Aufträgen ist noch immer an der Tagesordnung. A Schwefel oder Schwefelkies? Die Frage, ob für die Laugenbereitung von Sulfitstoff fabriken die Verbrennung von Schwefel oder von Schwefel kies vorteilhafter sei, wurde vor einiger Zeit in einem Auf satz des Wochenblatts für Papierfabrikation zugunsten des Schwefels entschieden. Hiergegen wendet sich Dr. Viggo Drewsen in Nr. 11 des Paper Trade Journal (New York). Seinen Ausführungen entnehmen wir folgendes: Einleitung. Schwefelkies erweist sich als der billigere Roh stoff, falls darauf nicht zu hohe Fracht ruht. Es ist unrichtig, daß Sulfitstoffabriken zum Schwefel zurückgekehrt sind, nach dem sfe Schwefelkies versucht haben, vielmehr wurden in Europa seit 1. Januar 1907 150 Kiesöfen der Mc Dougall’schen Bauart an Stelle von Schwefelöfen aufgestellt, wonach jetzt mindestens 1200 Tonnen Sulfitstoff täglich mittels Kiesöfen er zeugt werden, die vor wenigen Jahren mittels Schwefels her gestellt wurden. Da ein Kiesofen der genannten Art täglich rund 6000 engl. Pfund Kies verbrennt, so werden in den er wähnten Oefen täglich rund 1 Million Pfund oder 455 engl. Tonnen Kies verbrannt, das macht im Jahr von 360 Tagen rund 164000 engl. Tonnen Kies. Obwohl dieser Sieg in Europa durch amerikanische Verfahren und Erfindungen errungen wurde, hat doch in Amerika bisher keine einzige Sulfitstoff fabrik Kiesöfen in Betrieb. Dies rührt z. T. daher, daß die amerikanischen Sulfitstoffabriken zu weit von den Kiesgruben und von der Seeküste ab liegen, die Hauptursache ist jedoch der Mangel an fortschrittlicher Gesinnung bei den amerikani schen Sulfitstoffabrikanten und ihre geringe Lust zur Neuerung. Es scheint, daß es schwer ist, sie zu überzeugen, daß die Zu sammensetzung der Luft und des Kieses in Amerika dieselbe ist wie in Europa. Schwefel. Das Verbrennen von Schwefel bietet einige Schwierigkeiten. Ist das durch Verbrennen von Schwefel er zielte Gas schwach, d. h. arm an SOa so wird die Sulfitlauge milchig, und es entstehen große Verluste durch Gipsbildung, auch ist es dann schwer, die Lauge in nötiger Stärke zu er halten. Ist das Gas stark, so tritt leicht Sublimation von Schwefel ein, worauf alle Rohre gereinigt werden müssen. Der Schwefelverlust bei Sublimation ist gewöhnlich gering, da schon wenige Pfund Schwefelblumen den Zug in den Leitungen hindern, aber die Reinigung der Kühler und Rohre sowie die Einbuße an Laugen-Gewinnung sind umso lästiger. Mit besten Schwefelbrennern und Kühlern und unter fachkundiger Leitung werden diese Schwierigkeiten überwunden, aber täglich mehr malige genaue Prüfung der Gase und Laugen ist nötig, und das wird von dem Werkführer der Sulfitstoffabrik selten durch geführt. Schwfelkies. Die Angabe im erwähnten Aufsatz des Wochen blatts, daß der Kiesofen-Betrieb von der Verständigkeit und Zu verlässigkeit des Heizers abhängt, und daß von Zeit zu Zeit die Abbrände entfernt und die nötige Menge frischen Kieses ein getragen werden müssen, beziehen sich offenbar auf den alten Stückkiesofen und nicht auf den modernen Kiesofen, in welchem Feinkies selbsttätig verbrannt wird. Der Betrieb