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Pulsnitzer Anzeiger — Ohorner Anzeiger Dtenhtag, den l. September 1936 Nr 204 — Seite 5 Die Deutsche Botschaft verlegt Von Madrid Amtlich wird mitgeteilt: Nachdem die Angehörigen der deutschen Kolonie in Madrid, deren Sicherheit durch die Entwicklung der dor tigen Zustände auf das schwerste bedroht war, während der letzten Wochen nach der Heimat zurnübcsvrdert wor den sind, ist nunmehr auch die deutsche Botschaft von Ma drid verlegt und bis auf weiteres in der Küstenstadt Alicante eingerichtet worden. Diese Maßnahme hat sich als notwendig erwiesen, da die Madrider Regierung trotz wiederholter dringender Vorstellungen des deutschen Ge schäftsträgcrs der Botschaft ausreichende» Schutz versagt hat. , Der Sender Burgos gibt bekannt, daß die Madrider Negierung die portugiesische Botschaft in Madrid gebeten habe, die Hauptstadt zu verlassen und sich nach Alicante zu begeben, da die Lage in Madrid zu unsicher werde. Humanisierung Ses Bürgerkriegs Die in Madrid beglaubigten diplomatischen Vertreter, die sich zur Zeit in St. Jean de Luz (Frankreich), nahe der spanischen Grenze aufhalten, haben den angekündigten Schritt zur Humanisierung des spanischen Bürgerkriegs unternommen. Auf Anregung des argentinischen und des italienischen Botschafters ist der Madrider Regierung eine Note übergeben worden, in der sich das Diplomatische Korps bereiterklärt, seine Vermitt lung anzubieten, um in beiden Lagern Maßnahmen und Vereinbarungen zu treffen, die — fern von jeder politi schen oder militärischen Einmischung — die Leiden der spanischen Zivilbevölkerung mildern könnten. Das Schrift stück ist unterzeichnet von den Vertretern Italiens, Eng lands, Frankreichs, Belgiens, der Tschechoslowakei, Hol lands, Norwegens, Finnlands und Schwedens. Die Ver einigten Staaten von Amerika und Japan haben sich dem Schritt nicht angeschlossen. Neuler hält trotz gegenteiliger Mitteilungen aus di plomatischen Kreisen die Nachricht aufrecht, daß in St. Jean de Luz Besprechungen mit dem Ziel der Herbei führung eines Waffenstillstandes im spanischen Bürgerkrieg im Gange sind. Scharfer Protest Amerikas Auf seiner Inspektionsreise durch das von der Dürre betroffene Gebiet erhielt Präsident Roosevelt in der Stadt Rapid in Süd-Dakota eine offizielle Mitteilung, daß der amerikanische Zerstörer „Kane" 38 Meilen von der spani schen Küste entfernt, von einem spanischen Flugzeug ange griffen worden sei. Das Flugzeug, dessen Beschriftung nicht festgestellt werden konnte, warf mehrere Bomben ab, ohne jedoch den Krenzer zu treffen. „Kane" erwiderte sofort das Feuer. Dem Flugzeug gelang es aber, zu ent kommen. Präsident Roosevelt veranlaßte das Staatsdeparte ment sofort, Protest bei der Negierung in Madrid und Burgos einzulegen. Washington droht In den amtlichen Kreisen in Washington ist man über die Beschießung des amerikanischen Zerstörers „Kane" durch ein spanisches Flugzeug stark verstimmt. Man bemüht sich zwar, die Angelegenheit als vereinzelten Zwischenfall und als Mißverständnis aufzufassen und hofft, daß sich derartige Angriffe nicht wiederholen werden. Andererseits ist man davon überzeugt, daß Roosevelt, der als begeisterter Ver ehrer der amerikanischen Kriegsflotte bekannt ist, falls bei der Bombardieruna eine Absicht feltaeltellt werden sollte. nach Alicante oder neue Angriff erfolgen würden, Milcht zögern wird, mit außerordentlich umfassenden Maßnahmen gegen Spanien vorzugehen. In Washington vermutet man, daß die Marxisten, em pört über die amerikanische Nichtbeachtung der Blockade und die amerikanischen Broteste bei der Madrider Regie rung, ihrer Mut durch die Bombardierung des amerikani schen Zerstörers Ausdruck geben wollten. Sollte sich diese Vermutung bestätigen, so würde die Lage hier als sehr ernst angesehen werden. Französischer pnefier in Andorra ermordet Ein französischer Priester war vor einigen Tagen mit einem Kraftomnibus in der Republik Andorra auf den Berg Euvalira gekommen, wo der Omnibus von