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Nr. 47 PAPIER-ZEITUNG 1839 Neuartige Papiermaschine Nachdem in der Papierfabrik Aktiebolaget Nyqvarn in J^yqvarn^ Schweden, im verflossenen Winter wiederholt Versuche mit einer kleinen Modellpapiermaschine gemacht wurden, ist es in diesen Tagen gelungen, ein schwedisches Patent auf die nachstehend beschriebene Anordnung dieser Maschine zu erringen. Das Patent ist dem Werkführer und Papiermeister der Papierfabrik, Herrn Hakansson, be willigt. Die Verfilzung des einfachen oder Doppelpapieres, das bisher auf Rundsiebmaschinen gemacht wurde, ließ immer viel zu wünschen übrig, festes Papier konnte auf dem Rundsieb nicht hergestellt werden. Nun hat sich im Laufe von Versuchen herausgestellt, daß im Holländer entsprechend behandelter Stoff unter Druck auf einem Sieb mit großer Steigung, etwa 30—45 °, sich vorzüglich verfilzt und die Geschwindigkeit des Siebes bedeutend er höht werden kann. Nachstehende Skizze deutet die An ¬ ordnung an. Der Stoff wird aus Trog T zugeführt. Die Papierbahn wird auf dem Siebe S sehr schnell entwässert (wenn nötig können Sauger unter dem Sieb in gewohnter Weise angebracht werden), Filz F nimmt die Bahn vom Sieb wie bei der Selbstabnahmemaschine ab und befördert sie weiter. Man kann auch mit zwei oder drei solcher steilen Naßpartien arbeiten. Wird eine derartige Anlage mit drei Sieben aufgestellt und Trockenzylinder vor und hinter der Naßpartie angeordnet, so kann sogar nach beiden Richtungen bin auf einmal Papier gemacht werden, z. B. einseitig glattes nach der einen und Doppelpapier in ent gegengesetzter Richtung, was zu ausgezeichneter Aus nützung solcher von Anfang an billigen Anlage dienen kann. Das Papier wird, wenees gewünscht ist, zähe und gewinnt durch die Lagerung der Fasern und Faserbündel, die sich kreuz und quer fest verfilzen, sehr an Festigkeit im Vergleich zur Verfilzung auf Rundsiebmaschinen, wo der Stoff immer rösch sein muß. Die Vorrichtung kann auch als Abpreßmaschine für Halbstoffe dienen, weil sie die Entwässerung sehr beschleunigt. R. IVieselgren Neues badisches Wassergesetz Der ersten Badischen Kammer Ist am 29. Mai ein Gesetzent wurf betreffend die Abänderung des Wassergesetzes von 1844 zugegangen, der eine Folge der staatlichen Absichten auf Er richtung und Förderung großer Wasserkraftanlagen ist. Nach dem Entwurf sollen für die Verleihung des Wasserausnutzungs rechts folgende Grundsätze gelten: 1. Das Recht zur Wasser benutzung darf nur an Unternehmungen verliehen werden, die berechtigten Interessen dienen, und denen ein bestimmter Plan zugrunde gelegt ist. 2. Die Verleihung ist zu versagen, wenn durch das Unternehmen für das Gemeinwohl überwiegende Nachteile oder Gefahren entstehen würden. 3. Die Verleihung kann ganz oder teilweise versagt werden, wenn die Ausführung des Unternehmens nicht hinreichend gesichert ist; ferner wenn Grund zur Annahme besteht, daß im Laufe der nächsten 5 Jahre der Staat oder Bezirks- und Kreisverbände oder Gemeinden die Wasserkraft für eigene Zwecke benötigen, schließlich wenn und soweit das beabsichtigte Unternehmen ausschließlich oder überwiegend anderen als den Im Bereich des Wasserlaufs be findlichen Gemeindegrundstücken oder außerbadischen Be teiligten nützen will. Papiersäcke in der Kalkindustrie Dem Bericht über die diesjährige 17. Hauptversammlung des Vereins Deutscher Kalkwerke entnehmen wir die nach folgenden Ausführungen über die in der Kalkindustrie mit Papiersäcken gemachten Erfahrungen. Der Vorsitzende teilt mit, daß er in bezug auf die Haltbarkeit der Säcke gute Erfahrungen gemacht habe. Bei einem seiner Abnehmer habe sich der Kalk in den Papiersäcken mehrere Wintermonate durch gut gehalten. Anders stehe es mit der Handhabung. Sie ist sehr unangenehm, besonders beim Auf heben der Säcke auf die Achsel. Es wird ganz davon abhängen, ob sich die Arbeiter an das Heben der Papiersäcke gewöhnen. Was er aber hauptsächlich befürchtet, ist, daß die Empfänger des Kalkes die Säcke schlecht behandeln werden. Ein Papier sack, welcher rund 50 kg gemahlenen Aetzkalk faßt, kostet 121/2 Pf., ein guter