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1696 Nr. 43 PAPIER-ZEITUNG einer Verurteilung entzogen. Briefordner-fabrik Beachtung empfohlen. Schriftleiiung behalten werden. Eine anmutige Namenkarte dient in ment in Sitz, auf c -ndere einem andern Fall einer solchen Tänzerin zum dem sie ein Bein ausgestreckt hat, während das andere 44 Diese Fälle werden den Rechtsbeiständen des Papier- Industrie-Vereins und des Deutschen Papier-Vereins zur trugen, rinnen, Ganz allerliebst sind dagegen kleine Tänze- die an die Weingläser so angehängt werden herunterhängt. Mit erhobenem Zeigefinger blickt sie nach einem Pudel, der ihr gegenüber auf den Hinterpfoten sitzt. Für Festessen von Kartenspielvereinen sind die Speisen folgen in der Form von Herzen, Vierecken, Spaten und Kleeblatt aus weißem Kartonpapier ausgeschnitten, und je eine dieser Figuren wird immer von einer kleinen Tänzerin oder einem andern kurzröckigen Dämchen gehalten. G. A. befindet sich die Blume mit zwei Blättern natürlicher Größe in der linken oberen Ecke, indes die Namenkarte nur die Blüten aufweist. Diese Karten bestehen aus einem langen, einmal in seiner Höhenrichtung geknickten Streifen und lassen sich daher ohne Rückenstütze aufstellen. Besonders hüsch machen sich Blumenkarten und Speisenfolgen, auf denen die Blumen zum Teil über den oberen Rand, und zwar in der linken Ecke, hinausragen. Die für diese ge wählten Vorwürfe sind in vollendet künstlerischer Weise ausgeführt und bestehen aus Azaleen, Flieder und anderen Blüten in hochglasierten Tongefäßen. Die Wiedergabe der letzteren ist stets besonders wirkungsvoll. Andere Muster weisen sportliche Bilder auf, die gleichfalls ausgestanzt über den Rand ragen. In diesem Fall handelt es sich zu meist um schön ausgeführte Wiedergaben bekannter Gemälde, die Hetzjagden, Rennen u. dergl. m. veranschaulichen. Ebenso wie für gewisse Blumen haben die Engländer eine besondere Vorliebe für Darstellungen des St. Georg, der ja auch auf vielen ihrer Geldmünzen erscheint. Dieser Drachen töter, in Gold geprägt, bildet die einzige Verzierung eines neuen Musters der bewußten Gegenstände, die einfach aber hochfein aussehen. Andere wieder sind lediglich mit einem kleinen Kater in der linken oberen Ecke geschmückt. Dieser Hidigeigei ist schwarz, feuerrot oder violett gehalten und erhaben geprägt, was für den Mangel an jeglicher Schattie rung entschädigt. Mit gekrümmtem Rücken und aufrecht stehendem Schwanz nimmt er sich recht possierlich aus. Die gleiche Größe dient für die Speisenfolgen und Namen karten, welch letztere zierlich und klein sind. Für beide gibt es Ständer, die wie ovale Stücke polierten Malachits aussehen. Auf ihnen steht ein winziges Figürchen, meist ein Holländer oder eine Holländerin in der Nationaltracht oder ein Hündchen, eine Katze u. dergl. m. Die Karte wird in einen Einschnitt im Stein hinter der Figur gesteckt. Diese Sachen bilden gewissermaßen den Uebergang zu den heiteren Schöpfungen auf dem heute besprochenen Gebiet. Da wird natürlich der Erfindungsgabe ungleich größerer Spielraum gewährt als auf dem andern, ja, wir finden hier sogar, daß der Engländer es jetzt manchmal wagt, sein für die Oeffentlichkeit bestimmtes, oft geradezu altjüngferliches Anstandsgefühl zu verleugnen. Fast möchte man das be dauern, denn es fehlt ihm jenes unbeschreibliche Etwas, mit Hilfe dessen vor allen der Franzose es oft versteht, selbst Anstößiges anmutig erscheinen zu lassen. Recht gewagt war z. B. eine Tischausstattung für einen Verein der Besitzer von Kraftgefährten. In diesem Fall standen zur Seite der Karten für das Speisenverzeichnis in große Pelzmäntel gehüllte Damen. Jene Mäntel ließen sich aus einanderschlagen, wobei es sich herausstellte, daß die Be treffenden darunter nur ihre alleruntersten Gewänder -• Rätsel, denn wir können uns nicht erinnern, einen derartigen Auftrag auf 3 Jahre hinaus unterschrieben zu haben. Auffallend ist, daß die Anzeige einer andern genau gleicht, die wir in einer der angesehensten Ausfuhr-Zeitungen in Berlin früher laufen hatten, der Klischee-Abdruck zeigt dagegen bei genauester Prüfung unbedeutende, für die Sache aber doch wesentliche Abweichungen von den Klischees, die wir besitzen und von jeher benutzt haben. ] S Längere Zeit nach Verweigerung des Postauftrags wurde uns dann die Klage zugestellt, und wir haben uns (weil wir damals von den vielen gleichen Sachen noch nicht wußten) durch volle Zahlung der Forderung samt Kosten des Rechtsanwalts an den letzteren können, daß es aussieht, als säßen sie auf deren Rändern. Es handelt sich da um buntgedruckte Figürchen mit sehr kurzgeschürzten Röckchen aus geknittertem Seidenpapier. Dieses ist so geschickt gefaltet, daß es aussieht, als wäre auch ein tief ausgeschnittenes Mieder vorhanden. Die Püppchen halten in anmutiger Weise, hinter ihren Köpfen hervorragend, als Namenkarten kleine Fächer oder Paletten. Andere wieder stehen neben den Speisenfolgen, diese schein bar haltend. Da sie sich dabei nach vorn beugen, ragen die Röckchen hinten etwas in die Höhe, wobei weiße, ebenfalls aus Seidenpapier bestehende Unterkleidchen sicht bar werden. Um das Mieder wird das Papier durch ein stark geripptes Seidenband von der Farbe des ganzen An zuges zusammengehalten. Die Tänzerinnen sind im gewöhn lichsten Farbendruck ausgeführt, und die nichtsdestoweniger sehr hübsche Wirkung ließe sich durch Verwendung schöngeprägter Bilder in natürlichen Farben wesentlich er höhen. Die Röckchen aus Seidenpapier müßten aber bei- Englische Neuheiten in Tischkarten u. dergl. Eigenbericht. Nachdruck verboten. Tischlein deck dich, Eslein streck dich, Knüppel aus dem Sack. Für den Knüppel ist glücklicherweise kein Bedarf vor handen, wohl aber muß man in England einen Zauberesel oder etwas ähnliches haben, wenn es gilt in bezug auf die Ausstattung einer Speisetafel auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Prunkgeschirr u. dergl. gab es ja immer, aber ein so großer Aufwand für Namenkarten und Speisenfolgen, wie heutzutage, wurde noch nie zuvor gemacht. Ein leiten des Londoner Haus empfing vor kurzem einen Auftrag auf bandgemalte derartige Gegenstände, die aber künstlerisch ausgeführt sein und durchweg verschiedene Vorwürfe zeigen mußten. Die Lieferzeit betrug nur zehn Tage, und da es sich um eine Tafel von fünfzig Gedecken bandelte, war die Aufgabe nicht klein. Gutem Vernehmen nach kostete den Lieferanten jedes Paar, also je eine Namens karte und Speisenfolge, zwanzig Schilling, sodaß er seinem Auftraggeber wahrscheinlich 1500 M. berechnete. Freilich wird derartige Verschwendung nur von wenigen, und zwr lediglich von Mitgliedern der Geldaristokratie getrieben. In den Kreisen der besseren Gesellschaft betrachtet man sie als ein Merkmal des Protzentums, und begnügt sich für den bewußt'n Zweck mit den Erzeugnissen der Papier ausstattungsfabriken. Nichtsdestoweniger wird ein bestän dig wachsender Aufwand gemacht, der aber nicht mit Ver schwendungssucht zusammenhängt, sondern durch die unwiderstehliche Anziehungskraft verschuldet wird, den die immer reizender ausgeführten, zum Teil auf neuen Ideen beruhenden Erzeugnisse ausüben. Die Karten für die Namen der Gäste, wie für das Ver zeichnis der Speisen sind, von ihrer Ausschmückung ab gesehen, rein weiß. Farbiges Kartonpapier würde sich auf weißer Tischdecke nicht gut ausnehmen und sich auch für viele der schönsten Entwürfe nicht eignen, die man jetzt zeigt. Dies gilt namentlich von den zahlreichen prächtigen Blumenmustern. Sehr hübsch wirkt eine Speisenfolge, deren beide Seiten von anmutig gebogenen saftgrünen Stengeln und Blättern zweier Affodille gebildet werden, die mit ihren kelchförmigen, gelben Blüten den oberen Teil der Karten zieren. Da die Außenlinien die der Blumen waren, so besaß das Ganze eine Art Vasenform. Der dazu gehörigen Namenkarte von länglicher und schmaler Gestalt, die ebenfalls ein Affodill von nahezu natürlicher Größe zeigte, hatte man Rokokoform gegeben. Eine von jedem konservativen Engländer fast heilig gehaltene Blume ist der Himmelschlüssel. Nicht etwa, daß ihr Name den from men John Bull besonders anmutet, denn sie hat ja in Eng land einen ganz anderen. Die Vorliebe kommt vielmehr daher, daß nach der bekannten Regel von den Gegensätzen, jenes bescheidene Blümchen von dem verstorbenen Staats mann Disraeli allen andern vorgezogen wurde. Für den jenigen, der in Großbritannien Geschäfte zu machen wünscht, ist es ganz besonders wichtig, mit derartigen Tatsachen vertraut zu sein. Auf pflanzlichem Gebiet erfreuen sich hier auch noch die Stechpalme, die Mistel, die bereits er wähnte Affodill und die Narzisse besonderer Beliebtheit. Eine so einfache Blume wie der Himmelsschlüssel erfordert ganz besonders künstlerische Behandlung in der bildlichen Darstellung um anmutig zu wirken. Auf den neuesten Speisenfolgen und Namenkarten ist sie in Prägedruck ange bracht, in dem sich namentlich die so eigenartig gemodel ten Blätter sehr hübsch ausnehmen. Auf den Speisenfolgen