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1714 PAPIER-ZEITUNG Nr. 43 Handelskammer-Bericht 1907 Schluß zu Nr. 42 Berlin. Buchhandel. Die Verhältnisse haben sich wenig ge ändert. Sortiment und Verlag leiden nach wie vor unter Ueber- erzeugung und Wettbewerb. Für den Verlag ist die zum 1 Januar 1907 eingetretene roprozentige Erhöhung der Satz- und Druckpreise von großer Bedeutung geworden; die von den Druckereien geschaffene Organisation läßt erkennen, daß der Verlagsbuchhandel sich auf weitere Verteuerung der gesamten Herstellungskosten gefaßt machen muß. In den seltensten Fällen wird der Verleger durch Erhöhung der Verkaufspreise sofort einen Ersatz für die größeren Ausgaben finden können, und da auch die Autoren in den letzten Jahren den allgemein sich steigernden Forderungen gefolgt sind, wird das Verlags gewerbe wahrscheinlich zunächst versuchen, durch neue Unter nehmungen die Schmälerung des Verdienstes am einzelnen Werk auszugleichen. Die höheren Herstellungskosten werden daher einen hemmenden Einfluß auf die Gesamterzeugung ausüben. Es fehlte im Verlagsbuchhandel vielfach an Unternehmungs lust. Bücher, die starke Wirkung erzielten, kamen verhältnis mäßig wenig auf den Markt. An einem sogenannten Schlager fehlte es Weihnachten 1907 völlig. Trotz der im allgemeinen steigenden Büchererzeugung ist die Kauflust des Publikums sichtlich gesunken. Große Werke sind fast garnicht gekauft worden. Auch für moderne Literatur scheint sich das Interesse etwas abgekühlt zu haben, da die Zeitschriftenliteratur eine immer größere Ausdehnung genommen hat. Während die Ausfuhr deutscher belletristischer Literatur nach einzelnen Ländern, so nach Frankreich, abgenommen hat, weist die Aus fuhr nach Schweden, wo auf Universitäten und höheren Schulen moderne deutsche Schriftsteller jetzt viel gelesen werden, merk lichen Aufschwung auf. Unter den buchhändlerischen Sonder zweigen hat der medizinische Verlag über Erschwerung der Ausfuhr nach Rußland zu klagen. Der militärische Verlags- zweig leidet unter der bei dem engumgrenzten Absatzgebiet doppelt empfindlichen Uebererzeugung militärischer Schriften, insbesondere der Unterrichtsbücher. Im Sortimentsgeschäft ist der Wettbewerb der Warenhäuser empfindlich, die unter Inne haltung der vom übrigen Buchhandel anerkannten Verkehrs bedingungen, durch geschickte Reklame das Publikum an sich ziehen und durch Massenangebot älterer, im Preise freistehender Bücher die Kaufkraft des Publikums erschöpfen. Weiterer Wettbewerb erwächst dem Ladengeschäft der Sortimenter in dem Umsatz der stetig wachsenden Zahl der Bücherverkäufer, die sich aus Zeitungshändlern und Journalverkäufern zu Buch händlern entwickeln. Der Versuch des Sortimentsgeschäfts, bessere Bedingungen vom Verleger zu erlangen, stößt ebenfalls auf Hindernisse, da der Verlag teurer als früher produziert. Die Uebererzeugung des Verlagsbuchhandels macht es dem Sortimenter schwer, für den Vertrieb aller neu erscheinenden Bücher zu wirken. Der Verleger, der die Beobachtung macht, daß der einzelne Sortimenter nicht um den Verkauf sämtlicher Werke bemüht sein kann, wird selbst größere Anstrengungen machen, um die Kauflust des Publikums für seine Bücher zu erwecken. Die Folge ist, daß sich der unmittelbare Vertrieb der Verleger mehr entwickelt. Der Prozentsatz der Bücher erzeugung, welcher nicht mehr durch die Hände des gelernten Sortimenters geht, steigt von Jahr zu Jahr. Das Weihnachtsgeschäft wies im Sortimentsbuchhandel ein erhebliches Minus gegenüber dem Vorjahre auf; weniger wurden kleinere Geschäfte von dem Ausfall getroffen, sie hatten zum Teil sogar eine Steigerung des Absatzes zu verzeichnen, als große Firmen, die vornehmlich bemittelte Kundschaft haben. Musikverlag und Musika'ienhandel. Im Berliner