Volltext Seite (XML)
Nr. 44 319081 H API ER°VER ARBEIT UNG ■ BU CHGE WERBE E Künstlerischer Illustrationsdruck Durch die neuen Matt-Kunstdruckpapiere und die zu ihnen gehörenden glanzlosen Matt-Buchdruckfarben wurde der künst lerische Illustrationsdruck sehr bereichert. Großartige, echt künstlerische Wirkungen lassen sich mit beiden erzielen, die nicht bloß den Fachmann, sondern auch das kunstverständige Publikum befriedigen. Ich hörte schon in Fachkreisen den Einwand: »diese Papiere und Farben sind neu, darum gefallen sie heute; in ein paar Jahren sind sie von anderen Neuerungen verdrängt.« Nun, das wird nicht der Fall sein, denn das glanz lose Kunstdruckpapier und die glanzlosen Druckfarben sind eine sehr zu schätzende Verbesserung im künstlerischen Illustrations druck. Die auf glänzenden Kunstdruckpapieren mit stark ge firnißten Farben erzielten Abdrücke sind nämlich nicht künst lerisch zu nennen. Ein wirkliches Kunstblatt hat eine ganz andere, nicht so aufdringliche Wirkung, als das die Augen oft blendende Hochglanzpapier besitzt; dazu kommt die tiefschwarze glänzende Druckfarbe. Feinere künstlerische intime Wirkungen können bei solchen Mitteln nicht aufkommen. Gewiß mag damit zu gewissen Buchzwecken gut Brauchbares erzielt werden, aber zum Druck von Kunstblättern sollte man sich doch der matten Papiere und Farben bedienen, denn die Resultate halten Ver gleiche mit dem Kupferdruck aus, den sie natürlich nicht voll kommen erreichen oder zu ersetzen vermögen! Und daß der Kupferdruck mit seinen weichen Farbtönen stets als Vorbild an geführt wird, ist eben nur ein Beweis für die Mängel der glänzenden Druckpapiere und Farben. Der Kupferdruck schafft richtige Kunstblätter, nicht nur, weil hier auf langsamerem Wege als im Buchdruck aus der Tiefe heraus gedruckt wird und nur beste Papiere, Farben usw. benutzt werden, sondern weil hier alles Aufdringliche in Farbe und Papier vermieden wird. Der Buchdruck erzielt ja ähnliche schöne Wirklingen, wenn er diesen Forderungen Rechnung trägt. Die glanzlosen Papiere und Farben sind ein Mittel dazu. Von momentaner Laune oder Geschmacksrichtung kann also nicht gut die Rede sein. Matt-Kunstdruckpapiere und -Farben waren notwendig, und es ist zu begrüßen, daß wir uns langsam freimachen werden von den häßlichen und schädlichen Papieren mit ihrer Glanz-Satinage, die obendrein die Papiere über empfindlich und schlecht haltbar macht. Bei Lampenlicht sind diese Papiere besonders unangenehm, da sie hier nicht bloß das Auge stark belästigen mit ihrem Glanz, sondern auch das Ge druckte in allen Regenbogenfarben schillert. Daher sind die Vorzüge der Matt-Papiere und -Farben außer allem Zweifel — d. h. für den künstlerischen Illustrationsdruck. Was sich mit diesen neuen Mitteln erreichen läßt, zeigen recht gut mehrere der letzten Veröffentlichungen, die der »Kunstwart-Verlag« in München herausgegeben hat. Man hat hier die Unzulänglichkeit des Schwarzdruckes für schwierige Auf gaben und der Glanz-Papiere und -Farben empfunden, und hat daher gern mit neuen Mitteln Versuche gemacht. Daß man auch hier die Schönheiten der Tiefdruckverfahren zu erlangen suchte, war selbstverständlich. Ich freue mich, hier gerade das Kunstwart-Unternehmen als Beispiel anführen- zu können, da es höheren Zwecken dient: dem Volke gute, gesunde, echte Kunst zu bieten. Da ist zuerst eine einfache »Ludwig Richtermappe«, die vierte des »Kunstwart-Verlages«. Das Textblatt der Mappe trägt ein Porträt des Künstlers in matter Doppelton-Sepiafarbe, die Wirkung ist vollkommen die eines Mezzotint-Tiefdruckblattes: samtartige Tiefen, weiche Halbtöne und- gedämpfte angenehme Lichtpartien. Der Doppelton dieser glanzlosen Sepiafarbe schuf auf dem weißen Matt Kunstdruckpapiere diese vollendet künst lerische Wirkung. Dabei ist das Porträt im Satz gedruckt, der rein und scharf dasteht — ohne die von Gegnern der Doppeltonfarben so verschrieenen Mondscheinränder zu be sitzen. Dieselbe Wirkung tritt auch in mehreren Landschafts blättern der Mappe hervor, die nach Gemälden und Tusch zeichnungen reproduziert wurden und durch ihre malerische Geschlossenheit auffallen. Heliogravüren können nicht besser wirken als diese Sepia-Doppelton-Abdrücke von feinnetzigen guten Autotypien. Das alte redliche Schwarz kommt trotzdem hier zu seinen Ehren bei einem Faksimile-Holzschnitt nach einer Richter’schen Zeichnung. Für solche Kunstplatten ist Schwarz die geeignetste Druckfarbe, wie es natürlich auch zu dem Druck der Kraftplatte zu den beiden bunten Blättern der Mappe bei behalten ist. Dieser Doppelton-Speziafarbe, die von der Ullmann Com panie, New York, stammt, mischte