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(tt’ Nr. 37 PAPIER-ZEITUNG 1459 Fensterumschläge Zu Nr. 35 S. 1376 Aus Bonn Ich sende Ihnen einliegend ein Master eines Pergamyn- Umschlags, der die Absätze 3. 4 und 5 des Aufsatzes in Nr. 35 widerlegt. Dieser Briefumschlag läßt sich mit Tinte gut beschreiben, die Tinte trocknet genau so schnell wie auf gewöhnlichem Schreibpapier, auch Blei- und Tintenstiftschrift ist gut sichtbar, und an der Klebefähigkeit ist nichts auszusetzen. Dabei ist das Papier so durchsichtig, daß die hiesige Postdirektion die Ver wendung dieser Umschläge als »Fensterumschläge« ohne weiteres genehmigte. J. B. W. Maschinensetzer und Arbeitslosigkeit In den Gehilfenorganen findet man öfters Mitteilungen, daß in manchen, besonders größeren Druckorten arbeitslose Ma schinensetzer anzutreffen sind. So wurde kürzlich aus Berlin berichtet, das daselbst gegenwärtig 14 Linotype- und 9 Typograph- setzer stellenlos sind. Das ist auffallend, denn im allgemeinen herrscht doch die Ansicht, daß ein Maschinensetzer infolge der ständigen Ausbreitung der Setzmaschinen überhaupt nie in Arbeitsmangel geraten könnte. Die Ursache dieses Arbeits mangels scheint darin zu liegen, daß sich eine größere Zahl von Setzern an bestimmten Setzmaschinen ausgebildet hat, deren Verbreitung nicht im gleichen Maße mit der Anzahl der sie be dienenden Arbeitskräfte gewachsen ist. Dadurch tritt allmählich eine Verminderung der Arbeitsgelegenheit ein, die unter Um ständen für die Betroffenen schwere Schädigungen im Gefolge hat. Wäre es für solche Maschinensetzer daher nicht zweck mäßig, sich noch an einem andern Setzmaschinensystem auszu bilden? So hört man allgemein klagen, daß zur Bedienung der Lanston-Monotype nicht genügend tüchtige Kräfte vorhanden sind. Durch Beherrschen verschiedener Setzmaschinensysteme ist dem einzelnen aber auch mehr Schutz gegen die Wechsel fälle des Lebens geboten. Ein Maschinenschreiber beschränkt sich auch nicht auf das Erlernen nur eines Schreibmaschinen systems, und ein tüchtiger Maschinenmeister wird ebenfalls ver suchen, sich die Kenntnis mehrerer Druckmaschinenbauarten anzueignen, um eben nach jeder Richtung hin leistungsfähig zu sein. p. Neue Typensetzmaschine? Wie der »Inland Printer« dem »Editor and Publisher« entnimmt, soll wieder eine neue, alles bisher Dagewesene überflügelnde Typensetzmaschine gebaut werden. Diese Maschine, welche den Namen »Brand Typensetz maschine« führt und von der Wood & Nathan Company in Chicago unter der Leitung des Ingenieurs F. Amos Johnson ge baut werden soll, stellt eine Art verbesserter Monotype dar. Sie soll indessen eine sog. Einmann-Maschine sein, Tast- und Gießteil sind vereinigt und stellen ein Ganzes dar ähnlich den Zeilengießmaschinen. Sie braucht keine Preßluft für die Lochungen und somit wird auch der perforierte Papierstreifen überflüssig. Das Tastbrett soll doppelt soviel Zeichen enthalten wie bei det Monotype. Ihre Leistung soll der der Linotype entsprechen, am. Die Innung Dresdner Buchdruckereibesitzer hielt am 24. April ihre gut besuchte Vierteljahrs-Versammlung ab. Dem Bericht des Vorsitzenden, Herrn Heinrich Niescher, über die Vorgänge im letzten Vierteljahr Ist zu entnehmen, daß 5 Firmen der Innung neubeigetreten sind, ihre Mitgliederzahl beläuft sich damit auf 89. Bei 6 Jubiläen nahm die Innung Gelegenheit, die Jubilare zu beglückwünschen. Von der Familie »L.