Volltext Seite (XML)
1404 PAPIER-ZEITUNG Nr. 36 der Leutefrage nicht verwirklichen konnte, ist jetzt ins Prak tische umgesetzt, indem 3 Bröder Rotti, Lithographen und Steindrucker, in Mendoza eine lithographische Anstalt gründeten. Mendoza und San Juan, die Wein- und Frucht gegend, haben großen Bedarf an farbigen Steindruckarbeiten, und es dürfte den Leuten glücken, wenn sie die Mittel finden, sich nicht zu klein einzurichten. . Für einen Unternehmer wäre es schwierig gewesen, an diesem ausgedehnten Ort, an dem abends 7 Uhr die Straßen tot sind, tüchtige Leute zu halten. Das ist schon in Rosario schwierfg. Man arbeitet mit vielen mittelmäßigen Kräften, die man den ganzen Tag nicht aus den Augen lassen darf, will man brauchbare Arbeiten erzielen. Die tüchtigen Kräfte müssen wie Primadonnen behandelt werden. Wehe, wenn dem Drucker Farbe, Firnis oder Papier nicht gefallen, dann ist der Chef nicht mehr Chef, sondern An gestellter des Druckers. Ein heftiges Wort, so setzt dieser den Hut auf und ist draußen, und die guten Arbeiten liegen da, die von den Uebrigen selbst mit dem besten Willen nur verpfuscht würden. Die hohe Temperatur im Sommer und die niedrige, oft 6° C., in den unheizbaren Räumen erfordern sowohl für Buch wie für Steindruck allerdings ziemliche Erfahrung. Diese Schwierigkeiten sowie Einförmigkeit des Landes und der für deutsche Drucker in Wirklichkeit nicht hohe Verdienst ver anlassen diese immer wieder, nach kurzer Zeit das Land zu verlassen, weshalb es garnicht ratsam ist, sie heranzuziehen. Tüchtige Lithographen würden eher wenigstens einen sehr guten Verdienst finden, wenn sie selbst flott zeichnen. Do h ist es nicht ratsam, Kontrakte einzugehen, die meist ent täuschen, und doch nicht gehalten werden. Da heißt es riskieren, das Land kennen lernen und sein Können ent sprechend bewerten. Lichtdruck kommt hier im Lande nicht auf, hat auch keinen nutzbaren Zweck. An Druckpapieren werden jetzt wohl schon fast alle Arten hier im Lande angefertigt. Doch werden an Kunstdruck-, Bücher-, besserem Post-, Zigaretten-, Pergaminado- und Seiden- papier von einigen Firmen Nordamerikas, Englands und Deutsch lands, die schon seit langem hier eingeführt sind, meist noch große Bestellungen aufgenommen. An Farben, Bronzen, Firnissen verbraucht man hauptsäch lich deutsche. Firnisse werden auch hier angefertigt, doch mangelhaft, sodaß sie erst durch Zusatz von kohlensaurer Magnesia oder Wasserglas druckfähig gemacht werden müssen, was wieder auf die Wirkung der Farben einen ungünstigen Einfluß ausübt. Wenn also die allgemeine Lage des Landes augenblicklich nicht als rosig bezeichnet werden kann, Geld fehlt an allen Enden, so werden die guten Jahre doch sicher wiederkommen, in denen schon jeder sein Schäfchen ins Trockne bringen wird, und auch die Sektreisenden auf ihre Kosten kommen. Es ge hört nur etwas Ausdauer und Keckheit dazu. Vorläufig scheint die Sonne in diesem Lande der Jungens- frelheit noch 12 Monate im Jahr. Man kann sogar schon im Schatten gehen, weil zweistöckige Häuser gebaut werden, und man fährt stolz Elektrische, eine »vuelta« für 20 cts, wenn auch nur, um sich etwas Luft und Wind zu verschaffen. Bohn Ersatz für Kaolin Alfred Monin in Ain, Frankreich, nahm französisches Patent 383 356 auf ein Verfahren, Kaolin zu ersetzen. Nach seiner Ansicht beruht die gewerbliche Verwendung von Kaolin auf dessen Formbarkeit, Feinkörnigkeit und Weiße. Mischt man nun fein gemahlenen rohen Gips mit Gips, der bei solcher Temperatur gebrannt ist, daß er sein Wasser verliert und von organischen Stoffen, die seine Weiße beeinträchtigen, befreit ist, in entsprechendem Mengen verhältnis, so verhindert die Anwesenheit des ungebrannten Gipses, daß der gebrannte Gips bei Berührung mit Wasser hart wird. Dabei nimmt das Gemisch Wasser gierig genug auf, um eine formbare Masse zu ergeben, die nie erhärtet. Verwendet man eisenfreie natürliche Gipse und brennt sie in geschlossenen Geläßen, so erhält man nach dem an gegebenen Verfahren Gemische, welche dem besten Kaolin an Weiße überlegen sind. Durch Mahlen kann man den Gemischen beliebige Feinheit geben; die Mischungsverhält nisse werden je nach dem Verwendungszweck abgestuft. Der Erfinder empfiehlt die Verwendung dieses Gemisches an Stelle von Kaolin auch in der Papiererzeugung. Er kann damit unseres Erachtens nur die Verwendung zu Streichmassen für Papier