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0) APIER-UERARBEIT UNG B Bu CH GEWERBE OSI Verband der Deutschen Typographischen Gesellschaften Dritter Vertretertag abgehalten im Papierhaus, Dessauer Straße 2, am 18. 'und 19. April 1908 Zum Empfang der auswärtigen Delegierten hatten sich am Nachmittag des 18. April von 4 Uhr ab Mitglieder der Berliner Typographischen Gesellschaft im Buchgewerbesaal eingefunden. 'Während einige mit den zeitig genug erschienenen Gästen eine kleine Exkursion zur Besichtigung der Stadt unternahmen, waren andere bei Beschaffung von Quartieren usw. behilflich. Um 8 Uhr abends fand eine gemeinsame Sitzung der Kreisvertreter mit dem Arbeitsausschuß statt zwecks Klärung der allgemeinen Sachlage; man einigte sich auf einer Grundlage, auf der die vor handenen Unstimmigkeiten in der Haupttagung am besten be seitigt werden könnten. Diese Besprechung zog sich bis in die zwölfte Stunde hin. Bei den folgenden Vorberatungen sprach der Vorsitzende der Berliner Typographischen Gesellschaft in seinen einleitenden Worten die Hoffnung aus, daß es gelingen werde, dem nun 41/2 Jahre bestehenden Verband über die Kinderkrankheiten hin wegzuhelfen. Indem er den auswärtigen Gästen ein frohes Will kommen zurief, wünschte er, daß alle Vertreter befriedigt Berlin verlassen mögen. In längerer Diskussion wird festgestellt, daß die Anträge vielfach in den einzelnen Gesellschaften nicht durchberaten waren, da bei der Zusendung nicht die satzungs gemäße Frist eingebalten sei. Erler-Berlin gibt dies zu. Man müsse berücksichtigen, daß noch nach dem 31. März Anträge eingelaufen seien, auch durch andere Zufälligkeiten sei die Sache verzögert. Schzvars Leipzig fragt, ob morgen auch Anträge beraten werden sollten, die nicht ordnungsgemäß gestellt sind. Ob z. B. der von Berlin gestellte Antrag endgiltig sei, oder ob morgen noch Zusatzanträge zu erwarten und zulässig sein sollten. Schmidt-Breslau ist dafür, daß etwa noch zu stellende An träge mitberaten werden; es könne nur der Sache dienen, wenn morgen den Vertretern gestattet sei, ihnen nützlich erscheinende Anträge einzubringen. Kirstein-Leipzig bittet für die Hauptverhandlung um das erste Wort, damit er das Vorgehen der Leipziger Gesellschaften zuerst rechtfertigen könne. Es wird beschlossen, alle morgen noch eingehenden An träge zur Diskussion zu stellen, während ein Antrag auf vor herige Kommissionsberatung abgelehnt wird mit der Begründung, daß dadurch die Verhandlungen nur verschleppt würden. Die von der Berliner Typographischen Gesellschaft unterbreitete Geschäftsordnung wird angenommen. Für die Leitung der Hauptverhandlung werden vier Herren gewählt. Außerdem werden zwei Herren zur Prüfung der Mandate und drei Herren als Diätenkommission gewählt. Bei der vorgerückten Zeit blieb für das nun folgende pro grammgemäße zwanglose Zusammensein nicht mehr viel Zeit, und bald verschwand mancher, um auszuruhen, mancher, um noch einige Berliner Nachteindrücke zu sammeln. Am Morgen des ersten Osterfeiertages, teilweise schon vor acht Uhr, hatte sich eine erkleckliche Anzahl der Gäste im Papierhaus eingestellt, um vor Beginn der Verhandlungen noch schnell etwas von Berlin zu sehen. In Eile wurde mit Hoch- und Untergrundbahn, Stadtbahn und Autoomnibus eine Rund fahrt ausgeführt, um rechtzeitig zur Sitzung zur Stelle zu sein. Die Tagung am 19. April im Festsaal des Papierhauses Das am Vorabend für die Dauer der Verhandlungen gewählte Bureau bestand aus den Herren: Könitzer-Berlin, I. Vorsitzender; Gunkel-München, II. Vorsitzender; Boldt-Berlin, I. Schriftführer; Schmiedchen-Berlin, II. Schriftführer. Zu Mandatsprüfern sind ernannt die Herren Schultes-Breslau und Trenkner-Hamburg. Zur Diätenkommission gehören die Herren Keysers-Köln, Richter- Leipzig und Niethammer-Stuttgart. Vertreten sind folgende Vereine: Kreis Berlin (14 Stimmen): Berlin, Typograph. Gesellschaft (Vertreter: Könitzer) 4 Stimmen; Braunschweig, Typograph. Ge sellschaft (Bosse) 2, Typograph. Vereinigung (Retz) 2; Magde burg, Graphische Gesellschaft (Schrader) 3; Posen, Fachverein (Wieseler) 2; Stettin, Typograph. Gesellschaft (Scholwin) 1. Kreis Breslau (14 Stimmen): Bautzen, Graphischer Klub (Willmann) 1; Breslau, Typograph. Gesellschaft (Schultes) .3; Brieg, Typograph. Vereinigung (Schultes-Breslau) 1; Glogau, Typograph. Vereinigung (Gatz) 2; Görlitz, Graphischer Klub (Brandt) 2; Kattowitz, Typograph. Vereinigung (Kwasnick) 2; Liegnitz, Graphische Vereinigung (Schmidt-Breslau) 1; Neiße, Typograph. Vereinigung (Schmidt-Breslau) 1; Zittau, Graphische Vereinigung (Spindler) 1. Kreis Pranhjurt a. M. (12 Stimmen): Frankfurt a. M., Typo graphische Gesellschaft (Hoffmeister) 3; Hanau, Typograph. Ge sellschaft (Hoffmeister-Frankf.) 