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1368 PAPIER-ZEITUNG Aussicht steht, und das andere Mal von dem geringen Nutzen, den die Zellstoffabrikation jetzt abwirft, geschrieben wird und anderseits aus den Rechenschafts-Berichten der meisten Zellstoffabriken hervorgeht, daß sie für das laufende Jahr aus verkauft sind und günstige Ergebnisse erzielt haben. Wie kommt es, daß bestehende Zellstoffabriken bedeutende Kapitalerhöhungen und Vergrößerung der Erzeugung vornehmen? So vergrößert die größte Zellstoffabrik ihre Erzeugung um mehr, als eine mittlere Zellstoffabrik, wie solche zurzeit in Aus sicht genommen sind, überhaupt herstellt. Vor der Holznot scheint also keine große Angst zu herrschen, und auch davor nicht, daß die Zellstoff-Erzeugung über kurz oder lang keinen entsprechenden Verdienst mehr abwerfen wird. Wächst denn das Holz nur für die bestehenden Zellstoffabriken, oder will man etwa glauben machen, daß diese über solche Waldungen verfügen, daß sie ohne Sorge um Beschaffung des Rohstoffes in die Zukunft sehen können? In Wirklichkeit reicht der Wald besitz der waldreichsten Zellstoffabriken nur für einen winzigen Teil ihrer Erzeugung aus. In welch trostloser Lage, ja in welcher Not hätten sich in den letzten Jahren eine große Anzahl deutscher Papierfabriken befunden, wenn nicht vom Norden, insbesondere von Norwegen und Schweden aus bedeutende Mengen Zellstoff in Deutsch land eingeführt worden wären? Man hat doch in den letzten Jahren auf Nachfrage nach Zellstoff bei io Zellstoffabriken von 9 den Bescheid erhalten, sie seien ausverkauft, und von der zehnten vielleicht ein Angebot in ungeeigneten Sorten, oder zu sehr hohen Preisen. Daß die allgemeine wirtschaftliche Lage in der ganzen Welt gegenwärtig ungünstig und infolgedessen auch eher Gelegenheit vorhanden ist, Zellstoff zu kaufen, beweist noch lange nicht, daß die Zellstoffabrikation ungünstig liegt. Wohl wird Holz von Jahr zu Jahr teuerer und müssen immer entferntere Ge genden für den Bedarf herangezogen werden. Es Ist heute garnicht unwahrscheinlich, daß man einst Holz aus noch viel entfernteren Ländern, vielleicht aus Kanada, beziehen wird. Und doch hätten vor 25 Jahren nur wenige geglaubt, man würde einst Holz für die Zellstoffabrikation aus Rußland beziehen. Das Holz wird infolge der immer größer werdenden Ent fernungen, infolge der höheren Frachten, immer teuerer werden, aber glücklicherweise nicht für einen, sondern für alle, und es ist noch lange nicht gesagt, daß, wenn das Holz teuerer wird, das fertige Erzeugnis geringeren Nutzen abwirft. Die Erfahrung lehrt im Gegenteil, daß der Nutzen sehr oft größer Ist, wenn der Rohstoff teuer ist, als wenn er auf der Straße liegt. Daß es vielleicht wegen Holzmangels zur Einstellung von Zellstoffabriken kommen wird, darüber wird man sich ebenso wenig den Kopf zerbrechen, als ob die Kohlenfelder eines Tages für den Bedarf der Welt nicht mehr ausreichen. Naturgemäß wird eine Zellstoffabrik, die täglich 30 bis 40 Waggon Zellstoff herstellt, selbst beim besteingerichteten Einkauf viel mehr Grund haben, wegen der Holzbeschaffung besorgt zu sein, als eine neu entstehende Fabrik mit einer Tageserzeugung von 3 bis 4 Waggon, welche über den Holz markt ebenfalls gut unterrichtet sein kann. Als die Engländer ein Stück nach dem andern von diesem und jenem Weltteil an sich gebracht hatten und ein anderes Volk auch einmal sich ein verhältnismäßig kleines Gebiet an eignen wollte, wurde von den Engländern jenes Gebiet in den schwärzesten Farben geschildert; das Klima sei dort so schlecht, daß es kein Mensch aushalten könne, auch sei dort nichts zu holen. Also Bangemachen gilt nicht! Jeder sehe, wie er’s treibe, Jeder sehe, wo er bleibe, Und wer steht, daß er nicht falle. Auch ein Papiermacher Papierstoff in Frankreich Zu Nr. 32 S. 1256 Der neue Handelsvertrag zwischen Frankreich und Kanada wurde vor kurzem von der französischen Ab geordnetenkammer angenommen und wird nach der voraus sichtlich bald erfolgenden Genehmigung durch den Senat rechtskräftig sein. Nach diesem Vertrag wird für Holz schliff und Zellstoff trocken 1 Frank die 100 Kilo und feucht 50 Centimes die 100 Kilo brutto Zoll bezahlt. Für alle Staaten, welche in Frankreich meistbegünstigt sind, also auch für Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Skandi navien, werden nach Inkrafttreten des französisch kanadischen Vertrages dieselben Zölle angewandt. Dies bedeutet eine Ermäßigung des bisherigen Zolles von 2 Frank für trockenen Zellstoff auf die Hälfte. »Le Papier« führt aus, welche rechtliche