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Nr. 32 PAPIER-ZEITUNG 1265 Beweis von wenig kaufmännischer Einsicht bildet, würde er manche wichtige Mitteilung eines Geschäftsfreundes, einer Behörde oder kaufmännischen Körperschaft und eines Vereins ungelesen vernichten. Dieser Aufschwung des Drucksachenverkehrs hat zur Folge, daß die richtige und sofortige Zustellung der Drucksachen durch die Post von größter Wichtigkeit ist. Da jedoch die Post infolge der gewaltigen Zunahme an Drucksachen nur schwer imstande ist, die Beförderung ordnungsgemäß durchzuführen, hat sie eine Scheidung von eiligen und nicht eiligen Drucksachen eingerichtet, um letztere von der Beförderung mit den stark belasteten Bahn posten in den Schnellzügen auszuschließen und auf weniger in Anspruch genommene Posten zu verweisen. Dazu sind bereits in den Jahren 1889 und 1890 an verschiedenen Orten Druck- sachenverteuungsstellen versuchsweise errichtet worden. Sie sollen jetzt wesentlich vermehrt werden, und es wird eine planmäßige Einrichtung solcher Verteilungsstellen beabsichtigt, denen aus schließlich die Verteilung der »nicht eiligen« Drucksachen über tragen werden soll. Die Postordnung trifft keinen Unterschied zwischen eiligen und nicht eiligen Drucksachen, und es bleibt lediglich der Beurteilung der Aufgabepostanstalten überlassen, welche Druck sachen als »nicht eilig« den Verteilungsstellen zuzuführen sind. Dadurch kommt es, daß vielfach wichtige Drucksachen erst mit erheblicher Verzögerung in die Hände des Adressaten gelangen. Die Klagen über die verspätete Zustellung von Drucksachen haben in letzter Zeit auffallend zugenommen. So erklärt u. a. ■eine Firma, daß sie die für Weihnachtseinkäufe bestimmten, in Berlin am 14. Dezember aufgelieferten Drucksachen erst am 26. Dezember erhalten habe. Die für die Drucksachen gemachten Aufwendungen waren daher von dem Versender zwecklos ge macht worden. Auch Jahresberichte von Aktiengesellschaften, die gleichzeitig die Einladung zur Generalversammlung enthielten, gingen wiederholt, obwohl sie gegen 14 Tage vor Anberaumung der Versammlung zur Auflieferung gekommen waren, erst nach der Sitzung der Firma zu. Beschwerden über diese Ver schleppungen hatten keinen Erfolg. Diese Mißstände beruhen darauf, daß die Scheidung von »eiligen« und »nicht eiligen« Drucksachen, wenn sich solche aus posttechnischen Gründen schon nicht umgehen läßt, nach dem Ermessen des Aufgabepostamts, nicht aber des Aufgebers ge troffen wird. Auch bedeutet die verschiedenartige Beförderung bei gleichem Portosatz eine Benachteiligung des Absenders der als »nicht eilig« angesehenen Drucksachen. Einen Ausgleich könnte nur eine Abstufung des Portos für Drucksachen schaffen, allerdings nicht etwa in der Weise, daß das Porto für die »eiligen« Drucksachen Erhöhung erführe, im Gegenteil müßte die Gebühr für die »nicht eiligen« Drucksachen herabgesetzt werden, etwa auf die Hälfte der jetzt geltenden Sätze. Dann würde der Absender im eigenen Interesse die »nicht eiligen« Drucksachen als solche durch die geringere Frankierung bezeichnen. Die dazu berufenen kaufmännischen und gewerblichen Körperschaften sollten Aenderung des heutigen unbefriedigenden Zustandes anstreben. Bis dahin empfiehlt es sich für die