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ihm meinen Plan, der sich im Druck befindet, zugehen lassen, und dann stand es ihm frei, seine Gegenansichten zu äußern (wenn er es hätte für gut befunden, meinethalben auch öffentlich), oder sich an den Bestrebungen, wenn sie ihm nicht passen, nicht zu beteiligen. Den Papier-Industrie-Verein kann ich als zur Wahrung der Interessen der Großhändler ausreichend nicht an erkennen, auch sind mir keine anderen größeren Vereini gungen bekannt, die den Zweck so erfüllen oder erfüllen könnten, als es mir wünschenswert erscheint. Ganz recht hat Herr Mr. darin, daß meine Bestrebungen sich zum großen Teil gegen die Preisschleuderei wenden, worin, wie er selbst sagt, »Unglaubliches« geleistet wird. Das allein ist Grund genug, einen Zusammenschluß anzu streben. Außer diesen Schleudereien gibt es noch eine Anzahl anderer Uebelstände im Großhandel, deren Beseiti gung sicher auch viele meiner Berufsgenossen mit Freuden begrüßen würden. Soll gegen das Schleudern etwas er reicht werden, so muß an den Herren Fabrikanten nicht nur ein fester Rückhalt gesucht werden, sondern solche müssen gewissermaßen die Stütze einer solchen Vereinbarung sein. Einsichtige Fabrikanten werden sich auch gern um das Zustandekommen einer Vereinigung deutscher Groß händler bemühen, da sie davon nur Vorteil und Gewinn haben können. Der Herr Einsender meint zum Schluß, der Papiergroß handel sei viel zu umfassend, als daß sich für das ganze deutsche Reich und für jede Papiersorte Bedingungen und Mindestpreise »vom grünen Tisch aus« festsetzen ließen- Wer will das denn machen? Schreiber dieses hat doch davon in seiner Anregung garnicht gesprochen. Der Aus druck »vom grünen Tisch« aus erscheint mir hier unpassend oder mindestens voreilig. Man sagt: »vom grünen Tisch aus«, wenn man jemandem die Befähigung absprechen will, eine von ihm übernommene Aufgabe zu lösen, aber nicht ich will die Aufgabe lösen, die hier in Frage steht, sondern die gesamten Großhändler des deutschen Reiches sollen sich daran beteiligen, die halte ich dazu für fähig! F. Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Welchen Einfluß übt die Mitverarbeitung von Stärke auf die Papier eigenschaften aus? Vom Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker 1907 preis gekrönte Arbeit, eingereicht unter dem Kennwort »Attempto«. Von Altred Lutz, Assistent am Kgl. MaterialprQfungsamt, Groß lichterfelde-West Schluss zu Nr. 27 S. 1062 Zusammenfassung Das Kapitel Stärke ist in Hofmanns Handbuch der Papier fabrikation schon ausführlich behandelt, sodaß die nachstehenden Ausführungen teilweise eine Wiederholung bezw. Bestätigung des dort Gesagten bilden müssen. Stärke wird heute bei der Herstellung von Papier vorzugs weise wohl verwendet in der Absicht, dem Papier Griff und Klang zu geben. Daß die Stärke gleichzeitig mehr oder weniger als eine Art von Füllstoff dient, wird meist wohl nur als an genehme Zugabe mit in den Kauf genommen. Und doch kann sich die Mitverwendung von Stärke in vielen Fällen schon durch die Gewichtsausbeute an sich bezahlt machen. Ob dies zutrifft, kann nur von Fall zu Fall unter Berücksichtigung der Stärkeausbeute, des Stärke- und des Papierpreises festgestellt werden. Immer aber ist da, wo es auf möglichst rein weiße, frische Färbung des Papiers ankommt, Vorsicht geboten, da diese bei meinen Versuchen durch Stärke, in welcher Form deren Anwendung auch erfolgte, stets beeinträchtigt wurde. Selbst die roh zugesetzte Stärke bringt einen etwas trüberen Farbton; denn auch sie wird ja auf dem Trockenzylinder in Kleister übergeführt. Bei beschwerten Papieren kann durch Stärkezusatz dem lappig machenden Einfluß der Beschwerung begegnet, und gleichzeitig eine Erhöhung der Füllstoffausbeute erzielt werden. Ferner ist ein Zusatz von Stärke geeignet, dem »Stäuben« und »Rupfen« von Druckpapier vorzubeugen; im allgemeinen wird es jedoch hier für den Stärkezusatz eine obere Grenze geben, von der an die Härte des Papiers größer wird, als mit Rücksicht auf die Druckfähigkeit zulässig ist. Papier nur durch Leimung im Stoff mit Stärke leimfest zu machen, ist mir — wie nach den bisherigen Erfahrungen zu er warten war — bei nicht einem der Versuche gelungen. Selbst der sich mit 2 v. H. Harz tadellos leimende, leicht schmierig gemahlene Zellstoff lieferte mit 10 v. H. Stärkezusatz bei allen drei Stärkearten, gleichviel ob diese roh oder verkleistert an gewandt wurden, ein stark fließendes Papier. Die schon von Illig, dem Erfinder der