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Nr. 38 PAPIER-ZEITUNG 1497 IVillntann-Baulsen: Es sei nicht nötig, jedem Mitgliede eine Mitteilung in die Hand zu geben, aber zwischen den Er- scheinungstagen dürfe kein zu großer Zeitraum, keinesfalls länger als 3 Monate, liegen. Miller-Biemen beantragt, nun erst über § 8 abzustimmen, er ist verwundert, wie man zu dieser ganzen unnützen Debatte ge kommen ist. Braunschweig (Gesellschaft) zieht seinen Antrag 8: »Am Sitz des Verbandes ist ein Geschäftsführer zur Erledigung der laufenden Verbandsgeschäfte gegen Ent schädigung anzustellen«, unter der Voraussetzung zurück, daß die angenommenen Statuten nun auch angewendet würden. Es steht nun Punkt 12 zur Beratung, während Punkt 13 durch Annahme der Berliner Vorschläge erledigt ist. Die von der Leipziger Typographischen Vereinigung eingebrachten Anträge lauten: 12. »Den Kreisvororten ist eine größere Selbständigkeit zu geben. Dieses soll dadurch ermöglicht werden, daß ein noch zu bestimmender Teil der Beiträge in die Kreis kassen fließt. Hierdurch werden die Kreisvororte in den Stand gesetzt, tatkräftiger und ersprießlicher unter den angeschlossenen Vereinen zu arbeiten.« 13. »Mit der Vertretung des Kreisvorortes soll in Zukunft nicht mehr eine einzelne Person, sondern der Gesamt vorstand der am Kreisvororte befindlichen Gesellschaft betraut werden, welcher auch gleichzeitig die Ver- antwortung für eine regelrechte Führung der Geschäfte übernimmt.« Schwarz-Leipzig bittet den von der Typographischen Gesell schaft Leipzig gestellten Antrag gleich mitzuberaten, da er sich mit Punkt 12 decke. Der Antrag lautet: 14. »Den Kreisvororten ist aus der Hauptkasse ein vom Vertretertag festzusetzender Teilbetrag der Jahres beiträge zu überweisen, damit den ersteren ein selb ständigerer Verkehr mit den zu dem betr. Kreise ge hörenden Einzelvereinen möglich ist.« Man sei in Leipzig der Meinung, daß, wenn die Kreisvororte mehr in die Geschäfte eingreifen sollen, auch Mittel zur Ver fügung stehen müssen. Es frage sich noch, wie hoch dieser Betrag zu bemessen sei, jedenfalls bekämen die Kreisvorstände dadurch mehr Bewegungsfreiheit, deshalb sei es vielleicht praktisch, ihnen ohne weiteres einen bestimmten Teil ihrer Beiträge zu belassen. Erler-Berlin stimmt dem Vorredner zu. Man müsse den Kreisen einen bestimmten Betrag aussetzen, vielleicht Heße sich die Sache auch so handhaben, daß die Kreise dem Kassierer von Fall zu Fall ihre Ausgaben anzeigen, die ihnen dann zurück erstattet werden. Miller-Bremen ist gegen Annahme der Anträge. Man könne doch innerhalb des Verbandes nicht noch acht Kreiskassen gründen. Mit der bisherigen Handhabung sei auch er nicht ein verstanden, mehr freie Bewegung müßten die Kreise haben, es dürfe aber nicht vorkommen, daß schließlich kleinen Vereinen am Schluß des Jahres mehr an Porto usw. zurückerstattet wird, als sie an Beiträgen zahlen. Schmidt-Leipzig hat Erler nicht recht verstanden; eine Zu rückerstattung der Kosten an die Kreisvororte wäre doch zu um ständlich, richtiger sei es, einen bestimmten Satz an die Kreis kassen, welche er durchaus für keine so große Last hält wie Miller-Bremen, abzuführen, sonst müssen die Kreisvorstände sich bei jeder Ausgabe erst nach Berlin wenden. Porto von den Bei trägen abzuziehen, sei überhaupt unzulässig. Brandt-Görlitz empfiehlt, die Punkte 12 und 14 anzunehmen mit der Maßgabe, daß den Kreisen ein Drittel ihrer Beiträge zu stehen solle, ganz gleichgiltig, ob sie die Beträge verbrauchten oder nicht. IVillmann Bautzen schließt sich diesen Ausführungen an, die Kreise müßten auch Mittel haben, wenn sie mitarbeiten sollten. Das Porto müßten die einzelnen Vereine selbst tragen. Schmidt-Breslau: Den Vororten seien, wie dies auch richtig, Portokosten für Sendungen im Interesse des Verbandes immer ersetzt worden, dies würde auch selbstverständlich so bleiben müssen. Wenn es sich in seinem Kreise um größere Ausgaben, z. B. bei Vorträgen, gehandelt habe, wäre immer erst die Zentrale gefragt worden, in welchem Umfange die Kosten für Referenten usw. gezahlt würden. Schmidt-Leipzig behauptet, auf dem letzten Vertretertage in Leipzig sei ein Beschluß gefaßt, daß Portokosten für Rund sendungen usw. von den Vereinen zu tragen seien, also nur franko gegen franko zu senden seien. Seifert-Kassel spricht auch dafür, daß die Vereine gegen seitig franko senden, schon wegen der Vereinfachung der Ge schäftsführung. Görnitz Berlin (Sammlungsleiter) bestätigt, daß bisher alle Sendungen bis auf eine in Berlin frankiert eingegangen seien. Ragier-Düren sagt, es sei zwar in Leipzig kein dahingehender Antrag angenommen, jedoch sei die Sache besprochen worden, und man habe sich dahin geeinigt, daß