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17 000 Morgen (10 000 Acres) Wald gestohlen Unter obiger Ueberschrift wird im Paper Trade Journal aus Quebec in Kanada, 31. März 1908, ein eigenartiger Vor fall berichtet. Ein französischer Holz-Spekulant namens Micquelon ließ durch 115 Personen aus verschiedenen Teilen der Provinz ebensoviele Homestead lots (Heimstätten für Ansiedler) in den Wäldern Kanadas belegen und veranlaßte diese Leute, ihm das so erworbene Land für eine unbedeutende Vergütung zu übereignen. In den Vereinigten Staaten wie in Kanada werden nämlich seit jeher die zur Ansiedlung bestimmten Ländereien im Umfange von 80—100 Acres an Leute ab gegeben, die sich verpflichten, darauf Häuser zu errichten und das Land urbar zu machen. Von dieser Bestimmung soll Micquelon Gebrauch gemacht haben, um 10000 Acres beinahe umsonst an sich zu bringen. Anstatt das Land urbar zu machen und Häuser zu errichten, holzte er alles ab, veräußerte das so gewonnene Holz und ließ das Land liegen. Eine Abordnung von Landbesitzern, denen auch die Vertreter mehrerer Papierfabriken angehörten, beschwerten sich über diesen Vorfall bei dem Premierminister Gouin. Die Beschwerdeführer hatten umsomehr Anlaß dazu, weil Micquelon mit seinen Ansiedlungen auch Teile von Wäldern in Besitz genommen hatte, die bereits anderen gehörten. Der Minister versprach, die Sache zu untersuchen und bald eine Entscheidung zu fällen. Vertretung von Konkurrenzfabriken Aus London Da die Papier-Zeitung in allen Ländern von Fachleuten ge lesen wird, halte ich mich als Agent im Papierfach verpflichtet, den im Aufsatz »Vertretung von Konkurrenzfabriken« dargelegten Anschauungen entschieden entgegenzutreten. Wer die Verhältnisse im Papierfache hier in London genau kennt, weiß sehr wohl, daß die Darstellungen und die aus er wähntem Artikel gezogenen Schlußfolgerungen unrichtig sind. Die Behauptung, daß, falls A nicht der gleichzeitige Ver treter von B und C gewesen wäre, C nicht den Auftrag er halten hätte, ist irrig, denn hätte 0 einen anderen Vertreter ge habt, dann hätte dieser ebensogut den Auftrag wie A erhalten. Die Redewendung, »der A kann fast alles liefern», sowie die Geschichte vom »zuverlässigen, beliebten Agenten« klingt ja schön, paßt aber garnicht für das hier geltende System. Was würde der Verfasser aus Nr. 33 sagen, falls die Fabrik, die er jetzt vertritt, gleichzeitig hier noch einen andern Ver treter annähme? Würde er das für passend und in seinem Inter esse liegend halten ? Wie kommt es, daß die Agenten hier stets um die »Allein vertretung« einkommen und dies nicht nur in ihren brieflichen Angeboten, oft selbst wenn es nicht wahr ist, erwähnen, sondern oft im Briefkopf gedruckt angebracht haben? Ist es also billig, wenn der »zuverlässige, beliebte Agent, der ja fast alles bat«, neben dieser einen Vertretung eine Kon kurrenzfirma (sehr wahrscheinlich ohne Wissen der fraglichen Fabriken), vertritt? Kann der Fabrik damit gedient sein? Ich meine: nein! Uebrigens gibt es genug Agenten, die nur das Interesse der einen Fabrik wahren können und wollen. Der Standpunkt, den ein Agent zu dieser Frage einnimmt, hängt auch davon ab, ob er ausschließlich Agent ist oder auch Geschäfte für eigene Rechnung macht. M. A. W. Großhändler Unter Hinweis auf meine Anregung in Nr. 23 unter obigem Titel betreffend den Zusammenschluß aller deutschen Groß handelsfirmen (siehe auch Nrn. 26, 28) kann ich heute mitteilen, daß mir von namhaften Firmen aus sehr vielen großen Städten des Reichs Zustimmungen und Angebote zur Mitarbeit zugegangen sind. Ebenso haben an vielen Stellen schon Zusammenkünfte und Vorbesprechungen stattgefunden, die sicher zur Gründung von Orts- oder Bezirksverbänden führen werden. Die bis jetzt stattgehabte Bewegung beweist, daß das Bedürfnis zu einem Zu sammenschluß anerkannt wird. Wer daher sonst noch Interesse an einem Zusammenschluß deutscher Papiergroßbändler hat und sich mit Zweck und Ziel des Verbandes bekannt machen will, der wird gebeten, sich schleunigst an die Schriftleitung der Papier-Zeitung zu wenden, die alles weitere gern veranlassen wird. Firmen, welche sich auch jetzt noch abwartend verhalten wollen, werden darauf auf merksam gemacht, daß späterer Beitritt erheblich kostspieliger sein muß. Es mag ja bequem sein, den Segen fremder Arbeit zu genießen, ohne selbst die Hand gerührt zu haben, aber da mit ist der Allgemeinheit nicht gedient. Die zustimmenden Herren in