Suche löschen...
Pulsnitzer Anzeiger : 11.07.1936
- Erscheinungsdatum
- 1936-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840937181-193607117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840937181-19360711
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840937181-19360711
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Anzeiger
-
Jahr
1936
-
Monat
1936-07
- Tag 1936-07-11
-
Monat
1936-07
-
Jahr
1936
- Links
-
Downloads
- Einzelseite herunterladen (PDF)
- Ganzes Werk herunterladen (PDF)
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Pulsnitzer Anzeiger Nr. 160 — Seite 4 tt SssderMe ms Sachse« z« dea vtzamyche« Spielen Um möglichst vielen Arbeitskameraden Gelegenheit zu geben, die Olympischen Spiele 1936 in Berlin zu besuchen, sind, wie bereits gemeldet, von der NS-Gememschaft,Kraft durch Freude" vierzehn Sonderzüge «»gesetzt worden, zu denen 15 OVO Eintrittskarten für Wettkämpfe beschafft wer den konnten. Anmeldung und Kartenverkauf erfolgen auf allen Kreis dienststellen der NS-Gemeinschost „Kraft durch Freude". Die Züge fahren ab Dresden am 4., 8., 9. und 10. August, ab Leipzig am 8., 7., 8.. 9. und 10. August und ab Chemnitz am 5., 7., 8., 9. und 11. August. Für die Fahrt vom Wohn ort zum Abgangsbahnhof dieser Zuge werden von der Reichs bahn gegen Vorzeigung der Sonderzugskarte 75 v. H. Er mäßigung gewährt. Len sächsischen Arbeitskameraden stehen fast 4000 Eintrittskarten für die Polo-Wettkämpfe zur Ver fügung. Es ist das erste Mal, daß Polo bei de» Olympischen Wettbewerben in Erscheinung tritt. Die Wettkämpfe gelan gen vom 4. bis 8. August auf dem Aufmarschgelände des Reichssportfeldes zur Austragung. Polo ist ein Rasenball- ipiel zu Pferd«, das von zwei gleichstarken Mannschaften be stritten wird. Au Sachsens Handwettsmeister Gebt Euren Lehrlingen Freizeit für die Sommerlager! Zur gleichen Zeit, in der die ersten Sonderzüge Tau sende von sächsischen Hitler-Jungen und Pimpfen einer vipr- zehntägigsn Freizeit voll Freude und Frohsinn entgegon- bringen, richtet der Landeshandwerksmeister Sachsens, Nau mann, einen letzten Aufruf an seine K«meraden im Hand werk. um sie anzuhalten, ihren Lehrlikgen unbedingt Frei zeit zu gewähren. Gerade das Handwerk, das mehr ats andere Wirtschafts zweige auf die vollständige Gesundheit seiner in ihm listigen Menschen angewiesen kst, muß seinem Nachwuchs alles zu- tomme» lass«», was ihn zu körperlich und geistig höchster Leistungsfähigkeit heranbildet. So k»on die gewährte vier zehntägige Freizeit, die die DAF und die HI für alle Ju gendlichen unter 18 Jahren gewährt, nur de meiuzelnen Handwerksmeister wieder zuHutekommen. Der Landsshandwerksmeister bringt zum Ausdruck, daß er auch die bei d«n Meistern bestehenden Schwierigkeiten durchaus zu würdigen weiß. Gerade deshalb richte er aber den ernste» Ruf an seine Kameraden im Handwerek, «über all dort, wo dre Gewährung von Meizeit für die Sommer lager möglich und eine über den Urlaub gegebene Freizeit durch Leistung verdient ist, den jungen Arbeitskameraden die Möglichkeit zu geben, hn Sommerlager das große Er lebnis unserer heutig«, Jugend konnenzulernen. Wachstumrstand