Volltext Seite (XML)
DD)APIER-VERARBEIT UNG — Buch g e werbeesS Tütenpreise Drei Jahre mag es her sein, als eine Anzahl Herren sich in Düsseldorf zusammenfanden, um wieder einmal eine Konvention zu gründen; doch ging man leider auseinander, ohne etwas er reicht zu haben — man sagte: den Tütenfabrikanten gebt’s noch lange nicht schlecht genug; es muß noch anders werden, wir sind noch nicht auf dem Tiefpunkt angelangt. Die gute Geschäftslage hat man verstreichen lassen, die Preise sind statt zu steigen weiter gefallen und fallen nun noch weiter. Noch im Vorjahr hoffte man, durch einen Zusammen schluß die Lage der Tütenfabrikanten wieder einmal durch eine Konventionsgründung zu bessern, doch man kam zur Ueber- zeugung, daß Tütenfabrikanten keine Konvention zu gründen vermögen. Dies ist umso trauriger, da es doch möglich wäre, eine. Vereinigung herbeizuführen. Jetzt ist wahrlich der Tief stand gekommen, und die Tütenfabrikation, als einziger Erwerbs zweig betrieben, bringt nichts mehr ein. Die Preise für die besseren Papiersorten gaben bislang einigermaßen Ausgleich für Schrenzpreise, indessen werden leider heute auch die besseren Sorten vielfach so billig ausgeboten und Schrenzware derart billig verhandelt, daß nur Verlust entsteht. Die wenigsten Tütenfabrikanten können rechnen, die Ma schinen arbeiten Stapeln, diese werden abgesetzt, gleichviel wie, und das ist der Fehler. Eine westfälische Tütenfabrik lieferte bei rund i M. 50 Pf. Fracht zu 17 M. die 100 kg Firmaware franko. Ist dies nicht eine Sünde, derart auf Kosten des ganzen Gewerbes die Preise zu verderben? Und der Käufer lacht sich ins Fäustchen! Derartige Fälle sind nicht vereinzelt. Möchten diese Herren sich die nachfolgende Preisberechnung doch ein mal ansehen. Preis-Berechnung von 3C0 Kilo Schrenzware Annahme: Es liefert ein W. & H. - Schnelläufer am Tage durchschnittlich 300 Kilo Schrenztüten zu 12 M. 75 Pf. die 100 kg ........ = 38 M. 25 Pf. Es kommt hinzu: 7 Kilo Ausschuß — » 85 „ Kleister — »50» Kordel — »50» Verschnüren I » 60 » Klebelohn 3 „ 20 „ Meister-Anteil —- „ 80 „ Unkosten im Jahr ro v. H. Amortisation der Maschine. 2500 250 M. 41/2 v. H. Verzin sung .... 2500 1r2 „ 41/2 v. H. Verzin sung des be- ) ständigen ( Schrenzlagers 25000 \ 112 „ verteilt auf ( 10 Maschinen. 2500 ! 474 M. Summa ergibt für den Arbeitstag rund 1 „ 58 Pf. Messerschleifen ) In Oel Jahr Reparaturen ) 38 M. am Tage — „ 12 „ I » 70 „ Nach Berechnung des Aufstellers entfallen auf eine Maschine an weiteren Unkosten im Tag 4 » 50 „ Diese bestehen aus: Unfallversicherung, Alters- und Invaliditätsver sicherung, Reisespesen, Salären, Gewerbesteuer, Verzinsung oder Miete der Fabrik, Beleuchtung, Heizung, Verlusten, Dekort, Skonto, Antrieb (Kraftmaschine). Rollgeld (hin und zurück) auf 300 Kilo I » — „ Frachtauslage, 300 Kilo durchschnittlich, 1 M. 50 Pf. die 100 Kilo 4 » 50 „ Agentenprovision, 5 v. H. auf angenommene 60 M. Verkauf 3 » — „ 60 M. 40 Pt. too Kilo = 23 M. 13 Pf. Die Bezahlung der Tara deckt kaum die Selbstkosten. Wenn nun ein Fabrikant zu 18 M. verkauft, was sehr viel geschieht, und 500000 kg im Jahre herstellt, so hat er das an sehnliche Sümmchen von 10000 M. beigebuttert, abgesehen von dem, was er infolge schlechter Bezahlung der Druckpreise zulegt. Es ist nicht Zweck dieser Zeilen, zu jammern, sondern die Herren Tütenfabrikanten dringend zu ermahnen, Einsicht zu haben. Nur die kann uns helfen — wem sie aber fehlt, bei dem mag es sich rächen, und es wird dann wohl besser werden, wenn einige Tütenfabrikanten von der Bildfläche verschwinden. Doch noch einmal ein Vorschlag! Diejenigen Fabrikanten aus