dieser mo dernen Oefen ist einfach. Feinkies wird in einen Förderer ein getragen, welcher ihn in die verschiedenen Fülltrichter verteilt. Von dem Trichter wird der Kies entweder mittels eines Kolbens oder einer Schraube in regelbarer Menge jedem Ofen zu gemessen und zugeführt. Hier wandert der Kies von Platte zu Platte und wird am Boden ebenso gleichmäßig, wie er dem Ofen zugeführt wurde, einem andern Förderer zugeführt, welcher die Abbrände auf die Halde oder in einen Eisenbahnwagen ent ladet. Die Luft wird im Boden des Ofens zugelassen, strömt in entgegengesetzter Richtung wie der Kies, befreit diesen von seinem Schwefel, geht oben aus dem Ofen und wird dann mittels eines Ventilators durch Reiniger und Kühler nach dem Sättigungsgefäß gebracht. Alles geht selbsttätig vor sich und — einmal durch eine geschickte Hand in Gang gebracht — Tag und Nacht ununterbrochen weiter. Es gibt keinen Grund für Veränderung der Leistungsfähigkeit, wenn die Geschwindigkeit des Ofenbetriebs unverändert bleibt, denn Kies von gleicher Beschaffenheit wird stets in derselben Menge zugeführt und die Ventilatoren drehen sich gleichmäßig. Ein Mann kann 20 solche Oefen ebenso gut bedienen wie einen. Die Oefen gehen regel mäßiger als die meisten Schwefelöfen und ebenso gut wie die besten mechanischen Oefen. Sind die Kiese frei von Kupfer oder Zink, so enthalten die Abbrände nur 2 v. H. Schwefel, und das Gas hat aus den erwähnten Gründen stets gleichen SO,- Gehalt. Der Hauptunterschied zwischen Schwefel und Kies besteht in dem möglichen Prozentgehalt an SO,-Gas. Der höchste theoretische Gehalt für Schwefelgas ist 2r v. H. und für Kies gas 16,2 v. H., aber 16 prozentlges Gas aus einem Schwefelofen ist weniger wirksam als ein ebenso starkes Gas aus einem Kies- ofen, weil Schwefelgas von der genannten Stärke noch 5 v. H. Sauerstoff enthält, Kiesgas jedoch frei von Sauerstoff ist. Dieser Unterschied entsteht dadurch, daß beim Kiesbrennen nicht nur der Schwefel, sondern auch das Eisen des Kieses sich mit Sauerstoff verbindet. Infolge dieses Mangels an Sauerstoff sind die Kiesgase bei gleichem SO,Gehalt geeigneter für die Laugen bereitung als Schwefelgase, weil der Sauerstoff des letzt genannten Gases Gipsbildung veranlaßt. Die erwähnten theoretischen Höchstzahlen werden in Wirklichkeit nicht er reicht. Die besten Schwefelöfen ergeben 16 bis ißprozentiges Gas und die besten Kiesöfen 12 bis i4prozentiges. 12 prozen tlges Schwefelkies-Gas ist jedoch stark genug, um damit beste Lauge herzustellen, und es ist zweifelhaft, ob die Mehrzahl der Sulfitstoffabriken in Amerika Schwefelgas von mehr als 12 v. H. SO-Gehalt erzeugen. Sublimation von Schwefel kann im Kies ofen nicht vorkommen, und das Verschlacken der Roststäbe kann leicht vermieden werden. Die entsprechend abgerösteten Abbrände können häufig an Hochöfen- oder Kupfer-Auslauge- Anlagen verkauft werden. Schlußwort. Da sowohl Schwefel wie Kies zweckmäßig und vorteilhaft für die Sulfitlaugen -Bereitung verwendet werden können, spitzt sich die Frage dahin zu, welcher Brennstoff sich billiger stellt. Der Schwefelpreis frei Hafen