Wirkung diese Zolländerung auf be stehende Papierstofflieferungsverträge haben wird. Danach wird diese Ermäßigung in allen Fällen den französischen Stoffkäufern zugute kommen. Haben diese nämlich cif irgendwelchen Hafenorts oder frei Bahnstation an der Landesgrenze gekauft, so fällt ihnen die Ermäßigung von selbst zu, da ja sie die Kosten vom Bord des Schiffes oder von der Grenze an zu bezahlen haben. Haben sie jedoch frei von allen Kosten ab ihrer Bahnstation gekauft, so wird der Verkäufer den Preis des Zellstoffs um 1 Frank die 100 Kilo trocken ermäßigen müssen, falls der Abschluß vor dem Zustandekommen des Gesetzes gemacht wurde Nach genanntem Blatt liegen Entscheidungen über ähnliche Fälle anläßlich der 1892 abgeschlossenen Handelsverträge vor. Es empfiehlt sich, bei Lieferungsabschlüssen nach dem Aus lande für den Fall etwaiger künftiger Zolländerungen Be stimmungen zu treffen. Da Frankreich in 1907 rund 1230000 Tonnen Zellstoff eingeführt hat, so wird die erwähnte Zollermäßigung den französischen Papierfabrikanten jährlich rund 1 230000 Frank Ersparnis bringen. Amerikanische Papiermaschinen Anläßlich der Jahresversammlung des Vereins amerika nischer Papierfabrikanten am 4. Februar hat Paper Trade Journal eine Festnummer herausgegeben, welche auf 310 Seiten in vorzüglicher Ausstattung neben dem Bericht über die Versammlung viel belehrenden Stoff enthält. Hervor ragende Fachleute sprechen auf Wunsch der Schriftleitung ihre Ansichten über die Entwicklung ihres Sonderzweiges während der letzten ro Jahre aus. Unser Landsmann H. L. Kutter, Leiter der Papier maschinenfabrik Black & Clawson in Columbus, Ohio, be richtet über Papiermaschinen folgendes: Vor 10 Jahren galten Maschinen mit 100 bis 120 Zoll Sieb- breite noch als zweckmäßig, während jetzt Maschinen von 150 bis 160 Zoll Breite allgemein in Gebrauch sind. Die Erzeugung von 20 Tonnen Zeitungspapier in 24 Stunden auf einer Maschine galt damals als sehr ansehnlich, heute erwartet man von einer 160 Zoll breiten Maschine eine Tageserzeugung von 50 Tonnen (rund 45000 kg), dabei läuft sie mit 150 bis 180 m minütlicher Geschwindigkeit. Für diese Geschwindigkeit mußten die Ma schinen längere Siebe, mehr Trockenzylinder, mehr Kraft und stärkere Bauart erhalten. Noch größere Aenderungen als die Langsiebmaschine hat die Vielzylinder-Pappenmaschine erfahren, die vor 10 Jahren noch in ihrer Kindheit war. Es gab deren nur wenige, und auch diese waren recht unvollkommen, heute aber ist sie hoch entwickelt. Verbesserungen der Langsiebmaschinen. Die meisten Maschinen bauer haben den Gebrauch der sogenannten »schwingenden Beine« als Stützen für den Schüttelrahmen aufgegeben und ver wenden einen steifen, sich selbst tragenden Schüttelrahmen, der nur an seinen Enden getragen wird. Dadurch wird unnötige Reibung der Siebwalzenlager beseitigt, und dem Siebtisch so wie den Siebwalzen stets dieselbe seitliche Bewegung erteilt. Durch diese Verminderung der Reibungswiderstände für das Sieb wurde dessen Lebensdauer wesentlich erhöht. Das Brust walzen-Ende des Schüttelrahmens wird von einigen Maschinen bauern lediglich durch Flachfedern gestützt, von andern durch lotrecht verstellbare steife Ständer, welche ermöglichen, den Schüttelrahmen an jeder Seite oder — wie bei der besten Bauart — an beiden Seiten gleichzeitig durch das Drehen eines Hand rades zu heben und zu senken. Zweck dieser Anordnung ist, die Neigung des Siebes der Eigenart des Papierstoffs ent sprechend zu verstellen. Die Festigkeit mancher Papiere kann nämlich durch sorgfältige Reglung der Siebneigung um 10 v. H. gesteigert werden. Die Länge des Siebes stieg im selben Ver hältnis wie die Geschwindigkeit der Papierbahn. Jetzt sind 70 Fuß allgemein gebräuchlich, und einige Maschinen haben so gar 80 Fuß lange Siebe. Die meisten Maschinen haben jetzt drei statt zwei Pressen. Der Durchmesser der Preß walzen wurde sehr vergrößert. Untere Preßwalzen mit Kautschuküberzug von ziemlich weicher Beschaffenheit sind jetzt fast allgemein gebräuchlich, und die obere Walze der ersten Presse wird vorzugsweise aus Holz ge nommen. Die Walzen der zweiten und dritten Presse sind meist mit Bronze bekleidet. Als Filzleitwalzen wurden früher für breite Maschinen an Stelle hölzerner Walzen solche aus galvanisiertem Stahl verwandt, diese sind aber jetzt durch genau rund laufende, mit Kupfer oder Messing überzogene Stahl walzen ersetzt. Die größere Erzeugung erfordert größere Trockner, und selbst bei gleicher Erzeugung wendet man mehr Trocken zylinder als früher an, um den Abdampf voll auszunützen. Die