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Nr. a8 PAPIER-ZEITUNG Zunahme an Reißlänge in Prozenten durch Stärkezusatz Tabelle 12. Stärkemenge Baumwollstoff Zellstoff 6 v. H. Stärke 12 16 10 v. H. Stärke — 24 5 v. H. Stärke (2 v. H. Harz) 13 13 5 v. H. Stärke (5 v. H. Harz) 13 22 Die Dehnung erfuhr durch Stärkezusatz im Stoff im all gemeinen eine Zunahme; doch möchte ich den Dehnungswerten hier weniger Bedeutung beimessen, da diese bei Handpapier von mancherlei Zufälligkeiten beeinflußt werden können. Bei der Falzzahl zeigt sich ein auffallender Unterschied in dem Verhalten der beiden parallel verwendeten Faserarten gegenüber der Stärke, und zwar sowohl bei Zusatz der Stärke im Stoff, wie bei Oberflächenleimung. Während der Baumwoll stoff durch den Stärkezusatz in allen Fällen eine erhebliche Zunahme an Falzzahl aufweist, ergibt sich bei dem Zellstoff eine ebenso deutlich ausgeprägte Einbuße an Falzzahl. Zunahme, bezw. Abnahme an Falzzahl in Prozenten bei Stärke- Tabelle 13. zusatz bezw. Oberflächenleimung Stärkezusatz Baumwollstoff Zellstoff 6 v. H. im Stoff + 52 -38 10 v. H. im Stoff — — 42 5 v. H. im Stoff (2 v. H. Harz) + 59 -5i etwa 20 v. H. an der Oberfläche + 32 —52 6 v. H. im Stoff und etwa 20 v. H. an der Oberfläche - 102 — 79 Eine haltbare Erklärung für diese eigentümliche Erscheinung zu finden, dürfte ohne eingehende experimentelle Behandlung der Frage schwer sein. Auf alle Fälle lehren die Versuche, daß Stärke als Mittel zur Erhöhung der Falzzahl mit Vorsicht zu gebrauchen ist, da sie hier auch in negativem Sinne wirken kann. Durch Oberflächenleimung hat die Reißlänge des un geleimten Papiers sowohl bei Verwendung gewöhnlichen Kleisters, als besonders bei der von »löslicher« Stärke eine deutliche Zunahme erfahren. Durch Alkalistärke wurde die Reißlänge nicht verändert. Das mit 2 v. H. Harz vorgeleimte Papier hat bei Nachleimung mit gewöhnlichem Kleister eben falls keine Veränderung der Reißlänge erfahren. Die Dehnung ging, wie bei der Lufttrocknung zu erwarten war, beträchtlich In die Höhe. Die Falzzahl ist bei dem ungeleimten Baumwollstoff nach oben, bei dem ungeleimten Zellstoff nach unten gegangen, eine Erscheinung, die sich bei dünnem (1,25 prozentigem) Kleister (siehe Tabelle 2) wenig, bei dickerem (etwa roprozentigem) Kleister (siehe Tabellen 5 und 13) scharf ausprägte. Bel dem vorgeleimten Papier blieb die Falzzahl praktisch unverändert. Der beim Zusatz von Alkalistärke im Stoff so scharf hervor getretene nachteilige Einfluß auf die Falzzahl des Zellstoffs hat sich hier bei der Oberflächenleimung weniger bemerkbar ge macht. Wird anstatt der Lufttrocknung Zylindertrocknung an gewendet, so werden sich die Festigkeitswerte von Tabelle 2 wohl niedriger stellen. 1099 Einen Unterschied zugunsten einer der angewandten Stärke arten, der groß genug wäre, um die Verwendung einer andern als der billigsten, nämlich der Kartoffelstärke, zu begründen, habe ich nicht feststellen können. Die Weiße der verschie denen Stärkesorten dürfte — soweit es sich um beste, un gebläute Ware handelt — praktisch gleich sein. Zieht man Sekunda-Ware in Betracht, so liegt hier die Wahrscheinlichkeit vor, daß Weizenstärke durch größeren Klebergehalt trüber ge färbt ist als Kartoffelstärke. Die Reißstärke scheidet des hohen Preises wegen in Ermangelung besonderer Vorzüge wohl aus. Ein ausgesprochener Unterschied zwischen den verschie denen Anwendungsarten von Stärke in ihrem Einfluß auf Reiß länge und Dehnung liegt nach den Versuchen nicht vor. Die bei Verkleisterung und noch deutlicher bei weitergehender Auf schließung der Stärke eintretende Erhöhung der Bindekraft wird aufgehoben durch die damit Hand in Hand gehende Löslichkeit; die weitere Folge ist ein höherer Stärkeverlust, der seinerseits wieder nachteilig auf die absoluten Festigkeitswerte wirkt. Außerdem gibt die mit Alkali gequollene Stärke, wenn nicht ganz eisenfreie schwefelsaure Tonerde und eisenfreies Wasser in