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Nr. 35 PAPIER-ZEITUNG 1369 Zylinderlager wurden vergrößert, um den Dampfeinlaß zu er weitern. Die Zahnräder für den Zylinderantrieb sind jetzt durchweg auf Maschinen geschnitten und mit gußeisernen Schutzhauben versehen. Der Maschinenkalander hat eine Bodenwalze von größerem Durchmesser, die Lager werden mit Wasser gekühlt, und die Walzen lassen sich mittels hydraulischer Einrichtung von- «einander abheben. Querschneider in Verbindung mit der Papiermaschine sind nur noch vereinzelt für billige Packpapiere in Gebrauch. Antrieb der verschiedenen Teile der Maschine mittels konischer Räderpaare und konischer Scheiben ist noch immer beliebt und wird es wahrscheinlich bleiben, obwohl einige Maschinen aus neuerer Zeit lediglich mit Riemen ohne Winkel- räder angetrieben werden. Winkelräderantriebe, wie sie heute gebaut werden, auf schweren gußeisernen Bodenplatten mit genau geschnittenen Zähnen, konischen Scheiben und viel stärkeren Reibungskupplungen, als für die Arbeit nötig wäre, leisten Vorzügliches. Verbesserungen an endlosen Pappenmaschinen. Vor etwa 10 Jahren wurden die wichtigsten Teile der Zylindermaschine, nämlich die Stoiftröge, durchweg aus Holz gemacht, und die Räder der Siebzylinder ruhten in Lagern aus Hartholz. Heute bestehen die Böden der Stofftröge bei neueren Maschinen aus Gußeisen und die Tröge selbst aus Cypressenholz. Die Lager der Siebzylinderwelle ruhen außerhalb des Troges in Rollen lagern. Pappenmaschinen haben gewöhnlich 5 bis 7 Stofftröge. Jeder Stofftrog wird als Einheit ausgestaltet, d. h. er ist mit ■eigener Kreiselpumpe, besonderem Mischkasten und Knoten fänger versehen, welche alle auf der Antriebseite der Maschine stehen. Die oberen Preßwalzen haben größeren Durchmesser und sind meist mit Kautschuk, die unteren meist mit Bronze überzogen. Um glättere Ware zu erhalten, sind die neuesten Maschinen so gebaut, daß der Filz über der letzten oberen Preßwalze umkehrt, nicht wie bisher über der ersten oberen Preßwalze. Die Zahl der Pressen wurde von 2 auf 3 bis 4 erhöht. Ein drei- oder vierwalziges Glättwerk wird häufig zwischen den Pressen und den Trocknern zur Beseitigung von Filz- «eindrücken eingeschaltet. Die oberste und unterste dieser Walzen bestehen meist aus Hartguß und die Zwischenrollen sind mit Kautschuk überzogen. Man findet heute Pappenmaschinen mit 60 Trockenzylindern von 36 bis 42 Zoll Durchmesser. Die letztgenannte Größe wird bevorzugt. Viele Fabriken, welche die Trockenfähigkeit ihrer Maschine erhöhen wollten, aber nicht genug Raum hatten, haben drei Reihen von Zylindern übereinander aufgestellt, die so Vorzügliches leisten, daß sie auch bei reichlichem Raum vorgezogen werden. Da für viele Pappen hohe Glätte gewünscht wird, sind die Maschinen vielfach mit drei Kalandern ausgestattet. Der erste Kalander ist gewöhnlich mit zwei bis vier Wasserschabern ver sehen, der zweite und dritte mit zwei heizbaren Walzen. Da •die Pappenmaschinen meistens Bahnen von voller Maschinen breite herstellen, sind die Querschneider durchweg so gebaut, daß gleichzeitig Bogen von zwei verschiedenen Längen ge schnitten werden können (Duplex-Schneider) Hierdurch können die Fabriken die Maschinen aufs beste ausnützen. An Stelle der früheren verstellbaren Haspel werden zwei- ■oder dreiachsige senkrechte Roller benutzt, manchmal deren zwei oder drei, wenn schmale Rollen von großem Durchmesser verlangt werden. Gewöhnlich wird jede Rollwelle für sich von einem Riemen angetrieben. Die verschiedenen Teile der Pappenmaschine, Pressen, Trockner und Kalander werden durch Vorgelege aus Kamm- und Winkelrädern und konischen Scheiben angetrieben. Zur Aenderung der Geschwindigkeit wird für schmale Maschinen der Reeves-Antrieb, für breite eine Dampfmaschine mit stark veränderlicher Laufgeschwindigkeit bevorzugt. Städtisches Friedrichs-Polytechnikum zu Köthen in Anhalt Das Vorlesungsverzeichnis für das Sommerhalbjahr 1908 ist erschienen und bildet ein stattliches Heft in Lexikon größe. Zwei Abbildungen sind beigefügt: die eine zeigt die Außenansicht des Polytechnikums, die andere gewährt einen Blick in den großen Saal des Maschinenlaboratoriums. Wir entnehmen dem Verzeichnis folgende Angaben über den am Polytechnikum eingerichteten Papiermacher-Kurs: Das Sommerhalbjahr beginnt am 22. April und endet am 3t- Juli. Der Verein Deutscher Papierfabrikanten hat an unserer Lehr anstalt