1; Heidelberg, Typograph. Ver einigung (Hoffmeister-Frankf ) 1; Kassel, Graphische Vereinigung (Seifert) 1; Mainz, Typograph. Vereinigung (Isensee) 2; Mann heim, Typograph. Gesellschaft (Hoffmeister-Frankf.) 1; Offen bach a. M., Graphische Gesellschaft (Hoffmeister-Frankf.) 1, Graphische Vereinigung (Reiße) 1; Worms, Graphischer Klub (Schäfer) 1. Kreis Hamburg (8 Stimmen): Bremen, Typographischer Klub (Miller) 2; Flensburg, Typograph. Klub (Trenkner-Hamburg) 1; Hamburg, Typograph. Vereinigung (Horstmann) 4; Hannover, Typograph. Vereinigung (Alberti) 1. Kreis Köln (8 Stimmen): Düren, Typograph. Vereinigung (Ragier) 1; Essen, Typograph. Gesellschaft (Heinen) 1; Gelsen kirchen, Graphische Gesellschaft (Wengenroth) 1; Jülich, Graphische Vereinigung (Ragier-Düren) 1; Köln, Typograph. Verein »Concordia« (Keysers) 4. Kreis Leipzig (17 Stimmen): Altenburg, Graphische Ver einigung (Köhler) 1; Aschersleben, Graphische Vereinigung (Mußdorf) 1; Dresden, Graphische Vereinigung (Pramann) 3; Erfurt, Typograph. Klub (Abicht) 1; Halle a. S., Graphische Vereinigung (Löschke) 1; Jena, Vereinigter Maschinenmeister- Klub (Reichenbach) 1; Leipzig, Typograph. Vereinigung (Kirstein, außerdem Kretschmar, Richter, Ziemke) 4, Typograph. Gesell schaft (O. Schmidt, außerdem Schwarz, Dünkel, Wetzig) 3; Plauen, Typograph. Gesellschaft (Mühlmann) 1; Weimar, Typo graphische Vereinigung (Fratzscher) 1. Kreis München (9 Stimmen): Augsburg, Graphischer Klub (Blessing) 2; Donauwörth, Graphischer Klub (Blessing-Augsburg) 1; München, Typograph. Gesellschaft (Gunkel) 4; Nürnberg, Typograph. Gesellschaft (Zettel) 2. Kreis Stuttgart (7 Stimmen): Eßlingen, Typograph. Klub (Niethammer-Stuttgart) 1; Freiburg i. Br., Typograph. Vereinigung (Hesse) 1; Karlsruhe, Typograph. Vereinigung (Niethammer- Stuttgart) 1; Stuttgart, Graphischer Klub (Niethammer) 4. h Zusammen 51 Vereinigungen mit 89 Stimmen. Der Vorsitzende Könitzer-Berlin eröffnete die Sitzung am 11 Uhr vormittags; er legte mit kurzen Worten dar, daß der Verband der Deutschen Typographischen Gesellschaften bis heute die Notwendigkeit seines Bestehens bewiesen habe. Er hofft, daß die Verhandlungen zum allgemeinen Guten dienen und die Arbeiten von nun an wieder rüstig vorwärts gehen mögen. Ferner gedenkt er dankend des Erbauers des Papier hauses, das allen Buchgewerblern eine Heimstätte bietet, Herrn Geheimen Regierungsrat Hofmann, der es auch der Berliner Typographischen Gesellschaft ermöglicht habe, ihren Gästen heute solche schönen Räume zur Verfügung stellen zu können. Er empfiehlt dann, dem gestern seitens der Leipziger Vertreter geäußerten Wunsche entsprechend, ihnen vor Eintritt in die Be ratungen das Wort zu erteilen zur Darlegung der Gründe, welche den Antrag auf Einberufung dieses außerordentlichen Vertretertages veranlaßten. Schmidt-Breslau wünscht, daß Leipzig im allgemeinen Inter esse auf seine Auseinandersetzungen, die ja bekannt sind, ver zichtet. Man solle gemachte Fehler wieder gut zu machen suchen und sich möglichst auf Durchberatung der gestellten Anträge beschränken. Kirstein-Leipzig will gern auf- das erste Wort verzichten, wenn es Leipzig gestattet sein soll, bei Beratung der ent sprechenden Anträge sein Vorgehen zu begründen. Erler-Berlin berichtet kurz, daß in Berlin trotz gegenteiliger Behauptung gearbeitet worden sei, und verweist auf die im Februar herausgegebenen Mitteilungen. Selbstverständlich lege er sein Amt als Vorsitzender des Verbandes nieder, möchte im übrigen jetzt von großen Auseinandersetzungen absehen, ist jedoch bei Durchberatung der Anträge bereit, die nötigen Auf schlüsse zu geben. Auch Herr Rinck wird in der Lage sein, zur Aufklärung von Zweifeln über die Kassenverhältnisse bei zutragen. Praktisch für den Gang der Sache hält Redner es, die Anträge 1 und 2 vorläufig zurückzustellen und mit Punkt 3 zu beginnen. Bosse-Braunschweig fragt, ob etwa Vereine vertreten seien, die ihre fälligen Beiträge noch nicht gezahlt hätten. Wenn dies