Harzleimung, ge machte Angabe, daß eine unzureichende Harzleimung durch Stärkezusatz verbessert werden könne, fand ich bestätigt. Ob diese Verbesserung durch die leimende Wirkung der Stärke selbst oder mittelbar durch eine von der Stärke bewirkte Mehr ausbeute an Harz zustande kommt, bleibt noch festzustellen. Ich halte den zweiten Fall für wahrscheinlicher, daß nämlich (wie bei den Füllstoffen) durch die Stärke ein größerer Anteil des Harzes in das Papier übergeführt wird als ohne Stärke zusatz. Nach den Mitteilungen von Wiesner sind in der Zeit vom 8—14. Jahrhundert n. Chr. leimfeste Papiere hergestellt worden, für deren Leimung ausschließlich Stärke in Anwendung kam. Ich habe daher nach den von Karabacek mitgeteilten alten arabischen Rezepten eine Reihe von Leimversuchen vor genommen, die folgendes ergaben: Durch Oberflächenleimung mit Stärke kann an ungeleimtem Papier eine Leimfestigkeit erzielt werden, die den heute üb lichen Ansprüchen vollauf genügt, solange nicht die Forderung gestellt wird, daß das Papier auch an radierten Stellen be schreibbar bleiben soll. Dünne Papiere und solche aus röschem Stoff erhalten zweckmäßig eine schwache Leimung In der Masse. Ob ich — wie das erste der angeführten Rezepte vorschreibt — eine Mischung von Weizenmehl und Weizenstärke oder Welzen stärke allein oder reine Kartoffelstärke anwandte, blieb für die Leimfestigkeit gleich; nur muß der Kleister verhältnismäßig dick (etwa loprozentig) angewandt und in das Papier eingerieben werden, wenn man mit einmaliger Behandlung volle Leim festigkeit erzielen will. Die dem Papier bei obiger Behandlung einverleibte Stärkemenge betrug im Mittel rund 20 v. H. Das mit Stärke an der Oberfläche geleimte Papier beschreibt sich weniger angenehm als harz- oder tierisch geleimtes Papier. Offenbar wird es von der Tinte leichter benetzt, sodaß die Striche sofort beim Schreiben, also nicht etwa durch nach trägliches Auslaufen breiter werden als bei anders geleimtem Papier. Das mit Zusatz von Weizenmehl gearbeitete Papier zeigt diese Erscheinung weniger, offenbar weil durch den Kleber die Benetzbarkeit des Papiers verringert ist. Ob ein Stärkezusatz geeignet ist, den Glanz des Papiers zu erhöhen, vermag ich auf Grund der Laboratoriumsversuche nicht zu entscheiden. Die Behauptung, daß gestärktes Papier mehr hygroskopisch sei als stärkefreies, veranlaßte mich zu nachstehenden Trocken gehaltsbestimmungen an Papieren aus Tabelle 3 bezw. 9. Feuchtigkeitsgehalt der bei 65 v. H. relativer Luftfeuchtigkeit gelagerten Papiere in Prozenten, ermittelt durch 4 stündiges Tabelle n. Trocknen bei ioo° C. Angewandte Stärke-Arten Kartoffel stärke Welzen stärke Reis stärke Mittel Stärke roh zugesetzt 8,94 8,92 8,83 8,90 Stärke als Kleister zugesetzt 8,37 8,5° 8,75 8,54 Mittel 8,66 8,71 8,79 8,72 Der Feuchtigkeitsgehalt des aus derselben Holländerfüllung, jedoch ohne Stärke geschöpften Papiers betrug 8,88 v. H. Durch die Stärke ist also eine Aenderung im Feuchtigkeitsaufnahme- vermögen des Papiers nicht eingetreten. Der etwas geringere Feuchtigkeitsgehalt des mit Zusatz der Stärke in Kleisterform gearbeiteten Papiers berechtigt wohl kaum zu dem allgemeinen Schluß, daß diese Stärkeanwendungsart weniger hygroskopisches Papier liefere. Auch die drei verschiedenen Stärkesorten er gaben keinen Unterschied im Feuchtigkeitsgehalt des Papiers. Die Arbeiten von Wiesner bieten auch über die Frage der Haltbarkeit der Stärke wertvolles Material. Einerseits wird darin festgestellt, daß eine ganze Anzahl alter arabischer, nur mit Stärke geleimter Papiere bis auf die heutige Zeit be schreibbar geblieben ist; anderseits wurde beobachtet, daß die Stärke — wahrscheinlich durch Fermentorganismen — teilweise in Dextrin übergegangen war. Diese letzteren Beobachtungen dürften jedoch wohl kaum Grund zu Bedenken gegen die An wendung von Stärke auch zu besseren Papieren geben; es ist vielmehr, wie auch Wiesner betont, zu verwundern, daß sich während rund 1000 Jahren die Stärke bezw. der Kleister in so vielen Papieren unverändert erhalten haben. Auf die zahlenmäßig auszudrückenden Festigkeitseigen schaften von Papier hat die Mitverwendung von Stärke im all gemeinen günstig gewirkt. Die Reißlänge hat durch den Zusatz von Stärke im Stoff, in welcher Form die Anwendung auch erfolgte, in allen Fällen zu genommen (siehe Tabellen 1 und 3). Die in nachstehender Ta belle angeführten Werte für den Zuwachs an Reißlänge bilden das Mittel aus den Werten für die verschiedenen Anwendungs formen aus Tabellen 1 und 3.