man etwa ein Viertel schwarze Illustrationsfarbe »Extra« von Huber, München, bei, was sich drucktechnisch wie künstlerisch als vorteilhaft und praktisch erwies. Die Wirkung des Doppeltons ist dadurch nicht ein geschränkt, wie auch die Glanzlosigkeit der Sepiafarbe damit nicht aufgehoben wurde, dagegen erreichte man sauberes, flottes Verdrucken und gab dem Braun einen satteren Ton. Die »Spitzweg-Mappe« des Kunstwart-Verlages gibt gute Gelegenheit, die Wirkung eines leicht gelblich getönten Matt- papieres kennen zu lernen. Hier wurden nach Gemälden des jüngst verstorbenen Münchener Malers Karl Spitzweg Land schaften und Genrebilder auf dieses Papier gedruckt. Da es sich meist um Stimmungsbilder handelt, hat der gelbliche Ton des Papiers zum Erfolge beigetragen. Zu reinen Stimmungs bildern eignet sich dieses an Kupferdruckpapier erinnernde, gelbe Matt-Kunstdruckpapier sehr gut. Hier kommt auch der schwarz-grünliche Farbton zur Geltung, der diese Kunstdrucke der »Spitzweg-Mappe« auszeichnet. Da Papier und Farbe glanz los sind, ist der Eindruck des Tiefdruckes auch hier erreicht worden. Es scheint fast, als wenn das Matt-Grünschwarz von »Jänike & Schneemann, Hannover«, eine noch größere Tiefe in den Schatten zeigt, als das mit etwas Schwarz versetzte Sepia. Die Doppeltonwirkung des Matt-Grünschwarz hilft die dem Drucker gestellte schwierige Aufgabe lösen. Für den Begleit text mit seinen Bildern wurde Ullmann'sche Doppelton-Sepia- färbe genommen, die auch noch zu einigen Kunstblättern der »Spitzweg-Mappe« herangezogen ward. So ist noch im Farbton selbst hier Abwechslung geschaffen worden. Natürlich muß sich der Illustrationsdrucker erst mit den nicht glänzenden Mattfarben und dem Matt-Kunstdruckpapier einarbeiten! Für die Illustrationsdrucke der genannten Kunst wart-Mappen haben deren Herausgeber in der Firma Kastner & Callwey, München, die besten Drucker im Kunstdruck ge funden. Die von einigen Druckern erhobene Klage, die Matt papiere bedürften viel stärkeren Druckes für Illustrationen als die glänzenden Papiere, wodurch das Resultat leide — kann nicht aufrecht erhalten werden ang’esichts der Leistungen von Kastner & Callwey, München. Daß die gestrichenen Mattpapiere einen etwas stärkeren Druck als die gestrichenen Glanzpapiere haben müssen, ist erklärlich, da ihre Druckflächen, die keine Satinage erhielten, etwas rauher sind, als die der glänzenden Kunstdruckpapiere. Auch der Farbverbrauch wird durch diesen Umstand ein wenig größer sein, da die rauhe Oberfläche mehr aufsaugt. Aber gerade dieser Umstand gestattet den Druck von sehr feinrasterigen Autotypien auf nicht glattem sondern etwas rauhem Papiere, was bei anderen rauhen Papieren doch meist recht unzufriedenstellende Resultate zeitigt. Die gute Aufsauge fähigkeit der Mattkunstdruckpapiere sichert gewissermaßen das Gelingen feinen Autotypiedruckes, indem die von der Maschine aufgewalzte Farbe ziemlich glatt bei jedem Abdruck sich auf das Papier überträgt. Das mehrmalige Durchziehen durch den Kalander, womöglich unter Anwendung- von Heißdampf, bei den Glanzpapieren drückt und preßt das Papier mit’seinem Strich stark zusammen. Daher bedürfen sie auf der Schnellpresse geringeren Druckes als die Mattpapiere-. Das ist aber kein Nachteil für die Mattkunstdruckpapiere, da ihre Vorzüge genug Ersatz dafür bieten. Der Fachmann wird anerkennen, daß diese Offizin den künstlerischen Illustrationsdruck in neue Bahnen zu lenken versucht, was ihr ja auch eher möglich ist als anderen, da ihr vom Kunstwart-Verlag immer neue und schwierige Aufgaben gestellt werden. Das Matt-Kunstdruckpapier ist auch gestrichenes Papier, wie das glänzende Kunstdruckpapier. Nur ist der Strich nicht so stark aufgetragen, und das schädliche heiße Satinieren fällt hier ganz fort. Bei dem gelblichen Mattpapier ist die Tönung nach Aufträgen des Striches bewirkt. Denn kratzt man mit einem Stichel oder Messer leicht an einer Stelle der beiden Druck flächen, so kommt die weiße Schicht des Striches zum Vor schein. Die Papierfabrik von Karl Scheufeien, Oberlenningen, liefert das Matt-Kunstdruckpapier weiß und gelb getönt. Das weiße Papier ist nicht so lebhaft weiß, sondern etwas gedämpft im Ton. Für Kunstblattzwecke ist das ein entschiedener Vorzug, da hier die zu grell und lebhaft weißen Papiere der künst lerischen Wirkung und Stimmung schaden. So sprechen viele Vorzüge zugunsten der Matt-Kunst druckpapiere und der Matt-Druckfarben. Und wenn erst die Buchdrucker sich näher mit ihnen bekannt gemacht haben, dann werden sie auch sich ernster mit ihnen befreunden. Der Erfolg dürfte nicht ausbleiben! Der Druck künstlerischer Illu-