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langen Tafel die Arbeiten der größtenteils erst im dritten und ■vierten Lehrjahre befindlichen Zöglinge ausgelegt, weiche sämt liche Fächer der Buchbinderei umfassen. Bedenkt man, daß diese Arbeiten in den Abend- und Sonntagsstunden angefertigt sind, so muß man die Ergebnisse als gut anerkennen. Besonders lehrreich ist die Vorführung eines Halbfranzbandes in allen Stufen seiner Entstehung. Seit dem Jahre 1904 ist dieser Schule eine besondere Klasse für Kimstbuchbinderei angegliedert, welche von der Preußischen Regierung unterstützt wird und Tagesunterricht erteilt. Als Lehrer wirken an ihr der Maler L. Sütterlin und der Kunst buchbinder P. Kersten. Diese Klasse soll die Schüler theoretisch und praktisch im Entwurf und Herstellung künstlerischer Buch einbände ausbilden. Die ausgestellten Arbeiten aus den letzten beiden Halbjahrskursen umfassen eine stattliche Reihe künst lerischer Bände, die am besten für die Notwendigkeit dieser Schule sprechen. Sie übertreffen manche der anderen aus gestellten Arbeiten Einige künstlerisch vorzügliche Bände, welche der Lehrer L.Sütterlin entwarf und P. Kersten ausführte, sindhiermitausgelegt. Als zweite Unterrichtsanstalt hat die Fachschule von G. Bernhard in Schwiebus ausgestellt. Die Ausbildung ihrer Schüler ist für die Praxis berechnet und hat gute Erfolge auf zuweisen. Faßt man das Gesamtergebnis zusammen, so bietet die Aus stellung ein gutes Bild vom Stande der Buchbinderei. HJh. 4. Papienvaren Die meisten Firmen dieser Gruppe haben im Oberlichtsaal ausgestellt. Hier läßt die Briefumschlagfabrik von Bretschneider 6- Gräser in Berlin auf einer Briefumschlagmaschine von R. Ernst Fischer, die wir in Nr. 39 unter »Maschinen« beschrieben haben, Briefumschläge herstellen, und zeigt ihre sonstigen Erzeugnisse auf dem Gebiet der Papier-Ausstattung. Die beiden südlichen Ecken des Saales werden von Hoch stein &■ Weinberg in Berlin und der Genthiner Cartonpapierfabrik G. m. b H. in Berlin eingenommen. Hochstein & Weinberg führen hauptsächlich ihre Prägepapiere, die Genthiner Carton papierfabrik führt ihre Oeserfolien vor und läßt auch auf einer Prägepresse Arbeitsmuster damit herstellen. Buntpapiere ver- ■schiedener Art zeigen G. Honrath in Berlin und Wilhelm Valentin in Berlin. Letztere Firma führt auch die Buchschnitt-Abzieh- Marmorpapiere von Karl Urban vor, sowie mit diesen Papieren marmorierte Buchschnitte. Georg Trepplin in Rixdorf, der ver- dienstvolle Lehrer für Marmorierung an der Berliner Buch binder-Fachschule, zeigt von ihm hergestellte Marmor- und Tunkpapiere von großer Vollendung. Mey & Edlich in Leipzig- Plagwitz führen in einem großen Schrank Papierwäsche, Kragen, Stulpen und Vorhemden in großer Mannigfaltigkeit und hervor ragender Güte vor. A Leinhaas in Berlin zeigt besonders Schreibmaschinen- und Kopierpapiere in Rollen, ferner so genannte Melispapiere, d. h. durch Prägung mäßig rauh ge haltene Papiere für Zeichenzwecke. Schaefer, Mandowsky & Co. in Berlin bringen zusammenlegbare Picknick-Dosen, welche die Form von Photographie-Apparaten besitzen. Ferner sieht man hier Wellpappen - Verpackungen der Wellpapp - Kartonnagen- Jndustrie F. Höhle in Berlin. Im blauen Saal des ersten Stockwerks zeigen Grabert & Franke in Berlin Pappen und Papierwaren. Jacoby &■ Spilling in Berlin-Grunewald führen Tunkpapiere nach eigenen Ent würfen vor. Max Jahn in Schmölln zeigt Papier- und Stoff wäsche von sehr guter Beschaffenheit. Anton Schöner und Fritz Arbeit in Berlin haben Entwürfe und danach ausgeführte Buch druckarbeiten für Buchbindereien ausgelegt. Im Vestibül rechts sehen wir lithographierte Vorsatzpapiere von Emil Hochdanz in Stuttgart und Marmorpapiere der Merseburger Bantpapierjabrik. Im Vestibül links zeigt H. Raabe in Berlin Papier-Buchstaben und bunte Etiketten. Im Verbindungssaal sehen wir Pappen muster von F. N Behrend in Berlin und Kleisterpapiere von A. Zsigmondy in Berlin, und im weißen Saal führt F. C. Wachs- muth in Leipzig Wandbilder seines Kunstverlages vor. s. Unfall-Verhütung Zum ersten Male hat sich in Berlin die Papierverarbeitungs Berufsgenossenschaft Sektion I an einer Ausstellung beteiligt. Um •die Plakate Unfallverhütungsvorschriften