in Sachsen Im Juni hielt die vorwiegend kühle und niederschlags reiche Witterung des Nai an. bis gegen Mitte des Monats iein heiteres, trockenes und sommerlich warmes Wetter ein fetzte. Die Sa«ten haben sich meist günstig entwickelt. Die Wintergerste wird bereits gemäht. Winterrogen ist durch Kermtterregen vielfach gelagert worden, teilweise bereits vor der Blute, so bah er nicht immer gleichmäßig abblühte Die Blüte des Weizens ist gut verlaufen. Sommergerste und Hafer wäre» in der ersten Junihälfte infolge der kühlen Witterung in ihrer Entwicklung zurückgeblieben, haben sich über in dem folgenden warmen Wetter wieder erholt. Doch war in den letzten Tagen des Monats infolge der anhaltend trockenen Witterung wieder ein Stillstand in der Entwick lung des Hafers zu beobachten. Kartoffeln und Rüber haben sich infolge des kühlen Wetters in der ersten Monatshäjfte verhältnismäßig langsam entwickelt und beginnen seit Ende Juni unter der Trockenheit zu leiden. Futterpflanzen, Wie sen und Weiden, die sich zunächst günstig entwickelt hatten, sind in der zweiten Junihälfte infolge der Drockenh^U nur ungenügend nachgewachsey. Lie Heuernte ist unter günstigen Wetterverhältnissen größtenteils beendet worden; in den Ge birgslagen ist sie teilweise noch rückständig. Das Mähen der Wintergerste und des Rapses ist begonnen worden. Die Be arbeitung der Hackfrüchte ist noch im Gange, da das stark wachsende Unkraut viel Mühe bereitet. Das Verziehen der Rüben und Häufeln der Kartoffeln ist fast beendet. An Schäd lingen traten auf: Hamster, Feldmäuse, Engerlinge, Erd- paupen, Drahtwürmer, Erdflöhe, Larven der Rübe^- und Fritfliege und der Gartsnhaarmücke. Rost an Weizen, Schwarzbeinigkeit an Kartoffeln. Für Vas Land Sachsen wurden vom Statistischen Lan desamt folaen.de Durchschnittsquoten des Saatenstandes er rechnet (davei bezeichnet 1 einen söhr guten, 2 einen guten, 3 einen mittleren, 4 einen geringen und 5 einen sehr gerin gen Stand): Winterroaaey 2,4 (2,6); Sommerroggen 2,5 (2,8); Winterweizen 2,3 (2,6); Sommerweizen 2,4 (2,7); Win tergerste 2,3 (2,4); Sommergerste 2,4 (2,7); Hafer 2,6 (2,9); Erbsen aller Art (auch Peluschken) 2,4; Ackerbohnen (Sau- und Pferdebohnen) 2,5 (2,7); Wicken 3,1 (3,2)- Spätkart-of- fein 2,7 (2,8); Frühkartoffeln 2,6 (2,9); Zuckerrübso 2,6 (2,7); Futterrüben (Runkelrüben) 2,7 (2 9); Kohlrüben (Steckrüben, Wruken) 2,9 (3,5); Mohrrüben (für Futterzwecke) 2,8 (2,8); Raps 2,4 (2,5); Rübsen 2,6 (2,S); Klee («uch mit Beimischung von Gräsern) 2,3 (2,9>; Luzerns 2,3 (2,5); Wiesen (ohne Be° Wässerung sanlagen) 2,5 (2,8); Bewässerungswiesen (Riesel wiesen) 2Z (2H; Wetzweiden 2,4 (2,8). tzie eingeklammerten Zahlen beziehen sich auf Anfang Juni 1I35. Die Entwicklung der Reben ist als zusvisdenftellend zu bezeichnen. Als Schädlinge tret«» Heuwurm in mäßigem, Peronospera in geringem Umfang auf. Für den Wachstumsstand desGemüses sind folgende Noten errechnet: Weißkahl 2,2; Rotkohl 8,2; Wirsingkohl 2,2; Blumenkohl 2,1^ Kohlrabz 2Z; Grüne Pflückerbsen 2,0; Tt«n- genbohnen L7; Buschbohne« 2,8; Gurken 3,4; Tomaten 2^6; Spinat, Mangold 2,1; Salät 2,2; Rhabarber 2,1; Zwiebeln 