einer Gruppe roter Miliz-Soldaten angehalten wurde. Die Marxisten prüften die Papiere der Reisenden und nahmen den Priester fest. Kaum hatte sich der Omnibus, der zurück fahren mußte, in Bewegung gesetzt, da wurde der Priester von den Roten erschossen. Der Führer des Wagens alar mierte sofort die französische Grenzpolizei, die eine Ab teilung Mobilgarde an den Tatort schickte. Die Roten hatten inzwischen den Leichnam des Priesters mit Benzin begossen und angezündet. Als die Mobilgarde erschien, flohen sic. Das Pariser Ncchtsblatt „Jour" schreibt hierzu, es handele sich in diesem Falle nicht nm einen „bedauerlichen Irrtum", vielmehr um einen mit Kaltblütigkeit began genen Mord, und zwar in einem Land, das durch fran zösische und spanische Gesetze regiert werde, und dessen Souveräne der Präsident der französischen Republik und der spanische Bischof von Urgel seien. Das Blatt fordert, daß die französische Regierung Wiedergutmachung ver lange und die Regierung von Barcelona eindringlich warne. Barbier unterschreibt Todeslisten Ueber die Schreckensherrschaft der Marxisten in Ma laga berichtet der Sonderkorrespondent des „Daily Te legraph" in Gibraltar. Dort würden viele Personen aus geringfügigsten Gründen erschossen, teilweise nur des halb, weil sie sich Rundfunksendungen des Senders von Sevilla angehört hätten. Die Todeslisten würden auf Grund einfacher Denunziationen bei den drei syndikalisti schen Zentralen zusammengestellt. Der wirkliche Herrscher von Malaga sei ein Barbier. Er sitze in Hemdsärmeln im Salon des Zivilgouvcr- ncurs, wo er die Denunziationen lese und von acht Uhr morgens bis spät abends die Todeslistcn unter zeichne. In einem Sonderbericht aus Valencia berichtet die „T i ni e s" über den in Madrid herrschenden roten Terror. Jeden Morgen könne man im Manzanares-Fluß die nack ten Leichen der Ermordeten sehen. Manche Erschossenen würden sogar am Tage mitten in der Stadt von fahren den Kraftwagen auf die Straße geschleudert. Die Mauern des Retiro in der Nähe des britischen Friedhofes und viele andere Plätze seien über und über mit Blut be spritzt. Krankenhäuser am Rande Madrids hätten sich so gar bei der Negierung beklagt, daß die Kranken infolge der Schreie der Opfer, die jede Nacht in den Vororten Madrids umgebracht werden, nicht schlafen könnten. Der Berichterstatter führt dann aus, wie einzelne angesehene Spanier ohne Gerichtsverhandlung von den Roten hinge metzelt worden seien. Maffenflucht aus Arun Ultimatum der Nationalisten (Bereits gestern kurz berichtet) General Mola, der Oberkommandierende der spanischen Nordfront der Nationalisten, hat an die rote Festung Jrun ein Ultimatum gerichtet, sich zu ergeben. Gleichzeitig wird von General Mola ein rücksichtsloses Bombardement der Stadt von Land und von See aus an- gckündigt. Das Bombardement soll von allen vor San Sebastian liegenden Kriegsschiffen der Militärgruppc aus sowie von allen Landbatterien und Bombenflugzeugen zu- »lcich cinsetzen. tWogenborg-Archiv.) Kartenskizze des nordspanischen Kampfgebietes. . Dem Ultimatum folgend, hat die Räumung Jruns Mrch die Zivilbevölkerung begonnen. Ueber 2500 Flücht- "Nge, meist Frauen, Kinder und alte Leute, haben noch in ^sr Nacht zum Montag die Stadt verlassen und sich über französische Grenze hinweg in Sicherheit begeben. Das och f,n Schein des Vollmondes an der internationalen Drücke abrollende Bild war denkbar traurig. Frauen und Adder kamen in endlosem Zuge, von Greisen begleitet. waffenfähigen Männer bleiben in Jrun, zum äußersten Widerstand gegen die Nationalisten entschlossen. Frauen schleppten Matratzen und Betten für ihre Kinder, die mit- ans dem Schlaf gerissen, größtenteils in ihren Nacbt- I Hemdchen gegen die Kühle der Nacht notdürftig mit Decken geschützt, sich weinend an die Röcke ihrer Mütter klam merten. Französische Gendarmen leiteten die Flüchtlinge I zum Bahnhof von Hendaye, wo sie zunächst in einen Güter schuppen gebracht wurden, der notdürftig in aller Eile zu einem Massenqnartier hergerichtet