Sortiments- musikalienhandel war ein Rückschritt zu verzeichnen. Der Hauptgrund ist im Wettbewerb der Warenhäuser zu erblicken. Dazu kommt, daß im allgemeinen der Verbrauch des Publikums an Musikalien geringer geworden ist, was sich z. T. aus der starken Zunahme der Verwendung mechanischer Musikinstru mente erklärt. Diese Erscheinung bedeutet eine Beeinträchtigung des Arbeitsgebietes des Sortimentsmusikalienhandels wie des Musikverlages. Die Einfuhr volkstümlicher amerikanischer Musik nimmt zu; ihr steht ein entsprechend wachsender Absatz deutscher Musik nach Amerika nicht gegenüber, da der Zoll ein Hindernis bildet. Dagegen war eine Zunahme der Ausfuhr deutscher Musik in die neu zur Berner Konvention hinzu- getretenen skandinavischen Länder bemerkbar. Schriftgießerei und Messinglinienfabrikation. Die Beschäftigung befriedigte im allgemeinen. Schädigend wirkten die Schwan kungen, welche die Preise der Rohstoffe, wie Kupfer, Blei, Zinn und Antimon aufwiesen; die Berechnung wurde sehr er schwert, und die Kundschaft nahm ihre Einkäufe mit großer Vorsicht vor. Die vereinigten Schriftgießereien und Messing linienfabriken trugen dem Sinken der Metallpreise insofern Rechnung, als sie vom 1. Oktober 1907 ab die Teuerungs zuschläge ermäßigten und zwar für Schriften von 40 Pf. auf 25 Pf. das Kilo „ Messinglinien .... „ 50 „ „ 30 „ „ „ „ blindes Material ... „ 30 „ „ 20 » » » Der Wettbewerb durch Erzeugung von Setz- und Zeilen gießmaschinen ist im Zunehmen begriffen; der Ausfall im Ab satz der Zeitungs- und Werkschriften, die ehedem in großen Mengen an die Druckereien gingen, ist sehr empfindlich. Die gesteigerte Verwendung der Setzmaschine hat das Schrift gießereigewerbe angeregt, auf Vervollkommnung der Gieß maschinen bedacht zu sein. Dies Bestreben kam in der Bauart von zwei neuen Systemen, der Doppelgießmaschine und der Blitzmaschine, zum Ausdruck. Erstere sucht die vermehrte Leistungsfähigkeit dadurch zu bewirken, daß die einfache Ma schine zu einer Doppelmaschine umgebaut wird, welche bei wesentlich erhöhter Erzeugungskraft nur die bisherige Be dienung erfordert, wählend die Blitzmaschine die vermehrte Leistungsfähigkeit durch Schnelligkeit der Bewegungen er reichen will. Die Erzeugnisse der Schriftgießereien zeigen gegen früher in der Form ein wesentlich schöneres Gepräge. Vor allem ist eine Neubelebung der alten Frakturformen zu verzeichnen. Inwieweit das neue Kunstschutzgesetz auf die Erzeugnisse der Schriftgießereien und Messinglinienfabriken Anwendung findet, steht noch nicht fest. Die Vereinigung der Schriftgießereibesitzer Deutschlands will Normen aufstellen lassen, die' bei Beurteilung des Musterschutzes für ihre Mit glieder maßgebend sein sollen. Im Verhältnis der Arbeitgeber zur Gehilfenschaft, das durch einen Tarifvertrag geregelt ist, kamen Störungen von größerer Bedeutung nicht vor; die auf getretenen Streitigkeiten fanden durch das bestehende Schieds gericht Erledigung. In Ergänzung des Tarifvertrages wurden auch die Lohnverhältnisse der in den Gießereien beschäftigten weiblichen Arbeiter durch eine Lohnskala geregelt, die die Höhe des Anfangslohnes und die jeweils zu gewährenden Zu lagen festsetzt. Dagegen fand der Antrag der in den Schrift gießereien beschäftigten ungelernten Hilfsarbeiter, auch mit ihnen einen Tarifvertrag abzuschließen, seitens der beteiligten Firmen in Rücksicht auf die in den Betrieben und den Be schäftigungen liegenden Verschiedenheiten keine Annahme. aummlerte Papiere, nichturollmnd nach Patentverfahren hergestellt F. A.Sevin,Leipzig-R. Seitenfalz- und Bodenbeutel Spitz-Tüten, Zigarren- und Apothekerbeutel liefert an Wiederverkäuer billigst [3656 Wilkauer Papierwarenfabrik, Anton Erler, Wilkau i. 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