jeder Verein sein Porto selbst bezahlt. Zettel-Nürnberg rügt, daß Donauwörth an Nürnberg unfrankiert gesandt habe. Schmidt Leipzig und Retz-Braunschweig bleiben bei der von anderer Seite angezweifelten Behauptung, daß in Leipzig ein die Portofrage regelnder Beschluß gefaßt sei. Wengenroth-Gelsenkirchen hält es für selbstverständlich, daß Ausgaben, die für den Verband gemacht werden, zu vergüten seien, wenn auch keine bestimmten Sätze dafür ausgeworfen würden. Schwarz-Leipzig bittet zur Sache zurückzukehren, was auf dem Leipziger Vertretertage beschlossen sei, müsse ja das Protokoll ergeben. Könitzer-Berlin: Die Kreise könnten ja eine Summe etwa in Höhe der voraussichtlichen Auslagen zurückbehalten und diese sich später abziehen. Schwarz-Leipzig wünscht genaue Fassung bei Bestimmung der den Kreisen zur Verfügung stehenden Summen, man dürfe diesen auch nicht zu viele Freiheiten gewähren. Ragier-Düren ist nicht für Festlegung einer bestimmten Summe, möchte die Höhe derselben nur von Fall zu Fall fest gestellt haben, da der eine Kreis mehr, der andere wieder weniger brauchen würde. Keysers Köln empfiehlt, keinen bestimmten Betrag festzu legen, die Kreise sollten ihre faktischen Ausgaben buchen und dann bei Ablieferung der Beiträge zurückbehalten. Könitzer-Berlin: Es ist also die Frage: Sollen die Kreise mehr Mittel zur Verfügung bekommen, wenn ja, soll dies eine bestimmte Summe sein? Miller-Bremen fürchtet für den Hauptkassierer große Schere reien, wenn an die Kreisvororte vielleicht ein Drittel ihrer Soll einnahmen zurückgezahlt werden soll, da einzelne Vereine sehr unpünktlich ihre Beiträge zahlten. Brand-Görlitz bringt folgenden Zusatzantrag ein: »Den Kreis vertretern steht in der Regel ein Drittel der Einnahmen zur Verfügung.« Schtvarz-Leipzig stellt sich die Erledigung für den Kassierer garnicht so schwer vor. Der Hauptkassierer habe die Beiträge von den Kreisvertretern zu verlangen, die das Einkassieren von den Vereinen zu besorgen hätten, sodaß also die Gelder des Kreises am Kreisvororte zusammenfließen, dieser könne dann zwei Drittel dem Hauptkassierer einsenden und das andere für seine Ausgaben zurückbehalten, am Hauptorte würde dadurch die Abrechnung sogar erleichtert. Brand-Görlitz hält die Verrechnung auch nicht für so schwierig, es sei doch nur festzustellen: so und so viel an Ein nahmen hätte ein Kreis, folglich käme ihm die und die Summe für seine Zwecke zu, die Bewegungsfreiheit der Vororte würde dadurch in erfreulicher Weise gefördert. Hoffmeister-Prankfurl a. M. spricht sich etwa im selben Sinne wie Schwarz-Leipzig aus, er wünscht den den Kreisen zu kommenden Betrag nach Maßgabe der Mitgliederzahl festgestellt. Kwasnick-Kattowitz bittet, den kleinen Vereinen die Mittel nicht zu sehr zu beschneiden, denn gerade diese hätten am schwersten zu kämpfen. Für den Kreis Breslau sei es aus diesem Grunde besonders nötig, über genügende Mittel ver fügen zu können. Reichenbach-Jena tritt auch für die kleinen Vereine ein, da mit sie in der Lage seien, besser zu werben, er für sein Teil verspreche für Jena guten Erfolg. Es ist ein Antrag auf Schluß der Verhandlung gestellt. Brand-Görlitz verzichtet aufs Wort. Bel der Abstimmung wird Punkt 14 mit dem Zusatzantrag Görlitz: »Den Kreisvororten stehen in der Regel ein Drittel der Einnahmen zur Verfügung« angenommen. Vorsitzender Könitzer schlägt vor, da es beinahe 3 Uhr ge worden sei, die Mittagspause jetzt eintreten zu lassen. Die Teil nehmer begeben sich In den Buchgewerbesaal, wo sie bei ge meinsamer Mittagstafel in heiterer Unterhaltung mit Ansprachen und Liedern bis gegen 5 Uhr zusammenblieben. Am Schluß der Tafel fordert der Vorsitzende die Vertreter auf, sich doch Immer zu überlegen, ob nicht dieser oder jener noch zur Be ratung stehende Antrag schon jetzt hinfällig geworden sei, da mit dieselben beizeiten zurückgezogen würden und die folgenden Verhandlungen nicht unnütz in die Länge gezogen werden. Fortsetzung folgt. Der Elektrotypograph, welcher lange Zeit hindurch im Leipziger Buchgewerbehaus ausgestellt war, ist nun zurück gezogen worden, und die Schuckert-Gesellschaft in Nürnberg, welche im Jahre 1900 von dem Erfinder Mray-Rozr die Patente erworben, hat diese nun nach Amerika verkauft, also allem An scheine nach das Unternehmen fallen lassen. (Oesterreichisch-Ungarische Buchdrucker-Zeitung) Gefängnisdruckereien. Nachdem die Hamburger Gefängnis druckerei den Unwillen der Buchdruckereibesitzer erregt hat, lenkt die Korrektionsanstalt zu Glückstadt die Aufmerksamkeit auf sich, da in der Druckerei dieser Anstalt etwa 40 Korrigenden beschäftigt werden und drei Schnell-, zehn Tiegeldruckpressen und eine vollständige Stereotypieeinrichtung vorhanden sind.