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Zellstoff später bei der Ermittlung von Trockengehalt unter An wendung von 100—105 0 C. verhält, ist bis heut noch nicht fest gestellt. Es ist wohl anzunehmen, daß, wenn beim Trocknen des Zellstoffs auf der Papier- bezw. Pappenmaschine hohe Temperaturen z. B. 2 Atm. Dampfüberdruck in den Trocken zylindern Anwendung finden, sich dabei bereits Zellstoff chemisch zersetzt und Zucker bildet, Hofmanns Arbeiten stellen das wenigstens nicht in Abrede. Weiterhin ist wahrscheinlich, daß solch zuckerhaltiger Zellstoff bei den späteren Trocken proben für die Wassergehaltsermittlung selbst bei 100—105 0 C. Temperaturen keine weitere Zersetzung mehr erfährt. Das bisherige Trocknen der Stoffproben mit 100—105 0 0. beim Zellstoffverarbeiter behufs Ermittlung des Wassergehalts in dem Zellstoff oder dessen absolutes Trockengewicht entspricht nicht nur den Naturgesetzen, sondern ist auch dadurch gegeben, daß der Papferfabrikant seine Fabrikate in solcher Weise her stellt, und auf dieser Grundlage seine Fabrikate berechnet und dementsprechend auch seine Materialieneinkäufe machen muß. Hoffentlich verhelfen die seitens des Königlichen Prüfungsamts vorgesehenen Arbeiten alleninteressentenkreisen zu ihrem Rechte. Ich möchte nun das Prüfungsamt bitten, auf Grund der vor stehenden Ausführungen den Entwurf des Arbeitsprogramms für die Trockenfragen von Zellstoffen zu erweitern und zwar I, II und III in den Proben auszudehnen wie folgt: I. Sulfitzellstoff a) gebleicht A. Feuchtstoff 1. gut ausgewaschen 2. absichtlich nicht vollständig ausgewaschen. B. Trockenstoff bei mäßigen Temperaturen z. B. mit 1/2 Atm. Dampfüberdruck in den Trockenzylindern der Papier- bezw. Pappenmaschinen hergestellt. (Größe der Trockenpartle der Maschine, Arbeits geschwindigkeit, Zellstoff-Pappendicke usw. sind anzugeben; evtl, dünne und dicke Bogen für die Versuche anzuliefern usw.) 1. gut ausgewaschen 2. absichtlich nicht vollständig ausgewaschen. C. Trockenstoff mit hohen Temperaturen, z. B. 2 Atm. Dampfdruck in dem Zylinder getrocknet, sonst wie unter B. 1. gut ausgewaschen 2. absichtlich nicht vollständig ausgewaschen. b) ungebleicht A. Feuchtstoff B. Trockenstoff mit mäßigen Temperaturen C. Trockenstoff mit hohen Temperaturen hergestellt, sonst wie oben. II. Natronzellstoff a) gebleicht A. Feuehtstoff B. Trockenstoff wie oben unter I C. desgl. b) ungebleicht A. Feuchtstoff III. B. Trockenstoff wie oben C. desgl. Strohstoff gebleicht A. Feuchtstoff B. Trockenstoff wie unter I und II C. desgl. Sodann bin ich der Meinung, daß die Versuche unter allen Umständen in der Art und Weise fortzusetzen sind, wie dies das Königliche Amt unter 1, 2 und 3 im Briefe vom 28. Januar 1908 an den Verein Deutscher Zellstoffabrikanten selbst weiter hin vorschlägt. Für besonders wichtig halte ich es ebenfalls, daß diese weiteren Bestimmungen, 2 und 3, auch bei den ver schiedenen Verhältnissen, wie unter, 1 aufgeführt, ermittelt werden. Die Fragen sind für die Zellstoff- und Papierfabrikanten von großer wirtschaftlicher Bedeutung, da Herr Dr. Hofmann beim Trocknen durchschnittlich Unterschiede von 2 v. H. Gewichts substanz bei 90 0 C. und 100 0 C. Temperaturen feststellte, und solche Unterschiede bereits bei Streitfällen zwischen Lieferant und Empfänger in Frage kamen. Die Arbeiten von Herrn Dr. Hofmann, welche zu diesem beiderseitigen Zweifel geführt haben, behandeln die Zellstoff trockenfrage in bezug auf den Wassergehalt des Stoffes über haupt nicht; sondern sie gehen nur darauf hinaus, festzustellen, welche Zellstoffmengen durch Trocknen bei höheren Er wärmungen in Zucker übergeführt werden. Diese chemischen Zersetzungen von Zellstoff in Zucker hat Hofmann bei Tempe raturen unter 100 0 C. und über 100 0 C. nachgewiesen. Aber Hofmann hat auch ermittelt, daß die Dauer der Erwärmung von größtem Einfluß ist. Die Ergebnisse seiner Forschung können den Zellstoff fabrikanten insofern von Interesse sein, als die Fabriken, welche den Stoff für den Transport trocken herstellen, und das sind bei weitem die meisten Fabriken, gut tun, den Zellstoff auf der Papier- bezw. Pappenmaschine mit möglichst geringen Tempe raturen zu trocknen. Viele Trockenzylinder und mäßige Tempe raturen werden den Zellstoffler vor Stoffverlusten durch chemische Zersetzungen bewahren und solcher möglichst gering zersetzter Zellstoff wird auch den Zellstoffverarbeitern, den Papierfabrikanten, höchst