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1852 PAPIER-ZEITUNG Suchern ein Mittagessen darboten. Hier stattete Herr Mann im Namen des Papiervereins-Vorstandes den Herren Heinze den Dank des Vereins für die gastliche Aufnahme und dafür ab, daß die Herren ihre vorzüglich eingerichtete Fabrik zur Besichtigung freistellten. Redner hob die in der Fabrik überall herrschende Ordnung hervor und er wähnte, daß in den Gesichtern der Arbeiter überall Zu friedenheit zu lesen sei. Herr Hugo Heinze dankte hierauf dem Deutschen Papier-Verein für diese Anerkennung. Die Erfolge, welche das Haus T. T. Heinze während der 30jährigen Leitung durch die gegenwärtigen Inhaber erzielt habe, beruhten nicht allein auf der Tätigkeit dieser, sondern zu einem großen Teil in der unermüdlichen und sachkundigen Mitarbeit der Beamten, besonders des Herrn Direkt. Schröder und des Prokuristen Kaiser. Die Fabrik sei immer bestrebt gewesen, gute, gleichmäßige und billige Ware zu liefern. Wenn trotz der Bemühungen aller Beteiligten Klagen darüber kommen, daß die bestellten Bücher nicht pünktlich geliefert werden, so liege das daran, daß jede einzelne Bestellung und jedes Buch durch viele Hände gehen müssen. Jede Frühpost bringt 150 bis 200 Briefe und ungefähr 250 Postkarten mit Bestellungen, und der Vormittag vergeht schon allein damit, daß die Geschäfts leitung diese Zuschriften durchliest. Dann muß noch für die meisten Bestellungen ein Schema gezeichnet und in Arbeit gegeben werden. Dies alles erfordert Zeit. Redner widmet sein Glas dem Deutschen Papier-Verein. Herr Buchholz aus Hamburg trinkt auf das Wohl des Direktors und der Prokuristen der Heinze'schen Fabrik. Herr Biermer rühmt gleichfalls die musterhafte Ordnung und die vorzüg lichen Erzeugnisse der Fabrik T. T. Heinze. Herr Wider spick trinkt auf das Wohl der Damen. Nach dem Festmahl machte die Gesellschaft unter Füh rung der Brieger Herren einen Rundgang (den Damen war ein Wagen gestellt) durch einen weiteren Teil der Anlagen nach der Odeibrücke und besichtigte unterwegs das ge schichtlich und in bezug auf alte Kunstwerke sehr be merkenswerte alte Piastenschloß, das leider sehr verfallen ist und als Stroh- und Heulager für ein Reiterregiment dient. Dann ging es durch die Stadt nach der Konditorei Rautenkranz zu kurzer Rast und von dort nach dem Bahn hof, um nach Breslau zurückzufahren. Alle Teilnehmer des Ausfluges waren von dem Gesehenen hoch befriedigt. Abends 8 Uhr trafen sich die Besucher der Versamm lung auf Liebichs Höhe, wo der Breslauer Orchester-Verein ein Konzert gab. In großer Zahl waren Breslauer Fach genossen mit ihren Damen erschienen, und der Abend ver lief bei angeregten Gesprächen sehr angenehm. Es mangelte auch nicht an Trinksprüchen, in denen insbesondere das liebenswürdige Entgegenkommen der BreslauerFacbgenossen gefeiert wurde. Am Abend der Hauptversammlung um 6 Uhr fand in den prächtigen, mit vornehmem Geschmack ausgestatteten Festräumen des Weinrestaurants Hansen ein Festessen statt, an dem gegen 60 Personen, darunter viele Damen, teilnahmen. Herr Kommissionsrat Tetzer brachte den ersten Trinkspruch aus, in welchem er die hervorragenden Fortschritte Breslaus und der Provinz Schlesien anerkannte und ein Hoch auf den Kaiser als Friedensfürsten aus brachte. Ein Stadtrat als Vertreter des Breslauer Magistrats begrüßte dann die Versammlung und brachte ein Hoch auf den Deutschen Papier-Verein aus. Herr Justizrat Wilmers- doerffer hielt darauf einen formvollendeten und viele sinnige Wendungen enthaltenden Trinkspruch auf die Frauen. Herr Richter dankte dem Stadtrat für dessen freundliche Worte und trank auf das Wohl des neuen Zweigvereins Breslau. Herr Hoferdt erklärte in Erwiderung hierauf, daß ein großer Teil des Verdienstes am Zustandekommen des neuen Zweigvereins Herrn Straehler gebühre, der in den letzten Wochen mit unermüdlichem Eifer für den neuen Zweigverein geworben habe. Herr Buchholz trinkt auf das Wohl des Herrn Kommissionsrats Tetzer, Herr Kleeßen auf die Herren Brüder Heinze. Herr Gravenhorst dankt den- Breslauer Herren, die das Festmahl vorbereitet haben, be sonders auch für die hübschen Spenden (Knallbonbons und papierne Wagen mit Süßigkeiten für die Damen). Herr Fiedler gab dann