-S.« ist der Gutenberg-Jubiläums-Kasse der Innung eine Schenkung von 1800 M. geworden; die Erträgnisse daraus sollen mit zur Heran bildung tüchtiger leistungsfähiger Lehrlinge bezw. Gehilfen dienen und insbesondere zu Auszeichnungen an strebsame und durch gutes Betragen sich ausgezeichnete Innungslehrlinge nach gut bestandener Gehilfenprüfung Verwendung finden. Den warmherzigen Stiftern wurde Dank zum Ausdruck gebracht. Die Anstellungsverträge für den neuen Fachschuldirigenten und den Innungsbeamten fanden die Genehmigung der Versammlung. Sodann gelangte das anerkennenswerte Vorgehen des Herrn Oberbürgermeisters Beutler im Submissfonswesen und die vom Kunstgewerbe-Verein Dresden veranstaltete, leider nur wenig beschickt gewesene Ausstellung In Buch- und Steindruckarbeiten und die Prämiierung hierbei zur Besprechung, ebenso die Er richtung einer Berechnungsstelle in Dresden seitens des Bezirks vereins des Deutschen Buchdrucker-Vereins. An diese haben fortan alle Beschwerden aus dem Konkurrenzgebiete zu ergehen, sodaß sich das Innungs-Ehren- und Schiedsgericht für die Folge nur noch mit reinen Innungssachen befassen wird. Solche Neu verteilung der Kosten des paritätischen Arbeitsnachweises wird angestrebt, daß alle Firmen der Kreishauptmannschaft Dresden, die den Arbeitsnachweis benutzen können, auch zu den Kosten beitragen, während bisher die Innungsmitglieder den seitens der Prinzipale aufzubringenden Teil allein trugen. Beim Tarif kreisvertreter führte die Innung Beschwerde darüber, daß sich tariftreue Gehilfen vielfach anstatt an das Tarifschiedsgericht an das Gewerbegericht mit Klagen wenden; gehilfenselts wurde darauf Abstellung zugesichert. Für Ende Juni wurde die Be sichtigung einer hiesigen dem Fach nahestehenden Fabrik in Aussicht genommen, derartige Veranstaltungen sollen die Kol legen einander näher bringen. Zum Empfange der französischen Buchdrucker, welche im Juni auch Dresden einen Besuch ab zustatten gedenken, wurden dem Vorstand die weiteren Be schlüsse überlassen. Ferner gab der Vorsitzende Kenntnis von den Berichten der Gewerbekammer, den am Orte erfolgten Niederlassungen von Druckereien, wie vom Gewerbeamt ge meldet. dem Gerichtsentscheid, daß unterstempelte Lehrverträge ohne Unterschrift ungiltig seien, der Auszeichnung der Fach schule auf der Internationalen typographischen Ausstellung in Mailand durch die silberne Medaille, und von dem Lehrmittel- Angebot des Herrn Julius Mäser-Leipzig. Nach dem an schließenden Berichte des Herrn Otto Franke über die ab gehaltene Gehilfenprüfung wurden durch den Vorsitzenden 43 Auslernende, welche die Gehilfenprüfung bestanden, unter Ermahnungen und Ueberreichen der Lehrbriefe, Prüfungszeug nisse und Prämien an die 6 besten Prüflinge feierlich von der Lehre losgesprochen. — Eingehend berichtete darauf Herr Emil Boden über die Fachschule, die Osterprüfungen und die Ver abschiedung des Fachschuldirigenten Götze, der Bericht klang aus in dem warmen Appell an die Mitglieder, der Fach schule, die so schöne Erfolge zu verzeichnen hat, fortgesetzt reges