2,2; Möhre», Karotten 2,2; Sellerie 2,-; Erdbseren 2,2. kein Dasser aus Stachelbeeren und Speiseeis Eine bei einem Bauer in Streume» b« Riesa bedienstete WirtschastsgHilfin trank nach de« Genuh von Kirschen, Stachel- uyd Johannisbeeren Wasser; das junge Mädchen mußte die Unsitte nach wenigen Stunde» mit demTod büßen. Da noch nicht genügend bekMntworde» sein dürste, wie gefährlich es ist, auf Speisers Wasser zu tkfnken, weisen wir auf einen bedauerliche» Vorfall hin, der sich in Haynau in Schlesien zutrüg. Als nach dem Genuß von Speiseeis ein fünfzehnjähriges Mädchen Wasser trank, wurde es bald dar auf von einem heftigen Unwohlsein befallen. Der Zustand verschlimmerte sich bedenklich, so daß das Mädchen ms Krankenhaus gebracht werden mußte; dort ist es, ohne das BewußHein wiedererlangt zu haben, gvfwrben. Starker Besuch der Ausstellung in Olbernhau Der Besuck der Olbernhauer Bild- und Schnitzanrstel- luna „Grenzlandschaff«»" v«rstärkte sich m den letzten Bögen so sehr, daß man einen «ußerordentlichen Enderfolg »r- warten kann. Am SonnaberA Und Sonntag w«ren gege» tausend Menschen noch Olbernhau gekommen, am Mittwoch «ltein über tausend. Die Besucher kommen aus ganz Sachse», aber auch Schleswig-Holsteiner und Württemberger KdF- Urlauber, die sich im Erzgebirge aufhalten, sind stark »er- treten; sie werden in erHr Linie dazu berufen sei» daß Wissen über däs Kunstschaffen des Grenzland« Sachsen in ave Saue Deutschlands verbreit«! zu helfen. wer ist zum Einsäuern grüner Gurken berechtigt? Mit dem 1. HE 1936 ist das durch die Anordnung Nr. 78'der Hauptvereinigung her Deutschen Garten- und Weinbauwirtschast verfügte Einsauerungsverbot außer Kraft getreten. In diessm.Zusammenhang wird darauf hingewie sen, daß ohne besondere Genehmigung zur geweOsmäßigen haltbaren Verarbeitung grüner Gurken nur berechtigt ist, wer diese Tätigkeit miNdestsns vom 1. Juli 1032 bis 30. Juni 1933 ausübte und Rese Tätigkeit danach nicht oder doch nur vorübergehend elnftellte;- auch das sogenannte „Heißein- legen" fällt unter dies« Bestimmung. Soweit diese gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind und eine entsprechende Meldung bisher nicht erfolgte, ist ^die Herstellung dem zuständigen Gatten- und Weinbauwirtschuftsverband unter Beifügung der das Herstelluugsrecht nachweilenden Unterlagen sofort anzuzeigen. Wird die Verarbeitung grüner Gurken vorge nommen, ohne daß dis vorstehenden Bestimmungen erfüllt werden, so ist mit der polizeMicheN Schließung des Veiriebss oder mit der Verhängung empfindlicher Ordnungsstrafen zu rechnen. Die Iuli-Son-erfchau in der Dresdner Reichsgartenschau Eine ShmphM« boa Färb«, D»st und Form Rvsenzeit in der Aeichsgartenschau! Draußen im Freiland da berauscht man sich schon seit Wochen an den duftenden farbenfrohen Rosenbeeten. Wie sich die RosenkinLer älterer und neuester Züchtung aber im geschlossenen Raum in ihrer ureigenen Bestimmung als Zimmerschmuck ausnehmen, das zeigt die Juli-Sonderschau, Lie am Donnerstag nachmittag in einer kurzen Feier in der Kuppelhalle des Steinpalastes ihrer Bestimmung übergeben wurde. Hier zeigen Lie welt bekannten sächsischen