worden ist. Nachdem die Räumung von Jrun beendet ist, werden nunmehr auch die Frauen und Kinder aus dem benachbarten Orr Fuenterrabia nach Hendaye in Sicherheit gebracht. Die Be hörden und die Bevölkerung von Hendaye nehmen sich in herzlichster Weise der Flüchtlinge an, die von der fran zösischen Grenzpolizei nach St. Jean de Luz und Bayonne weiterbefördert werden. Auffallend ist, daß unter den ausgcwanderten Frauen, Kindern und Greisen sich auch nicht ein Angehöriger der spanischen nichtmarxistischen Bevölkerung von Jrun befindet. Es scheint, daß die roten Machthaber alle Nichtmarxistcn zurückgehalten haben, um ihren Bestand an Geiseln, der schon seit vielen Wochen in den Kellern des Forts von Guadalupe schmachtet, noch um ein Bedeutendes zu er höhen. Nach glaubwürdigen Berichten wollen die Mar xisten sämtliche Geiseln — ihre Zahl hat inzwischen viele Hunderte erreicht — rücksichtslos ermorden, falls die nationalen Truppen Jrun beschießen. Vor i)en Toren von Toledo Der Nadiosender von La Eoruna meldet, daß die nationalistischen Truppen sich jetzt vor den Toren von Toledo befänden. In vier Tagen hätten diese Kolonnen l6 Maschinengewehre, 20 Kanonen, 800 Gewehre, 9 Mör ser, 36 Lastkraftwagen, 6 Motorräder, mehrere Sanitäts stationen und 400 000 Schuß Munition erbeutet und auf ihrem Vormarsch ein Bataillon und zwei Kompanien der roten Miliz vernichtet. Am Freitagmittag erschienen zum ersten Male natio nalistische Flugzeuge über Mallorca. Sie griffen die bei Casabona ankernden Kriegs- und Transportschiffe der Linksregierung an und zwangen sie zur Flucht. Die in San Sebastian erscheinende Zeitung „Freute Populär" berichtet, daß in Südspanien die Flugzeuge der roten Miliz mit de« Abzeichen der Nationa listen versehen worden seien und offene Städte und die Stellungen der Militärgruppc bombardiert hätten. Diese „Tarnung", so bemerkt das Blatt zynisch, habe den Erfolg der Angriffe wesentlich erleichtert. Noch würdiger und noch gewaltiger. Nürnberg ist gerüstet Von Willy Liebel, Oberbürgermeister der Stadt der Reichsparteilage. Noch erfüllt von dem großen Erlebnis und dem stolzen Geschehen der XI. Olympischen Spiele zu Berlin, diesem Meisterstück deutscher Organisationskunst und glanzvoller Festgestaltung, richten in diesen Tagen Millionen deutscher Menschen ihre Blicke erwartungsvoll nach dem Kraft zentrum nationalsozialistischen Tatwillens und sich immer wieder steigernder Gestaltungskraft, dem unerschöpflichen Quell neuen Wollens, Könnens und Handelns im Deutsch land Adolf Hitlers: dem Reichsparieitag der NSDAP, in der schönen alten Reichsstadt Nürnberg! In dem herrlichen, weihevollen und durch gar manche bedeutsamen Ereignisse im Laufe der Jahrhunderte ge weihten großen historischen Rathaussaal der Stadt Nürn berg hat der Führer zu Beginn des Reichsparteitages des Sieges im Jahre 1933 bestimmt, „daß die Reichsparteitage der NSDAP, jetzt und für immer in dieser Stadt statt finden sollen". Nürnberg ist sich seiner hohen Verpflich tungen bewußt und unaufhörlich bemüht, den gewaltigen, so ungeheuer eindrucksvollen, vom Führer nnd seinen Ge treuen zu geschichtlichen Ereignissen geformten Reichs parteitagen der NSDAP, einen würdigen Rahmen zu geben. In jedem Jahr glaubten wir, im Innersten er griffen und emporgerissen von dem gewaltigen Geschehen und seinem gigantischen Rahmen, das wäre nun der Höhe punkt gewesen, und größer und schöner, eindrucksvoller uud hinreißender könnten die Parteitage nun auch in späteren Fahren nicht mehr sein. Immer wieder aber wurden wir von neuem durch noch wuchtigere Gestaltung der einzelnen Großveranstaltungen und ihren sich in seiner Größe und Einmaligkeit stets steigernden Rahmen überrascht und gepackt. So wird es auch, das kann heute schon mit gutem Gewissen behauptet werden, in diesem Jahre wieder sein^ Die Hunderttausende tiefbeglückter, frohgestimmter und er wartungsvoller Nürnberg-Fahrer sehen unvergeß lichen Eindrücken entgegen, die jedem ein zelnen neue Kraft geben werden, sich selbst in fei