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1367 Trocknungsfrage und Wassergehalt von Zellstoff Der Bericht des Vereins Deutscher Zellstoffabrikanten über seine Sitzung vom 28. Februar 1908 in Nr. 31 Ihres geschätzten Blattes berührt unter 7. Trocknung von Zellstoff kurz auch meine Vorschläge, welche ich dem Königlichen Material prüfungsamt in der Angelegenheit seinerzeit unterbreitet habe. Diese Vorschläge erfolgten meinerseits aber nicht, wie der Bericht sagt, weil ich die seitens des Vereins gestellte Aufgabe nicht für umfassend genug hielt, sondern, wie ich mündlich in der Sitzung wiederholt ausführte, weil Aufgabe und Arbeits programm des Vereins in dieser Frage lückenhaft, die damit beabsichtigten Klarstellungen der Dinge nicht zu erreichen sind und der Zellulosekäufer (der Papierfabrikant) Gefahr läuft, durch diese unvollständigen Arbeiten wirtschaftlich geschädigt zu werden. Bei der Begründung meiner Anträge wies ich u. a. auf die Göttinger Arbeiten des Herrn Dr. Hans Hofmann, Berlin, hin, welche auszugsweise in dessen Vortrag »Veränderung von Zellstoff durch Trocknung« auf der Hauptversammlung des Vereins der Zellstoff- und Papier-Chemiker 1906, Seite 59—62 der Veröffentlichungen, enthalten sind. Diese Arbeiten haben vielfach Beunruhigungen in die Fachkreise gebracht. Sie haben auch im Verein Deutscher Zellstoffabrikanten die vorliegende Frage veranlaßt. Mancher Zellstoffabrikant glaubt seit Veröffentlichung dieser Arbeiten, daß er seinem Abnehmer, dem Papierfabrikanten, Stoff schenkt, wenn er bei den Trockengehaltsfeststellungen der Warenlieferungen Temperatur über 9o° C. in Anwendung bringt. Der Papierfabrikant andererseits ist der Meinung, daß bei den Abrechnungen Trockenproben, welche unter 100’ C. Temperatur hergestellt sind, dazu führen, daß er Wasser für Zellstoff be zahlen muß. Die Arbeiten von Herrn Dr. Hans Hofmann, welche zu diesen beiderseitigen Zweifeln geführt haben, behandeln die Zellstofftrockenfrage in bezug auf den Wassergehalt des Stoffes überhaupt nicht, sondern sie gehen nur darauf hinaus, fest zustellen, welche Zellstoffmengen durch Trocknen bei höheren Erwärmungen in Zucker überführt werden. Diese chemischen Zersetzungen von Zellstoff in Zucker hat Hofmann bei Tem peraturen unter 100° C. und über 100° nachgewiesen. Aber Hof mann hat auch ermittelt, daß die Dauer der Erwärmung von großem Einfluß ist. Zu dem Vereinsbericht in der Angelegenheit bemerke ich weiter, daß nicht theoretische Interessen, sondern die wirtschaft lichen Schädigungen, also praktische Gründe, mich veranlaßten, gegen die Anträge des Vorstandes des Vereins Front zu machen. Meine Bemängelungen betreffs der Frage und Arbeiten waren unzweifelhaft richtig, denn am 17, Februar 1908 hat das König liche Materialprüfungsamt resp. Herr Geheimrat Professor Dr. Martens mir betreffs meiner Vorschläge anerkennend und zustimmend geantwortet. Der Verein Deutscher Zellstoff fabrikanten hat ja auch seine Anträge beim Königlichen Material prüfungsamt zurückgezogen. — Der Bericht des Vereins ist in sofern noch sinnentstellend, als die gründliche und richtige Be arbeitung solcher Fragen wohl nie, weder theoretisch noch praktisch, verwirrend wirken kann, was aber wohl unzuläng liche, lückenhafte Arbeiten vermögen, wie solche vom Vorstand des Zellstoffvereins beabsichtigt waren. Weißenfels, 21. April 1908 Willi Schacht, i. F. Oscar Dietrich. Ausfuhrhandel Norwegens Holzschliff, trocken Holzschliff, naß Zellstoff, trocken Zellstoff, naß Packpapier Schwefelkies, teilweise kupferhaltig . . 1906 Wert in 1 450 700 12 520 800 22 482 800 482 800 7 037 5°o 4 5°5 3°o 1907 Kronen 2 229 500 19 10) 100 20 523 2CO 503 800 7 919000 5 201 900 (Meddelelser fra det statistiske Centraibureau) Einfuhrhandel Argentiniens in 1907 Nachstehende Einfuhrwaren hatten in 1907 folgende Werte in Dollar Gold aufzuweisen (die eingeklammerten Zahlen be deuten das + oder — gegen 1906): Holzstoff 555822 (+47316), Druckpapier 1545686 (+39225t), Schreibpapier 433 980 (+ 94116), Druckarbeiten 617551 (-(-21092), Bücher 481555 ( 19 397). Explosion eines Papiertrockenzylinders Zu Nr. 32 S. 1254 Aus Bayern Die Mitteilung in Nr. 32 besagt, daß es sich um einen »alten« Zylinder gehandelt hat. Dies ist nach meinem Dafürhalten weniger wichtig als die Angabe, daß der Trockner mehrere Stunden außer Betrieb gestanden hat, also kalt gewesen sein muß. Hier zeigt sich