Berlin, Hamburg, Bremen, Hannover, Rheinland und Westfalen, Leipzig, Dresden, München, Nürnberg, Frankfurt a. M. und an der Oder, Stuttgart, Nörd lingen, Erfurt, Lübeck usw., welche von mir bereits mit Zweck und Ziel des Verbandes bekannt gemacht wurden und ein Pro gramm erhielten, werden, soweit sie sich zur Mitarbeit bereit erklärt haben, hierdurch gebeten, ihre Bemühungen im eigenen engeren Kreise iortzusetzen und in weiteren Zusammenkünften und Besprechungen mit der Gründung von Ortsverbänden, Be zirksgruppen usw. fortzufahren, ferner die ihnen bekannten Aus wüchse im Großhandel sowie Vorschläge zu deren Beseitigung aufzustellen und an das in Bildung begriffene Zentralbureau zwecks weiterer Bearbeitung einzusenden. Letzteres wird in den nächsten Tagen bekanntgegeben. [Berufsgenossen, welche in Sonderplätzen wohnen, werden gebeten, bei der nächsten Hauptsammelstelle Anschluß zu suchen. Diese Hauptsammelstellen werden auch in nächster Zelt bekanntgegeben. Es ist geplant, Gauverbände, über ganz Deutschland geordnet, einzurichten, die sich wieder in Bezirks-, oder Orts verbände zu teilen hätten. Ein Gauverband umschließt die ge samten Großhändler eines Bundesstaates oder einer Provinz, eine Bezirksgruppe etwa diejenigen eines Regierungsbezirks, Ortsverbände kommen nur für vereinzelt liegende große Plätze mit ihren Nebenplätzen in Frage. Jedes Mitglied des Ver bandes kann mit seinen Nebenmitgliedern zwecks Wahrung ge meinschaftlicher Interessen Fühlung nehmen. Beschlüsse von großer Tragweite, welche den ganzen Verband berühren, werden vom Zentralverband, der obersten Geschäftsleitung, ge prüft und bearbeitet und durch Abstimmung zum Gesetz er hoben. Um schnelle und eingehende Verständigung über alle Fragen zu ermöglichen, ist geplant, in einer größeren, leistungs fähigen, verfrauenswerten Druckerei von Zeit zu Zelt Mit teilungen lediglich für die Mitglieder des Verbandes herstellen zu lassen. Der Verband soll durch wohldurchdachte Satzungen eine feste Unterlage bekommen, und die einzelnen Vereine sollen an Gerichtsstelle eingetragen werden. Die oberste Geschäftsleitung muß bestehen aus hervor ragend tüchtigen Fachleuten sowohl des Feinpapier- und Pack papierfaches sowie aus Händlern mit Papieren aller Art. Ihnen sollen eine bewährte Rechtskraft beigeordnet und die erforder lichen Hilfskräfte gestellt werden. Die Arbeit des Verbandes soll sich gegen Preisschleudereien der Händler wie der Fabrikanten richten. Ferner sind vorgesehen gemeinsame Rechtspflege und Ein richtung von Schiedsgerichten unter Mitwirkung von Fabri kanten und Verbrauchern zwecks sachgemäßer Erledigung von Streitigkeiten, einesteils zwischen Händlern und Verbrauchern, andernteils zwischen Händlern und Fabrikanten. Der Verband soll sich ferner wenden gegen unbillige An forderungen, willkürliche Zahlungsweise der Kundschaft und gegen ungerechte Behandlung seitens der Fabrikanten oder Lleferanten. Der Verband soll es sich zur Aufgabe machen, Treu und Glauben nach jeder Richtung hin zur Geltung zu bringen und sowohl der Kundschaft als dem Lieferanten in allen Teilen ge recht zu werden. Zu diesem Zwecke sind Ehrenräte einzu setzen. Ferner können gemeinschaftliche Einkäufe in gewissen Grenzen in Frage gezogen werden. Der Personalfrage sollte einige Aufmerksamkeit geschenkt werden. Fürsorgebestrebungen aller Art könnten eine lohnende Arbeit abgeben. Auch allen vernünftigen und einsichtsvollen Fabrikanten kann ein solcher Zusammenschluß nur von Segen und daher erwünscht sein, deshalb sollten auch sie kräftig zum Zustande kommen desselben beitragen, wie und wo ihnen Gelegenheit dazu geboten wird. Die Zentrale und die Geschäftsleitung müssen unter die Kontrolle eines Aufsichtsrats gestellt werden, in welchen jeder Verein ein Mitglied entsendet. Hiermit habe ich in groben Umrissen skizziert, wie ich mir einen solchen Zusammenschluß denke. Nun mag jeder sehen, wie er sich damit zurechtfindet. Ich will hiermit nur An regungen geben und nehme durchaus nicht für mich in An spruch, überall Anerkennung und Beifall zu finden. Nur eines lasse ich mir nicht streitig machen, daß meine Anregungen aus besten Absichten entsprungen und frei von aller Selbstsucht sind. Ich kann jetzt unmöglich mehr allen auf ihre an mich ge richteten Anfragen einzeln antworten, da deren LZahl „über- wältigend geworden ist. Es mögen sich zunächst die einzelnen Gruppen zu gründen suchen und solches dem jetzt in der Bildung begriffenen Zentralbureau zur Kenntnis bringen. F.