Anwendung kommen, dem Papier einen gelblichen Ton. Schließlich wurde die Falzzahl bei dem Zellstoff (siehe Tabelle 1 B I 4 und B II 4) durch die Alkalistärke noch ungleich tiefer herabgedrückt als durch die übrigen Stärke-Anwendungs arten. Bel Anwendung der Stärke in Form von Kleister scheint der Stoff allgemein etwas mehr schmierig zu werden, das Wasser geht schwerer weg, und die Füllstoffausbeute geht hoch. Daß durch verkleisterte Stärke auch feine Fäserchen zurück gehalten werden, ist nach dem Verhalten der Füllstoffkörner wohl anzunehmen (einen zahlenmäßigen Nachweis dafür zu er bringen, dürfte jedoch nicht möglich sein). Anderseits ist der Umstand, daß die Verkleisterung der Stärke gegenüber roh zu gesetzter Stärke keinen deutlichen Unterschied in der Falzzahl lieferte, nach meiner Ansicht ein Beweis dafür, daß eine merk bare Verbesserung des Faserverbandes im Papier durch die vorherige Verkleisterung der Stärke nicht erfolgt ist; denn gerade der Falzer gibt über den Einfluß, den kleine Ab änderungen bei der Herstellung von Papier auf dessen Eigen schaften ausüben, am sichersten Aufschluß. Beim Verkleistern von Stärke bilden sich, wenn nicht vor sichtig zu Werk gegangen wird, leicht Klümpchen, die sich auch im Holländer nicht mehr lösen und dann als helle Flecke im Papier erscheinen. Bei Verwendung der Stärke in rohem Zu stand erscheint dies ausgeschlossen, wenn die Stärke zeitig in den Holländer gegeben wird. Für Fabriken, die viel Stärke verarbeiten, ist vielleicht noch in Betracht zu ziehen, daß bei Ablagerung von Stärke in Rohr leitungen oder bei Aufbewahrung von Fangstoff die rohe, un verletzte Stärke einen bedeutend schlechteren Nährboden für Pilzwucherungen abgeben wird als die verkleisterte oder sonst wie aufgeschlossene Stärke. Nach all dem vorstehend Gesagten möchte Ich von den ver schiedenen Anwendungsarten der Stärke zunächst der ein fachsten und billigsten das Wort reden, nämlich die Stärke im Holländer roh zuzusetzen und nur bei beschwerten Papieren die Stärke in Kleisterform anzuwenden. Auf alle Fälle ist beim Verkleistern Vorsicht geboten, da von Kartoffel- und Weizen stärke selbst bei nur kurzer Einwirkung von Siedehitze nicht unbeträchtliche Mengen in Lösung zu gehen scheinen. Nach den bisherigen Ergebnissen erscheint es nicht unmöglich, durch planmäßig weiter fortgesetzte Versuche bei einer bestimmten Temperatur und Kochdauer eine Uebergangsform zwischen roher und verkleisterter Stärke zu finden, die deren gute Eigenschaften in sich vereinigt. * * * Wie schon eingangs erwähnt, war ich bestrebt, die an der Papiermaschine gegebenen Verhältnisse beim Schöpfen an der Bütte möglichst genau einzuhalten. Dies ist natürlich nicht in vollkommener Weise möglich. Insbesondere liegen die Ver hältnisse an der Schöpfbütte für die Ausbeute an Stärke be deutend günstiger als an der Papiermaschine, da beim Schöpfen die durch die Siebmaschen gegangene Stärke unmittelbar in den Stoff zurückgelangt, während das Abwasser an der Papier maschine einen bald längeren, bald kürzeren Weg durch Rohr leitungen, Stoffänger usw. zurückzulegen hat, wobei es ohne Stärkeverluste nicht abgeht. Auch kann auf dem Weg zwischen Holländer und Langsieb, z. B. bei Sandfängern mit wenig Ge fälle, Stärke, wenn sie roh zugesetzt ist, liegen bleiben und da durch das Verhältnis In der Ausbeute zwischen roher und ver kleisterter Stärke eine Verschiebung erfahren. Ferner ist es im Laboratorium wohl kaum möglich, festzustellen, ob nicht bei einer bestimmten Anwendungsart der Stärke die Faserausbeute sich günstiger gestaltet als bei den übrigen Methoden. Ich halte es daher für erwünscht, daß die vorstehend aufgeführten Ver suchsergebnisse und die daraus gezogenen Schlüsse durch Ver gleichsversuche im Großbetrieb unter genauer Bestimmung der dort sich ergebenden Stärke-, Faser- und Füllstoffausbeute nach geprüft und wenn nötig ergänzt werden. Eine weitere interessante Aufgabe dürfte darin bestehen,