Jutesack 40 Pf. Da dieser 3 Reisen aushält, würde sich also der Papiersack gerade noch bezahlt machen. Herr Direktor Claus von den Vereinigten Walbecker Kalk werken G. m. b. H. in Weferlingen schildert die Versuche, welche in der Zementfabrik und in den Kalkwerken zu Wefer lingen gemacht und die Schwierigkeiten, welche beim Zubinden der Papiersäcke erwachsen waren. Er empfiehlt einen sehr einfachen Verschluß, welcher aus einem Bandeisen besteht und für jeden Sack nur ungefähr 1 Pf. kostet. Der Vorsitzende bittet Herrn Direktor Claus, Weferlingen, zu veranlassen, daß der Erfinder diesen Verschluß in der morgigen Sitzung vorführen möchte. Herr Regierungsbaumeister Schäfer hält die Verwendung von Papiersäcken für die Kalkindustrie vorerst für unratsam, da, abgesehen von der schwierigen Handhabung beim Transport der gefüllten Säcke, die Papiersäcke zu teuer sind. Bei einer 40 kg-Packung sind für gedämpften, gemahlenen Kalk Säcke von 50X105 cm Größe erforderlich, von welchen einer 181/2 Pf. kostet. Dieser Betrag ist zu hoch und kann von den Abnehmern für die einmalige Benutzung des Sackes nicht gezahlt werden. Unter der Voraussetzung, daß ein guter Jutesack 3—4 Reisen aushält, kommt dieser wesentlich billiger und ist dem Papier sack vorzuziehen. Herr Direktor Weimar vom Verkaufsverein Westfälischer Kalkwerke G. m. b. H. in Dortmund fragt den Vorsitzenden, ob der gemahlene Kalk, der in Papiersäcken mehrere Wintermonate bei einem seiner Abnehmer gelagert habe, vor dem Mahlen hydratisiert worden sei, oder ob es ganz trocken gemahlener Kalk gewesen wäre, und weist, als der Vorsitzende bestätigt, daß ganz trocken gemahlener hochprozentiger Aetzkalk in den Papiersäcken gewesen sei, auf den außerordentlich großen Vorzug hin, der in solcher Widerstandsfähigkeit der Papiersäcke liege. Nunmehr meldet sich ein Vertreter der Firma Moritz Priem in Leipzig zum Worte und führt ungefähr folgendes aus: »Die gegen die Einführung der Papiersäcke geltend gemachten Be denken sind teilweise berechtigt. Die beim Zubinden er wachsenden Schwierigkeiten lassen sich allerdings vermeiden, wie ja bereits hervorgehoben wurde. Was die Festigkeit der Säcke anbelangt, so steht man noch in der Zeit der Versuche. Es handelt sich vor allem darum, festes und dehnbares Papier zu erzeugen. Ein solches Papier ist nunmehr gefunden und soll Gegenstand der Herstellung in der eigens für diesen Zweck eingerichteten Zellstoffabrik werden. Redner macht den Vor schlag, daß die Sektion Kalk die Versuche mit den Papier säcken in die Hand nimmt, damit möglichst rasch eine große Menge von Erfahrungen mit den verschiedenen Kalksorten ge sammelt wird. Auch der Preis der Säcke kann unter Umständen noch herabgesetzt werden, wenn es sich erst einmal um die Massenherstellung solcher Säcke handeln wird. Ein ungenannter Redner macht noch auf die unangenehme Tatsache aufmerksam, daß die Spangen der Sackfüllvorrichtungen in das Papier einschneiden, worauf ebenfalls zu achten ist. Bei der Einführung von Papiersäcken dürften daher die Abfüll vorrichtungen eine Aenderung erfahren. Herr Direktor Meißner, Zarnglaff, betont, daß gerade für gemahlenen Aetzkalk ein Ersatz für die Jutesäcke gefunden werden muß, denn sie lassen an Dichte zu wünschen übrig, sodaß die Arbeiter unter der Staubentwicklung zu leiden haben. Auch wird Papier jedenfalls einen besseren Abschluß gegen die Luft gewährleisten und dadurch die Haltbarkeit des ge mahlenen Aetzkalkes erhöhen. Herr Direktor Rapp, Bruchsal, fragt: Liegen weitere Er fahrungen darüber vor, ob sich die Papiersäcke ebenso gut wie die Jutesäcke selbsttätig füllen lassen? Er befürchtet, daß die Luft schwerer entweichen wird als bei den Jutesäcken, wodurch das Einfüllen des Kalkes wesentlich erschwert, wahrscheinlich sogar unmöglich gemacht wird. Es sollen zu diesem Zwecke Röhrchen in den Sack eingeschoben werden, durch welche die Luft entweicht. Leider liegen hierüber Erfahrungen noch nicht vor, und die Versammlung beschließt auf Antrag des Vorsitzenden, daß die Geschäftsstelle der Sektion Kalk eine Rundfrage über die Bewährung der Papiersäcke ergehen lassen soll.