ein Lied mit humoristischem Text zum besten. Dann wurde ein von Herrn M. Kragen gedichtetes Tafellied gemeinsam gesungen, das wir nächstens abdrucken werden. Herr Kragen erbot sich, ein Gedenk blatt anzufertigen und darauf die Namen aller Anwesenden anzubringen. Dieses Blatt solle eine Erinnerung für den Breslauer Zweigverein sein. Herr Buchholz brachte dann einen Trinkspruch auf die Papier-Zeitung und ihren Schrift leiter aus und Herr Fingerhut auf den Herausgeber des Blattes, Geheimrat Hofmann. Herr Ferenczi erwiderte hier auf, und sein Trinkspruch endete in einem Hoch auf die Provinz Schlesien. Dann wurden mehrere Begrüßungs telegramme und folgendes vom Ehrenmitglied des Vereins Herrn Heinrich Kräuter eingesandte Gedicht verlesen. Es lebt ein Verein im deutschen Land, »Deutscher Papier-Verein« wird er genannt Der Ausgleich war von Anfang sein Ziel Unverstanden wurde er oft und viel, Denn Eifersucht und Sonderinteressen Ließen manchmal dies Ziel vergessen. Doch unentwegt um alles Getrleb Eine kleine Zahl beisammen blieb, Die mit ihrem Präsidium an der Spitz’ Auch heute wieder Stolz ist auf den Besitz Von treuen Freunden in deutschen Landen, Wenn sie auch nicht den Weg nach Breslau fanden. Drum haltet fest ihr wackern Streiter An dem für Recht erkannten Tun, Die Lieb zur Sach’ sei stets Begleiter Laßt nicht rasten und nicht ruh’n, Dafür kommt jetzt aus Worms am Rhein Ein »Glück auf« dem »Deutschen Papier-Verein«. Nach Aufhebung der Tafel blieb die Gesellschaft bei den Klängen einer guten Musik noch bis weit in die Nacht hinein beisammen. Es wurde sogar getanzt, und Herr Behr mann aus Hamburg erfreute die Gesellschaft mit einer An sprache, die sehr beifällig aufgenommen wurde. Der Sonntag war einem Ausflug nach dem Walden burger Gebirge gewidmet, den die Herren Straehler und Theiner aufs beste vorbereitet hatten. Um 8 Uhr versammel ten sich die etwa 20 Teilnehmer des Ausflugs am Freiburger Bahnhof und fuhren nach Freiburg, wo Wagen bereit standen. Von hier ging die Fahrt durch den langgestreck ten Ort bis zur Meierei unter dem neuen Schloß Fürsten stein. Hier wurde Rast gehalten und gefrühstückt, dann ging es zu Fuß durch eine tief eingeschnittene Schlucht etwa eine Stunde durch kühlen Wald. Dann stieg der Weg bergan, und gegen 1 Uhr kam man in der alten Burg Fürstensein an, dem Stammsitz der Grafen Hochberg, jetzt dem Fürsten Pleß gehörig. Von hier bot sich eine vor zügliche Rundsicht dar. Nach längerer Rast wurde die an geschichtlichen Erinnerungen reiche Burg innen besichtigt, und weiter ging es wieder zu Wagen etwa 1 Stunde nach Bad Salzbrunn. Hier wurde in einem Hotel, das zum Geburtshaus Gerhard Hauptmanns gehört, zu Mittag ge gessen, dann der Kurpark durchwandert, und auf schönen Waldwegen ging es hinauf zur Wilhelmshöhe, einem präch tigen Aussichtspunkte, wo der Kaffee eingenommen wurde. Ein Teil der Ausflügler war schon früher zu einem Zuge gegangen, der sie nach dem Riesengebirge brachte, die anderen fuhren um 7 Uhr teils nach Breslau, teils nach ihrer Heimat zurück, mit besten Erinnerungen an den vor züglich gelungenen Ausflug. Mustersendungen im Ansichtskartenhandel Die Leipziger Handelskammer erstattete folgendes Gut achten. Es besteht in dem Postkartenfach der Handelsbrauch, daß Mustersendungen des Fabrikanten, wenn sie auf Bestellung erfolgt sind, binnen einer angemessenen Frist an den Fabrikanten zurückgesandt werden. Eine Frist von 8 Tagen muß für die Zeit vom Oktober bis Dezember wegen des starken Geschäfts dranges als zu kurz bezeichnet werden, auch wenn die Frist auf der Rechnung gedruckt vorgeschrieben ist; eine Frist von etwa 14 Tagen würde genügen; die Inanspruchnahme einer Frist von etwa 6 Wochen ist keinesfalls gerechtfertigt. Der Handelsbrauch ist darin begründet, daß andernfalls viele Händler überhaupt ohne die Absicht eines wirklichen größeren Auftrages nur Muster bestellen würden, die kürzere Frist darin, daß Muster, besonders bei Genre-Ansichtskarten, sehr schnell veralten. Da bei ist es gleicbgiltig, ob zwischen den Vertragsteilen bereits eine regelmäßige Geschäftsverbindung bestanden hat oder nicht Teilweise ist man der Ansicht, daß gerade eine regelmäßige Geschäftsverbindung zu sofortiger Rücksendung im Falle der