einen besonderen Fachkursus für solche Hörer ein gerichtet, welche das Abgangszeugnis einer Realschule oder das Einjährigen-Zeugnis besitzen. Sie können schon nach vier Semestern sich dem Verbandsexamen für Papiermacher unter ziehen, das unter Aufsicht des obengenannten Vereins abgehalten wird. Doch können im allgemeinen nur solche Herren den Fachkursus von vier Semestern mit Erfolg besuchen, welche mindestens 2 Jahre Praxis hinter sich haben. Auf Wunsch steht die Prüfungsordnung für das Verbands-Examen zur Verfügung. An Laboratorien sind u. a. vorhanden: Das Papierlaboratorium für Materialprüfung, Färbereiversuche und Papierprüfung mit 20 Arbeitsplätzen sowie das Papier-Praktikum mit 10 Arbeits plätzen, mit Mikroskopen und zahlreichen Maschinen. Aujnahmebedingungen. Studierende bedürfen des Reifezeug nisses einer gstufigen höheren Lehranstalt, die Hörer des Befähigungszeugnisses für den einjährig-freiwilligen Militärdienst. Neueintretende haben vorzulegen: Den Nachweis des voll endeten 18. Lebensjahres und ein polizeiliches Unbescholten heitsattest vom letzten Aufenthaltsort. Da das geforderte Be fähigungszeugnis für den einjährig-freiwilligen Militärdienst oft schon mit 16 Jahren erworben wird, wir aber grundsätzlich vor vollendetem 18. Lebensjahre niemanden aufnehmen, so wird zweckmäßig die Zwischenzeit durch Praktizieren in Fabriken ausgefüllt. Für Ausländer gelten dieselben Aufnahmebedingungen. Die Einschreibegebühr beträgt 20 M , dazu kommen 10 M. für gemeinnützige Einrichtungen, wie Krankenkasse und Unfall versicherung. Das Studienhonorar beträgt für das Semester 150 M. Nicht- Reichsdeutsche haben außerdem einen Zuschlag von 50 M. für das Semester zu zahlen. Für die Benutzung des Papier-Labo ratoriums sind für das Semester 50 M. zu zahlen, die gewöhnlichen Chemikalien werden kostenlos geliefert. Für das Papier-Prak tikum sind für das Semester 20 M. Gebühr zu erlegen. Studiengang und Prüfungen. Die Dauer des Studiums beträgt für alle Studienzweige 7 Semester. Eine Ausnahme davon macht der Papiermacherkursus des Vereins Deutscher Papier fabrikanten, der bei fleißigem Studium in 4 Semestern erledigt werden kann. Doch kann dabei nur das Verbandsexamen für Papiermacher abgelegt werden, während das Studium als Ingenieur auf dem Gebiete der Papiertechnik ebenfalls 7 Semester erfordert. Chronik Im Winterhalbjahr 1907/08 hatte das Polytechnikum 525 Besucher, darunter 233 Ausländer. Herr Dr. Hans Wrede, Dipl.-Ing., wurde mit der Abhaltung von Vorlesungen und Uebungen auf dem Gebiete der Papier technik betraut. Ausflüge wurden u. a. gemacht: von Dozent Kayser nach der Papierfabrik von Gebr. Lange in Bernburg; von Dozent Speidel nach der Papierfabrik von Brückner & Co. in Calbe a. S. Das Verbandsexamen des Vereins Deutscher Papierfabri kanten wurde abgelegt von Herrn Ignaz Leiß aus Thalham. Anteil Deutschlands am Außenhandel Frankreichs in 1907 (1906) (Werte in 1000 Frank) Einfuhr: Papier, Pappe, Bücher und Stiche 27 115 (27547), Spiel waren 12 181 (11 044). Ausfuhr: Lumpen 10460 (10342). (Documents Statistiques sur le Commerce de la France) Italiens Einfuhr von Holzschliff und Zellstoff Nach einem schwedischen Konsulatbericht aus Genua waren die Durchschnittspreise für 1907 cif Genua und Livorno: für 100 kg Sulfitstoff, ungebleicht, 1. Qualität extra 24 Lire „ „ I. A. 22 „ » » 1. „ B. 20 „ „ „ 2. „ 10 „ „ gebleicht „ Natronzellulose, ungebleicht 20—22 „ „ gebleicht 26—30 „ Holzschliff, trocken 13—14 „ Im allgemeinen werden die Holzstoffgeschäfte durch Agenten bewirkt. Solche arbeiten in Turin, Genua, Mailand und Florenz. In Mailand gibt es keine Firma, die Papierstoff für eigene Rechnung kauft. Nach Venedig werden große Mengen Stoff eingeführt, auch nach Ancona für die Papierfabriken In den Marken, Umbrien und dem Grenzgebiet von Toscana. Für die Fabriken in der Provinz Florenz liefert Deutsch land den Hauptteil von Zellstoff, nach Neapel aber wird regelmäßig schwedischer Stoff eingeführt, und die Erzeugung der dortigen Papierfabriken wächst mit jedem Jahr. Die italienischen Papierfabriken wünschen den Holzstoff aus Mangel an Lagerraum zu bestimmt angegebenen Zeiten während des ganzen Jahres in kleinen Ladungen von 10 bis 30 Tonnen zu erhalten. Darin ist Schweden infolge der Eis verhältnisse gegenüber Deutschland und Oesterreich - Ungarn sehr im Nachteil. Insgesamt wurden in 1907 etwa 500000 dz Holzstoff nach Italien eingeführt, bg.