Rheinland und Westfalen, welche einem Zusammenschluß nicht abgeneigt sind, werden gebeten, in verschlossener Brief hülle mit der Aufschrift »Tüten-Konventione ihre Ansicht kund zugeben und der Schriftleitung der Papier-Zeitung einzureichen. Diese übermittelt dem Schreiber dieser Zeilen die Briefe und hiernach wird in einem zu bildenden Ausschuß auf Grund der eingegangenen Ansichten in aller Stille weiter gearbeitet. Be dingung ist, daß jede Firma kurz angibt, von welchen Firmen sie wünscht, daß sie eintreten, gleichsam ihren Beitritt hiervon abhängig macht, daß ferner weitere Vorschläge geäußert werden. Der Ausschuß muß mit jedem Einzelnen in Verhandlungen treten (nicht in Versammlungen) und seinen Anforderungen möglichst Rechnung tragen. Ist dies geschehen, dann erst ist Einberufung einer Versammlung an der Zeit. Nur in solcher ruhigen, stillen Arbeit könnte das Werk ge deihen. W. Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschaft Der Jahresbericht für das Jahr 1907 umfaßt 54 Folio seiten. Wir entnehmen ihm folgendes: Der Genossenschaftsvorstand hielt 4 ordentliche und 1 außer ordentliche Sitzung ab, in denen über Unfallsachen, Ein schätzungen, Katastersachen und verschiedene Verwaltungs angelegenheiten verhandelt wurde. Die laufenden Unfallsachen wurden vom Entschädigungsfeststellungs-Ausschuß erledigt. Den gesetzlichen Bestimmungen entsprechend wurde eine Revision des Gefahrentarifs vorgenommen, der von der Genossenschafts versammlung am 25. Mai 1907 einstimmig angenommen und vom Reichs-Versicherungsamt am 30. September 1907 genehmigt wurde. Der neue Gefahrentarif ist mit Wirkung vom 1. Januar 1907 in Kraft getreten. Der Umfang der Genossenschaft hat wieder zugenommen. Die Genossenschaft umfaßte in 1907 3803 Betriebe (224 mehr als im Vorjahre). Die Zahl der versicherten Personen betrug 131 360 (gegen das Vorjahr mehr 8927) mit rund 120 Millionen M. umlagepflichtigen Löhnen (11 Millionen M. mehr als im Vorjahr). Auf den Versicherten entfielen durch schnittlich an Löhnen 913 M. 86 Pf. gegen 890 M. 99 Pf. im Vorjahr. Die meisten Betriebe (783) und Versicherten (30934) hatte wieder die Sektion Leipzig, dann kam Berlin (719 B. und 27301 V.). Am wenigsten hatte die Sektion Breslau (202 B. und 8363 V.). Der Befrag der anrechnungsfähigen Jahreslöhne betrug für Berlin rund 28 Mill. M., für Leipzig 28,4 Mill. M. Sektion Berlin hat den höchsten durchschnittlichen Jahreslohn, 1020 M. 87 Pf., Sektion Elberfeld 964 M. 54 Pf., Sektion Leipzig 916 M. 48 Pf.; Sektion Breslau hat den geringsten mittleren Jahreslohn: 688 M. 2 t Pf. Der Genossenschaftsvorstand ersucht die Berufsgenossen, selbst bei geringsten Verletzungen sofort die erforderlichen Vorkehrungsmaßregeln zu treffen. Bei allen Unfällen, die Er werbsunfähigkeit der Verletzten von mehr als drei Tagen zur Folge haben, muß nicht nur eine Unfallanzeige der Polizei behörde, sondern auch zwei Exemplare davon dem zuständigen Sektionsvorstand erstattet werden. In der Zahl der angemeldeten Unfälle steht Berlin an erster Stelle: 1282, wovon 104 entschädigungspflichtig waren. Leipzig hatte unter 750 Unfällen 113 entschädigungspflichtige. Die wenigsten Unfälle wurden in Kassel angemeldet: 142, darunter 36 entschädigungspflichtige. Am wenigsten entschädigungs pflichtige Unfälle wies Lahr i. B. auf: 26 bei 193 angemeldeten. An Entschädigungen infolge von Unfällen wurden rund (wie alle folgenden Zahlen) 510000 M. bezahlt, davon für Kosten des Heilverfahrens 12000 M., als Renten an Verletzte 444000 M., als Abfindungen für Verletzte 12500 M., an Sterbegeld 1000 M., Renten an Witwen (Witwer) Getöteter 14000 M., Renten an