wieder, welche Aufmerksamkeit das An wärmen und Inbetriebsetzen des Trockners erfordert. Man sollte nie bei stehender Maschine anwärmen, und besonders, wo nicht der Abdampf der Dampfmaschine zur alleinigen Heizung der Trockenzylinder dient, vielmehr Frischdampf Verwendung findet, müssen die Trockenzylinder sich in drehender Bewegung befinden, bevor das Dampfeinlaß-Ventil geöffnet wird. Als Ursache der Explosion Wird ein durch Risse ge schwächter Verschlußdeckel angeführt, welche Risse durch eine innere Revision hätten bemerkt werden können. Der Ver fasser sagt »möglicherweise«. Wer der inneren Revision von Trockenzylindern beigewohnt hat, wird die vorsichtige Aus drucksweise des Verfassers begreifen. Der Bayrische Revisionsverein befürwortet bei dieser Ge legenheit die innere Revision von Papier-Trockenzylindern, scheint also der Ansicht zu sein, daß dabei Risse in einem Verschlußdeckel festgestellt werden können. Die Verdienste und Leistungen des Bayrischen Revisions- Vereins werden allgemein rückhaltlos anerkannt, aber in bezug auf diese Frage weicht der Standpunkt des Revisions-Vereins von dem der Papiermacher wesentlich ab. Bekanntlich linden innere Revisionen alle 3 oder 4 Jahre statt. Was kann in diesem Zeitraum sich nicht alles zutragen? Und wie viele Zylinder sind befahrbar und wie viele nicht? Ist aber ein Zylinder nicht befahrbar, so erfolgt Dampfdruckprobe. Haben sich nun gerade in dem Zylinder, welcher Dampfdruckprobe erhält, Risse gebildet, und bringt der Revisions-Ingenieur den Zylinder unter den doppelten Betriebsdruck oder gar, wie es in der Regel ge schieht, '/t Atm. darüber, so kann durch die hohe Belastung später im Betrieb erst recht eine Explosion entstehen, zumal wenn der Zylinder an den Verschlußwänden alte, getährliche Risse besitzt. Wenn der verehrliche süddeutsche Verein so steif auf einer »inneren Revision« besteht, hätte doch schon vor Jahren die Vorschrift erlassen werden müssen, daß sämtliche Zylinder mit Mann- oder Efnsteigloch versehen sein sollen. Es ist sicher anzunehmen, daß unsere deutschen Maschinenbauer beim Bau der Trockner von Papiermaschinen für Bayern hierauf Rücksicht genommen hätten. Zu wünschen wäre es sehr, wenn der Bayrische Revisions-Verein auch in diesem Falle nach Einigkeit in Deutschland streben würde und, statt auf das französische Beispiel hinzuweisen, uns Bayern recht bald die preußischen Vorschriften bezüglich der Revision von Trockenzylindern be scherte. Direktor Neugründungen von Zellstoffabriken Der Verfasser des Artikels mit obigem Titel in Nr. 27, hat versucht, über die Lage der Zellstoff-Industrie in Deutsciland ein Bild zu entwerfen. Wenn auch seine Ausführungen teilweise zutreffend sind, so enthalten sie doch Widersprüche, und es wird einem dem Fach Fernstehenden nicht gut möglich sein, sich darnach ein Urteil über die tatsächliche gegenwärtige Lage sowie über die Aussichten iür die Zukunft zu bilden. Ganz richtig wurde gleich eingangs gesagt, daß in allen möglichen Zeitungen gegen die Neugründungen von Zellstoffabriken geschrieben wird. Es heißt weiter: »Die Warnungen verfehlen zwar meist den Zweck, nicht nur weil Kapitalisten immer mißtrauisch sind, sondern auch weil sich Leute, die Geld in einer Industrie anzulegen wünschen, stets sagen, daß die bestehenden Fabriken immer ein Interesse daran haben, Neugründungen zu verhindern, weil das Erträgnis der bestehenden Anlagen sonst auch geiährdet würde.« Gerade weil sie mißtrauisch sind, werden Kapitalisten ihr Geld nicht in einer Industrie anlegen, wenn sie sich nicht vorher überzeugt haben, daß Aussicht vorhanden ist, ent sprechenden Gewinn einzuheimsen. Lage und Aussichten der Zellstoffabrikation sind wohl in Jahren nicht so schwarz geschildert worden wie seitdem Neu gründungen einiger Fabriken dieser Art in Aussicht genommen sind. Kein Mensch wird daran zweifeln, daß Warnungen beinahe ausschließlich von den bestehenden Fabriken, welche sich weiteren Wettbewerb vom Halse halten wollen, teilweise in offener, zum Teil auch in versteckter Form, ausgehen. Naturgemäß können die Leute vom Fach, die Zellstoffabri kanten, die tatsächlichen Verhältnisse am besten beurteilen. Niemand wird es ihnen aber verargen, wenn sie ihr Inneres nicht ganz offenbaren und vor Neugründungen warnen. Für einen halbwegs aufmerksamen Beobachter müssen aber die Widersprüche auffallen, daß einmal von der Holznot, die uns in