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1290 PAPIER-ZEITUNG Nr. 33 mitgliedern, die nach § 19 Abs. 2 des Statuts in Berlin wohnen müssen, die Herren Dr. Hugo Gerschei, J. Weinberg und G. Meyer, ferner als Ersatzmänner, die nach § 19 Abs. 2 des Statuts in Berlin wohnen müssen, die Herren Max Dittmar, Carl Rudolf Berg mann und Georg Wübben, für sie ist,eine Neuwahl vorzunehmen. 1 c. Neuwahl anstelle des Ersatzmannes Herrn Hermann Engel, welcher sein Amt niedergelegt hat; der für die Periode bis Ende 1908 zu wählende Ersatzmann muß gemäß § 19 Abs. 3 des Statuts dem Vorstande der Sektion I angehören. 2 a. Entgegennahme des Jahresberichts für 1907. 2 b. Prüfung und Abnahme der Jahresrechnung und der Vermögensübersicht für das Jahr 1907. 3 Feststellung des Etats für das Jahr 1908. 4 . Wahl des Ausschusses von 3 Mitgliedern zur Vor prüfung der Jahresrechnung und der Vermögens übersicht für das Jahr 1908. 5 . Abänderung des § 41 des Statuts (Teilung des Risikos). 6 . Erhöhung des Betriebsfonds auf 170 oco M. 7 . Verschiedenes. Berlin, 16. April 1908. Der Vorstand der Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschaft C. Hellriegel Ernst Lüderitz Stoffverluste bei der Papiererzeugung Die heutige wirtschaftliche Lage der Papier-Industrie erfordert größte Sparsamkeit nach allen Richtungen, soll ein Papierfabriksbetrieb gewinnbringend sein. Während die Preise aller Rohstoffe, der Kohlen und der Arbeitslöhne bedeutend gestiegen sind, ist der Preis der Papiere mit ge ringen Ausnahmen derselbe geblieben. Die dadurch ent standenen höheren Betriebskosten müssen daher ihren Aus gleich in der besten Ausnützung aller Betriebseinrichtungen finden. Ich will versuchen, nachzuweisen, daß z. B. durch Vermeidung von Stoffverlusten viel gespart werden kann. Das Bestreben, Fabrikationsverluste nach Möglichkeit herabzumirfdern, ist besonders in den letzten Jahren allge mein geworden, nachdem neue Abwasserfilter über raschende Ergebnisse lieferten. Obwohl auch in früheren Zeiten der Abgang an teuren und wertvollen Stoffen von sehr vielen Papierfabrikanten schwer empfunden wurde, fehlten einesteils bewährte Hilfsmittel zur wirksamen Rück gewinnung der Stoffe aus den Abwässern, anderseits wurde das Uebel nicht genügend gewürdigt, und so kam es, daß ungemessene Werte mit den Fabrikationsabwässern den Flußläufen übergeben wurden. Leider gibt es auch heute noch Papierfabriken, die der Stoffrückgewinnnng nicht die entsprechende Aufmerksam keit schenken, weil sie durch günstige Verhältnisse von Natur aus bevorzugt, ohnehin günstige Betriebsergebnisse aufweisen. Die Einsicht dürfte bei dem immer heftigeren Wettstreit und der Rohstoffteuerung aber auch diesen Werken noch kommen. Es ist gleichgiltig, ob eine Fabrik feine oder gewöhn liche Papiere erzeugt, die Werte der abgehenden Stoffe sind im Verhältnis ungefähr gleich hoch, denn bei der Feinpapierfabrikation gehen geringere Stoffmengen von hohem und bei der Fabrikation gewöhnlicher Papiere größere Stoffmengen von geringerem Einheitswert verloren. Durch genaue Beobachtung und Rechnung ist festge stellt worden, daß die Stoffverluste bei üblichem Papier maschinenbetrieb bis zu 8 v. FI. der Papiererzeugung be tragen. Der Füllner-Filter, welcher sich von allen Stoffänger arten bisher am besten bewährte, ist imstande, nahezu alle im Abwasser schwimmende Stoffasern, Mineralien und Leim stoffe aufzufangen. Bei sachgemäßer Ausführung der Filteranlage und der Stoffwasserleitungen ist Verunreinigung der Stoffe ausge schlossen. Die jeweils im Filter befindliche Stoffwasser menge ist so gering, daß eintretender Stoffwechsel im ge fangenen Stoff scharf abgegrenzt ist. Infolgedessen ist es möglich, den gefangenen Stoff unmittelbar dem Holländer zuzuführen und derselben Stoffqualität zu erhalten, aus der er stammt, wodurch der Stoff seinen ursprünglichen Wert beibehält. Werden z. B. in einer Fabrik, welche 4 Millionen Kilo Papierimjahr erzeugt, 7V.H.Stoff aus dem Abwasser gefangen, so wiegt der im Jahr