Auf geber dringender Drucksachen, durch entsprechenden Vermerk dem Aufgabepostamt anzuzeigen, daß die Drucksache »eilig« ist und als solche behandelt werden möge. nrk. In neuester Zeit erhalten wir Klagen von Beziehern in der Provinz darüber, daß sie unsere Sonntagsnummer nicht wie bisher Sonntag, sondern erst Montag früh erhalten. Auf ihre Beschwerde bei der Post wurde ihnen erwidert, daß nur eilige Drucksachen und Tageszeitungen mit dem Sonntags-Frühzug befördert werden könnten. Gegen diese Maßregel sollten sich die Bezieher bei ihrer Oberpost direktion beschweren mit Hinweis darauf, daß der recht zeitige Empfang der Fachzeitung ebenso wichtig wo nicht wichtiger ist als das pünktliche Eintreffen der Tageszeitung. Kündigung des Unfallverletzten In einer der größten Buchdruckereien von Leipzig geriet am 28. März, vormittags 1/211 Uhr, eine Hilfsarbeiterin mit einer Hand zwischen die Walzen des von ihr bedienten Kalanders. Am Nachmittag desselben Tages ging der Verunglückten folgendes Schreiben zu: »Teile Ihnen hierdurch mit, daß ich Ihre Stelle besetzt habe.« Am Nachmittag gleichen Tages passierte dem die Aufsicht führenden Hilfsarbeiter an derselben Maschine das gleiche Unglück. Zwei Finger mußten ihm im Krankenhause abgenommen werden. Noch am gleichen Nach mittag erschien ein Bote der Druckerei im Krankenhause und überbrachte dem Verunglückten seine Arbeitssachen mit einem Briefe folgenden Inhalts: »Telle Ihnen hierdurch mit, daß Ihre Stelle besetzt ist, den heutigen Tag-Lohn können Sie Freitag holen.« Diese Behandlung hat in Leipzig berechtigtes Aufsehen hervorgerufen, und nicht nur die Hilfsarbeiter, sondern auch die organisierten Buchdrucker der Druckerei haben dazu Stellung genommen. Ein Abteilungsvorsteher deckt die Kündigungen mit seinem Namen; daß er im Sinne der Druckerei gehandelt hat, ist schwerlich anzunehmen. Anders verfuhren zwei andere Leipziger Druckereien mit den dort vor einiger Zeit durch Unfall um einen Arm ge kommenen Maschinenmeistern. Den Verunglückten soll nach völliger Heilung solche Beschäftigung angewiesen werden, die sie mit einem Arm ausführen können. satundn Berliner Faktoren-Verein. Am 11. April fand die diesj hrige ordentliche Generalversammlung im Berliner Buchgewerbesaal statt. Der Geschäftsbericht des Vorstandes stellte erfreuliche Zunahme der Mitgliederzahl fest, sodaß dem Verein jetzt 290 Mitglieder angehören. Es konnten 9340 M. an die Bundes kasse abgeführt werden, und am Jahresschluß blieb ein Bestand von 504 M. Ein lebhafter Meinungsaustausch entwickelte sich über die Frage, ob es im Interesse des Berliner Faktoren-Verelns liege, daß dessen Leitung in denselben Händen liege wie die des Deutschen Faktoren-Bundes. Der von Herrn Schaffer ge stellte Antrag, eine Trennung dieser Aemter vorzunehmen, um dadurch eine Förderung der Interessen des Berliner Vereins herbeizuführen, wurde von verschiedenen Seiten unterstützt, von anderen ebenso energisch bekämpft. Das Ergebnis der durch Stimmzettel vollzogenen Neuwahl des Vorstandes zeigte, daß die Mehrheit sich für die beantragte Trennung erklärte, denn es wurden gewählt die Herren Schaffer als Vorsitzender, Wieck als dessen Stellvertreter, Remmler als erster, Eisemann als zweiter Schriftführer, Oehlke als Kassierer, Hagemann als dessen Stellvertreter, Sohr, Fiedler und Spatt als Beisitzer. Die Kreis versammlung des Kreises VIII findet am Sonntag, 26. April, im Berliner Buchgewerbesaal statt. Büchertisch Das moderne Bureau von Henry Goldman, Verlag der Arithstyle Kommanditgesellschajt Henry Goldman & Co. in Berlin W 8, Leipzigerstr. 