willkommen sein, da dieser Zellstoff papiertechnisch den höchsten Wert haben muß. Leider trocknen die Zellstoffabrikanten aber den Stoff auf den Zylindern fast ausschließlich mit Temperaturen, die weit über 100« C. liegen, sodaß also nach Hofmanns Arbeiten in der Zellstoffabrik bereits bedeutende Zuckerbildung im Stoff stattfinden muß. Be greiflicherweise suchen die Zellstoffabriken nun umsomehr ihr Heil darin, bei den Trockenproben der Warenlieferung, nicht erneut und vermehrt durch Ueberführung von Zellstoff in Zucker geschädigt zu werden. Der Papyrer dagegen wünscht ebenfalls keinen Zucker an Stelle von Zellstoff, aber besonders kein Wasser statt Zellstoff geliefert zu bekommen. Die Gegensätze zwischen den Lieferanten und Abnehmern bei den Trockenproben sind daher verständlich, darum heißt es: »hier — niedrige Temperaturen und nicht langes Trocknen, sonst Zucker, und dort — hohe Temperaturen, sonst Wasser!« Temperaturen von 900 C. geben nach Hofmanns Arbeiten bei langen Trockenzeiten auch beträchtliche Zuckerbildung. Da gegen habe ich gefunden, daß das Trocknen bei 90° C. bis zur Gewichtskonstanz den Zellstoffkäufer im Lieferungsgewicht an Stoff schädigt, da kurzes Nachtrocknen solcher Proben im Vakuumtrockenschrank noch Wasser aus dem Zellstoff abführt. Die Arbeiten werden damit freilich viel umfangreicher, als diese von Haus aus das Königliche Material-Prüfungsamt vor- sah. Die Mehrkosten, welche sich für die Prüfungsarbeiten ergeben, werden aber jedenfalls die interessierenden Kreise ganz auibringen. Der Verein Deutscher Zellstoffabrikanten hat am 29. Februar 1908 eine Sitzung in Berlin, auf deren Tagesordnung als Punkt 4 die Trocknungsfrage steht. Der Unterfertigte wird bei dieser Gelegenheit die vorstehenden Ausführungen zur Sprache bringen und ebenso als Vorstandsmitglied des Vereins Deutscher Papier fabrikanten bei letzterer Fachgenossenschaft diese Trocknungs frage, die vorgesehenen Arbeiten des Königl. Material-Prüfungs amtes und die Prüfungskosten zur Verhandlung beantragen, falls das Amt meinen Vorschlag gutheißt. Schließlich gestatte ich mir noch auf ähnliche Arbeiten hin zuweisen, die Herr Geheimrat Delbrück-Berlin und Herr Dr. Hof mann-Berlin im Institut für Gärungsgewerbe, resp. im Versuchs kornhaus über Trocknung von Getreidekörnern usw. seinerzeit vorgenommen haben. Ihrem geneigten Bescheide entgegensehend, empfehle ich mich hochachtungsvoll und ergebenst (gez.) Willi Schacht Darauf hat das Königliche Material-Prüfungsamt zu Groß- Lichterfelde-West am 21. Februar wie folgt geantwortet: »Das Amt hat mit großem Interesse von dem Inhalt Ihres Schreibens vom 17. d. Mts. Kenntnis genommen und ist mit Ihnen der Ueberzeugung, daß die geplanten Unter suchungen umso wertvollere Ergebnisse liefern werden, je breiter die Grundlage ist, auf der sie aufgebaut sind. Ihre Vorschläge stellen eine wertvolle Ergänzung des von hier aus vorgeschlagenen vorläufigen Arbeitsplanes dar, und wenn der Verein Deutscher Zellstoffabrikanten mit Ihrer Anregung einverstanden ist, ist das Amt gern bereit, die Prüfungen in dem erweiterten Umfange auszuführen. Es wären dann zu prüfen 1. harter Mitscherlich-Zellstoff j Auf Wunsch des Vereins 2. weicher Ritter-Kellner-Zellstoff | diese 2 Sulfitstoffsorten 3. Natronzellstoff 4. Strohzellstoff. Jeder der 4 Stoffe gebleicht und ungebleicht, jeder ge bleichte und ungebleichte Stoff in 3 Feuchtigkeitsgraden (feucht, mäßig getrocknet, stark getrocknet) und diese wieder in je zwei Reinheitsgraden (gut und nicht voll ständig ausgewaschen) Insgesamt also 48 Proben. Jede dieser Proben wäre dann in der im Schreiben vom 26. v. Monats unter 1—2 angegebenen Weise zu trocknen. Die Prüfungsgebühren würden sich durch diese Er weiterung der Prüfung auf 1440 M. erhöhen.« Das Material-Prüfungsamt geht also auf die Einwendungen ein, allerdings sind die Kosten ganz gehörig gewachsen und zwar von 2,0 M. auf 1400 M., indessen glaubt Redner, daß der Verein Deutscher Papierfabrikanten bereit sein wird, bei dem Interesse, das auch er an den Prüfungen hat, einen großen Teil, vielleicht die Hälfte dieser Summe, auf sich zu nehmen. Herr Kommerzienrat Hoesch hält die Ausführungen des Herrn Schacht für sehr interessant, ist aber der Meinung, daß sie zu weit gehen. Herr Schacht führt aus,, daß nach der Veröffentlichung der Hofmannschen Arbeiten sich die Zellstoffabrikanten gesagt haben, wir dürfen nicht mehr so hoch trocknen wie früher,