zurückgewonnene Stoff 280000 kg! Die Tätigkeit der Füllner-Filter wird allgemein dar auf beschränkt, die Abwässer der Papiermaschinen zu klären. Für Fabriken, welche nur ordinäre Papiere er zeugen, mag das richtig sein, nicht aber für Feinpapier fabriken oder solche, welche Hadern-Papiere herstellen. Das Waschwasser von den Waschtrommeln der Ganz zeugholländer führt nämlich große Mengen kurz gemahlener Stoffasern mit, weshalb es unbedingt dem Filter zugeleitet werden sollte. Ebenso soll das Spülwasser, welches durch Ausspülen der Holländer entsteht, dem Filter zulaufen. Die Stoffverluste können in Fällen, wo öfterer Stoff wechsel in den Holländern durch kleine Aufträge bedingt ist und ebenso oft eine Holländerwäsche nötig ist, sehr er heblich sein. Ferner entstehen Faserverluste bei den Halbzeug holländern. Der Abgang an Fasern durch die Wasch trommel beträgt bis 15 v. H. der eingetragenen Lumpen, selbst wenn die Waschtrommel mit Siebgewebe Nr. 75 be zogen ist. Dieser hohe Verlust an Fasern macht sich bei dem jetzigen hohen Preis der Rohhadern sehr bemerkbar, weshalb Rückgewinnung der Halbstoffasern nötig erscheint. Kommen die Lumpen schon gewaschen und vorge mahlen in die Halbzeugholländer, so kann alles abgehende Waschwasser einem Füllner-Filter zugeleitet werden. Werden jedoch die Lumpen im Halbzeugholländer gewaschen, dann wird an das Waschwasserrohr ein zum Filter führendes Rohr angeschlossen und in dieses ein Dreiweghahn einge schaltet, durch welchen das Waschwasser dem Filter dann zugeleitet wird, wenn das Waschen der Lumpen beendet ist und das Mahlen beginnt. Der zurückgewonnene kurze Stoff kann verschiedene Verwendung finden. Vorteilhaft ist es, ihn zu bleichen und und zu entsanden, in Tropfkästen abzulassen und als Halb zeug im Ganzzeugholländer kurz vor dem Ableeren dem gemahlenen Stoff zuzuteilen. Ferner kann dieser Stoff zur Pappenfabrikation dienen. Infolge seiner Röschheit kann er auf der Pappenmaschine mit stärkerem Stoffauflauf gearbeitet werden. Wohl geht ein Teil dieser kurzen Fasern durch das Sieb der Pappen maschine wieder verloren, jedoch kann dieser Abgang durch Zuteilung schmieriger Stoffe und durch möglichst dicken Stoffauflauf vermindert werden. Auch die in Nr. 71, Jhrg. 1907, Seite 3114—15 dieses Blattes beschriebenen Max Erfurtschen Stoff-Fänger sind sowohl zur Rückgewinnung der Stoffe aus den Abwässern der Papiermaschinen, wie auch zum Reinigen des Halbzeug holländer-Waschwassers bestimmt. Die Verarbeitung der nach diesem Verfahren gefangenen Stoffe erfolgt durch un mittelbare Zurückleitung nach der Papiermaschine und den Holländern. Außer den Faserverlusten, die bei der Papiererzeugung entstehen, sind auch die Abgänge zu beachten, welche bei der Lumpen-Zubereitung und bei dem Befördern der Roh stoffe und der Papiere entstehen. Der bei der Lumpen verarbeitung abfallende Lumpenstaub aus dem Stäuber und Drescher, sowie das Siebsei aus den Sortiertischen müssen zur Herstellung von Packpapier oder Packpappen — etwa zu eigenem Gebrauch — verwendet werden. Ferner sind die öligen Putzlappen zu sammeln und nach Auskochen mit Aetzkalilauge ebenfalls der Pappenfabrikation zuzu führen. Die Abfälle, welche beim Auf- oder Abladen von Holzschiff entstehen, sowie die am Fußboden zusammen gekehrten Papierstücke dienen dem gleichen Zweck. Alle diese Abgänge zum Verkauf an Pappenfabriken aufzustapeln, ist nicht ratsam, da bei der Unscheinbarkeit dieser Rohware schlechte Preise geboten werden, obgleich nur der Wert der Fasern maßgebend sein sollte. Daher ist es ratsam, daß jede größere Papierfabrik zur Verarbeitung ihrer Abfälle eine kleine Pappenfabrik betreibt, um die für den eigenen Bedarf nötigen Packpappen selbst herzustellen. Damit soll den Pappenfabriken kein Wettbewerb geschaffen, die Herstellung von Pappen vielmehr nur nach Umfang der abfallenden Stoffe betrieben werden, um die höchste Aus beute der zur Papierfabrikation angewandten Stoffe zu er reichen und die Fabrik vor Stoffverlusten zu schützen. R-