112. Das 2. Heft dieser von uns in Nr. 91 von 1907 besprochenen zweisprachigen Vierteljahrsschrift ist erschienen und enthält wieder eine Anzahl lesenswerter Beiträge, meist aus der Feder des Herausgebers. Julius Post steuerte einen wertvollen Auf satz über »Kopierpressen und Kopiermaschinen« bei. Der deutsche Teil überwiegt den englischen bedeutend. Die Auf sätze betreffen Rechenmaschinen, Zinsenberechnung, Schreib maschinen, Anzeigen, Auskunftswesen u. a. m. Der Bureau- Bedarfs-Ausstellung 1908 in Berlin wird das Wort geredet. Deutsche Kunst und Dekoration. April-Heft 1908. Verlag von Alexander Koch in Darmstadt. Preis des April-Heftes 2 M. 50 Pf. Bezug vierteljährlich 6 M. Eine Künstlergruppe, die ihre Kraft seit kurzem der Heran bildung werktätiger Kunsthandwerker gewidmet hat, ist mit sehr beachtenswerten Arbeiten vertreten. Sie besteht aus den im vorigen Jahre an die Hamburger Kunstgewerbeschule berufenen neuen Lehrern Czeschka, Luksch, Beckerath, Schmidt, Heller, Adler und Bossard. Schon ein Blick auf dieses Heft zeigt den gewaltigen Aufschwung, den das Kunstgewerbe und mit ihm die Kunstgewerbeschulen in Deutschland genommen. Frische Kraft und tüchtiges Können spricht aus jeder Arbeit; man fühlt, daß Pedanterie und Schulmeistertum bei solchen Lehrern nicht auf kommen können, daß In solchen Lehranstalten das Bestreben herrscht, die Seelenkräfte der Schüler zu wecken und jeden einzelnen, seiner Beanlagung gemäß zu tüchtiger, selbständiger Tätigkeit zu führen. Die Wiedergaben sind in jeder Beziehung trefflich. Etwa 90 meist ganzseitige Abbildungen geben einen Ueberblick über fast alle Gebiete modernen Kunstschaffens, wie Studien, Archi tekturen, Plastiken in Bronze, Stein, Terrakotta, Porzellan, Holz, Plakate, Buchausstattung, Innenräume, Einzelmöbel, Tafelgeräte, Goldschmiedearbeiten usw. Auch die Textbeiträge, die nicht direkt mit den Abbildungen in Beziehung stehen, bieten viel Belehrendes und Anregendes. Erwähnt seien: Gegen das Ornament, Tradition oder Fortschritt, künstlerische Begabung und künstlerische Erziehung, Goethe und die bildende Kunst, Porzellankunst. K. Der Scheckverkehr nach dem neuen Recht. Gemein verständlich dargestellt und erläutert von Philipp Helbing, Direktor der Württembergischen Landesbank in Stuttgart. Mit dem Wortlaut des Gesetzes vom 11. März 1908, einem Sachregister und mehreren Scheckformularien in Mappe. Muthscher Verlag in Stuttgart. Preis 1 M. Porto 10 Pf. Der Verfasser, Leiter eines großen Bankinstituts, hat das Hauptgewicht auf praktische Verwendbarkeit, auf klare, auch für Nichtjuristen verständliche Darstellung gelegt. An Hand der neuen Gesetzesbestimmungen führt das Buch in die Scheck praxis ein, schildert in anschaulicher Form, wie der Scheck verkehr sich abwickelt und dem Nutzen des Einzelnen, wie dem Wohle des Ganzen dient. Ein besonderer Abschnitt ist dem Postüberweisungs- und Postscheckverkehr gewidmet.