meinen, denn als Füllstoff für Papier läßt sich Kaolin durch Gips wegen der bedeutenden Löslichkeit von Gips in Wasser nicht ersetzen. Papierstoff in Frankreich Wir berichteten in Nr. 35 S. 1368 über Ausführungen im Pariser Fachblatt »Le Papier«, wonach der französische Zoll auf Holzschliff und Zellstoff durch den neuen fran zösisch-kanadischen Handelsvertrag geändert werden solle. Wie »La Papeterie«, das amtliche Blatt der Kammer für Papiergroßbandel, demgegenüber ausführt, sind die fran zösischen Zollsätze durch den Zolltarif gesetzlich festgelegt und können durch einen Handelsvertrag nicht geändert werden. Zu solcher Aenderung wäre vielmehr ein be sonderes Gesetz nötig, welches nicht in Aussicht stehe. Infolgedessen sei die Angabe in »Le Papier« unrichtig. Papiergroßhandel in Dänemark Der Verein dänischer Papierhändler »Dansk Papirhändler- forening« hielt am 11. April seine Hauptversammlung in Kopen hagen ab. Der Vorsitzende, Großhändler D. Voigt, berichtete, die Verhältnisse im Fach seien u. a. infolge des Erscheinens der neuen Papierfabrik Ravnholm weniger günstig für die Papier händler geworden. Verhandlungen, hinsichtlich der Papierpreise ein Abkommen mit De Forenede Papirfabrikker und Ravnholm zu treffen, sind gescheitert. Die Schwierigkeiten auf dem Geld markt hatten dem Akkordausschuß des Vereins soviel Arbeit gemacht, daß sein Vorsteher, Victor Petersen, sich zurück zuziehen drohte; doch ließ er sich bewegen, auf dem Posten, den er so trefflich ausgefüllt hat, zu bleiben unter der Be dingung, daß die Hauptarbeit fortan vom rechtskundigen Beirat des Vereins besorgt wird. An Stelle des erkrankten Kassierers ist Dir. Wirenfeldt ge treten. Im übrigen wurde der Vorstand wiedergewählt. Auf der Handelshochschule in Rungsted sind dem Verein 2 Plätze für Papierhändlerlehrlinge überwiesen, einer gegen volle, der andere gegen halbe Bezahlung. Der Verein hat jetzt 123 Kopenhagener (davon 3 neue) und 53 auswärtige Mitglieder (davon 10 neue). Sein Unterstützungs fonds, dem 1907 200 Kr. vom Verein und 500 Kr. vom Akkord ausschuß zugeflossen sind, hat im Berichtsjahre 1385 Kr. an be dürftige Papierhändler ausgezahlt; er hatte am r. Januar 1908 einen Bestand von 33225 Kr. (Nach »Dansk Papirtidende«) bg. Kampf gegen den „Papiertrust“ in Amerika Amerikanischer Einfuhrzoll auf Papierstoff und Papier S. Nr. 31 S. 1329 Bundesstaatsanwalt Bonaparte in Washington erwiderte dem Vorsitzenden des Abgeordnetenhauses Cannon auf den ihm übermittelten Beschluß 1 des Hauses, worin Mitteilungen über den »Papiertrust« gefordert wurden, u. a. folgendes: Ich habe die mir über Ungesetzlichkeiten des angeblichen Papiertrusts zugekommenen Angaben dem zuständigen Bezirks- Staatsanwalt überwiesen, diesen mit den nötigen Nachforschungen betraut und zum Einschreiten ermächtigt. Bisher fand jedoch dieser Beamte nichts, was ihn zu gesetzlichem Einschreiten gegen irgend welchen angeblichen Papier- oder Papierstoff- Trust berechtigen könnte. Immerhin setzt er seine . Unter suchung fort, daher wäre es unzweckmäßig, jetzt schon einen Bericht darüber dem Haus vorzulegen. Die bisher erhobenen Anklagen waren unerweislich, weil der Angeber den Zeugen, von welchem er die angeblichen Vergehen erfuhr, nicht nennen wollte. Wohl hat die Nachforschung erwiesen, daß der Papier preis in der letzten Zeit erheblich gestiegen ist, jedoch konnte kein Beweis dafür erbracht werden, daß dieses Steigen eine Folge ungesetzlicher Vereinbarung oder Verschwörung sei. Chester W. Lyman von der International Paper Company hat nachgewiesen, daß die Anklagen der Zeitungsverleger völlig grundlos sind. Zeitungsdruck ist 1908 nur 7 v. H. teurer als es 1907 war, während die Arbeitslöhne von 1898 bis jetzt um mehr als 40 v. H. ge stiegen sind. Seit Juni 1907 wird in den Fabriken der International Paper Company mit 3 Schichten von 8 Stunden (anstatt 12) gearbeitet, sodaß jetzt 3 Arbeiter dasselbe leisten wie früher zwei. Papierholz kostet jetzt 74 v. H. mehr als vor 10 Jahren. Die International Paper Co. hat nie mehr als 6 v. H. auf ihre Vorzugsaktien verteilt und für das ver gangene Jahr nur 4 v. H. Eine der größten Fabriken von Zeitungspapier hat in den letzten 2 Jahren gar keine Divi dende bezahlt. Durch Aufhebung des Zolls auf Papier würde ein Industriezweig schwer geschädigt, in welchem 277 Millionen Dollar angelegt und 70000 Arbeiter beschäftigt sind.