Rosenschulen und darüber hinaus auch namhafte Züchter anderer deutscher Gaue ihre mannigfachen Arten »er Königin Ler Blumen. Eine wahre Symphonie von Farbe, Duft und Form tut sich La vor einem auf, die nicht' in Worte einzufangen ist, dis erlebt sein will wie ein bel- rauschendes Musikstück oder ein entzückendes Gedicht. In allen Spielarten der Farbpalette hat hier Lie Meisterin Ratur gemalt, in Lunkelrot — um nur einige Beispiele zu nennen — bei der Etoile de Hollande, in zartem beige bei der Ophelia, in gelb bei der Rheingold. Sinnbetäubender Duft entströmt allen diesen Blütenwundern, die auf schlanken Stengeln ihre stolzen Köpfe über die Basen aus kostbarem Porzellan er heben. Erstaunlich die Vielgestaltigkeit der Form, die volle geschlossene Blüte der Heinrich Wendland, die winzigen Rös chen der Gloria Mundi und die zarten Blütenblätter der Rankenrosen. Dann ruht das Auge für einen Augenblick aus auf dem zartgrünen Schleier des Adiantum, um sich zusammen für die anderen Sommerblumen und -Pflanzen zur stillen Zwiesprache, Lie es halt mit Form, Farbe und Gestalt 8vn Edeldisteln, Flöcks, den gelben und weihen Sternen der Mar guerite«, den blumigen Pfingstrosen und den stolzen Gladiolen. Schleierkraut webt einen zarten Schleier um dieses tausend fache Blühen all der übrigen Sommerblumen, die noch um Lis Gunst des Beschauers werben. In einer anderen Halle sind es wieder Edslwicken, die über weihe Töpfe quellen, Topf pflanzen mit eigenartig schattierten Blättern und Gloxinien in strahlendem Weiß und sattem Blutrot, die das Auge ge fangennehmen. Dan» strömen noch einmal die Relken ihren herben Duft aus und gestreifte Sämlinge mMe» wie ein feines Spritzmuster an. Schließlich führen mannshohe Kakteen und kugelige stachelbewehrte Bälle mit winzigen Blüten in das Reich der Tvopsnflora. Diese Gemeinschaftsschau der Deut schen Kakteengesellschaft, hie übrigens auch eine feingestaltete Liebhabersammlung zeigt, wird einen wohlabgestellten De- gleitakkord für die Tagung der deutschen Kakteenfreunde am heutigen Sonnabend abgeben. In den Rahmen dieser blühen den und- duftenden Wunderwelt ist eine Schau von Früchten und Gemüsen des Reichsnährstandes eingebaut. Saftige dunkel rote Kirschen, die anbauwürdigften Sorten von Johannis-. Stachel» und Himbeeren, lassen einem das Wasser im Munde zulammenlaufen und frische Gemüse des Gartens, das im Ver folg der Erzeuaungsfchlacht erarbeitete einheitliche Rrichs- sortiment in Dohnen, Gurken und Spinat, stellen sich vor. — Vielgestaltig und reichhaltig ist also auch die Jiuli-Sonder- schau wieder, die 3. Sonderschau der Ausstellung, die bis zum morgigen Sonntag noch geöffnet sein wird. HöMchkeit gegen Kinanzbeamle Zu dem Verhältnis zwischen Steuerpflichtigen und Finanzbeamten hat die Wirtschastskammer für den Wirt- schaftsbezirk Schlesien in bemevkenSwerter Weise Stellung genommen: „In Kreisen von Neuerpflichtigen besteht bisweilen die Auffassung, Becuyten oder Angestellten der Reictzs- finanzverwaltung aiK Höflichkeit oder aus einem Gefühl der Gastfreundschaft heraus kleine Aufmerksamkeiten und Gefälligkeiten anbieten zu sollen, insbesoydere