Interesse entgegenzubringen. Herrn Direktor Götze wurde für die langjährige ersprießliche Tätigkeit an der Schule seitens der Versammelten durch Erheben von den Sitzen gedankt. — Die Tätigkeit des Arbeitsnachweises, der im verflossenen Vierteljahre recht rege in Anspruch genommen wurde, gelangte durch Herrn Otto Franke zum Vortrag. — Nach der Versamm lung, zu der die Gehilfenprüfungs-Arbeiten und Zeichnungen der Fachschüler ausgestellt waren, blieben die Kollegen in ge selligem Verkehr zusammen. Unfälle in Berliner Buchdruckereien. In einer großen Zeitungs druckerei war der Stereotypeur Sch. an der Citoplate be schäftigt, als beim Abschneiden des Angusses einer Zeitungs platte, was die Maschine selbständig verrichtet, ein etwa 15 Pfd. schweres Metallstück in die Höhe flog und den Sch. im Gesicht verletzte. — In einer andern Zeitungsdruckerei schnitt sich der Buchbinder Sch. beim Bedienen der Schneidemaschine mit dem Messer die Spitze des linken Daumens ab. — In der Buch druckerei M. & K. machte sich ein Arbeitsbursche unbefugter weise an der Kreissäge zu schaffen, um Holz zu zerschneiden ; dabei kam er dem Sägeblatt zu nahe und verletzte sich an beiden Händen. — Auch an Tiegeldruckpressen haben sich in letzter Zeit wiederholt Unfälle ereignet, bei denen die Anleger oder Anlegerinnen mit den Händen zwischen Druckform und Tiegel gerieten und Quetschungen der Finger davontrugen, weil sie über die vorhandene Schutzvorrichtung hinweg oder einem schief angelegten Bogen von der ungeschützten Seite her nach gegriffen hatten. Mehrfach wurde auch beobachtet, daß die Anlegerinnen die Schutzvorrichtung durch Abstellen des An triebsmechanismus unwirksam machten, weil sie ihnen beim Anlegen unbequem war. Für solche Verstöße gegen die Unfall verhütungsvorschriften sind nicht nur die betr. Arbeiter, sondern auch die aufsichtsführenden Personen verantwortlich und können in Strafe genommen werden. Neue Bücher Die hier besprochenen Werke werden in die Bücherei des Papierhauses, Dessauer-Str. 2 eingereiht, welche wie der Lesesaal wochentäglich von 10 bis 1 und 3 bis 6 zur Benutzung frei steht. Fremdwörterkunde. Ursprung, Sinn und Betonung der gebräuchlichsten Fremdwörter von Dr. Hugo Scheeler. Verlag Kameradschaft, Wohlfahrtsgesellschaft m. b. H., Berlin W 9. Preis 50 Pf. Fremdwörterbücher führen im allgemeinen die einzelnen Fremdwörter alphabetisch auf und geben Erläuterungen, wo durch häufige Wiederholungen entstehen, und die Bücher großen Umfang annehmen. Im vorliegenden Werkchen be schränkt sich der Verfasser darauf, häufig vorkommende Be griffe und Wortstämme anzuführen, den entsprechenden Stamm in der lateinischen und griechischen Sprache wiederzugeben und darunter alle gebräuchlichen Fremdwörter aufzuzäblen, welche von dem entsprechenden lateinischen oder griechischen Stamm abgeleitet werden. Das Büchlein kann allerdings nicht als Nachschlagewerk dienen, wer es jedoch durcharbeitet, erfährt den Stamm und den Zusammenhang der gebräuchlichsten Fremd wörter und wird durch diese Kenntnis befähigt, die Fremdwörter richtig zu deuten und auch richtig auszusprechen, denn der be tonte Selbstlaut ist in jedem Wort durch fetten Druck hervor gehoben. Im ganzen führt das Büchlein 200 Stammworte auf.