A und B, Anleitung zur ■ersten Hilfeleistung, Verzeichnis der Unfallstationen und die Adresse der Berufsgenossenschaft, wie sie vorschriftsmäßig in jedem versicherungspflichtigen Betriebe aushängen sollen, sind in anschaulicher Weise die Veröffentlichungen der Genossenschaft angeordnet. Ueber Organisation, Einteilung in die Gefahren klassen und die Verwaltung geben Statut, Gefahrentarif und Jahresberichte Auskunft. Graphische Tabellen veranschaulichen das Wachstum der Genossenschaft an Betrieben, die Vermehrung der Arbeiterzahl in der Papier verarbeitenden Industrie und die dementsprechende Steigerung der Unfälle. Zur Verminderung der Unlälle soll der von der Berufsgenossenschaft heraus gegebene Verpflichtungsschein beitragen, durch welchen die Mitglieder von ihren Lieferanten nur sachgemäß abgeschützte Maschinen kaufen und verlangen sollen. In einem Sonderabdruck wird erläutert, in welcher Weise verschiedene Maschinen mit Schutzvorkehrungen ausgestattet werden müssen, und durch Normal-Skizzenblätter wird gezeigt, wie oft in sehr einfacher Weise den Unfallverhütungsvorschriften Genüge getan werden kann. Viele Photographien ausgeführter Maschinen verbildlichen weiter, wie Schutzvorkehrungen sich zweckmäßig anbringen lassen. Für Schneidemaschinen zeigt eine graphische Dar stellung, daß die Bemühungen der Berufsgenossenschaft zur Verbesserung der Maschinen im unfalltechnischen Sinne nach weisbaren Erfolg haben. Die in der Ausstellung selbst vorge führten Maschinen, soweit sie von bedeutenden Firmen gebaut werden, lassen im Gegensatz zu früher die Einwirkung der be rufsgenossenschaftlichen Vorschriften in hohem Maße erkennen. R H. Franziger Schnitt an Karton Zur Briefkastenfrage 9179 in Nr. 3t Franziger Schnitt kommt fast bei allen Kartonsorten vor. Um ihn zu beseitigen, ist durchaus nicht notwendig, daß sich Fragesteller eine Roll- oder Kartenschere anschafft. Jedem ge schulten Arbeiter ist bekannt, daß stets der Teil eines Stapels, welcher durch das Maschinenmesser abgetrennt wurde und vor dem Messer liegt, franzig aussieht, während der durch den Preß balken fest eingespannte Teil tadellos glatten Schnitt zeigt. Man entfernt den franzigen Schnitt, indem man nach dem ersten Schnitt den nunmehr äußeren Stapel so unter den Preß balken nimmt, daß der franzige Schnitt vom Messer abgeschnitten A Preßbalken der Schneidemaschine B Franziger Schnitt C Teil des Stapels mit glattem Schnitt D Tisch der Schneidemaschine E Bedruckte Kartonbogen werden kann (siehe Skizze). Dieses Verfahren wendet man hauptsächlich bei allen Arten von teueren Karten an, denn solche würden mit franzigem Schnitt sehr schlecht aussehen. Auch bessere Ansichtskarten usw. müssen so geschnitten werden. Man könnte dagegen einwenden, daß es nicht möglich sei, den Karton auszunützen, wenn man an jeder Reihe Karten noch einige Millimeter zur Verfügung haben muß, um den franzigen Schnitt zu entfernen; aber weder bei Besuchs- noch bei Speise oder Ballkarten, am allerwenigsten bei Kartonblättern zum Auf kleben von Mustern, kommt es auf einige Millimeter an. Selbst bei Ansichtskarten kann man etwas unter das Maß gehen! F. K. Briefumschlag = Behältnis Ein Handlungsgehilfe hatte einen Geldbrief, der auf einem Pulte lag, sorgfältig geöffnet, einige Scheine herausgenommen und den Brief wieder gut verschlossen. Was war das nun für eine Straftat? Ein Diebstahl zweifellos. Aber es gibt leichte und schwere Diebstähle. Im vorliegenden Falle lag nach einem vom Reichsgericht gebilligten Erkenntnis ein schwerer Dieb stahl vor, denn er hatte, um zu dem Gelde zu gelangen, erst ein »Behältnis«, d. h. den Briefumschlag, »erbrochen«. Dem gemäß wurde er zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt. Hätte er den ganzen Brief nebst Inhalt an sich genommen, so wäre er nur wegen einfachen Diebstahls bestraft worden. Eg. (Grz. Ztg.) Todesfall. Am 11. Mai starb nach kurzem Krankenlager der langjährige Faktor des Zeitungsbetriebes der Buchdruckerei des Reichsboten in Berlin, Herr Paul Oehlke. Der Verstorbene gehörte dem Berliner Faktoren-Vereln seit dessen Begründung als Vorstandsmitglied an und hat seit jener Zeit auch das Amt des ersten Kassierers innegebabt und mit seltener Arbeits freudigkeit verwaltet.