dann, wenn der Beamte oder Angestellte in dienstlichem Auftrage den SteuerpflrHtigen aufsucht und in seinen Räumen dienstlich tätig Wird. Wenn auch ein solches Verhalten des Steuer pflichtigen keineswegs auf irgendwelchen unlauteren Be weggründen berüht, so erscheint es doch zur Vermeidung falscher Auffassungen angebracht und deshalb amH den Steuerbeamten erwünscht, wenn derartige Gepfiogenheiten unterbleiben, um von vornherein die Beamten und An gestellten vor einem Zwiespalt zwischen Amtspflicht und Höflichkeit zu bewahren." Gedenktage für den 12. Juli. 1694: Eröffnung der Universität Halle. - 1806: ErrichMwz des Rheinbundes — 1868: Der Dichter Stefan George ni Büdesheim geb. (gcst. 1933». — 1874: Der Dichter Fritz Reuter in Eisenach gest. igtv. 181v>. — 1919: Aufhebung der Hunger blockade gegen Deutschland. — 1'933: Verkündigung der neuen evangelischen Kirchcnverfassuich. Drauffahrt um Kena Dornan von Franz Taver Mappus Urh«d«k-Il«ch»»lchutz: Drei ouellra-v«!»», »S»Ig»drüS ISez. vre«i>««> L7j „Hat nichts zu bedeuten, wir sind ja nicht in der Lloyd-Tyverne. übrigens, was treiben Sie hier? Ach so, ich kann es mir ja denken, das deutsche Kulturhaus, das Sie bauen sollen. Nun, nur keine Hast, damit Hut es noch gute Weile." „Wie, Sie wissen davon?" „Gott, was weiß ich nicht?" Hans staunte mit großen Augen. „Trotzdem, ich höre, daß die Sache gut steht. Die Interpellation im Parlament, die zweite gestern im Senat, da muß die Baugenehmigung doch bald kommen. Überdies ist ja auch das Telegramm des Staatssekretärs hier, das uns Hoffnungen macht." „Wenn Sie sich nur nicht tKüschen." Die blendenden Zähne in der Unterlippe, zog die Florescu ihre Restgerte durch die Luft, überraschend sprang sie gleich Darauf aus dem Sattel. „Eigentlich möchte ich jetzt ein Glas Milch trinken." Sie lockerte ihrem Pferd die Gurte und schlang den Trensenzügel um den Unterarm. „Wollen Sie mir n.scht Gesellschaft leisten? 'Die Meierei dort, keine zweihundert Schritte." „Mit Vergnügen, Madame." Aus dem Weg Zwischen den Weizenfeldern, die schon im Grün der Wmtersaat schimmerten, redete Hans belanglose Dinge. Er schilderte den Eindruck, den Heidestadt auf ihn ge macht hatte, er erwähnte die peinlichen Zustände im Grand Hotel, und er stellte befriedigt fest, wie vielfach Ke Gelegen heiten waren, sich abends zu vergnügen. „So bescheiden sind Sie? Ich meinerseits find» diese Prooinzbetriebe entsetzlich." „Komisch, daß Sie das sagen." „Weil ich selbst hinaehe? Ach, die paar Tage, die ich ab und zu hier bin, da hemt man eben mit den Wölfen, obwohl es meistens züm Sterben ist. Und gesetzt selbst den Fall, man begegnet einem Menschen, der nett ist und richtig tanzen kann, was hat man schon weiter davon? Nur öfter braucht m«n Mit ihm gesehen zu welken, Md gleich kommt man ins Gerede der Leute." „Mich würde das nicht stören, wenn ich an Ihrer Stelle wäre." „So, und mein guter Ruf?" Auf eigene Art schürzte d« Florescu die Lippen, so Hans nicht wußte, ob sie im Ernst oder im Scherz sprach. „Nim, wortwörtlich ist das auch nicht zu nehmen", laMe- sie dann girrend. „Immer handelt es sich ja darum, wer und wie der