beträgt heute 22 Dollar die Tonne, und Kies wird verkauft zu 9 Cent die Einheit, d. h. 9 Cent für eine hundertstel Tonne Schwefel im Kies, oder 9 Dollar für eine englische Tonne Schwefel im Kies. Im allgemeinen kostet je nach der Entfernung der Sulfitstoff fabrik vom Seehafen die Tonne Schwefel im Kies rund 10 Dollar weniger als die Tonne Rohschwefel. Diese Ersparnis macht die Anlage von Kiesöfen in 11/2 bis 2 Jahren bezahlt. Da der Preis von Schwefel ziemlich starken Schwankungen unter worfen ist, so empfiehlt es sich, daß jede Sulfitstoffabrik je eine vollkommene Anlage sowohl zum Schwefelbrennen wie auch zum Kiesrösten besitzt, damit sie je nach den Schwan kungen der Rohstoffpreise am vorteilhaftesten arbeiten kann. Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Welchen Einfluß übt die Mitverarbeitung von Stärke auf die Papier eigenschaften aus? Vom Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker 1907 preis gekrönte Arbeit, eingereicht unter dem Kennwort »Attempto«. Von Alfred Lutz, Assistent am Kgl. Materialprfifungsamt, Groß lichterfelde-West Nachtrag zu Nr. 28 S. 1098 Beispiel einer Stärkebestimmung Für die Stärkebestimmung wurden jeweils 20,0 g lufttrocke nes Papier verwendet. In nachstehendem sei ein Beispiel der Analyse durchgerechnet. Die Sorte G. I. 2 aus Tabelle 4 (Papier aus Zellstoff, ohne Harz, mit 6 v. H. als Kleister im Stoff zuge setzter Stärke) ergab 85 ccm Invertzuckerlösung, von der etwa 6,9 ccm nötig waren, um 20,0 ccm Fehling'scher Lösung zu redu zieren. Die Zuckerlösung wurde nun, um auf etwa iprozentige Lösung zu kommen, im Verhältnis 7 : 10 verdünnt und beim Titrieren dann 9,85 ccm der verdünnten Zuckerlösung gebraucht. Diese 9,85 ccm entsprechen 0,0988 g Invertzucker, die Gesamt- IO I . 1 0,0988 • 85 • — zuckermenge betragt also 7 9,85 = 1,218 g. Nach Abzug von 0,575 g für den auf den Zellstoff entfallenden Zuckeranteil verbleiben 0,643 g aus der Stärke stammender Zucker. Beim Umrechnen auf Stärke hat man, da der Faktor 0,932 für absolut trockene Stärke gilt, noch den mittleren Wassergehalt von 15,8 v. H. und den mittleren Substanzverlust von 3,75 v. H mit zusammen rund 20 v. H. zu berücksichtigen, d. h. man muß mit dem Faktor 0,932 -100 = 1,165 rechnen, um auf die im Papier ent- 80 haltene Menge an lufttrockener Stärke zu kommen. Das sind im vorliegenden Fall 0,643 • r, 165 = 0,749 g oder 3,75 v - H. Zugesetzt wurden 6 v. H. Stärke d. h. 1,2 g auf 20,0 g Papierstoff; es blieben also 01749——0= 62,4 v. H. der zugesetzten Stärke im Papier. Einfluß der Stärkearten auf Festigkeit und Ausbeute Bei Bestimmung des Einflusses der Stärkearten habe ich den verhältnismäßig hohen Zusatz von ro v. H. gewählt in der An nahme, daß dadurch schärfer ausgeprägte Unterschiede heraus kommen werden als bei 5—6 v. H. Stärkezusatz. Auch habe ich dabei die Harzleimung weggelassen, um zu sehen, inwieweit ein so hoher Stärkezusatz für sich allein leimend wirkt. Die 3 wichtigsten Stärkearten des Handels, Kartoffel-, Weizen- und Reisstärke, können zugleich als Vertreter von Stärkesorten von großem, mittlerem und kleinem Korn an-