nen Leistungen im Dienste der nationalsozialistischen Be wegung im kommenden Jahre noch zu übertreffen und un ablässig mitzuhelfen an dem ungeheuren Aufbauwerk des nationalsozialistischen Deutschlands! Aber auch den vielen Millionen deutscher Volksgenos sen und Volksgenossinnen, die das große Geschehen durch Presse und Rundfunk miterleben werden und dabei vor sich das schöne alte Nürnberg mit seinen Gassen und Win keln, seinen Mauern und Türmen, seinen Domen und sei ner in alter Pracht neuerstandenen Kaiserburg empor steigen sehen, sei heute schon verraten, daß auch dieses alte Nürnberg in diesem letzten Jahre noch schöner ge worden ist. Am Bahnhofplatz werden die erstaunten Besucher ein in unglaublich kurzer Zeit emporgewachsenes, großzügig gestaltetes mächtiges Hotelgebäude finden, das als „Gästehaus desFührers" neben dem Grandhotel am Königstor erstanden ist. Der historische „Deutsche Hof", das Hotel des Führers in Nürnberg, ist durch einen An bau bzw. eine gänzliche Umgestaltung des anschließenden früheren großen Bürogebäudes vergrößert worden, das sich nunmehr als monumentaler, eindrucksvoller Bau mit einem Balkon vor den Räumen des Führers dem über raschten Beschauer darbietet. Der gegenüberliegende Teil der alten Stadtbefestigungen ist ebenfalls vollkommen ver ändert und in seiner ursprünglichen einzigartigen Schön heit wiedererstanden. Die früher dort befindlichen Ein bauten und Schuppen mit ihren häßlichen Dächern sind ver schwunden, und an ihrer Stelle ist der alte Wehrgang aus der Mauerkrone wiederhergestellt worden. So hat sich zwar auch das alte Nürnberg nach mancher Richtung hin ver ändert, die gewaltigsten Ueberraschungen aber bringt der inzwischen weiter fortgeschrittene großzügige Ausbau des Parteitaggeländes! Die Tribünen der in der Hauptsache bereits im ver gangenen Jahre fertiggestellten historischen Luitpold aren a sind durch Anbauten aus Mnschelkalkstein ergänzt worden. Die L u i 1 p o l d h a l l e, in der bis zur Fertig stellung der riesigen Kongreßhalle der Partcikongreß statt findet, wurde von zahlreichen Anbauten befrist. In der Halle selbst wurde eine neue Niesenorgel — die größte Europas! — von vollendeter Klangwirkung eingebaut. Die in nächster Nähe gelegene, zur Zeit Wohl größte Baustelle Deutschlands dient der schon im dritten Jahr der nationalsozialistischen Revolution in Angriff genom menen Errichtung des K o n g r e ß b a u e s. Die umfang reichen Vorarbeiten hierfür haben das Gelände am Dutzendteich sowie diesen selbst bereits gänzlich verändert. Tag und Nacht dröhnen dort seit Monaten die Dampf rammen, die den Untergrund für die Aufnahme der Fun damente des künftiger, gigantischen Riesenbaues vor bereiten. Wohl die größte, ja, fast unvorstellbar!' Leistung wurde seit den, letzten Reichsparteitag auf der Zeppe lin w i e s e vollbracht, für die im Lause dieses Jahres in 34 Steinbrüchen im ganzen Reich über ll 0v!> Kubikmeter Jurakalkstein gebrochen und verarbeitet wurden. 34 Türme umsäumen die gegenüber dem Vorjahr aus das doppelte erhöhten Auschauerwälle auf drei Seiten, während auf der vierten Seite die Haupt- Ehrentribüne zu einer Höhe von 23 Meter emporgewachsen und in ihrer ganzen Länge — 370 Meter! — von einer Pfeilerhalle von unerhörter Wucht und Schönheit gekrönt ist! Die Lagergelände wurden nach allen Richtun gen mit breiten Straßen und in großem Umfang mit Ver sorgungsleitungen für Wasser und Strom, mit Entwässe rungskanälen und allen erforderlichen sanitären Einrich tungen, mit einer Feuermeldeanlage und mit Löschpfostcn versehen. So ist das Reichsparteitaggelände seit 1 935 ge waltig gewachsen. Es erreicht zur Zeit eine Länge von 8 Kilometer und eine Breite von 3^ Kilometer. Der größte Teil des mit wenig wert vollen Kiefern bestan enen Geländes wird vollständig um- gestaltet. Dir Landschaftsgestalter sind am Werk, Bäche wurden verlegt, zahlreiche Bäume gefällt oder versetzt, neue Anpflanzungen geschaffen und insbesondere schon an vieler Stellen Etchenpflanzungen angelegt.