Betreffende ist, ob tatsächlich msin Ayp oder nur ungefähr, und danach richte ich mich später." » „Somit darf ich mir also einbilden —" „Nun aber still, keine Hilde mchrl" Die Florescu warf Hans die Zügel ksin. „Äa, halten Sie lieb« den Gaul. Ich will mal sehen, was in der Baracke hier los ist." Gar nicht zu veMch^n, das Frauenzimmer, dachte Hans, während er der schlanken Gestalt Michblickte, wie sie federnd über den Hof lief. Großartig gewachsen, die Langen Beine in den Breeches, das rassige Gesicht dazu, ihr fesselndes Ge haben obendrein, ja, vielleicht wäre das der gegebene Fall, um mit den Gedanken von Lena lvszukommen. Jedenfalls brachte ein kleines Abenteuer das Blut durcheinander, und das bedeutete schon y.twas, wenn man Ler gewissen Jammer» stimmung immer aufs neue verfiel. Also keine kindischen Be denken und frisch darauflvsl Die Florescu erschien wieder, von einer alten schwä bischen Bäuerin gefolgt. Die trug einen bauchigen Steinkrug und zwei Becher, öazu Weißbrot, Käse und Salz in der anderen Hand. Gleichzeitig trat ein barfüßiger Bursche aus der Stalltür nebenan. Gr griff dem Pferd in die Mähne, beklopfte den glänzenden Hals, schnalzte mit der Zunge und zog es am Zügel mit sich fort. „Tüchtig «breiben!" rief die Florescu ihm nach. Später schäme sie sich nach Hans um, doch der hatte sich schon abseits , gelagert, den Rücken gegen einen Strohschober gelehnt. „Famos, die Idee." Und platt warf sie sich npben ihn in das "junge Gras. „Ländlich, sittlich, ganz emverstanden, so gehört es sich hier." Während man dann aß und trank, schwatzte Hans durch einander, was ihm gerade in den Sinn kam. Unverwandt, blickte er die Florescu dabei an, immer mehr entzündet von dem Spiel, das sie an seiner Seite trieb. Sie schwang ein Beiä i» die Luft, daß der Lack ihrer Schaftstiefel blitzte, sie hantierte ungeniert mit dem Spiegelchen, Puderquüstchen und Lippenstift, sie nahm ihren Hut vom Kopf, lieh ihn um den Zeigefinger kreisen und lachte dazu. Aber plötzlich wurde sie ernst. „Schon aus mit der Vorstellung?" scherzte Hans. „Es fiel mir nur eben etwas «n." „Und zwar?" „Eigentlich müßte man Sie warnen, geschätzter He» Krüger." „Mich warnen? Da wäre ich neugierig, wovor. Oder meinen Sie, daß Jyre-N«he —" „Nicht di» Spur, ich bin ja ungefährlich. Aber die Gssell- schaft, in die Sie geraten sind, besonders dieser Martin Eckert, dem Sie sich mit Haut und Haaren verschrieben haben, ich will ja nichts jagen, doch eine Empfehlung ist sine sylche Gesellschaft nicht." „Ach so, dar dumme Zeug, das in der .Schwäbischen Wacht' steht? Ich Hötte wirklich nicht gedacht, daß Sie den Unsinn glauben, von L bis Z ist ja alles erlogen." „Ja, das hat mall wohl Ihnen erzählt." „ALssr, Madame, ein Geza Laskovics, der es bis heute nicht verwinde» kann, daß er bei der Wahl durchsiel, wie darf man da für bare Münze nehmen, was er seinen Gegnsrn au den Kopf wirft? Dazu noch feine Wut über das deutsche Kulturhaus, das nun endlich verwirklicht wird, sehr begreif lich unter solchen Umständen, daß er Eckert am liebsten iy einem Glas Wasser ertränken möchte." (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder