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Nr 28 PAPIER-ZEITUNG 1109 geschieht nicht bei Anilinfarben, welche insofern also den Körperfarben vorzuziehen sind, nur müssen die Aniline dann auch wie Körperfarben behandelt werden und es darf ihnen nur soviel heißes Wasser, in diesem Falle aber auch etwas starker Spiritus, zugesetzt werden, wie zu ihrer Ent wicklung gerade notwendig ist. Farbe und Feuer der Aniline büßen durch Kleister und Eiweiß immer etwas ein, doch ist das hier nicht zu vermeiden. Auf den vom Färben noch nicht ganz trocken gewordenen Schnitt wird nun die Zeichnung von der Pause mit nur lauen Werkzeugen ab gedruckt, mit dickem Eiweiß ausgepinselt und ziemlich heiß vergoldet, Ausmalungen aber werden vorher, und zwar mit Kleisterfarben, ausgeführt. Schließlich wird dann der unterdes ganz trocken gewordene Schnitt geglättet. Will man nicht zwei Zeichnungen machen, darf der Vorder schnitt nur wenig hohl werden. Denn man kann ihn nur in flachem Zustande vergolden, und bei starker Höhlung würden die Figuren der Zeichnung nachher am Vorder schnitt wesentlich breiter als an den andern Schnitten werden. Das Marmorieren der Buchschnitte wird von den Klein meistern noch viel zu wenig ausgeübt, weil die in reich licher Anzahl vorhandenen Anleitungen zu dem allerdings nicht ganz einfachen Verfahren, dessen Erfolge noch dazu von allerlei Umständen abhängen, welche dann eignes Nachdenken notwendig machen, selten begründet sind, und den Unerfahrenen im Dunklen tapfen lassen. Es gelingt ihm darum gewöhnlich nach keinem Verfahren. Denn bald verdirbt er sich durch seinen Grund die Farben, bald durch diese den Grund, weiß aber nicht, woran es liegen kann, verbraucht Stunden und Tage ohne Erfolg, kriegt es zuletzt satt und wirft Werkzeuge und Farben in die Ecke. Das sind solche, welche zwar die Geduld verloren, aber doch wenigstens angefangen haben. Andere aber sind zu mutlos oder zu bequem, das Marmorieren auch nur anzu fangen und Dritte endlich haben keine Zeit zu einer Arbeit, die sie gewöhnlich selbst ausführen müßten. Diesen allen hilft dann die Marmorierwalze, und die hier geschilderten Umstände erklären das Geheimnis ihrer sonst unbegreif lichen Verbreitung. Es heißt dann doch wenigstens »Marmorschnitt«. Als ich bei einem Kollegen, welcher marmoriert, auch Walzenschnitte sah und ihn frug, wie er als Marmorierer nur noch die Walze anwenden könne, antwortete er mir: »Meine Kundschaft will etwas auf den Schnitten sehen, und das Marmorieren aller Bücher ist mir zu viel.« Und ein anderer Kollege zeigte mir die Ueber- beine an seinen Händen vom Halten der Bücher als Spezial- Marmorierer in Leipzig, heut aber »walzt« auch er, »weil in der kleinen Stadt nicht genug Bücher zum Marmorieren vorkommen, und es bei den wenigen nicht bezahlt wird « Ich belehrte den Kollegen dahin, daß man seine Kunden auch erziehen kann, ich höchstens allwöchentlich mar moriere, die Bücher dazu ansammeln lasse und Kunden, welche darauf nicht warten können oder wollen, mit weißem, gesprenkeltem oder Farbenschnitt bediene. Aber Walze gibt’s nicht, und meine Kunden würden Walzen schnitte auch nicht mehr gutheißen. Daß diese aber so oft ausgeführt werden, ist ein bedauerliches Zeugnis des Ge schmacksmangels bei uns Kleinbuchbindern wie beim Publikum. Fortsetzung folgt. Carnaubawachs für Bürstmaschinen Zu Nr. 24 S. 955 Vorschrift und Angaben des Herrn A. W. sind richtig, jedoch ist die Ursache des Reißens darin zu suchen, daß die Wachsscheibe im Kessel von oben bedeutend schneller abkühlt als von unten, wo sie in siedendem Wasser sitzt. Um die schnelle Abkühlung von oben durch die Luft zu vermeiden, legt man ■— nachdem die Wachsmasse ge löst und zum Abkühlen bereit ist — über den Kessel ein Filztuch oder auch nur einen Sack und darüber einen Holzdeckel so, daß die Mündung des Kessels vollständig bedeckt ist. Wird die Masse z. B. nachmittags gekocht und zu gedeckt, so wird sie am andern Morgen abgekühlt sein und reißt nicht, d. h. man kann den ganzen »Kuchen« in einem Stück aus dem Kessel nehmen. G. L., Betriebsleiter Keramische Abziehbilder Keramische Abziehbilder (Decalcomania) wurden bisher in den Vereinigten Staaten von Amerika nach dem Dingley- Tarif als lithographische Drucke mit 20 Cent für das Pfund verzollt. Seit einiger Zeit führen jedoch die amerikanischen Einfuhrhäuser das Seidenpapier, welches das Abziehbild trägt, für sich ein, während es früher mitsamt dem festen dicken Unterlagspapier verzollt wurde, mit welchem vereint es eine Art Doppelpapier bildet. Infolgedessen stellt sich der Zoll nach dem erwähnten Satz, welcher lediglich nach dem Gewicht bemessen ist, bedeutend niedriger als vorher, und der Unterschied ist so groß, daß die amerikanischen Fabrikanten von keramischen Abziehbildern nicht mehr mitkonkurrieren könnten. Sie beschwerten sich daher, wie Paper Trade Journal meldet, beim Bezirksgericht der Ver einigten Staaten in Philadelphia gegen diese Verzollung und forderten, daß solches Papier von nun an als ge strichenes Papier 3 Cent das Pfund und 20 v. H. vom Wert Zoll bezahlen soll. Der Richter gab den Klägern recht und begründete seinen Ausspruch wie folgt: »Die Beweis aufnahme ergibt, daß das keramische Abziehpapier ge strichenes Papier ist, weil es ganz oder zum Teil mit Metall oder Metallösung überzogen ist«. Es heißt, daß die Re gierung beabsichtigen soll, für die bisher zu geringerem Satz eingeführten Abziehbilder den Zoll nach dem jetzt festgestellten höheren Satz zum Teil nachzufordern. Diese Entscheidung schädigt die hauptsächlich in Deutschland befindlichen Fabriken keramischer Abziehbilder aufs empfindlichste, und da sie technisch anfechtbar er scheint, so sollten die amerikanischen Einfuhrhäuser dieser Ware veranlaßt werden, Berufung einzulegen. Die jährliche Einfuhr von keramischen Abziehbildern nach Amerika hat über 3 Millionen M. Wert. Einkleben von Streifbändern Wo man sich mit der Herstellung von Katalogen befaßt, kommt auch das Einkleben in Streifbänder vor. Vielfach werden die Streifbänder vorher gummiert und dann an gefeuchtet, das ist aber nicht vorteilhaft. Die, Arbeit des Gummierens kann dadurch erspart werden, daß man alle Sorten Streifbänder mit Kleister einklebt. Allerdings werden ungeübte Arbeiterinnen darüber klagen, daß der Kleister nicht haftet, das liegt aber nur an der Uebung. Die Einklebearbeit wird in der Weise besorgt, daß man etwa 25 Streifbänder mit dem Falzbein so aufschiebt, daß zwischen jedem Exemplar etwa 3/4 cm Raum entsteht. Durch einige Pinselstriche mit Buchbinderkleister sind die Streifbänder zum Einkleben gebrauchsfertig. Zu dieser Arbeit kann man auch Dextrin oder andern kalt zu verarbeiten den Klebstoff verwenden. Stärkekleister ist deshalb zu empfehlen, weil er in den meisten Betrieben stets zur Hand ist. Wichtig ist, daß man, namentlich bei Massenarbeiten, das zu zu verwendende Streifbandpapier vorher auf seine Verarbeitung ausprobt. Diese Probe macht man wie folgt: Man schneidet aus einem Probebogen soviel Streifbänder als dieser ergibt. Von diesen Bändern bestreicht man einige in beschriebenerWeise mit Kleister. Ziehen sich nun viele Falten, oder rollt sich das Papier stark, so empfiehlt sich die Benutzung dieses Papiers nicht. Der Kleisteraufstrich beim Kleben von Streifbändern soll mager und mäßig sein, weil sonst die Sendungen beim Aufein anderstapeln zusammenkleben. F. K. Postkartenscheck In einem im August 1907 in der »Deutschen Rundschau« er schienenen Artikel über »Scheck, Postscheck und Postkarten scheck« vom Konsistorialpräsident a. D. H. Kranichfeld wurde der Gedanke angeregt, im Interesse einer größeren Popularisierung des Scheckverkehrs einen Postkartenscheck einzuführen, der als crossed check oder Verrechnungsscheck vollkommen sicher gehen, wegen seiner Billigkeit und Bequemlichkeit sich aber als ein »clou« der Propaganda bewähren würde. Von der Bayerischen Filiale der Deutschen Bank ist nun der Versuch gemacht worden, diese Idee zu realisieren. Der von ihr in den Verkehr gebrachte Postkartenscheck hat die Form einer Post karte und wird wie eine solche offen verschickt; er darf über keinen höheren Betrag als 1000 M. lauten, ist nur Verrechnungs scheck und muß direkt an die Bankverbindung des Adressaten gegeben werden. Die Einrichtung findet auch in dieser, durch die Rücksicht auf die Sicherheit des Verkehrs gebotenen Be schränkung in Bayern großen Anklang und wird sich zweifellos auch im übrigen Deutschland schnell einbürgern, wenn man . dort erst anfängt, dem Beispiel der Münchner zu folgen und Postkartenscheckbücher auszugeben. Eg (Vogtl. Anz.)